Überlass Gott deine Rache

Andacht von John Piper – gelesen von Robin Dammer
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„Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn [Gottes]; denn es steht geschrieben: ‚Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr‘.“ (Röm 12,19)

Warum ist diese Verheißung so wichtig? Warum hilft sie uns, unseren Hang zu Bitterkeit und Rache zu überwinden? Es liegt daran, dass diese Verheißung darauf eingeht, was hinter unserem Zorn steht und was ihn mit am meisten motiviert. Und diese Motivation ist nicht komplett falsch.

In vielen Fällen hat man uns wirklich Unrecht getan. Darum ist es nicht völlig falsch, dass wir Gerechtigkeit wollen. Wo wir allerdings falsch liegen, ist, wenn wir selbst für Gerechtigkeit sorgen wollen und wenn sich Bitterkeit einschleicht, bis wir sie endlich bekommen. Das ist ein tödlicher Fehler.

Während meines Theologiestudiums waren meine Frau Noël und ich in einer Kleingruppe für Paare. Wir haben uns in dieser Gruppe zunehmend über ziemlich persönliche Fragen ausgetauscht. An einem Abend ging es um Vergebung und Zorn. Eine der jungen Frauen sagte, dass sie ihrer Mutter nicht vergeben kann, noch vergeben will, was sie ihr in ihrer Kindheit angetan hat.

Wir haben dann gemeinsam einige biblische Gebote und Warnungen angeschaut, was es heißt, wenn wir nicht vergeben.

  • „Seid aber gegeneinander freundlich und barmherzig und vergebt einander, gleichwie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“ (Eph 4,32)
  • „Wenn ihr aber den Menschen [...] nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.“ (Mt 6,15)

Sie ließ sich nicht umstimmen. Also habe ich sie gewarnt, dass sie dabei war ihre Seele zu gefährden, wenn sie an dieser unnachgiebigen Bitterkeit festhielt. Doch sie blieb dabei. Sie konnte und wollte ihrer Mutter nicht vergeben.

Römer 12 verheißt uns hier die Gnade von Gottes Gericht. Sein Gericht kann uns helfen, diesen tödlichen Geist der Rache und der Bitterkeit zu überwinden.

Paulus argumentiert so: Wir können Gewissheit haben, dass Gott sich um jedes Unrecht kümmern wird. Wir können es Gott überlassen, für Gerechtigkeit zu sorgen. Denn die Rache gehört ihm, nicht uns. Gott will uns dazu bewegen, unseren Wunsch nach Vergeltung abzugeben. Darum verspricht er uns: „Ich will vergelten, spricht der Herr.“

Gott wird unsere offenen Rechnungen begleichen. Er wird für Gerechtigkeit sorgen. Diese Verheißung befreit uns vom Geist der Unversöhnlichkeit, der Bitterkeit und der Rache. Gott wird gerechter und barmherziger und gründlicher handeln, als wir es je könnten. Er lässt keine Sünde ungestraft. Er lässt niemandem etwas durchgehen. Entweder bestraft Gott die Sünde am Kreuz, wo Christus für alle gestorben ist, die umkehren und ihm vertrauen. Oder er bestraft die Sünde in der Hölle, wenn Menschen nicht zu Christus umkehren und ihm vertrauen. Darum können wir das Unrecht, das wir erfahren, abgeben und Gott den Raum geben, damit er sein vollkommenes Werk tut.