Oberflächliche oder wahre Freude?
Bankgeschäfte sind langweilig. Oder zumindest denken das die meisten Leute – es sei denn, man ist wie ich Sohn eines Bankers. Hin und wieder nahm mich mein Vater mit zur Arbeit und zeigte mir alles, was ein zehnjähriger Junge seiner Meinung nach in einer Bank interessant finden würde. Am Ende starrte ich immer auf die Falschgeld-Anzeige: ein mittelgroßer Kasten, der nebeneinander echtes und falsches Geld zeigte und in dem man den Unterschied erkennen konnte.
In der Lage zu sein, den Unterschied zwischen echtem und falschem Geld zu erkennen, ist nicht nur für ein Kind in einer Bank interessant; es ist auch eine wichtige Illustration, besonders wenn es darum geht, den Unterschied zwischen echter und unechter Freude zu erkennen. Vielleicht erkennen Sie zwischen Geld und Freude keinen direkten Zusammenhang, was deren Wert betrifft, aber bedenken Sie einmal, wie wichtig Freude ist. Die Freude sagt uns, was wir im Leben am meisten schätzen; sie definiert uns als Menschen. Können Sie unechte oder oberflächliche Freude erkennen? Um dies zu tun, müssen Sie in der Lage sein, vier Arten von Freude – falsche, unbeständige, verblassende und ewige Freude – zu unterscheiden.
Vier Arten der Freude
Falsche Freude ist die gröbste Verfälschung der wahren Freude. Falsche Freude ist die Freude, die Menschen an der Sünde empfinden, dem Köder am Haken der Versuchung. Es war die Freude, eine sexuelle Eroberung zu machen, die David dazu brachte, mit Bathseba Ehebruch zu begehen, und die Freude, damit davonzukommen, die ihn dazu brachte, ihren Ehemann töten zu lassen (2Sam 11). Diese Scheinfreude und ihr hohler Reiz machen Sünde möglich und wiederholbar. Falsche Freude ist keine wirkliche Freude.
„Die Umstände können wahre Freude weder hervorbringen noch beeinträchtigen.“
Sie ist nur ein sündiges, lustvolles Begehren, das sich als Freude maskiert und dir ein kurzes Vergnügen beschert, während es deine Seele vergiftet. Die erste Regel, um gefälschte Freude zu erkennen, lautet daher: Wahre Freude kann nur innerhalb der Grenzen von Gottes Geboten gefunden werden.
Die zweite Art Freude ist die unbeständige Freude. Flatterhafte, unbeständige Freude ist eine von den Umständen abhängige Freude. Wenn das Leben gut läuft, hat man Freude im Überfluss und erlebt scheinbar Gottes Nähe. Wenn im Leben aber Flaute, Depressionen und Dunkelheit herrschen, ist die unbeständige Freude verflogen und Gott scheint ganz weit weg zu sein. Während wahre Freude in schönen wie in schlimmen Zeiten bleibt, können Umstände auch die echte Freude verdecken, besonders im Leiden. Flatterhafte Freude ist nur veränderliche Schönwetter-Freude. So lautet die zweite Regel: Die Umstände können wahre Freude weder hervorbringen noch beeinträchtigen.
Die dritte Art der Freude ist die verblassende Freude, eine Art Freude, die in Gottes allgemeiner Gnade für alle Menschen verwurzelt ist. Wenn du ein Mensch bist, dann hat dich Gott gesegnet, unabhängig von deinem geistlichen Zustand (Mt 5,45). Diese Segnungen rufen als Antwort auf Gottes gnädigen Segen Freude hervor. Sie beinhalten eine Vielzahl von Dingen wie Talente, Familie, Besitz, Gesundheit, Errungenschaften, die Schönheit eines Sonnenaufgangs und sogar Lektionen, die durch schwierige Prüfungen gelernt wurden. Dies ist eine wahre Freude, die in allen Lebensumständen vorhanden ist und von allen Menschen erfahren wird – aber sie ist eine Freude, die vergeht. Sie verblasst, weil diese Welt und all das Gute, das sie zu bieten hat, nicht alles ist. Wenn man die Welt gewinnt und Gott nicht hat, dann hat man nichts. Deshalb lautet die dritte Regel: Das Beste, was diese Welt zu bieten hat, ist verblassende Freude.
„Das Beste, was diese Welt zu bieten hat, ist verblassende Freude.“
Die vierte und wahrhaftigste Art der Freude ist die ewige Freude, die so genannt wird, weil sie eine Freude ist, die vom ewigen Gott ausgeht und auf ihn zurückgeführt wird – eine Freude, die nur Christen kennen. Ewige Freude ist die Freude, die Gott an sich selbst, an seiner Schöpfung und an seinem Erlösungswerk hat. Nur durch den Glauben an Jesus können Sie als Christ an dieser Freude teilhaben und sie erfahren. Wenn Sie Gott verherrlichen, haben Sie Anteil an der Freude, die er an sich selbst hat. Wenn Sie auf die Schöpfung blicken, sehen Sie sie nicht nur als schön, sondern als Offenbarung der Schönheit Gottes als ihres Schöpfers. Wenn Sie über Ihre Errettung nachdenken, freuen Sie sich über die erwählende Gnade Gottes, die unverdient und reich ist. Diese Freude besitzen Christen in Leid und in Wohlstand, in diesem und im nächsten Leben, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Und dies ist die letzte Regel: Wahre, dauerhafte Freude findet man nur bei Gott in Christus.
Freude ist nur so gut wie ihr Ziel
Sie haben jetzt falsche, oberflächliche Freude und echte Freude miteinander verglichen. Sie haben vier Regeln kennengelernt, die Ihnen dabei helfen sollen, Ihr Leben zu prüfen. Geben Sie sich nicht mit billiger, gefälschter Freude zufrieden. Strecken Sie sich nach wahrer, tiefer Freude aus. Der Kleine Westminster Katechismus hat Recht, wenn er sagt, die höchste Bestimmung des Christen sei, Gott zu verherrlichen und sich seiner ewig zu erfreuen, denn am Ende ist die Freude nur so gut wie ihr Ziel.