Das Evangelium für die Welt: Die Gemeinde und Mission

Vortrag von Andre Bay
20. August 2011

Im Rahmen der E21-Konferenz 2011 hat der Südafrikaner und langjährige Missionar Andre Bay einen Vortrag darüber gehalten, was es bedeutet, mit dem Evangelium im Zentrum der Gemeinde den von Gott gegebenen Vorlagen für die Missionar zu gehorchen und zu glauben. Hier stellen wir die Tonaufnahme des Vortrags, sowie eine durch Kai Soltau überarbeitete schriftliche Version (24.10.2013) zur Verfügung.


In den über 20 Jahren, in denen ich nun in der Mission tätig bin, konnte ich eine wichtige Erkenntnis gewinnen: Ein Missionar kämpft an zwei Fronten. Die eine Front liegt auf dem Missionsfeld, dort wo sich der Missionar durch den Herrn hin berufen fühlt, um die gute Nachricht von der Erlösung durch Jesus Christus zu predigen. Die andere Front ist in der eigenen Gemeinde zu Hause, die ihn ausgesandt hat. An dieser Front kämpft der Missionar den Kampf um ein biblisches Missionsverständnis. Wie hart die Herausforderungen auf dem Missionsfeld auch sein mögen, behaupte ich, dass dieser Kampf in der Gemeinde wohl noch härter ist. Es ist eine große Aufgabe, der Gemeinde in der Heimat immer wieder vor Augen zu führen, wie Mission von der Bibel her auszusehen hat.

Wenn wir von Gemeinde und Mission sprechen, dann sprechen wir von dem von Gott ausgewählten Werkzeug, das seinem Missionsbefehl gehorchen und auf seine Art und Weise verfolgen muss. Wenn wir die Mission nicht so angehen, wie Gott es selbst bestimmt hat, dann arbeiten wir am Ende an einer Mission, die eigentlich gar keine Mission im biblischen Sinne mehr ist. Nehmen wir einmal an, jemand möchte das neue deutsche Nationalgericht zubereiten – einen Döner. Aber anstatt dem Rezept zu folgen, entscheidet er, Zucker anstelle von Mehl, Kirschen anstelle von Fleisch und Frischkäse anstelle von Salat zu verwenden. Aus diesen Zutaten mag zwar ein überaus leckeres Gericht entstehen, aber es ist auf keinen Fall ein Döner.

Gott hat die Gemeinde dazu bestimmt, Diener der Versöhnung zu sein (2. Korinther 5,18). Als Botschafter des Herrn Jesus Christus, soll die Gemeinde das Evangelium so, wie es in Jesus Christus offenbar geworden ist, in all seiner Reinheit und rettenden Macht der verlorenen Welt präsentieren. Da zeigt sich, dass Mission Aufgabe der Gemeinde ist. Und so stellt sich für die Gemeinde die Frage: Erfüllt sie treu und erfolgreich ihre Aufgabe als Gottes Diener der Versöhnung? Erreicht sie die Verlorenen in der Welt mit dem Evangelium von Jesus Christus?

Erlauben Sie mir, die folgende ganz allgemeine Diagnose der modernen Situation in der Mission zu skizzieren. Ich weiß, dass es in dem Durcheinander der weltweiten Mission natürlich liebe, treue und gottesfürchtige Männer und Frauen gibt, die von biblischen, evangeliumszentrierten Gemeinden ausgesendet wurden. Diese passen sicherlich nicht in das Bild von den Fehlentwicklungen in der Mission, die ich jetzt hier skizzieren möchte. Tatsache ist auch, dass durch Gottes wunderbare Gnade das Evangelium immer noch gepredigt wird. Aber ich glaube, dass es dennoch hilfreich sein kann, wenn wir einmal unsere Gemeinden und Missionstätigkeiten begutachten und sie erneut ganz bewusst auf Gottes Plan ausrichten.

Durch die ganze Geschichte hindurch können wir die wesentlichen Prinzipien biblischer Mission erkennen. Wenn wir untersuchen, wie die Apostel sich in der Missionsarbeit betätigt haben, so sehen wir, dass sie das Evangelium predigten wohin sie sich auch immer aufmachten. Menschen wurden errettet und viele der Apostel wurden getötet. Zur Zeit der Reformation begannen Männer wiederum, das Evangelium zu predigen. Und wieder wurden Menschen gerettet und treue Prediger getötet. Überall wo fruchtbare, bibeltreue Gemeinden gegründet wurden, ging dies stets einher mit einer starken Betonung der Wahrheit des Evangeliums, welches kühn gepredigt und liebevoll gelebt wurde. Die Prediger bezahlten dafür jedoch sehr oft mit ihrem Leben. Und so können wir hier festhalten: biblische Mission bedeutet, die gute Botschaft des Evangeliums zu predigen und zu lehren! Um Gottes Berufung treu auszuführen, muss die Gemeinde wieder das Evangelium klar, mutig und ohne irgendwelche Kompromisse predigen, koste es, was es wolle.

Leider ist die heutige Mission jedoch häufig weit entfernt von dem Vorbild, das die Apostel uns hinterlassen haben. Ich denke, der Hauptgrund dafür liegt darin, dass das Evangelium an sich in der typischen Gemeinde von heute nicht mehr von zentraler Bedeutung ist. Eine Vielzahl von Missionaren, die ausgesandt werden, ziehen ohne das Evangelium aus. Lassen Sie mich das erklären. Stellen Sie sich vor, ich würde jemandem eine leere Schachtel überreichen und ihn bitten, diese an eine andere Person weiterzugeben. Der Inhalt wird immer noch derselbe bleiben. Diese Person mag die Schachtel vielleicht bunt anmalen oder schön dekorieren, aber der Inhalt bleibt derselbe. Die Schachtel bleibt inhaltslos.

In ähnlicher Weise haben viele das Evangelium durch andere Dinge ersetzt. Das müssen nicht notwendigerweise schlechte Dinge sein, aber für unsere Mission eben nicht die Dinge, die den Hauptbestandteil ausmachen sollten. Wie gut, nützlich, ja sogar notwendig Krankenhäuser, Entwicklungsprogramme und humanitäre Arbeit auch sein mögen, der Auftrag für die Gemeinde lautet: „Geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe“ (Matthäus 28,19–20a). Aber viele haben die Predigt des guten, alten Evangeliums aus Bequemlichkeit durch andere Dinge ersetzt und beruhigen dabei ihr Gewissen mit der Ausrede: „Es ist alles um des Evangeliums willen!“. Ich habe keinen Zweifel daran, dass all diese anderen Dinge, die im Namen der Mission getan werden, gut und hilfreich sind, aber wenn die Vorgaben Gottes für die Mission nicht umgesetzt werden, dann versagt der Missionar in seiner eigentlichen Aufgabe zu der Gott ihn berufen hat.

Charles Spurgeon predigte einmal darüber, dass apostolische Gemeinden apostolische, geisterfüllte Männer in apostolischer Weise aussenden und für sie beten sollten, damit sie hinausgehen und mutig das Evangelium predigen. Ehrlich gesagt denke ich mir, es wäre am besten, wenn ich Ihnen ganz einfach diese Predigt von Spurgeon vorlese, anstatt selbst zu versuchen, die hohe Bedeutung dieses Themas zu erläutern. (Die Predigt steht auf Englisch online zur Verfügung: http://www.spurgeon.org/sermons/0076.htm) Doch Gott sei Dank haben wir das Wort Gottes, das uns lehrt, was Gottes Vorgaben für die Mission sind. Und so wollen wir gemeinsam diese Vorgaben betrachten. Die Frage ist nur, ob wir dann auch dazu bereit sind, diesen Vorgaben im Glauben Folge zu leisten, indem wir auf einen souveränen Gott vertrauen, der seinen Willen und seine Ziele durch schwache aber bereitwillige Diener wie Sie und mich erfüllen kann.

Das biblische Missionsmodel

Lassen Sie uns unsere Untersuchung im elften Kapitel der Apostelgeschichte beginnen. Wir befinden uns hier in Antiochia. Nun, was macht Antiochia so bedeutend? Es gab dort eine Gemeinde! Und wenn wir in der Apostelgeschichte weiterlesen, so stellen wir fest, dass Gottes großer Plan, den Nationen das Evangelium zu bringen, hier von Antiochia ausging. In Apostelgeschichte 11 lesen wir, dass die Gemeinde in Antiochia von Christen gegründet wurde, die wegen der Verfolgung nach der Steinigung von Stephanus aus Jerusalem fliehen mussten. Als diese Männer und Frauen in Antiochia ankamen, predigten sie das Evangelium zunächst den Juden. Weiter lesen wir aber auch, dass eine noch viel größere Zahl von Hellenisten zum Herrn bekehrt wurde (Apostelgeschichte 11,19–21).

Als die Nachricht von diesen Bekehrungen die Gemeinde in Jerusalem erreichte, sandten sie Barnabas nach Antiochia. Als dieser nun dort ankam, sah er, wie die Gnade Gottes dort mächtig am Wirken war, und ermutigte die Gläubigen, standhaft im Glauben zu verharren (Apostelgeschichte 11,22–24). Ich bete, dass auch wir genau wie Barnabas die Gnade Gottes sehen und standhaft in unserem Glauben bleiben, wenn wir nun die Apostelgeschichte 13 als Vorlage für unsere Mission als Gemeinde betrachten. Wir wollen hier vier wichtige Aspekte des Themas Gemeinde und Mission herausstellen: (1) Die Gemeinde; (2) Die Berufung und Bestätigung; (3) Die Versorgung; (4) Die Predigt.

(1) Die Gemeinde

Was dort in der Gemeinde in Antiochia geschah, war bereits eine großartige Erfüllung der Verheißungen, die Jesus in Apostelgeschichte 1, 8 gegeben hatte: „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde!“ In der Gemeinde gab es Juden aus Jerusalem, Gläubige aus der Gegend von Judäa und sogar Leiter aus Nordafrika. Dies allein zeigt bereits, wie deutlich die Christen in Antiochia verstanden haben, dass die Gnade Gottes die Herzen aller Menschen erreicht. Juden, Griechen und Afrikaner glaubten an Jesus und waren Teil des einen Leibes Christi.

Wir haben hier drei Dinge, die wir von der Gemeinde in Antiochia lernen sollten: (1) Sie waren stark in der Lehre; (2) sie waren eine betende Gemeinde; (3) sie waren eine gehorsame Gemeinde. Auf den Gehorsam kommen wir später noch zu sprechen. Die Männer, die in Vers 1 erwähnt werden, waren Propheten und Lehrer. Noch einmal auf den großen Missionsbefehl zurückkommend sehen wir die Aufgabe der Gemeinde gerade darin, Jünger aus allen Nationen zu machen, und sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen (vgl. Matthäus 28,19). Und dies soll geschehen, indem sie gelehrt werden, die Worte Jesu zu halten (vgl. Matthäus 28,20). Auch Jesu Dienst war insbesondere ein Lehrdienst. Er ging von Stadt zu Stadt und lehrte. Er lehrte täglich im Tempel (Markus 14,49) und die Menschen staunten über seine Lehre.

Auch die Apostel lehrten und waren so den Anordnungen ihres Herrn gehorsam. Und die Bekehrten blieben beständig in der Lehre der Apostel. In Apostelgeschichte 5,42 lesen wir z.B.: „Sie hörten nicht auf, jeden Tag im Tempel und in den Häusern zu lehren und das Evangelium von Jesus, dem Christus, zu verkündigen.“ In Kolosser 1, 28 sehen wir, dass gerade hierin auch der Gemeindedienst des Paulus bestand: „Ihn verkündigen wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen lehren in aller Weisheit, um jeden Menschen vollkommen in Christus Jesus darzustellen“.

Daraus können wir nun schließen: Um eine Missionsgemeinde zu sein, müssen wir zuallererst eine Gemeinde sein, die sich mit dem Wort Gottes beschäftigt. Wir müssen unsere potenziellen Missionare mit Wahrheit und Leidenschaft für den Herrn erfüllen, denn durch die Erkenntnis der Wahrheit werden die Heiligen für den Dienst zugerüstet. Epheser 4,11–13 sollte der Kern jeder Gemeinde sein, die dem Evangelium treu ist. Gott hat die einen zu Aposteln, andere zu Propheten, Evangelisten, Pastoren und Lehrern berufen, um die Heiligen für den Dienst zuzurüsten. Ich erinnere meine Mitältesten regelmäßig daran, dass Gott uns die Gaben mit dem Ziel gegeben hat, die Geschwister zum Dienst zuzurüsten. Unsere Gemeinden sollten Orte sein, in denen die Ältesten junge Männer und Frauen suchen, finden und für den Dienst vorbereiten und unterweisen (vgl. Titus 2). Paulus nahm Timotheus mit auf seine Missionsreisen und leitete ihn so an. Er „machte ihn zu einem Jünger“. In 2. Timotheus 2,2 schreibt Paulus dann an Timotheus, er solle das, was er in sein Leben investiert hat, ebenfalls treuen Männern anvertrauen, welche wiederum fähig sind, auch andere zu lehren.

In Antiochia standen Lehre und Predigt im Zentrum. Diese waren das tägliche Brot der Gemeinde. Aber die Gemeinde war auch eine betende Gemeinde. Wenn eine Gemeinde nicht regelmäßig und anhaltend betet, dann hat sie auch keinen missionarischen Dienst – sie kann diesen gar nicht haben. Mission ohne Gebet ist wie einem neunjährigen Jungen zu erlauben, eine Herztransplantation an seinem Bruder durchzuführen. Es wird definitiv in einem Desaster enden. Es ist etwas Besonderes, ein Gemeindehaus zu betreten und dort zuerst einmal eine Weltkarte mit Fotos zu erblicken, auf der überall kleine Pfeile auf ferne Länder weisen. Manchmal erinnern mich diese Weltkarten an einen Jäger, der seine Trophäen in seinem Wohnzimmer präsentiert. Ohne leidenschaftliches Gebet können wir jedoch ebenso gut die Wände unserer Eingangshallen mit Postern von Fußballstars verzieren. Die Gemeinde, die mich ausgesandt hat, betet täglich für mich und das Werk des Herrn. Egal ob man sie in ihren wöchentlichen Gebetstreffen besucht oder am Sonntagmorgen, man wird immer hören, dass sie den Herrn bitten, er möge noch mehr Arbeiter auf die reifen Erntefelder senden. Mein Name und die der anderen Missionare, die sie unterstützen, werden stets in ihren Gebeten genannt.

(2) Die Berufung und Bestätigung

In unserer Betrachtung der Vorgaben Gottes für die Mission der Gemeinde anhand von Apostelgeschichte 13 kommen wir damit zu einem zweiten Aspekt, der Berufung und Bestätigung der Missionare. In der modernen Gemeindemission sieht „Berufung“ wie folgt aus: Der junge, aufgeregte 17-jährige Klaus brennt für den Herrn und entscheidet sich, ein Jahr auf dem Missionsfeld zu arbeiten, um seine Zeit zwischen Schulabschluss und Studienbeginn sinnvoll zu füllen. Er hat bisher weder in der Gemeinde noch zuhause viel gepredigt oder gelehrt, weil er natürlich nicht dazu ausgebildet wurde. Aber er ist auf jeden Fall Feuer und Flamme für dieses neue Abenteuer. Also schickt er einen Brief an alle, die er kennt und fragt nach finanzieller Unterstützung für sein „Jahr für Gott“. Außerdem bittet er die Geschwister auch für ihn zu beten. Während seiner Zeit auf dem Missionsfeld werden auch tatsächlich einige der Geschwister für ihn beten, doch die meisten werden es nicht tun. Andererseits werden seine Eltern aber auch beständig beten: „Oh Herr, bring ihn bald zurück“. Und nach einem Jahr wird ihr Gebet dann erhört. Klaus darf endlich nach Hause gehen und als normaler Student seiner Karriere nachgehen.

Wie sehr dieses uns allzu bekannte Vorgehen doch von dem abweicht, was wir in Apostelgeschichte 13,2 lesen! Dort heißt es: „Als sie nun dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir Barnabas und Saulus aus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe!“. Saulus und Barnabas, von denen hier die Rede ist, waren bereits Lehrer und Propheten in der Gemeinde. Sie hatten bereits ihre Treue unter Beweis gestellt. Und so war es für die Gemeinde in Antiochia vermutlich keine große Überraschung, dass ausgerechnet Saulus und Barnabas für diese Arbeit des Herrn berufen und ausgesondert wurden. Ihre „Berufung“ war in ihrem ganzen Leben sichtbar, in allem, was sie bis dahin in der Gemeinde beigetragen hatten, ob in Antiochia oder in Jerusalem. Dennoch erging diese Berufung an sie, während die Gemeinde betete, fastete und Gott in Wahrheit anbetete. Ihr „strategisches Planungstreffen zur Missionierung der Verlorenen“ sah wie ein ganz normaler Anbetungsgottesdienst aus, weil es genau das war. Sie suchten das Angesicht des Herrn. Sie wussten, was sie zu tun hatten. Sie kannten die Vorgaben des Herrn. Sie wussten, dass sie dem Plan Gottes folgen müssen, um dem Herrn gehorsam zu sein. Sie taten genau das, was der Herr in Matthäus 9,38 gelehrt hatte: „Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte aussende“.

Das Durcheinander, in dem sich die Missionsarbeit heutzutage befindet, liegt daran, dass wir nicht wirklich beten. Und wenn wir beten, dann geht es nicht um den Herrn der Ernte, sondern um unsere Pläne, unsere Missionare und unsere Ernte. Je eher wir feststellen, dass er der Weinstock ist und wir die Reben und dass wir in ihm bleiben müssen, um Frucht zu bringen, desto eher werden wir auch dem Herrn in unserer Mission die Ehre bringen. Tatsache ist nämlich: Ohne ihn können wir nichts tun (vgl. Johannes 15,6)!

In Antiochia war es also leidenschaftliches Gebet und das Verharren in den Anweisungen des Herrn, was dazu führte, dass die ersten Missionare von einer lokalen Gemeinde zu den Nationen der Welt ausgesandt wurden. Wir sehen schon in Lukas 6,12–13, wie Jesus es seinen Jüngern vormacht: „Es geschah aber in jenen Tagen, dass er hinausging auf den Berg, um zu beten; und er verharrte die Nacht hindurch im Gebet zu Gott. Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und erwählte aus ihnen zwölf“. Die Gemeinde in Antiochia machte es ihm nach. Sie beteten und fragten Gott nach den von ihm ausgewählten Menschen, die in das Erntefeld ziehen sollten. Es ist nicht nötig zu erwähnen, dass diese Gemeinde im Gehorsam gegenüber dem Reden des Heiligen Geistes handelte. Uns wird nicht berichtet, wie der Heilige Geist der Gemeinde mitteilte, wer gehen sollte. Die Spekulation darüber, wie genau der Geist diese Berufung aussprach, würde wahrscheinlich bloß zur Gründung einer neuen Denomination führen. Doch eine Tatsache wird hier ganz deutlich: Die Gemeinde erkannte das Reden des Heiligen Geistes und dass es mit dem Wort Gottes übereinstimmte, das sie von ihm empfangen hatten.

Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären dabei gewesen, als die Gemeinde in Antiochia so betete. Sie beten und der Heilige Geist sondert Barnabas und Saulus für den Dienst aus! Das muss ein enorm aufregendes Treffen gewesen sein. Was hätten Sie getan? Der nächste Schritt in Antiochia war der Entschluss „Lasst uns noch mehr beten und fasten!“, denn es heißt in der Apostelgeschichte 13,3: „Da fasteten und beteten sie; und als sie ihnen die Hände aufgelegt hatten, entließen sie sie“.

(3) Die Versorgung

Das bringt uns zu einem dritten Aspekt des Musters der Mission, das wir in der Apostelgeschichte vorfinden. Für dieses Thema müssen wir Antiochia kurz verlassen und nach Philippi reisen. Paulus gründete die Gemeinde in Philippi auf seiner zweiten Missionsreise und besuchte sie danach noch zwei weitere Male. Wir sehen also, diese Gemeinde hatte einen besonderen Platz in dem Herzen des Apostels. Paulus dankte dem Herrn häufig dafür, dass die Gemeinde in Philippi vom ersten Tag an mit ihm zusammen als Partner am Evangelium gedient hatte.

Wie sehen wir unsere Missionare? Merken sie, dass wir uns in einer Partnerschaft des Evangeliums mit ihnen befinden? Wenn wir unseren Missionaren die Hände auflegen und sie aussenden, dann sagen wir ihnen damit: „Wir, die Gemeinde, segnen dich und wollen dir beistehen und mit dir die Lasten der Arbeit mittragen, die du von nun an auf deinen Schultern trägst.“ Nehmen wir das ernst? Ich habe zwei Jahre lang in Südafrika in einer Gemeinde gearbeitet. Die ganze Stadt grüßte mich respektvoll mit „Pastor Bay“. Als ich der Gemeinde dann jedoch von meinen Plänen berichtete, wieder in die Mission gehen zu wollen, war es, als wäre ich herabgestuft worden. Wir betrachten Missionare oftmals als zweitklassige Prediger, vielleicht weil tatsächlich nur wenige von ihnen gut ausgebildet wurden. Doch wenn wir Gottes Missionsplan richtig angehen würden, dann wüssten wir, wie wichtig unsere Missionare sind.

Die Gemeinde in Philippi erkannte, wie wichtig der Dienst von Paulus war. Als Paulus seinen Brief an sie schrieb saß er im Gefängnis. Er war geschlagen und gesteinigt worden. Auf seinen Reisen war er oftmals rauem Wetter ausgesetzt gewesen. Nun war Paulus sehr krank geworden. Und die Gemeinde erfuhr von seinem schlechtem Gesundheitszustand. Sie hatten Paulus so sehr ins Herz geschlossen, dass ihre Partnerschaft mit ihm bedeutete, dass sein Leid und seine Gefangenschaft auch ihr Leid und ihre Gefangenschaft waren. Deshalb sandten sie Epaphroditus zu ihm, damit er sich um die Nöte ihres Missionars kümmern würde. Während dieses Liebesdienstes an Paulus starb der demütige Epaphroditus fast. Doch kein Opfer war für sie zu groß, denn die Philipper waren Partner mit Paulus im Dienst für Christus. Diese Gemeinde kümmerte sich um ihren Missionar.

Aber die Gemeinde in Philippi versorgte Paulus auch finanziell. Sie unterstützen ihn großzügig, als Paulus materiellen Mangel litt (vgl. Philipper 4,10.16). Für uns ist es selbstverständlich, dass eine Person, die in Deutschland lebt, eine gewisse Summe zum Leben erhalten sollte, unabhängig davon ob sie selbst arbeitet oder auf die Versorgung des Staates angewiesen ist. Für die meisten schließt dies auch eine Altersvorsorge und Krankenversicherung mit ein. Wissen Sie eigentlich, wie viel Glauben es bedarf, um dieses System in dieser säkularen Welt aufrecht zu erhalten? Letzte Woche brach der Aktienmarkt beinahe zusammen. Griechenland ist bankrott, dasselbe trifft auf Spanien, Portugal, Italien und Darmstadt zu. Sie brauchen eine gehörige Portion Glauben, um der Wirtschaft sowie Ihrem säkularen Arbeitgeber zu vertrauen, dass Sie tatsächlich Ihren nächsten Monatslohn erhalten werden. Manchmal reden wir von „Glaubensmission“. Georg Müller lebte sie uns vor. Erwarten wir, dass jeder wahrhaft geistliche Missionar ebenso hinaus geht und dem Herrn seine Finanzen anvertraut? Sagen wir deshalb als Gemeinde: „Geh hin und sei gesegnet!“? Tatsache ist, dass der Herr ohne Frage für die Missionare sorgen wird, möglicherweise jedoch zum Verlust der nachlässigen Gemeinde!

Bedenken wir dazu Philipper 4,17: „Nicht dass ich nach der Gabe verlange, sondern ich verlange danach, dass die Frucht reichlich ausfalle auf eurer Rechnung“. Paulus behauptet hier, dass wenn die Gemeinde sich um die Nöte des Missionars sorgt, der Herr diese Fürsorge als einen „lieblichen Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig“ annimmt (Philipper 4,18). Hier beschreibt Paulus etwas so merkwürdiges, dass wir es ein paar Mal lesen müssen um wirklich zu verstehen, was er sagen will. Denn Paulus fährt fort: „Mein Gott aber wird allen euren Mangel ausfüllen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus“ (Philipper 4,19). Wenn wir von unseren Missionaren erwarten, dass sie hinausgehen und im Glauben leben, dann sollten wir ganz gewiss diese Last mit ihnen tragen. Wir, die Gemeinden, sollten den Glauben haben, wirklich auf den Herrn zu vertrauen. Wir sollten den Glauben haben, dass Gott uns mit dem versorgt, was wir brauchen, um noch mehr Gemeindegründer und Evangelisten auszusenden.

(4) Die Predigt

Für unseren vierten und letzten Punkt kehren wir zurück zu Apostelgeschichte 13. Saulus und Barnabas wirkten gemeinsam in der Gemeinde: Sie lehrten der Gemeinde das Wort Gottes, beteten an, fasteten und beteten innig. All dies taten sie zusammen mit der Gemeinde. Und dann berief der Heilige Geist sie, zu den Heiden zu gehen und ihnen das Evangelium zu verkünden. Die Gemeinde bestätigte ihre Berufung durch Handauflegung und sandte sie dann zu zweit aus. Und was tun diese beiden Männer als nächstes? Die albernste Sache überhaupt: Sie predigen! Sie haben nicht erst angefangen, Krankenhäuser oder Kinderspielplätze zu bauen. Sie mähten auch nicht erst einmal den Rasen des Nachbarn oder sonst etwas. Nein, sie predigten! Ist das nicht albern und töricht? Oh ja, das ist es. Und genauso entspricht es auch dem Ratschluss Gottes: „Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren gehen“ (1. Korinther 1,18a). Weiter heißt es in den Versen 21–23: „Denn weil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Verkündigung diejenigen zu retten, die glauben. Während nämlich die Juden ein Zeichen fordern und die Griechen Weisheit verlangen, verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit“.

Das Mittel der Mission ist also die Predigt. Die Botschaft ist das unverfälschte Evangelium von dem Leben, Kreuz und der Auferstehung Jesu Christi. Barnabas und Saulus gingen hinab nach Seleucia und von hier segelten sie nach Zypern. Als sie dort ankamen, predigten sie das Wort Gottes (vgl. Apostelgeschichte 13,4–5). Ihre Mission war das Predigen des Evangeliums. Das Evangelium ist der Plan Gottes, die Verlorenen zu erretten. Die Welt wird Gott nicht durch ihre eigene Weisheit erkennen, sondern allein durch die Predigt des Wortes Gottes!

Und so lassen Sie mich zusammenfassen. Heutzutage gehen unsere Missionare häufig mit leeren Schachteln auf das Missionsfeld, weil sie nicht einmal selbst das Evangelium so empfangen haben, wie es deutlich in dem Wort Gottes geoffenbart wurde. Sie wurden nie ausreichend für die Mission zugerüstet. Wie können wir erwarten, dass Menschen errettet werden, wenn unsere Missionare das Evangelium nicht mehr predigen? Wie können sie aber predigen, wenn sie nicht so ausgesandt wurden, wie Gott es in seinem Wort bestimmt hat? Ich glaube nicht, dass diese Welt im Vergleich zu der Zeit der Apostel schlechter geworden ist. Und ich weigere mich auch zu glauben, es sei unmöglich, Muslime, Juden, nominelle Christen und Atheisten mit dem Evangelium zu erreichen. Aber wie sollen sie denn an den glauben, von dem sie nie gehört haben?

Durch die Verzerrung des Evangeliums in unseren Gemeinden, wurde es zu kaum mehr als einem moralischen Gut reduziert. Wie können wir also erwarten, dass so ein Evangelium Seelen vor dem Zorn Gottes erretten soll? Wir nehmen das Thema Sünde aus dem Evangelium heraus, weil sich Sünder dadurch angegriffen fühlen. Wir nehmen das Thema Hölle heraus, weil es zu grausam ist. Wir vermeiden das Thema der Heiligkeit Gottes und seiner Gerechtigkeit, weil es nicht zu den menschlichen Vorstellungen passt, wie ein Gott zu sein hat. Wir predigen nicht mehr die Auferstehung, weil es für viele zu unglaubwürdig klingt. Und so stehen wir am Ende ganz ohne Evangelium da. Und diese jungen „Kein-Evangelium-Missionare“, die in dieser Verwüstung aufwachsen, gehen hinaus in die Welt. Dabei haben sie selbst überhaupt keine konkrete Vorstellung von Gottes wahrem Wesen. Und wir wundern uns dann darüber, warum so wenig Menschen wirklich gerettet werden.

Ich bete, dass wir zu Werkzeugen in den Händen unseres Herrn werden – für eine neue Reformation, eine Rückkehr zur Bibel in allen Bereichen des Gemeindelebens und somit auch in der Mission. Wir haben ein wunderbares Evangelium: „Es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt“ (Römer 1,16). In diesem herrlichen Evangelium wird „die Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben“ (Römer 1,17) geoffenbart und wir können es frei weitergeben. Die durch Gott bewirkte Versöhnung in seinem Sohn Jesus Christus zu predigen und zu verkündigen, das ist unser Dienst! Er rettet immer noch. Lassen Sie uns in unserem Auftrag als Botschafter für Christus treu und mutig sein. Um den Vorgaben Gottes für die Mission treu zu sein, bedarf es Glauben und Gehorsam.