Eine vom Evangelium bewegte Gastfreundschaft

Artikel von Ronnie Martin 
12. Dezember 2018 — 5 Min Lesedauer

Ganz ehrlich, das sollte doch nicht allzu schwer sein.

Doch für die große Mehrheit von „Kirchenfernen“ oder „Außenstehenden“, die durch unsere Kirchentüren kommen, machen wir es wirklich schwer. Ihr Status als „klare Außenstehende“ wird offensichtlich in dem Moment, in dem sie entweder von einem übermäßig begeisterten Team von merkwürdigen Cheerleadern zu dem schönsten Ort auf Erden eingeladen werden oder ein heiliger Haufen von Angsthasen beten, dass sie keinen Augenkontakt mit den Neuen aufnehmen müssen.

Der Grund, warum ich damit beginne, ist, weil das nun mal der Anfang des Weges von Ungläubigen ist, die in unsere Kirche kommen. Was können wir also tun, damit Außenstehende sich willkommen fühlen, ohne in unserer Gemeinde nur eine kalorienarme Häppchenplatte des Evangeliums mit ihren persönlichen Vorlieben angeboten zu bekommen? Mit anderen Worten, wie machen wir das Evangelium verständlich für Menschen, die wenig oder keine Berührungspunkte damit haben? Mein Vorschlag ist ganz einfach: Wir leben eine vom Evangelium bewegte Gastfreundschaft, um die Einladung zur Realität des Evangeliums auszuweiten.

Eine vom Evangelium bewegte Gastfreundschaft

Bequemlichkeit muss kein 14-Buchstaben-langes Schimpfwort in der Gemeinde sein. Der erste Gedanke, der wahrscheinlich einer Person durch den Kopf geht, wenn sie das Kirchengebäude betritt ist: „Werde ich mich hier wohl fühlen?“ Das ist eine gute Frage. Hier sind zwei einfache Wege, wie wir die vom Evangelium bewegte Gastfreundschaft in der Gemeinde zeigen können.

Sei freundlich. Viele Außenstehende werden nur sehr kleine Probleme mit Christen haben, die aufrichtig herzlich und freundlich sind. Es ist tragisch, wie viele Gemeinden gerade in diesem Bereich Schwierigkeiten haben. Mittlerweile habe ich begriffen, dass Freundlichkeit tatsächlich beigebracht werden muss.

In unserer Gemeinde haben wir einen Diakon für Gastfreundschaft namens Julian, der Leuten beibringt freundlich zu sein. Freundlichkeit sollte nie vorausgesetzt werden. Gemeindemitglieder sollten verstehen, dass die Liebe Gottes zu zeigen damit beginnt,ein ehrliches, gastfreundliches Interesse an den Leuten zu haben, die Gott in unser Leben bringt.

Sei hilfsbereit. Eine neue Gemeinde zu betreten kann verwirrend sein. Egal wie groß oder klein das Kirchengebäude ist, für einen Außenstehenden kann es sich beängstigend und überwältigend anfühlen. Teil davon freundlich zu sein bedeutet, Fragen zu beantworten, die Menschen haben werden, aber zögern zu stellen. Wenn ihr euch in Räumen trefft, in denen man sich nicht so leicht zurechtfindet, sollte man sicherstellen, dass die Leute wissen, wo sie hingehen müssen und dass ihr gerne bereit seid Fragen zu beantworten, die ihr noch nicht beantwortet habt. Ich weiß, dass es grundlegende Dinge sind, doch ich kann die Gemeinden gar nicht mehr zählen, in denen neue Leute sich so fühlen als hätten sie einen „Escape Room“ betreten.

Wenn wir einer Person freundlich, hilfreich und mit einer vom Evangelium bewegten Gastfreundschaft begegnen, bekommen sie eine unausgesprochene Einladung, die unbequeme Realität des Evangeliums zu hören.

Welche Arten gibt es, das zu tun? Hier sind drei. 

1. Nimm Außenstehende wahr. 

„Verhaltet euch weise gegenüber denen, die draußen sind, und kauft die Zeit aus “ (Kol 4,5).

Ob man es am Anfang, am Ende, oder zwischendurch macht, wichtig ist es doch, dass man denjenigen, die neu dazukommen und keine Nachfolger Jesu sind, mit Respekt begegnet. Statt exklusiv zu sein kommuniziert dies, dass Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen, Perspektiven und Weltanschauungen alle einen besonderen Platz in euren Reihen haben. Das ist eine Möglichkeit, mit gängigen Stereotypen zu brechen von Pastoren die Verlorene „runtermachen“. Wir können stattdessen wohlwollend von der Gnade Christi reden zu solchen, die noch außerhalb von ihr leben. 

2. Vermeide Insider-Sprache.

„Euer Wort sei allezeit in Gnade…“ (Kol 4,6)

 Ich will damit nicht sagen, dass wir Begriffe wie Sühneopfer, Rechtfertigung oder Heiligung vermeiden sollten – erkläre diese Begriffe gut, da sie die Gnade Christi kommunizieren. Was ich meine, ist, dass wir Insider-Sprache vermeiden sollten, die Leuten das Gefühl gibt, dass sie gerade einen exklusiven Club betreten haben, in dem geheime Passwörter und besondere Begrüßungsrituale Tagesordnung sind.

Wehre dich gegen Abkürzungen und kitschige Namen für Dienstbereiche und Veranstaltungen, die es unmöglich für jemanden machen, der das erste Mal am Sonntag dabei ist, zu verstehen, worum um alles in der Welt das Gespräch sich dreht.

3. Akzeptiere die Torheit.

„Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft“ (1Kor 1,18).

Paulus sagt uns, dass die Botschaft vom Kreuz töricht ist für die Unerretteten. Wenn das wahr ist, ist es eine Botschaft, die es nicht nötig hat verschönert zu werden. Man kann es auch nicht. Ja, sie ist klar und deutlich, doch muss sie von Personen weitergegeben werden, die nicht ihre überführende Art fürchten. Ein von Bequemlichkeit bewegtes Evangelium versagt darin, die erschreckende Unbequemlichkeit eines leidenden Christus zu vermitteln. Paulus sagt, dass man dies jedes Mal verstehen muss, wenn ein Prediger seinen Mund öffnet.

Es gibt keine Reihe von Tricks oder Kniffen, die sicherstellen, dass Außenstehende sich automatisch wohl fühlen in unserer Gemeinde, obwohl manche Gemeinden alberne und peinliche Dinge tun, nur um der Welt etwas zu verkaufen. Wir wissen, dass, wenn das Evangelium gastfreundlich gelebt und demütig gepredigt wird, der Geist gerne Menschen rettet, die auf dem Weg ins Verderben sind und sie in die bluterkaufte Gemeinschaft des Sohnes bringt.