Sei geduldig und bete

Artikel von Don Bailey
12. Dezember 2019 — 4 Min Lesedauer

Ich habe vor kurzem unseren über 70-jährigen Handwerker Joe angerufen, um herauszufinden, ob er uns trotz seines vollen Terminkalenders einplanen könne. Er ging an das Telefon, während er gerade einen Kühlschranks reparierte und sagte, dass er später am Tag zurückrufen würde. „Aber machen Sie sich keine Sorgen“, setzte er fort, „ich habe Ihre Nummer im Telefonbuch zu Hause.“ „Aber Joe“, antwortete ich irritiert, „kannst du nicht einfach die Nummer, von der aus ich anrufe, einspeichern und mich früher zurückrufen?“ „Nicht mit meinem alten Telefon“, sagte er. Ich wollte ihn von der Notwendigkeit überzeugen, sich ein Smartphone zuzulegen. Aber dann erinnerte ich mich daran, dass ich ihn anrief, weil der alte Joe wusste, wie man Türen einhängt, Deckenventilatoren einbaut und Fenster repariert und er andere nützliche Aufgaben meisterte, die mich einschüchtern, bevor ich sie überhaupt begonnen habe.

In Geduld zu wachsen benötigt Wachsamkeit im Laufe unseres Lebens. Der junge Gläubige kann jedoch sehr ermutigt werden, in der Geduld zu wachsen, wenn er sich darüber im Klaren ist, dass der Heilige Geist selbst am Werk ist: „Die Frucht des Geistes aber ist … Geduld“ (Gal 5,22). Gott wird die Arbeit nicht abbrechen, die er angefangen hat (Phil 1,6). Jedoch dürfen wir nicht die Bemühungen von unserer Seite aus aufschieben, in Geduld zu wachsen, denn Jakobus erinnert uns: „Ihr wisst nicht, was morgen sein wird! Denn was ist euer Leben? Es ist doch nur ein Dunst, der eine kleine Zeit sichtbar ist; danach aber verschwindet er.“ (Jak 4,14)

Ein neutestamentliches, griechisches Wort, das oft gebraucht wird, um Geduld auszudrücken, ist makrothymia und bedeutet „langmütig“. Statt wie eine Bombe mit einer (zu) kurzen Zündschnur zu explodieren, bewahrt ein geduldiger Mann die Ruhe. Geduld ist dem Wesen Gottes selbst inne: „Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, langsam zum Zorn und von großer Gnade und Treue“ (Ps 86,15). Da Gott der Geber aller guten Gaben ist – und Geduld ist zweifellos eine gute Gabe – müssen wir den göttlichen Geber danach ersuchen (Jak 1,17). In Geduld wachsen zu wollen, ohne dabei zu beten, ist ein törichtes Unterfangen. Deshalb musst du Gott bitten, dass er seinen Charakter auf dich überträgt.

Wie wir in der Geduld wachsen können

Ein paar markante Bereiche stechen hier hervor. Einer davon hängt mit älteren Menschen zusammen – zu oft verschließen wir als Jugendliche ungeduldig die Tür vor den langsam sprechenden oder Geschichten erzählenden älteren Menschen, die Gott in unser Leben gestellt hat. Wir denken: „Ich weiß schon! Alles schon gehört!“ Jakobus hilft uns wiederum, wenn er sagt: „Darum, meine geliebten Brüder, sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ (Jak 1,19). Das nächste Mal, wenn du ungeduldig mit einem älteren Menschen wirst und davor stehst, dich abzuwenden und wegzugehen, erinnere dich daran, zuerst zuzuhören. Gott hat gereiften Christen viel durch sein heiligendes Werk beigebracht.

Zweitens, sei geduldig, während du auf Gottes Berufung für dein Leben wartest. Der Weg ist nicht mehr so einfach wie in den Tagen, wo du einfach in dem Gebiet gearbeitet hast, das dir deine Herkunft vorgegeben hat. Die Optionen sind riesig. Mach dir aber keine Sorgen, solange du von Herzen „als für den Herrn“ wirkst (Kol 3,23). Vernachlässige nicht, Gott für seinen vollkommenen Plan für dich zu danken: „Vertraue auf den HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand; erkenne Ihn auf allen deinen Wegen, so wird Er deine Pfade ebnen“ (Spr 3,5–6). Strebe nach Genügsamkeit in der Reise durch die Wildnis. Du kannst niemals ganz erfassen, was du durch das Aneignen von Fähigkeiten und Beziehungen erreichst, oder vollständig erkennen, welche Ziele Gott mit seinen Erwählten verfolgt, denen du dienst.

Ein weiterer markanter Bereich, um Geduld und beständiges Gebet zu praktizieren, liegt im Warten auf einen Ehepartner. Nach meiner pastoralen Erfahrung ist dies oftmals eine Angelegenheit von großem Schmerz. Halte an hohen, jedoch besonnenen Standards fest (und erinnere dich, dass auch du ein Sünder bist), wenn es um den gottesfürchtigen Charakter und die Liebe für Christus in einem potenziellen Ehepartner geht. Frage dich jedoch gleichzeitig, ob deine Ansprüche an Schönheit, finanzielle Sicherheit oder vollkommene Kompatibilität vom Heiligen Geist kommen oder von der täuschenden Götzenfabrik dieser Welt (Röm 12,1–2; 1Joh 5,21). Geduld offenbart das Vertrauen einer Person in die Souveränität Gottes und es umfasst seine Fürsorge in diesem sehr sensiblen Bereich unseres Lebens.

Matthew Henry ist eine kluge Stimme in der Wolke von Zeugen, die uns vorausgegangen sind. Er hat es gut ausgedrückt, als er sagte: „Wirf dein Vertrauen nicht weg, weil Gott sein Wirken verzögert. Gott wird eingreifen, wann es ihm gefällt, wie es ihm gefällt und durch die Mittel, die ihm gefallen. Er ist nicht daran gebunden, unseren Zeitplan einzuhalten. Aber er wird sein Wort ausführen, unseren Glauben ehren und die belohnen, die ihn suchen.“