Was ist ein Jünger?

Artikel von Anthony Carter
6. August 2018 — 5 Min Lesedauer

Die Bibel erinnert uns daran, dass die frühen Nachfolger Jesu Christi zuerst Christen genannt wurden, als das Zeugnis ihres Glaubens zu der Stadt Antiochia kam (Apg 11,25). Obwohl es wahrscheinlich zunächst ein abwertender Begriff war, übernahmen die Nachfolger Christi bald die Bezeichnung Christen, weil sie sich dadurch offen und unverhohlen mit Christus identifizierten. Aber wie wurden die frühen Nachfolger Christi genannt, bevor der Titel Christen sich durchsetzte? Sie wurden einfach „Jünger“ genannt. Jünger war die bevorzugte Bezeichnung für die Gläubigen. Aber was ist ein Jünger?

Kurz gesagt, ein Jünger ist ein Schüler. Ein Jünger ist jemand, der die Lehren und Praktiken eines anderen erlernt. Das griechische Wort für Jünger entspricht dem Wort „Schüler“ oder „Lernender“. Wenn man in den Künsten, der Wissenschaft oder im Sport vorankommen will, muss man sich dazu disziplinieren, zu lernen und den Prinzipien und Grundlagen der besten Lehrer auf diesem Gebiet zu folgen. So war und ist es bei den Jüngern Christi. Ein Jünger folgt Jesus.

Als Jesus seine ersten Jünger berief, sprach er die einfachen Worte: „Folgt mir nach“ (Mk 1,17; 2,14; Joh 1,43). Ein Jünger ist ein Nachfolger, jemand der einem Lehrer vertraut und ihm glaubt sowie den Worten und dem Beispiel dieses Lehrers folgt. Als Jünger  bezeichnet zu werden heißt also auch zwangsläufig, in einer Beziehung zu sein. Eine persönliche, lehrreiche und nachahmende Beziehung mit dem Lehrer. Folglich heißt ein Jünger Jesu Christi zu sein, in einer Beziehung mit Jesus zu sein – eben danach zu streben, wie Jesus zu sein. Mit anderen Worten, wir folgen Christus, um wie er zu sein (1Kor 11,1), weil wir als seine Jünger zu Christus gehören. Der Jünger Jesu hat gewisse Eigenschaften, die zu einer Beziehung mit Jesus passen.

Was aber  sind die Merkmale eines Jüngers Christi? Was sind die Eigenschaften derer, die Christus nachfolgen und seine Jünger genannt werden?

Ein Jünger hört auf Jesus

Niemand kann von sich behaupten, dass er der Jünger eines Lehrers ist, wenn er nicht bereit ist, auf diesen Lehrer zu hören. Die Welt ist voll von Lehrern, die um Zuhörer und Nachfolger buhlen. Auf Jesus zu hören ist das, was ein christlicher Jünger tut. Wenn Jesus redet, hört der Jünger zu. Der Jünger nimmt jedes Wort des Meisters auf, als ob dieses Wort Brot für die Hungrigen oder Wasser für die Durstigen wäre. Als Jesus seine Jünger auf dem Berg der Verklärung versammelte, sprach Gott der Vater vom Himmel mit einem klaren Befehl: „Dies ist mein geliebter Sohn …; auf ihn sollt ihr hören!“ (Mt 17,5). Du kannst kein Christ sein und nicht auf Jesus hören.

Ein Jünger lernt von Jesus

Auf Jesus zu hören ist nicht genug. Ein Jünger hört nicht zu und wendet sich dann ab, als ob die Worte des Lehrers keine Bedeutung hätten. Wenn Jesus seine Jünger beruft, ruft er sie auf, sowohl auf ihn zu hören als auch von ihm zu lernen. Wenn sie zu ihm kommen, sagt er: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen!“ (Mt 11,29). Ein Jünger ist ein Lernender, und die Wort Christi haben für ihn große Bedeutung. Als Jesus Christus in Johannes 6 die "Vergnügungsjünger" aussiebte, wendete er sich an die Zwölf und fragte: „Wollt ihr auch weggehen?“ Petrus, der für die anderen sprach, antwortete: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Christus bist, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Joh 6,68–69) Von Jesus zu lernen ist das größte Verlangen eines Jüngers. Es ist die Grundlage von allem, was er glaubt. Er nimmt die Worte seines Meisters freudig auf. Sie sind sein tägliches Brot. Er sinnt Tag und Nacht über sie nach (Ps 1,2).

Ein Jünger gehorcht Jesus

Niemand kann sich wirklich als einen Jünger Jesu bezeichnen, der nicht bereit ist, ihm voll und ganz zu gehorchen. Ein echter Jünger wird das, was er lernt, in die Praxis umsetzen wollen. Für den Jünger ist Gehorsam nicht optional. Jesus ist im Bezug auf den Gehorsams selbst das größte Vorbild. Die, die ihn am besten kennen, sind sich dessen am meisten bewusst. Als bei der Hochzeit von Kana der Wein ausging, trug Maria (die Mutter von Jesus) den Dienern des Hauses auf, Jesus zu finden und „zu tun, was er euch sagt“ (Joh 2,5). Das war ein großartiger Rat. Die Lehren des Meisters in die Praxis umzusetzen ist die Frucht wahrer Jüngerschaft. Jesus selbst erklärte, dass diejenigen, die ihn lieben, ihre Liebe für ihn beweisen, indem sie seine Gebote befolgen (Joh 14,21.23; 15,10).

Manche versuchen, eine Unterscheidung zu machen zwischen einem Jünger und einem Christen. Aber die Bibel macht diese Unterscheidung an keiner Stelle. Bevor sie Christen genannt wurden, wurden sie Jünger genannt. Ein Jünger Christi zu sein heißt, ein Christ zu sein. Ein Christ zu sein heißt, Christus zu vertrauen. Ein Christ zu sein heißt, auf Christus zu hören. Ein Christ zu sein heißt, von Christus zu lernen. Ein Christ zu sein heißt, Christus zu gehorchen. Demnach heißt ein Christ zu sein, ein Jünger zu sein. So war es am Anfang des Christentums. So ist es auch heute noch.