Trauern­den Eltern helfen

Artikel von Nancy Guthrie
6. Mai 2020 — 5 Min Lesedauer

Wenn wir Zeugen von Schmerz, Wut, Fragen und Erschütterung werden, in die Familien geraten, die den Tod eines Kindes erlebt haben, fühlen wir uns oft hilflos. Was können wir tun und sagen, das wirklich hilft? Mein Ehemann und ich veranstalten Freizeiten für Paare, die mit dem Tod eines Kindes konfrontiert wurden. Dort haben Teilnehmer oft darüber berichtet, wie Menschen inmitten des schlimmsten Schmerzes, den man sich vorstellen kann, für sie dagewesen sind. Aber sie erzählten auch, wie Menschen ihr Leid vergrößerten. Wenn du bei einer unserer Freizeiten Mäuschen spielen könntest, hättest du von ihnen einige der folgende Dinge gehört, wie man ihnen am besten helfen kann:

Sag etwas

Sag etwas zu uns, selbst wenn es einfach nur „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“ ist. Wir suchen nicht nach irgendwelcher großen Weisheit oder Einsicht. Wir wollen einfach wissen, dass es dich interessiert und du bereit bist, uns in unserer Trauer beizustehen. Ja, wenn du sagst „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, zeigst du, dass du nicht der falschen Annahme unterliegst, dass irgendetwas, was du sagen könntest, die Sache in Ordnung bringen kann. Ein einfaches „Ich bin so traurig“ ist genug. Wenn du nichts sagst, fügst du richtigen Schmerz hinzu.

Hab keine Angst

Hab keine Angst, wenn wir weinen oder wenn du mit uns weinst. Wir sehnen uns verzweifelt danach, zu erfahren, dass unser Kind nicht vergessen wird, dass wir nicht die einzigen Menschen sind, die ihn oder sie vermissen. Wir sehnen uns danach, den Namen unseres Kindes zu hören. Aber wir wissen, dass du manchmal Angst hast, das Thema anzusprechen, weil du uns dadurch traurig machen könntest. Du musst wissen, dass wir bereits traurig sind. Wenn du mit uns über unser Kind redest, bietest du uns die Möglichkeit, die Trauer ein wenig loszulassen und uns zu vergewissern, dass wir nicht alleine sind.

Tu etwas

Sag uns nicht, dass wir anrufen sollen, wenn wir etwas brauchen. Wir können kaum klar genug denken, um zu wissen, was wir brauchen. Was wir brauchen sind Menschen, die selbst herausfinden, wie sie uns helfen können und es dann einfach tun. Sag mir, dass du vorbeikommst, um die Wäsche zu machen, einkaufen zu gehen oder den Rasen zu mähen – Dinge, wegen denen ich dich niemals anrufen würde, um dich darum zu bitten.

Vergleiche nicht

Vergleiche deinen Schmerz nicht mit dem eines anderen oder sage irgendetwas, das mit „Naja, wenigstens…“ beginnt. Du siehst, dass wir elend sind und willst, dass wir das Positive sehen. Aber all deine Bemühungen dienen nur dazu, unseren Verlust klein zu reden.

Erwarte Traurigkeit

„Manchmal fühlen wir uns, als ob die Menschen uns heilen wollen, damit wir nicht traurig sind, oder als ob sie wollen, dass wir wieder „normal“ werden, wo wir doch niemals wieder die Gleichen sein werden.“

 

Stell unsere Trauer nicht als ein Problem dar. Wir wissen, dass unsere Trauer die Dinge unangenehm macht. Aber ist es nicht nachvollziehbar, dass wir traurig sind? Es spiegelt den Wert unseres Kindes wider. Die vielen Tränen müssen geweint werden. Viele Dinge, die wir ohne unser Kind erleben werden, werden eine weitere Welle des Schmerzes mit sich bringen. Manchmal fühlen wir uns, als ob die Menschen uns heilen wollen, damit wir nicht traurig sind, oder als ob sie wollen, dass wir wieder „normal“ werden, wo wir doch niemals wieder die Gleichen sein werden. Statt zu fragen „Wie geht es dir?“, wodurch der Eindruck entsteht, dass die erwartete Antwort „Gut“ oder „Besser“ ist solltest du fragen: „Wie gehts dir in diesen Tagen mit deiner Trauer?“ Das zeigt uns, dass du anerkennst, dass es normal und zu erwarten ist, dass wir eine Zeit lang trauern.

Ermutige ohne zu drängen

Sag uns nicht, dass wir es endlich hinter uns lassen müssen, sondern ermutige uns, weiter voran zu gehen. Unsere Trauer gibt uns das Gefühl, unserem verstorbenen Kind nahe zu sein. Das brauchen wir so sehr. Du musst verstehen, dass es sich so anfühlt, als ob wir unser Kind zurücklassen, wenn wir die Trauer hinter uns lassen. Aber wir brauchen auch eine sanfte Ermutigung, neue Schritte ins Leben zu gehen, die Zukunft anzunehmen und das heilende Werk des Heiligen Geistes in unseren Gefühlen und Beziehungen zu erwarten und zu begrüßen.

Weise auf Gott hin

„Auch wenn wir in diesem Leben vielleicht niemals verstehen werden, wie Gott unseren Verlust zum Guten gebraucht, können wir doch gewiss sein, dass er ihn gebraucht.“

 

Versteh und teile unsere Sehnsucht, zu sehen, wie Gott unseren Verlust zum Guten verwendet. Aber hilf uns auch, zu akzeptieren, dass wir vielleicht niemals genau erfahren werden, was dieses Gute ist. Obwohl wir es nicht besonders mögen, Römer 8,28 zitiert zu bekommen, findet sich unser größter Trost doch in seiner Wahrheit: Gott kann und will das Schlimmste, das wir uns vorstellen können – einschließlich des Todes unseres Kindes – gebrauchen, um etwas Gutes zu vollbringen. Aber viele von uns denken, dass es unsere Aufgabe ist, herauszufinden, was dieses „Gute“ ist. Uns fällt es schwer zu glauben, dass es wahr ist, bevor wir es selbst herausgefunden haben. Wir suchen nach einem Zweck, den man klar erkennen und rechtfertigen kann, der einzigartig und besonders ist. Erinnere uns an folgende Wahrheit: Auch wenn wir in diesem Leben vielleicht niemals verstehen werden, wie Gott unseren Verlust zum Guten gebraucht, können wir doch gewiss sein, dass er ihn gebraucht.

Keine vorschnellen Lösungen

Zuletzt: Erwarte nicht, dass alles in Ordnung kommt, wenn du nur das richtige sagst und das richtige Buch oder den richtigen Seelsorger empfiehlst. Dieser Verlust wird eine Weile schmerzen. Deine regelmäßige Anwesenheit, deine Weigerung, uns aufzugeben, deine Bereitschaft, unsere Trauer auszuhalten und dein Ringen, keine vorschnellen Lösungen oder verkürzte Antworten zu geben, ist ein großes Geschenk für uns.