Warum du Klagelieder, Habakuk und Zefanja lesen solltest

Artikel von Camden Bucey
22. Mai 2021 — 5 Min Lesedauer

Kraft und Hoffnung

Die überwältigende Botschaft der Klagelieder, Habakuk und Zefanja ist „Kraft für heute und strahlende Hoffnung für morgen“, wie Thomas O. Chisholm in dem Kirchenlied „Bleibend ist deine Treu“ einst schrieb.[1] Seinem beliebten Kirchenlied liegt Klagelieder 3,22–23 zugrunde: „Seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß” (LU84).

„Diese Propheten drücken den Schmerz und das Leiden des Volkes Gottes aus, das in einer gefallenen Welt leben muss.“
 

Klagelieder, Habakuk und Zefanja enthalten gewaltige Wahrheiten Gottes über unsere Sünde und Bedürftigkeit der Erlösung sowie über seine Liebe zu uns in dem Retter Jesus Christus. Zusammen drücken diese Propheten den Schmerz und das Leiden des Volkes Gottes aus, das in einer gefallenen Welt leben muss. Das Volk leidet unter der Hand seiner Feinde, die der Herr selbst gesandt hat. Aber sie sind nicht ohne Hoffnung, denn Gott benutzt diese Form der väterlichen Zucht, um sie zu heiligen und wiederherzustellen.

Die Klagelieder sind der Aufschrei des Volkes Gottes, das Verwüstung erleben musste. Das Buch wurde höchstwahrscheinlich kurz nach dem Fall Jerusalems unter den Babylonier im Jahr 587 v. Chr. geschrieben. Der Autor schreibt aus persönlicher Erfahrung und beschreibt viele furchtbare Dinge im Detail. Das Buch vermittelt das Gefühl von erst kürzlich erfahrenem Leid. Das Volk trägt eine offene Wunde, die noch nicht zu heilen begonnen hat.

Drohendes Gericht

Habakuk wurde wahrscheinlich einige Jahre zuvor zwischen 640–609 v.Chr. geschrieben. Der Prophet überbrachte das Wort des Herrn kurz vor dem Fall Assyriens und prophezeite, dass Gott Babylon benutzen würde, um Juda zu bestrafen, so wie er Assyrien benutzt hatte, um Israel im Jahr 722 v.Chr. zu bestrafen (Hab 1,6). Als sich diese Prophezeiung 587 v.Chr. erfüllte, war dies auch der Zeitpunkt des in den Klageliedern beschriebene Leids. Habakuk verstand, dass das Gericht unmittelbar bevorstand, weil das Volk Juda sich in einer Spirale der Untreue befand. Sie waren synkretistischen Praktiken verfallen, verehrten Baal auf den Höhen und brachten sogar dem Moloch Kinderopfer dar. Das war dem Herrn ein Gräuel, und er hatte vor, seinen Zorn über sie auszugießen. Habakuk prophezeite in einem angespannten politischen Klima. Zu diesem Zeitpunkt herrschte Assyrien bereits schon seit über einem Jahrhundert über Juda, aber sie wurden immer schwächer. Babylon würde sie bald erobern.

Bevorstehende Veränderung

Zefanja prophezeite während der Reformen von König Josia (640–609 v.Chr.), der als ein König beschrieben wird, der das „tat, was recht war in den Augen des HERRN, und auf allen Wegen seines Vaters David wandelte und weder zur Rechten noch zur Linken wich“ (2Kö 22,2). Durch seine Reformen hatte er versucht, die Nation Juda wiederherzustellen, indem er sie nach der Herrschaft des bösen Königs Manasse zur Bundestreue zurückbrachte.

Die Nation erlebte eine kurze Rückkehr zu treuer Praxis, die aber nicht von Dauer war. Nach dem Tod von Josia fielen sie schnell wieder vom Herrn ab. „Israel“ wird in Zefanja 2,9 und 3,13–15 erwähnt, aber das Nordreich war bereits 722 v.Chr. von Assyrien ins Exil geführt worden. In diesen Versen bezieht sich „Israel” auf Juda und seine Hauptstadt Jerusalem, die noch nicht gefallen war. Jeremia, Nahum und Habakuk prophezeiten zur gleichen Zeit, und gemeinsam beschrieben sie die Notwendigkeit einer geistlichen Veränderung. Obwohl das Wort des Herrn zu vielen Zeiten und auf viele Arten und Weisen verkündet worden war, gab es immer noch viele, die sich weigerten, im Glauben und in Buße darauf zu reagieren.

Ein besserer und kommender König

Diese Propheten offenbaren einen wichtigen Teil der Geschichte des Bundes. Israel wurde auserwählt und als heiliges Volk für den Herrn abgesondert (2Mo 19,5–6; 1Petr 2,9–10), der seine Liebe auf sie gerichtet und sie aus Ägypten herausgerufen hatte. Er beschützte sie und führte sie durch die Wüste in das gelobte Land. Obwohl Gott seinem Bund treu war, war das Volk es nicht. Sie verwarfen ihn, und der Herr sandte seinen Zorn und vertrieb das Volk aus dem Land des Segens in das Exil nach Assyrien und Babylon. Die Geschichte von Gottes Umgang mit Israel bietet uns eine größere Lektion über unsere Versklavung in die Sünde und die Notwendigkeit der Errettung in Jesus Christus.

Ob sie nun vor dem drohenden Gericht warnen oder seine Verwirklichung beklagen, die Klagelieder, Habakuk und Zefanja ringen mit der Realität der Sünde und ihren Folgen. Dies sind Wahrheiten, die heute noch genauso gültig sind wie zu der Zeit, als sie zum ersten Mal verkündet wurden. Aber wir haben eine frohe Hoffnung, denn Gott hat durch den, der wahrhaftig treu war, Jesus Christus, über die Sünde triumphiert. Gottes Gerechtigkeit ist befriedigt. Die gute Nachricht lautet, dass er seinen Sohn, Jesus Christus, gesandt hat, um sein Volk vor dem Zorn zu retten.

„In Christus gibt es eine Wiederherstellung, die größer ist als jede Rückkehr ins alttestamentliche Kanaan.“
 

In Jesu Leben wiederholt sich die Geschichte Israels (siehe Mt 1–4), nur dass er in jeder Hinsicht erfolgreich ist. Als der wahrhaft gehorsame Sohn macht Christus den Fluch rückgängig, indem er die Sünde seines Volkes trägt, den vollen Zorn Gottes an ihrer Stelle erleidet und ihnen seine vollkommene Gerechtigkeit schenkt. In Christus gibt es eine Wiederherstellung, die größer ist als jede Rückkehr ins alttestamentliche Kanaan. Da gibt es die Verheißung, mit dem dreieinigen Gott im neuen Himmel und auf der neuen Erde zu wohnen (Ps 84,11; Jes 65,17–25; Hebr 3–4.11–12; Offb 22,1–5).

Wir sollten uns mit den Klageliedern, Habakuk und Zefanja auseinandersetzen, um den Schmerz und das Leid des Lebens in einer gefallenen Welt tiefer zu verstehen, während wir gleichzeitig unseren Blick auf die frohe Hoffnung der Erlösung in Jesus Christus richten.


1 Die Aussage ist eine direkte Übersetzung der dritten Strophen aus dem Englischen, die nicht in der eigentlichen dt. Fassung widergespiegelt wird, Anm. des Übers.