Deine Gemeinde ist aus der Zukunft
Diesen Sonntag, als wir uns zum Gottesdienst versammelten, kam ein Mitglied unserer Gemeinde auf mich zu und fragte, ob die Gemeinde für seinen Freund beten könne, dessen Sohn bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Er war 21 Jahre alt.
Ich bat Gott, seiner Familie übernatürlichen Trost und Frieden zu schenken. Als ich das tat, wurde mir bewusst, wie oft wir beten: Herr, schenke Frieden. Schenke Frieden denen, die von Unwettern betroffen sind, die Opfer von sexuellem Missbrauch und Gewalt sind, den Armen und Verletzlichen, denen, die die Last der Ungerechtigkeit tragen.
Unter der Last der Tragödie betete ich: „Wie lange noch, Herr?“, was zu dem Ausruf führte: „Maranatha. Komm, Herr Jesus. Bring mit dir die Fülle deines Reiches, unsere Hoffnung.“ Trauer führte zu Klage; Klage zu eschatologischer Hoffnung.
Doch während wir beteten, geschah noch etwas anderes. Mir wurde bewusst, dass diese Gemeinde, die sich in Solidarität zum Gebet traf, ein kleiner Vorgeschmack auf den kommenden Trost ist. Die Ortsgemeinde ist ein flüchtiger Ausblick auf die zukünftige Hoffnung. Sie ist zutiefst eschatologisch und das ist eine gute Nachricht.
Die Gemeinde ist eschatologisch
In Offenbarung 21 sieht Johannes die Stadt Gottes, wie sie vom Himmel zur Erde herabsteigt und beschreibt sie als eine „für ihren Mann geschmückte Braut“. Diese Stadt ist die Braut Christi, die Vollendung des Heilsplanes Gottes. Die eschatologische Vision von Johannes, voller Hoffnung und Staunen, konzentriert sich auf Jesus, erreicht aber ihren Höhepunkt in der Offenbarung seiner Gemeinde. Die Gemeinde ist die Stadt der Zukunft.
Ortsgemeinden sind demnach eschatologische Gemeinschaften – kleine, verstreute Vorgeschmäcker auf die Zukunft. Sie beruhen auf einer zukünftigen Hoffnung, arbeiten auf ein zukünftiges Ziel hin und geben eine Vorschau auf eine zukünftige Wirklichkeit.
„Wenn wir Gemeinden gründen, bringen wir einen Vorgeschmack auf die Zukunft in eine Welt, die in der Sünde gefangen ist.“
Gemeindegründung ist demnach eine zutiefst eschatologische Aufgabe. Wenn wir Gemeinden gründen, bringen wir einen Vorgeschmack auf die Zukunft in eine Welt, die in der Sünde gefangen ist. Her sind zwei Wege, wie eine Gemeinde eine Vision der Zukunft ist.
1. Eschatologische Vision von Familie
Ich erinnere meine Gemeinde regelmäßig daran, dass wir nicht wie eine Familie sind; wir sind eine Familie. Wir sind Brüder und Schwestern, vom Vater adoptiert durch das Blut des Sohnes (Eph 1,5) und versiegelt durch den Geist (Röm 8,16). Wir sind Gottes Haushalt (1Tim 3,15).
Das ist sowohl eine gegenwärtige als auch eine zukünftige Wirklichkeit. Gott sammelt jetzt ein Volk für sich. Er adoptiert Kinder in seine Bundesfamilie. Und wir, zusammen mit der ganzen Schöpfung, erwarten sehnsüchtig die zukünftige Offenbarung der Kinder Gottes (Röm 8,19). Es ist leicht zu übersehen, wie mächtig diese Vision ist.
Eine jüngste Studie nannte unsere Stadt, Washington D.C., die zweiteinsamste Stadt in den Vereinigten Staaten. Wenn man die Spaltungen hinzunimmt, die durch wirtschaftliche und bildungsmäßige Ungleichheit, Gentrifizierung, politische Spannungen und Misstrauen zwischen den Bevölkerungsgruppen noch verschärft werden, erhält man eine Stadt voller Menschen, die auf der Suche nach wahrer, beständiger Gemeinschaft sind. In ihrer Mitte dürfen wir Gemeinden sein und gründen, die ein Bild der eschatologischen Familie Gottes zeichnen, mit Menschen aus jeder ethnischen Gruppe (Offb 7,9), Geschlecht und sozioökonomischen Schicht (Gal 3,28).
In der Anfangsphase unserer Gemeindegründung trafen wir uns in Kleingruppen zum Abendessen. Vier bis sechs Mitglieder versammelten sich in einer Wohnung mit dem Ziel, vier bis sechs Menschen von außerhalb der Gemeinde einzuladen. Diese Gruppen waren nichts Neues, aber es war erstaunlich, wie oft Nichtchristen sagten, dass sie selten zu jemand anderem zum Abendessen eingeladen werden, ganz zu schweigen von dem gemeinsamen Sitzen an einem Tisch mit Menschen, die anders als sie aussehen, glauben oder wählen.
2. Eschatologische Vision der Gesellschaft
Ich liebe utopische Filme. Sie zeichnen ein Bild davon, wie die Gesellschaft im besten Fall sein könnte. Und doch ist immer die Einsicht eingebaut, dass diese perfekten Welten, diese Erfindungen der Menschheit, zerbrechlich und letztendlich trügerisch sind. Die Hoffnung des Idealen ist ergreifend, aber wir wissen, dass sie zu schön ist, um wahr zu sein.
Wir wissen das, weil wir es selbst gesehen haben. Politische Parteien, nationale Identitäten und wirtschaftliche Theorien bieten alle eine eschatologische Vision der Welt. Sie verheißen eine bessere, hellere Zukunft. Aber sie erfüllen ihre Versprechen nicht.
„Die Schrift verheißt eine Gesellschaft, die die beste utopische Vision übertrifft und doch weder zerbrechlich noch trügerisch daher kommt, da ihr Architekt Gott ist.“
Das ist das Erstaunliche an der Schrift. Sie verheißt eine Gesellschaft, die die beste utopische Vision übertrifft und doch weder zerbrechlich noch trügerisch daher kommt, da ihr Architekt Gott ist (Hebr 11,10). Betrachten wir die eschatologische Vision der Bibel über die Gesellschaft:
- Es wird keine Waffen (Jes 2,4) oder geschlossene Tore (Offb 21,25) geben, weil vollkommener Friede herrscht.
- Keine Armut (Offb 7,16), weil vollkommener Wohlstand herrscht.
- Kein Trauern, kein Weinen und kein Tod (Offb 21,4), weil vollkommene Harmonie herrscht.
- Keine Sünde, weil vollkommene Gerechtigkeit herrscht.
Und dort, genau in der Mitte, ist Gott, der bei seinem Volk wohnt. erstaunlich ist, dass Jesus seine Nachfolger eine Stadt nennt, die auf einem Berg liegt. Seine Gemeinde ist ein Vorgeschmack auf diese Stadt. Indem wir das Evangelium verkünden, nach Gerechtigkeit streben, Barmherzigkeit und Gericht üben, unsere Nächsten lieben und Frieden stiften, stellen wir der Welt diese Vision von Gottes neuer Gesellschaft zur Schau.
Die frühe Kirche lebte diese Wirklichkeit, und das machte sie zu einer Anomalie. Sie waren eine jüdische Sekte, die Heiden aufnahm. Sie hießen die Ausgestoßenen, die Kranken, Frauen und sogar Sklaven willkommen. Sie nannten einander Brüder und Schwestern. Sie waren radikal auf Heiligkeit und Gerechtigkeit ausgerichtet. Sie hatten alles gemeinsam und kümmerten sich um die Bedürfnisse der anderen. Sie zeigten der Welt eine neue Gesellschaft, die von Jesus geformt und gestaltet wurde. Sie gehorchten dem größten Gebot (Mt 22,36–40) und dem großen Missionsbefehl (Mt 28,16–20).
Gemeindegründung ist eschatologisch
Die Apostel verstanden, dass dies mit der Mission verwoben war, die Jesus ihnen gab. Das war Jünger-Machen: zu sehen, wie Menschen der bundesmäßigen, eschatologischen Familie Gottes beitreten (durch die Taufe) und als Gottes neue, eschatologische Gesellschaft leben (durch das Lehren von allem, was Jesus geboten hat). Sie wussten, dass die
„Gemeindegründung beruht auf einer zukünftigen Hoffnung, arbeitet auf ein zukünftiges Ziel hin und gibt eine Vorschau auf eine zukünftige Wirklichkeit.“
Ausbreitung von Gemeinden der beste Weg war, um dieses Ziel zu erreichen, und so gründeten sie Gemeinde um Gemeinde – große und kleine, städtische und ländliche – als Außenposten des Königreichs, das sowohl hier ist als auch noch kommen wird.
Unser Gebet lautet weiterhin: „Komm, Herr Jesus.“ Bis dahin lasst uns die Gemeinde sein. Und lasst uns Gemeinden gründen, die einen Vorgeschmack auf die Hoffnung der Herrlichkeit in diese gegenwärtige Finsternis bringen.