Aufer­standen am dritten Tag

Wie das Alte Testament die Auferstehung Jesu ankündigt

Artikel von Justin Dillehay
11. April 2020 — 8 Min Lesedauer

Als ich in den 1990er Jahren ein Teenager in unserer Gemeinde war, war „Third Day“ (dt. „Dritter Tag“) eine der angesagtesten neuen christlichen Bands. Der Name schien wie eine Variation der etablierten Band „Third Eye Blind“ (dt. „Auf dem dritten Auge blind“), aber wir alle wissen, wo er wirklich herkam. Paulus’ Evangelium vermittelt uns, dass Christus „auferstanden ist am dritten Tag, nach den Schriften“. Paulus wollte das „in erster Linie“ (NeÜ) weitergeben (1Kor 15,3–5).

Wir alle wissen, dass Christus am dritten Tag auferstand. Aber möglicherweise sind wir mit der zweiten Hälfte von Paulus’ Aussage weniger vertraut, nämlich „dass er auferstanden ist am dritten Tag, nach den Schriften“ (1Kor 15,4). Das ist nicht nur etwas, das in der Vergangenheit passierte; es wurde auch im Alten Testament vorhergesagt. Jesus selbst sagt das Gleiche in Lukas 24,46: „So steht es geschrieben, und so musste der Christus leiden und am dritten Tag aus den Toten auferstehen“.

„Im Alten Testament finden wir ein Muster, bei dem Gott große Dinge am dritten Tag tut. Erlösungsdinge. Offenbarungsdinge. Und ja, Auferstehungsdinge.“

 

Was die Frage aufwirft: Wo? Wo steht geschrieben, dass Christus am dritten Tag auferstehen würde? Um die Antwort zu finden, müssen wir uns daran erinnern, dass das Alte Testament auf mehr als eine Art auf Christus hinweist. Oft denken wir zuerst an eindeutige Prophezeiungen (z.B. Mi 5,2). Aber die Suche nach „Messias am dritten Tag auferweckt“-Prophezeiungen bleibt erfolglos. Denn soweit ich weiß, gibt es keine.

Aber das Alte Testament weist auch durch typologische Muster auf Christus hin, wie z.B. das Schlachten des Passahlamms und den Bau der Stiftshütte (vgl. 1Kor 5,7; Joh 1,14). Dies sind auch Dinge, die Jesus erfüllt. Und ich glaube, dass die „dritter Tag“-Schriftstellen, auf die Paulus sich in 1. Korinther 15,4 bezieht, in diese Kategorie fallen.

Im Alten Testament finden wir ein Muster, bei dem Gott große Dinge am dritten Tag tut. Erlösungsdinge. Offenbarungsdinge. Und ja, Auferstehungsdinge. Hier sind vier Beispiele.

1. Isaaks Verschontwerden

Wir sind vermutlich alle mit der Geschichte vertraut, bei der Abraham Isaak opfert (vgl. 1Mo 22). Es war ein qualvoller Test für Abrahams Glauben, als Gott ihm befahl, das Undenkbare zu tun, und erst im letzten Moment für Ersatz sorgte.

Dieses Ereignis ist ein Bild für Gott, der Jesus an Karfreitag opferte. Isaak wird als Abrahams einziger Sohn, den er liebte, beschrieben (vgl. 1Mo 22,2; Joh 3,16). Wir sehen ihn das Holz tragen, auf dem er geschlachtet werden sollte. (vgl. 1Mo 22,6; Joh 19,17). Und als er seinen Vater fragt: „Siehe, hier ist Feuer und Holz; wo ist aber das Lamm zum Brandopfer?“, antwortet Abraham: „Mein Sohn, Gott wird für ein Lamm zum Brandopfer sorgen“ (1Mo 22,7–8). Und das würde er. Während Gott Abrahams Sohn verschonte, verschonte er seinen eigenen Sohn nicht, sondern gab ihn für uns alle hin (vgl. Röm 8,32).

Aber da steckt noch mehr dahinter. Die Geschichte ist auch ein Bild für Jesus’ Auferstehung. Abraham sagt seinem Knecht, dass sie beide, er und Isaak, wiederkommen werden (vgl. 1Mo 22,5). Der Verfasser des Hebräerbriefs scheint daraus abzuleiten, dass Abraham glaubte, dass Gott Isaak von den Toten auferwecken würde: „Er zählte darauf, dass Gott imstande ist, auch aus den Toten aufzuerwecken, weshalb er ihn auch als ein Gleichnis wieder erhielt“ (Hebr 11,19).

Im übertragenen Sinne wurde Isaak geopfert. Und im übertragenen Sinne wurde er von den Toten auferweckt.

1.Mose 22 beschreibt den Zeitrahmen für Isaaks bildlichen Tod und die Auferstehung:

„Da stand Abraham am Morgen früh auf und sattelte seinen Esel; und er nahm zwei Knechte mit sich und seinen Sohn Isaak; und er (…) ging hin an den Ort, den ihm Gott genannt hatte. Am dritten Tag erhob Abraham seine Augen und sah den Ort von ferne.“ (1Mo 22,3–4)

Und jetzt geschah es. Die Typologie ist natürlich nicht präzise. Für Isaak passierte dies alles am selben Tag (nicht an einem Freitag und einem Sonntag). Aber dennoch, was Jesus tatsächlich passierte, passierte Isaak im übertragenen Sinne: Sein Vater erhielt ihn von den Toten zurück. Und nach 1. Mose 22,4 geschah es am dritten Tag.

2. Gottes Erscheinen am Berg Sinai

Eine der größten Offenbarungen von Gottes Gegenwart im gesamten Alten Testament war sein Erscheinen auf dem Berg Sinai. Dies war ein Schlüsselereignis, bei dem Gott denen, die er erlöst hatte, sein Gesetz übergab. Es war etwas, das diejenigen, die dabei waren, niemals vergessen würden.

Gott kündigt den Zeitrahmen des Ereignisses in 2. Mose 19 an. Als das Volk endlich am Berg Sinai angekommen ist, sagt er zu Mose:

„Da sprach der HERR zu Mose: Geh zum Volk und heilige sie heute und morgen; und sie sollen ihre Kleider waschen; und sie sollen bereit sein für den dritten Tag; denn am dritten Tag wird der HERR vor den Augen des ganzen Volkes herabsteigen auf den Berg Sinai.“ (2Mo 19,10–11)

Und genauso geschah es.

Das war die größte aller bisherigen göttlichen Erscheinungen – ein unvergesslicher Tag. Und es geschah „am dritten Tag“.

3. Israels Auferstehung

Die Rückkehr von Gottes Volk nach dem babylonischen Exil wird manchmal als Auferstehung bezeichnet (vgl. Ez 37,11–14). Hosea 6,2 beschreibt den Zeitrahmen für diese Auferstehung:

„Kommt, wir wollen wieder umkehren zum HERRN! Er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden! Nach zwei Tagen wird er uns lebendig machen, am dritten Tag wird er uns aufrichten, dass wir vor ihm leben.“

„Jesus ist das wahre Israel, Abrahams letzter Nachkomme. Und wie Israel wurde auch er am dritten Tag auferweckt.“

 

Nachdem sie Gottes Zorn getragen hatten, im Exil erniedrigt und getötet worden waren (vgl. Jes 6,11–13; 40,1–2), verspricht Gott, sie am dritten Tag wieder aufzuerwecken.

Dies bezieht sich natürlich auf Israel, das auferweckt werden soll, nicht den Messias. Aber Jesus ist das wahre Israel, Abrahams letzter Nachkomme. Und wie Israel wurde auch er am dritten Tag auferweckt (für eine enge Parallele vgl. die Verwendung von Hosea 11,1 in Matthäus 2,15).

4. Jonas Rettung

Die Geschichte von Jona ist gut bekannt – zumindest Teile davon. Wir alle wissen, dass er von einem großen Fisch verschluckt wurde, und wir alle wissen, dass er letztendlich lebend herauskam und zum Instrument der Rettung Ninives wurde.

Der Verfasser gibt uns den Zeitrahmen dafür, wie lange Jona im Bauch des Fisches war: „und Jona war im Bauch des Fisches drei Tage und drei Nächte lang“ (Jona 2,1). Das Erwähnen dieses Zeitrahmens ist ein starker Hinweis darauf, dass Jona nach drei Tagen von dort wiederauferstehen würde, was er als den „Schoß des Scheol“ (Jona 2,3, ELB) bezeichnet, das hebräische Wort für Totenreich (griech. Hades).

Du magst meine vorherigen Beispiele vielleicht in Frage stellen. Aber in diesem Fall stellt Jesus den typologischen Zusammenhang für uns her, indem er die Parallele zwischen Jonas und seiner eigenen Erlösung aus dem Scheol zieht:

„Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen; aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als nur das Zeichen des Propheten Jona. Denn gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Riesenfisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein.“ (Mt 12,39–40)

Bleib nicht bei der Tatsache stecken, dass zwischen Jesu Tod und Auferstehung nicht wirklich drei Tage lagen. Juden zählten Tage im Ganzen – die Tatsache, dass er an Teilen von drei separaten Tagen tot war (Freitag, Samstag, Sonntag), genügte, um in ihren Köpfen die Rede von drei Tagen und drei Nächten zu rechtfertigen.

Es geht darum, dass so wie Jona am dritten Tag aus dem Hades ausgespuckt wurde, es auch mit Jesus geschah (vgl. Jona 2,1; Apg 2,27). Und so wie Jona den Leuten von Ninive zum Zeichen wurde, wurde Jesus zum Zeichen für seine Generation (vgl. Lk 11,30).

In Übereinstimmung mit den Schriften

Wenn Paulus sagt, dass Christus am dritten Tag in Übereinstimmung mit den Schriften auferweckt wurde, dann glaube ich, dass er Passagen wie diese im Sinn hatte – und es gibt weitere (vgl. 2 Kön 20,5; Est 5,1). Zugegebenermaßen ist nur die Passage von Jona im Neuen Testament erwähnt. Aber statt uns beim Herstellen von Zusammenhängen einzuschränken, sollte Jesu Verwendung von Jona 2,1 uns lehren, wie ähnliche Passagen, die nicht explizit erwähnt werden, zu interpretieren sind.

Das leere Grab hätte keine Überraschung sein müssen, vor allem als es tatsächlich kam. Es ist nicht so, dass die Israeliten nicht vorbereitet gewesen wären. Jesus hatte es ihnen nicht nur wiederholt gesagt (vgl. Mk 8,31; 9,31; 10,34), sondern Gott hatte auch über die Jahrtausende hinweg Wunder am dritten Tag bewirkt. Und es geschah nicht zufällig. Im Gegenteil, es sollte unseren Glauben stärken, wenn wir bedenken, dass Gott die ganze Geschichte mit Jesus im Mittelpunkt plante und mit jeder Erlösung am dritten Tag auf ihn hinwies.

Auferstanden und nun herrschend ist Jesus der Höchste. Aber er wird nicht allein bleiben; er ist nur die Erstlingsfrucht. Und eines Tages, im übertragenen Sinne, wird der dritte Tag für uns alle kommen. Denke dieses Ostern daran.