Gottes Plan mit unseren Umwegen

Andacht von John Piper – gelesen von Robin Dammer
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„Und was immer ihr tut in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“ (Kol 3,17) 

Hast du dich schon einmal gefragt, was Gott eigentlich tut, während du an der falschen Stelle nach etwas suchst, was dir abhandengekommen ist und was du dringend brauchst? Er weiß genau, wo es ist, und lässt dich dennoch an der falschen Stelle suchen. 

Mir ging es beispielsweise so, als ich nach einem bestimmten Zitat für die Neuauflage meines Buches Sehnsucht nach Gott suchte. Ich war mir sicher, dass ich es bei Richard Wurmbrand gelesen hatte. Ich dachte, es käme aus seinem Andachtsbuch Erreichbare Höhen. Ich hatte quasi vor Augen, wo das Zitat auf der rechten Seite stehen müsste. Doch ich konnte es nicht finden. 

Während ich danach suchte, blieb ich allerdings bei seiner Andacht für den 30. November hängen. Was ich dort las, war so fesselnd, dass ich mir dachte: „Jetzt weiß ich, warum mich Gott an der vermeintlich ‚falschen‘ Stelle hat suchen lassen.“ Hier war eine Geschichte, die perfekt veranschaulichte, dass nichts, was wir im Namen Jesu tun, verschwendet ist: nichts, nicht einmal an der falschen Stelle nach einem Zitat suchen. Hier ist, was ich las: 

„Etwa zwanzig Jahre lang wurde in einer Anstalt ein Mädchen namens Käthe gepflegt. Es war von Geburt an [geistig behindert] und hatte nie ein Wort sprechen gelernt. Stumpf vegetierte Käthe dahin. Abwechselnd [starrte] sie bewegungslos stundenlang vor sich hin oder befand sich stundenlang in zappelnder Bewegung. Sie aß und trank, sie schlief, stieß auch einmal ein Schrei aus. Andere Lebensregungen hatten wir an ihr in den langen Jahren nie wahrgenommen. An allem, was in ihrer Umgebung vor sich ging, schien sie nicht den geringsten Anteil zu nehmen. Auch körperlich [ging es dem] Mädchen immer elender. Ein Bein musste ihr abgenommen werden, und das Siechtum wurde immer stärker. Schon längst wünschten wir, dass Gott [sie zu sich nehmen würde]. 
 
Da rief mich eines Morgens unser Doktor an und bat mich, mit ihm gleich einmal zu Käthe zu gehen, die im Sterben liege. Als wir in die Nähe des Sterbezimmers kamen, fragten wir uns, wer wohl der Käthe in ihrem Zimmer die Sterbelieder singe. Als wir dann ins Zimmer traten, trauten wir unseren Augen und Ohren nicht. Die von Geburt an [geistig behinderte] Käthe, die nie ein Wort gesprochen hatte, sang sich selbst die Sterbelieder. Vor allen Dingen sang sie immer wieder: Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh ... Etwa eine halbe Stunde lang sang sie mit verklärtem Gesicht und ging dann sanft und still heim.“ (Wurmbrand zitiert aus Franz Rienickers Buch Das Schönste kommt noch, Verlag Sonne und Schild, Wuppertal).  

Kann irgendetwas, was im Namen Christi getan wird, je verschwendet sein? 

Meine frustrierte, vergebliche Suche nach dem, was ich zu brauchen meinte, war nicht verschwendet. Diesem schwerbehinderten Kind vorzusingen war nicht verschwendet. Und dein qualvoller, ungeplanter Umweg ist keine Verschwendung – nicht, wenn du für Gottes unerwartetes Wirken offen bist und alles in seinem Namen tust (Kol 3,17).