Die Vaterschaft Gottes

Artikel von R.C. Sproul
6. September 2018 — 2 Min Lesedauer
Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. (Joh 1,12–13)

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Fach Vergleichende Religionswissenschaft an den Universitäten in der westlichen Welt eingeführt. Die Fortschritte in der Technologie und dem Reisen hatten die Welt dramatisch „geschrumpft“, wodurch früher isolierte Religionen und Praktiken zur Interaktion gezwungen wurden. Folglich begannen die Menschen, die verschiedenen Religionen, die in ihrer Nachbarschaft auftauchten, zu studieren und zu vergleichen.

Während dieser Zeit versuchten Gelehrte, das Wesen aller Glaubenssysteme herauszufinden. Deutsche liberale Theologen waren besonders erpicht darauf, dieses Wesen oder die Substanz zu identifizieren, die alle Weltreligionen verbindet. Viele Denker sagten, dass alle Religionen letztendlich das gleiche Ziel verfolgten, und so fingen Professoren an, den gemeinsamen Nenner zu suchen. Adolf von Harnack, ein berühmter Professor für Kirchengeschichte, schrieb ein Buch, das die Gedanken dieser Zeit zum Ausdruck bringt. In Das Wesen des Christentums definierte von Harnack das Wesen des christlichen Glaubens in der allgemeinen Vaterschaft Gottes und der allgemeinen Bruderschaft der Menschen. Von Harnacks Hingabe zum theologischen Liberalismus, dem Humanismus und dem Heilsuniversalismus wird in diesem Buch deutlich, indem darin die Ausschließlichkeit von Christus geleugnet wird. Um der Schrift treu zu sein, bekräftigen wir, dass Gott der universelle Schöpfer von allen ist, denn alle Menschen sind von ihm gemacht (Apg 17,28). Aber er ist jedoch nur der Vater von denen, die an seinen eingeborenen Sohn glauben – den Herrn Jesus Christus. Das ist der Punkt von Johannes 1,12–13.

Gleichermaßen lehrt die Bibel nicht die universelle Bruderschaft des Menschen, sondern die universelle Nächstenschaft der Menschheit. Unsere Nächsten umfassen alle Menschen – Männer, Frauen, Christen, Nichtchristen, Afrikaner, Asiaten, Europäer usw. Wir müssen jeden mit Liebe und Respekt behandeln, nicht nur die Menschen in unserer Kirche (Lk 10,25–37). Gleichzeitig sind unsere Brüder und Schwestern nur diejenigen, die an Christus glauben. Etwas anderes auszusagen bedeutet, die einzigartige Identität der Kirche zu leugnen.

Wir müssen diesen Punkt bedenken auch wenn wir beten, da Jesus uns befiehlt „unser Vater“ zu beten (Mt 6,9). Jedes Mal, wenn wir diese Worte beten, implizieren wir, dass es andere gibt, die nicht seine Kinder sind und bekennen damit seine Ausschließlichkeit. Wir bekräftigen Gottes Einzigartigkeit und bekennen, dass Errettung in Jesus allein gefunden wird, wenn wir „unser Vater“ sagen.