Wo suchst du Zuflucht in schwierigen Zeiten?

Artikel von Christina Fox
19. Dezember 2018 — 7 Min Lesedauer

Viele von uns kennen das berühmte Kirchenlied von Martin Luther, Ein feste Burg ist unser Gott:

Ein feste Burg ist unser Gott,
ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Not,
die uns jetzt hat betroffen.
Der alt böse Feind mit Ernst
er`s jetzt meint;
groß Macht und viel List
sein grausam Rüstung ist,
auf Erd ist nicht seinsgleichen.

Gegründet auf Psalm 46 wird dieses Lied oft als Schlachthymne der Reformation erachtet. Zu einer Zeit, als die Protestanten für ihren Glauben ins Exil verbannt wurden, erinnerte sie dieses Lied an Gottes Souveränität über dem Bösen. Es erinnerte sie daran, dass Gott über alle Dinge herrscht und regiert, und dass keiner seine Ziele und Pläne aufhalten oder umstoßen kann.

In diesem Lied beschreibt Luther Gott als eine Burg. Psalm 46,8 sagt: „Der HERR der Heerscharen ist mit uns; der Gott Jakobs ist unsere sichere Burg!“ Viele antike Städte schützten sich gegen eindringende Mächte, indem sie Mauern um ihre Stadt bauten. Diese Mauern (oder Bollwerke) hielten die Feinde zurück und die Menschen konnten hinter ihnen Schutz suchen. Anders als die antiken Mauern – die irgendwann nach fortgesetzten Attacken nachgaben – ist unser Gott eine Burg, eine Zuflucht und ein Bollwerk, das nie versagt.

Eine falsche Zuflucht

Wenn wir gefragt würden, würden wir wahrscheinlich alle sagen, dass Gott unsere Burg ist. Er ist unsere Zuflucht. Und doch findet die echte Prüfung, worauf unser Vertrauen gegründet ist, dann statt, wenn wir unter Stress, in Anfechtungen oder vor sonstigen Herausforderungen in unserem Leben stehen. An wen oder was wenden wir uns, wenn das Leben schwer ist, außer Kontrolle oder ungewiss? Wo ist unsere wirkliche oder funktionale Zuflucht? Was ist die Sache, die Person oder der Umstand, an die wir uns wenden für Leben, Hoffnung und Rettung?

Im Buch Jesaja warnte der Prophet Gottes Volk davor, dass wegen ihrer wiederholten Sünde und des Götzendienstes das Gericht kommen würde. Sie würden die Konsequenzen davontragen, Gottes Bund gebrochen zu haben. Zu gegebener Zeit bedrohte die assyrische Armee Juda und Jerusalem. Ihre Bollwerke wurden auf die Probe gestellt. In ihrer Angst vor Gefangennahme wandten sie sich an Ägypten in der Hoffnung, dass der Pharao und seine Armeen sie beschützen würden. Sie wandten sich an Ägypten für Zuflucht und Rettung.

Wehe den widerspenstigen Kindern, spricht der HERR, welche Pläne ausführen, die nicht von mir stammen, und Bündnisse abschließen ohne meinen Geist, und so Sünde auf Sünde häufen, die sich aufmachen, um nach Ägypten zu ziehen - aber mich fragen sie nicht um Rat - um sich unter den Schutz des Pharao zu flüchten und Zuflucht zu suchen im Schatten Ägyptens! Aber der Schutz des Pharao wird euch zur Schande werden und die Zuflucht unter dem Schatten Ägyptens zur Schmach. (Jes 30,1–3)

Als sich Gottes Volk an Ägypten für Hoffnung wandte, wandten sie sich an eine falsche Zuflucht, einen Götzen, einen falschen Gott. Martin Luther schrieb, dass ein Götze, ein falscher Gott, etwas ist, „von dem wir alles Gute erwarten und bei dem wir in aller Bedrängnis Zuflucht suchen“ (Martin Luther, Kleiner und Großer Katechismus). Ein Götze ist das, worauf wir unser Vertrauen setzen. Er ist unsere Zuflucht, an die wir uns wenden für Hilfe und Hoffnung. Oft offenbaren schwierige Zeiten in unserem Leben diese falschen Zuflüchte.

Wie kann eine falsche Zuflucht aussehen?

  • Wenn das Leben stressig ist und wir uns mit Essen, Alkohol oder Netflix trösten, werden diese Dinge zu unserer Zuflucht.
  • Wenn angstmachende Umstände in unser Leben treten und die Zukunft ungewiss erscheint, tun wir alles Mögliche, um die Dinge unter Kontrolle zu halten. Unsere Methoden, Strategien, Listen und Pläne werden zu unserer Zuflucht. Wir setzen unsere Hoffnung in diese Dinge, um unser Leben funktionieren zu lassen.
  • Wenn wir Dornen und Disteln in unserer Arbeit oder im christlichen Dienst begegnen, wenn unsere Anstrengungen und Pläne versagen und wir uns im Mark erschüttert fühlen, verloren und ankerlos, kann das bedeuten, dass wir Sinn, Identität und Wert in unserem Erfolg suchen.
  • Wenn wir Widerständen gegen unsere Hoffnungen und Träume begegnen und denken: „Wenn nur … passieren würde, dann wäre das Leben glücklich und vollkommen“, haben wir uns an einen Götzen gewandt, um uns zu geben, was nur Gott uns geben kann.

Prüfe dein Herz

In seinem Katechismus schrieb Luther, dass das erste Gebot lehrt, dass wir Gott allein vertrauen sollen. Wenn wir auf irgendetwas anderes vertrauen, beten wir einen falschen Gott an. Luther ermutigt uns, zu prüfen, wem oder was wir vertrauen: „Befrage und prüfe dein Herz sorgfältig, und du wirst herausfinden, ob es Gott allein anhängt oder nicht. Wenn du ein Herz hast, das von ihm nichts Anderes als Gutes erwartet, besonders in Mangel und Nöten, und das darüber hinaus allem entsagt, was nicht Gott ist, dann hast du den einzig wahren Gott. Wenn es dagegen etwas Anderem anhängt, von dem es mehr an Gutem und Hilfe erwartet als von Gott, und keine Zuflucht in ihm sucht, sondern in Bedrängnis von ihm flieht, dann hast du einen Götzen, einen anderen Gott“ (Martin Luther, Kleiner und Großer Katechismus).

Wir müssen uns fragen, wohin wir uns wenden für Zuflucht? Wenn wir Herausforderungen und Anfechtungen erfahren, müssen wir untersuchen, wie wir darauf reagieren. Rennen wir auf Gott zu oder von ihm weg? Suchen wir Hilfe und Hoffnung in anderen Menschen, Umständen oder Dingen? Woran hängen wir uns in der Hoffnung, dass es unser Leben besser, sicherer, erfüllter oder glücklicher macht?

Unsere Herzen neigen dazu, Götzen zu produzieren. Wir können sogar gute Dinge zu falschen Zuflüchten machen. Es ist wichtig, dass wir regelmäßig unser Herz prüfen und es untersuchen, damit wir die Dinge erkennen, die wir getrennt von Gott zu unserer Zuflucht machen. Während wir das tun, sollten wir von diesen Götzen umkehren und Vergebung empfangen durch die Kraft des Evangeliums – die Wahrheit von dem, was Jesus für uns in seinem Leben, Tod und seiner Auferstehung getan hat. Dann müssen wir uns von diesen falschen Götzen abwenden und zu unserer einzig wahren Zuflucht zurückkehren.

Suche Gott als deine einzig wahre Zuflucht

Als eine Allianz mit Ägypten scheiterte und die Assyrer wieder an die Tür schlugen, wandte sich der König Hiskia an Gott, die einzig wahre Zuflucht, und betete:

O HERR der Heerscharen, du Gott Israels, der du über den Cherubim thronst, du allein bist Gott über alle Königreiche der Erde! Du hast den Himmel und die Erde gemacht. HERR, neige dein Ohr und höre! Tue deine Augen auf, o HERR, und sieh! Ja, höre alle Worte Sanheribs, der hierher gesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen! Es ist wahr, HERR, die Könige von Assyrien haben alle Länder der Heidenvölker und ihr Gebiet verwüstet, und sie haben ihre Götter ins Feuer geworfen; denn sie waren keine Götter, sondern Werke von Menschenhand, Holz und Stein, und so konnten sie sie vernichten. Nun aber, HERR, unser Gott, errette uns aus seiner Hand, damit alle Königreiche der Erde erkennen, dass du der HERR bist, du allein! (Jes 37,16–20)

Gott erhörte Hiskias Gebet und erlöste sein Volk von den Assyrern. Er wurde zu ihrer Zuflucht und besiegte ihre Feinde.

Ägypten versagte darin, Gottes Volk zu retten. So ist es mit jedem falschen Gott. Irgendwann werden sie ihre Unbrauchbarkeit offenbaren; sie werden uns hängen lassen. Sie können uns nicht das Leben, die Hoffnung und den Sinn geben, nach dem wir uns sehnen. Das Leben wird in Christus allein gefunden.

Wenn unser Leben schwer ist und Anfechtungen auf uns einströmen, wenn der Druck überwältigend ist, wenn wir ängstlich oder verzweifelt sind, müssen wir unsere Zuflucht in Gott finden. Er ist ein Bollwerk, das niemals versagt.