Jugendarbeit – Segen für die Ortsgemeinde?

Artikel von Jon Nielson
25. Februar 2015 — 4 Min Lesedauer

Vieles wurde schon über Jugendarbeit in der Gemeinde geschrieben und auch darüber, wie die Jugendarbeit die Beziehung zu Christus und zur Ortsgemeinde negativ beeinflussen kann. Es gibt viel berechtigte Kritik, einige Punkte habe ich in anderen Artikeln schon erwähnt. Jugendpastoren und -mitarbeiter müssen immer wieder dazu aufgerufen werden, sich auf einen fundierten, biblischen und evangeliumszentrierten Dienst zu besinnen. Das bewahrt sie davor, eine Jugendarbeit aufzubauen, die nur auf Spaß und Unterhaltung ausgerichtet ist und keine bleibende Frucht für das Reich Gottes bringen kann.

„Jugendstunden sind Zeiten, die Gott in kraftvoller Weise nutzen kann.“
 

Einige Gemeinden reagieren auf die Fehler in der Jugendarbeit, indem sie diese völlig auf Eis legen, mit dem Ziel, die jüngere Generation vollständig in das Gemeindeleben zu integrieren. So ein Schritt hat seine Berechtigung – wenn er funktioniert. Das Problem ist, dass dadurch eine sowohl für Jugendliche als auch für Jugendleiter wichtige Diensterfahrung wegfällt. Denn: Jugendstunden sind Zeiten, die Gott in kraftvoller Weise für die geistliche Entwicklung und das Wachstum der Beziehungen innerhalb der christlichen Gemeinschaft nutzen kann.

Die Balance halten

Die „Balance“ in der Jugendarbeit, zu der ich aufrufen will, besteht in einer guten Lösung zwischen einer „Unterhaltungsjugendarbeit“ (eine oberflächliche Jugendarbeit, die mehr auf Attraktivität als auf biblische Lehre ausgerichtet ist) und dem völligen Entfernen der Jugendarbeit aus dem Gemeindekontext (mit der Folge, dass es keine altersspezifische Gemeinschaft für biblischen Unterricht und Jüngerschaft in dieser Ortsgemeinde gibt). Zu oft steht bei der Suche nach einer Lösung dieses Problems die Frage im Vordergrund: Sollen wir eine Jugendarbeit in der Gemeinde einrichten? Die Frage, die ich zum Erreichen einer solchen Balance vorziehen würde, lautet: Trägt diese Jugendarbeit etwas zur Entwicklung lebenslanger Gemeindemitglieder, Diener und Ältester bei?

Ich habe in einem Jugendkontext gedient, in dem Jugendliche schon während ihrer Schulzeit Beziehungen zur gesamten Ortsgemeinde aufbauten. Später waren dieselben jungen Menschen als Studenten stark im Glauben und in ihrer Ortsgemeinde involviert. Viele von ihnen waren vorher Teil einer lebendigen Jugendarbeit gewesen, in der auch viel Spaß und Aktivitäten erlebt werden konnten. Aber sie hatten gleichzeitig Jugendpastoren erlebt, die daran arbeiteten, den Glauben der Jugendlichen zu stärken und diesen zu einem Glauben zu machen, der im Kontext einer biblischen und evangeliumszentrierten Ortsgemeinde ausgelebt, erbaut und gestärkt wurde. Wenn die Jugendpastoren Schüler und Studenten nicht in dieser Weise vorbereiten, verrichten sie nicht ihren Dienst.

Mit dieser Bewertungs-Matrix im Hinterkopf, möchte ich dir ein paar „diagnostische“ Fragen an die Hand geben. Ich möchte Pastoren und Älteste ermutigen, diese Fragen an die Mitarbeiter des Jugendkreises in ihrer Ortsgemeinde zu richten.

„Diagnostische“ Fragen für Jugendpastoren

Steht unsere Jugendarbeit in irgendeiner Weise in Konkurrenz zur gemeinsamen Anbetung im Gottesdienst?

Wir sollten darüber nachdenken, ob unser Ziel, relevant und altersgerecht zu predigen, Jugendliche davon abhält, sich Auslegungspredigten anzuhören. Diese „diagnostische“ Frage wird uns vielleicht auch dahin führen, unsere Wahl von Musik und Stil zu überdenken, sowohl im Kontext des Jugendkreises als auch im Kontext des Gottesdienstes.

Ermutigen die Jugendmitarbeiter Jugendliche dazu, Beziehungen zur älteren Generation aufzubauen?

Eine Aufgabe des Jugendpastors besteht natürlich im Vermitteln von Jüngerschaftsbeziehungen. Es kann deshalb manchmal sehr wertvoll sein, wenn ein (junger) Jugendpastor einen Schüler ermutigt, sich regelmäßig mit einem älteren Gemeindemitglied zu treffen, zum Gebet oder Bibelstudium oder zur Seelsorge und Beratung. Jugendpastoren sollten den Jugendlichen darin ein Beispiel sein, indem sie selbst den Kontakt zur älteren Generation suchen.

Unterstützt unsere Jugendarbeit die Arbeit gottesfürchtiger Eltern mit ihren Kindern oder stellt sie eher eine Konkurrenz dazu dar?

Ist es wirklich unser Anliegen, den evangeliumszentrierten Dienst der Eltern zu unterstützen oder versuchen wir, das spaßige Gegenstück zu bilden, weil die Jugendlichen sich über zu strenge Regeln und Disziplin zu Hause beschweren? Wir können diesen Teil unserer Arbeit verbessern, wenn wir die Kommunikation und den Kontakt zu den Eltern der Jugendlichen suchen und ihnen gegenüber Transparenz bewahren.

Werden die Jugendlichen dazu ermutigt, zwischen der Mitarbeit im Jugendkreis und dem Dienst in anderen Bereichen der Ortsgemeinde zu wählen?

Gerade in großen Gemeinden kann diese Frage sehr wichtig werden. Denn die Mitarbeit im Jugendkreis kann sehr aufzehrend sein. Jugendleiter sollten sich nicht nur im Jugendkreis, sondern auch im weiteren Kontext der Ortsgemeinde nach Möglichkeiten für die Jugendlichen umschauen, sich im Dienst einzubringen. Die Jugendlichen sollten hier nicht wählen müssen.

Behindert die Jugendarbeit in irgendeiner Weise die Vorbereitung junger Männer und Frauen auf ihren Dienst in der Ortsgemeinde als erwachsene Christen?

Das ist eine wichtige Frage, die wir uns ständig stellen sollten. Unsere Antworten darauf werden hoffentlich dazu führen, dass wir unsere Jugendarbeit immer wieder neu überdenken. Im Gebet sollten wir überlegen, wie unser Dienst etwas dazu beitragen kann, dass Jugendliche heranwachsen, die den Leib Christi lieben und ihm ihr Leben lang dienen wollen.

Lasst uns diese Fragen stellen, zur Ehre Gottes und zur Erbauung seiner Gemeinde.