Warum Hollywood Elliot Page bejubelt und mich ächtet

Artikel von Becket Cook
26. Dezember 2020 — 8 Min Lesedauer

Die Welt applaudierte der Schauspielerin Ellen Page – Star der Netflix-Serie The Umbrella Academy, in Filmen wie Juno und der X-Men-Serie –, als sie am 1. Dezember ihre Entscheidung bekannt gab, ein Mann zu werden und ihren Namen in Elliot Page zu ändern. Indessen ist meine Entscheidung, mich nicht mehr als schwuler Mann zu identifizieren, weil ich Christus folge, in unserer Kultur ein Anathema und wird mit einem Bann belegt.

Warum diese Doppelmoral? Elliot erklärt, dass „er“ endlich sein authentisches Selbst gefunden habe. Weshalb feiert unsere Kultur nicht auch meine Entscheidung, mein authentisches Selbst zu sein? Ist meines weniger wert, gelobt zu werden? Sogar Hillary Clinton meldete sich mit einem feierlichen, unterstützenden Tweet für Elliot zu Wort: „Es ist wunderbar zu sehen, wie Menschen zu dem werden, was sie sind.“

Die Intoleranz der Toleranz

Ist es wirklich so wundervoll, zu erleben, wie Menschen zu dem werden, was sie sind? Oder ist es nur dann wunderbar, wenn das „wahre Selbst“, das sie entdecken, dem populären kulturellen Narrativ der heutigen Zeit entspricht? Wenn Frau Clinton meine Geschichte kennen würde, käme dann auch ein Tweet von ihr, um mich zu unterstützen, dass ich so werde, wie ich bin?

„Ist es wirklich so wundervoll, zu erleben, wie Menschen zu dem werden, was sie sind? Oder ist es nur dann wunderbar, wenn das ‚wahre Selbst‘, das sie entdecken, dem populären kulturellen Narrativ der heutigen Zeit entspricht?“
 

Als Präsidentschaftskandidatin im Jahr 2008 war Hillary Clinton noch gegen die gleichgeschlechtliche Ehe. Als sie 2013 ihren Kurs änderte und sich dafür aussprach, tat sie dies offenbar nur, weil es kein politisches Risiko mehr darstellte. Und jetzt, da das Trans-Phänomen in Mode gekommen ist, kann Frau Clinton – wie viele andere Führungskräfte in Politik, Wirtschaft und Kultur – die Sache ungestraft öffentlich unterstützen. Aber wenn ein Prominenter beispielsweise ein Foto des Buches A Change of Affection mit einem wohlwollenden Tweet kommentierte, würde er oder sie wahrscheinlich Opfer der Cancel Culture werden.

Elliots Twitter-Post beginnt mit einer positiven Nachricht. Er erklärt, er sei glücklich, an diesem Punkt in seinem Leben angekommen zu sein und dankbar dafür, endlich seinem authentischen Selbst nachgehen zu können. Aber dann klingt er plötzlich verdrießlich und sogar wütend: „Meine Freude ist echt, aber sie ist auch zerbrechlich.“ „Ich habe Angst“, sagt er mehrmals. Diejenigen, die mit seiner Wahl nicht einverstanden sind, beschuldigt er, Blut an den Händen zu haben. Und wenn ihn jemand angreift, werde er „nicht schweigen“.

Auch wenn Pages Trans-Entscheidung mit jubelndem Applaus bedacht wurde, so deutet der Ton seiner eigenen Ankündigung doch darauf hin, dass sein „neues Ich“ bestenfalls auf schwachen Füßen steht und beunruhigend abhängig von der Bestätigung und Akzeptanz durch andere ist.

Vergleichen wir einmal Elliots Coming-out mit meinem.

Meine Transition

Ich hatte eine sehr erfolgreiche Karriere als Produktionsdesigner in der Modewelt gemacht und lebte als engagierter schwuler Mann in Hollywood. Ich hatte im Laufe der Jahre viele Freunde, nahm an Pride Parades in Los Angeles, San Francisco und New York teil und marschierte bei unzähligen Kundgebungen für die Gleichstellung der Homo-Ehe mit. Meine Identität als schwuler Mann war unveränderlich, zumindest dachte ich das.

Im Jahr 2009 erlebte ich jedoch etwas Außergewöhnliches: Ich hatte eine radikale Begegnung mit Jesus Christus, als ich zum ersten Mal eine evangelikale Kirchengemeinde in Hollywood besuchte. Ich war von einem Fremden eingeladen worden, den ich in der Woche zuvor in einem Café kennengelernt hatte. Ich betrat die Kirche als schwuler Atheist und verließ sie zwei Stunden später als wiedergeborener Christ, verliebt in Jesus. Ich war völlig verblüfft von dieser Lebenswende. Seitdem identifiziere ich mich nicht mehr als schwul, sondern entscheide mich dafür, zölibatär zu leben, weil ich glaube, dass Gottes Plan und Absicht – offenbart in der Bibel – maßgebend, wahr und gut ist.

„Meine Identität liegt nicht mehr in meiner Sexualität, sondern in Jesus.“
 

Es war nicht einfach, meine Sexualität Gott hinzugeben. Ich kämpfe zwar immer noch mit Anflügen gleichgeschlechtlicher Anziehung, es ist mir aber eine Ehre, mich selbst zu verleugnen, mein Kreuz auf mich zu nehmen und Jesus zu folgen. Alle Kämpfe, die ich erlebe, verblassen im Vergleich zu der Freude über die persönliche Beziehung zu dem, der mich geschaffen hat und meinem Leben einen Sinn gibt. Meine Identität liegt nicht mehr in meiner Sexualität, sondern in Jesus.

Als ich mich bei meinen Freunden in Los Angeles und New York als Christ outete, bin ich auf Skepsis und in einigen Fällen sogar auf offene Feindseligkeit gestoßen. Aber erst als ich 2019 meine Memoiren veröffentlichte, brach wirklich die Hölle los. Meine engsten, lebenslangen Freunde verließen mich alle, und meine Produktions- und Designagentur in Hollywood ließ mich unter schwammigsten und dümmsten Vorwänden wie eine heiße Kartoffel fallen – und das, obwohl ich einer ihrer Top-Künstler war und ihnen über die Jahre eine Menge Geld eingebracht hatte. Hätte ich dagegen in meinen Memoiren meine schwule Identität gefeiert, hätten mir Werbeagenturen und Redaktionen mit Jobangeboten die Tür eingerannt.

Im krassen Gegensatz zu Elliot Page, der nur die Zustimmung und Gunst von Prominenten und Politikern bekam, verlor ich sowohl liebe Freunde als auch meinen Lebensunterhalt.

Was ich gewann

Ich möchte eines klarstellen: Ich beschwere mich nicht und sehe mich auch nicht als Opfer. Was ich in Christus gewann, ist unbezahlbar. Wie der Apostel Paulus lerne ich, „alles für Schaden zu achten gegenüber der alles übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe; und ich achte es für Dreck, damit ich Christus gewinne“ (Phil 3,8).

Die Warnung von Jesus war klar: „Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt wärt, so hätte die Welt das Ihre lieb; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt heraus erwählt habe, darum hasst euch die Welt“ (Joh 15,18.19).

Der Verlust von engen Freundschaften und einer lukrativen Karriere war wirklich hart, aber im Reich Gottes zu leben, entschädigt mich bei weitem! Ich bin ein Königskind, Erbe Gottes und Miterbe mit Christus. Im Gegensatz zu Page ist meine Freude nicht „zerbrechlich“, indem sie von der Bestätigung anderer abhängt. Meine Freude hat ein sicheres Fundament, weil ich in Christus bin und so Gott gefalle, dessen Zustimmung letztlich alles ist, was zählt.

Wahre Authentizität

Vor ein paar Jahren publizierte die Mode- und Promifotografin Melanie Acevedo einen wunderschönen Bildband mit dem Titel The Authentics: A Lush Dive into the Substance of Style. Darin zeigt sie die privaten Welten und prächtigen Häuser kreativer Avantgardisten in Kunst, Design und Mode. Melanie und ich sind alte Freunde und Kollegen; ich habe im Laufe der Jahre viele Fotoshootings für sie produziert. Während sie ihr Buch zusammenstellte, bat sie mich, ihr „authentische“ (eigentlich meinte sie „tolle“) und fotogene Freunde für das Buch zu empfehlen. Ich fragte halb im Ernst und halb im Scherz, warum ich nicht dafür in Frage käme. Schließlich gibt es nichts Authentischeres, als wenn jemand wie ich seine frühere Identität als schwuler Mann wegen seiner Beziehung zu Christus aufgibt. Ich sagte laut: „Ich bin der authentischste Mensch, den du kennst!“ Denn tatsächlich bin ich endlich authentisch, weil ich jetzt der bin, als den Gott mich geschaffen hat. Mehr und mehr wie Jesus zu werden, der wahrhaftigste Mensch, der je gelebt hat, ist eine viel echtere Transformation als mehr und mehr zu dem „Selbst“ zu werden, das meine unbeständigen Gefühle mir an einem bestimmten Tag suggerieren.

„Mehr und mehr wie Jesus zu werden ist eine viel echtere Transformation als mehr und mehr zu dem ‚Selbst‘ zu werden, das meine unbeständigen Gefühle mir an einem bestimmten Tag suggerieren.“
 

Da sie nicht wusste, wie sie auf meine Herausforderung reagieren sollte, errötete Melanie einfach nur und war sprachlos. Ich spürte, dass sie wusste, was ich meinte und sogar glaubte, es sei wahr. Aber mit dieser Art von Authentizität verkaufen sich Bildbände eben nicht.

Liebe in einer gefallenen Welt

Keinesfalls möchte ich das reale Leid derjenigen herunterspielen, die eine Geschlechtsdysphorie erleben oder die trans sind und hasserfüllten Angriffen ausgesetzt sind, manchmal sogar mit Gewalt. Das ist schrecklich und nicht zu rechtfertigen, denn diese Menschen sind nach dem Bilde Gottes geschaffen. Wir sollten sie lieben und für sie beten.

Das grundlegende Problem, das dem Trans-Phänomen zugrunde liegt, ist der Sündenfall. Weil unsere Ureltern im Garten Eden gegen Gott rebellierten, leiden wir alle unter einem verzerrten und verdrehten Verstand, Willen und Gefühlen. Unsere wahre Identität, die in der Beziehung zu Gott gründete, wurde plötzlich abgeschnitten; der einzige Weg zurück führt über das Vertrauen in Jesus Christus. Erst die Versöhnung mit Gott stellt unser wahres, authentisches Selbst wieder her. Wir wurden dazu geschaffen, in der richtigen Beziehung zu unserem Schöpfer zu stehen.

Wir alle erleben eine „Dysphorie“, eine Diskrepanz, zwischen dem, was wir sind, und dem, wozu Gott uns geschaffen hat. Die Antwort zur Überwindung dieser Dysphorie kann nicht gefunden werden, indem man in sich selbst oder bei anderen nach Anerkennung sucht; sie liegt allein in der Vereinigung mit Christus. Ich habe diese befreiende Wahrheit in meinem Leben entdeckt, und ich bete, dass Elliot Page und andere es eines Tages auch tun werden.