„Etwas Tiefgreifendes in unserer Generation“

Artikel von Ray Ortlund
15. März 2021 — 3 Min Lesedauer

Eine nette Gemeinde mit netten Leuten, die nette Dinge tun, wird angesichts der Intensität unserer heutigen Zeit belanglos bleiben. Jegliche Mischform von „Christentum“ verdient es, auszusterben – und sie wird auch aussterben, weil sie einfach nicht von Gott kommt. Doch es gibt einen Weg zurück zur prophetischen Kraft des apostolischen Christentums.

„In unserem Leben muß es … etwas Wirkliches von der Arbeit Christi geben, … etwas Wirkliches von Christus, der durch mich Frucht bringt, weil der Heilige Geist in mir wohnt.“
 

Im Jahr 1974 hörte ich auf dem Lausanner Kongress für Weltevangelisation Francis Schaeffer sprechen. Es war eine unvergessliche Predigt. Schaeffer fragte: Welchen Auftrag haben Christen in unserer heutigen Welt? Eine sehr zielgerichtete Frage. Und seine Antwort lautete nicht Evangelisation. Evangelisation könne eingefahren und mechanisch wirken, sagte er, wie ein Verkaufsgespräch. Doch wenn Evangelisation als Teil von etwas Größerem angestrebt wird, von etwas anziehend Menschlichem, dann wird sie überzeugend, ja sogar fesselnd sein. Was ist dieses größere Ganze, das von einer wahrhaft biblischen Gemeinde verkörpert wird? Schaeffers Vorschlag lautete: Zwei Inhalte und zwei Realitäten.

Zwei Inhalte

1. Gesunde Lehre

„Der erste Inhalt ist der klare Inhalt der Lehre hinsichtlich der zentralen Elemente des Christentums.“[1] Diese kraftvolle biblische Botschaft steht im Kontrast zu den inhaltsarmen philosophischen und pragmatischen Spielchen, denen sich die Menschen um uns herum widmen.

2. Ehrliche Antworten auf ehrliche Fragen

„Der zweite Inhalt ist, … daß wir ehrliche Antworten auf ehrliche Fragen geben müssen.“[2] „Das Christentum verlangt von uns genügend Mitgefühl, um die Fragen unserer Generation kennenzulernen.“[3] Wir müssen all den Menschen um uns herum respektvoll zuhören und dann versuchen, zufriedenstellende Antworten zu finden, indem wir die Dinge gründlich anhand der Weisheit des Evangeliums durchdenken.

Zwei Realitäten

1. Wahre Geistlichkeit

„In unserem Leben muß es … etwas Wirkliches von der Arbeit Christi geben, … etwas Wirkliches von Christus, der durch mich Frucht bringt, weil der Heilige Geist in mir wohnt. … Es gibt nichts Häßlicheres und Abschreckenderes in der Welt als tote Orthodoxie.“[4] Eine Realität des lebendigen Christus, die jeden einzelnen Augenblick durchdringt – ohne ihn können wir nichts tun.

2. Die Schönheit menschlicher Beziehungen

„Wahres Christentum erzeugt nicht nur Wahrheit, sondern auch Schönheit.“[5] „Wenn wir nicht in der Art, wie wir uns zueinander verhalten, Schönheit beweisen, zerstören wir in den Augen der Welt und unserer Kinder die Wahrheit, die wir verkündigen.“[6] Das ist ein weitverbreiteter blinder Fleck bei uns. Wenn auf dem Papier korrekte theologische Lehraussagen stehen, kann uns das stolz machen, aber sie allein werden uns noch nicht überzeugend machen.

„Und wenn es diese beiden Inhalte und diese beiden Realitäten gibt, werden wir sehen, daß sich in unserer Generation etwas Tiefgreifendes ereignet.“
 

Evangeliumsgemäße Lehre erschafft eine evangeliumsgemäße Kultur. Jesus starb, um menschliche Schönheit unter uns zu schaffen. Wenn diese fehlt, dann zeigen wir nur, dass wir seine Wahrheit auf die leichte Schulter nehmen, auch wenn wir noch so sehr meinen, seine Wahrheit hochzuhalten.

„Und wenn es diese beiden Inhalte und diese beiden Realitäten gibt, werden wir sehen, daß sich in unserer Generation etwas Tiefgreifendes ereignet.“[7]

In diesen vier Kategorien steckt eine hoffnungsvolle Agenda für jede heutige Gemeinde, die sich um Jesu willen danach sehnt, mit prophetischer Kraft zu sprechen.


[1] Francis A. Schaeffer, „Form und Freiheit in der Kirche“, in: Alle Welt soll sein Wort hören: Lausanner Kongress für Weltevangelisation, Neuhausen-Stuttgart: Hänssler, [o.J.], S. 482.

[2] Ebd., S. 488.

[3] Ebd., S. 490.

[4] Ebd., S. 494.

[5] Ebd.

[6] Ebd., S. 496.

[7] Ebd., S. 500.