Haggai und das Evangelium

Artikel von Iain Duguid
10. Juni 2021 — 1 Min Lesedauer

Der Gott, der bei den Menschen wohnt

Im Fokus des Buches Haggai steht der Wiederaufbau von Gottes Haus. Es wäre daher ein Leichtes, daraus moralisierende Anwendungen zu ziehen – insbesondere, wenn man als Gemeinde mitten in einem Bauprojekt steckt.

Aber der Schlüssel, um dieses Buch auf evangeliumszentrierte Weise anzuwenden, ist ein anderer: Uns muss bewusst sein, dass der Tempel (wie zuvor auch die Stiftshütte) das sichtbare Zeichen dafür war, dass Gott inmitten seines Volkes wohnt. Damit ist er eine Vorausschattung Christi – des einen, in dem das Wort Fleisch wurde und unter uns „zeltete“ (vgl. Joh 1,14).

„In Haggai dreht sich alles um das fortlaufende Werk, das Volk Gottes aufzubauen – ein Werk, das im Wesentlichen Gottes Sache ist.“
 

Im Neuen Testament ist Christus selbst der neue Tempel (Joh 2,19). Und sein Leib, nämlich die Gemeinde, ist ebenfalls der neue Tempel (Eph 2,16–22). Entsprechend geht es bei der Botschaft dieses Buches für Christen nicht in erster Linie um ein Gebäude, das in Jerusalem wieder aufgebaut werden soll, oder darum, heute irgendein Gebäude zu errichten. Sondern in Haggai dreht sich alles um das fortlaufende Werk, das Volk Gottes aufzubauen – ein Werk, das im Wesentlichen Gottes Sache ist (Mt 16,18). Und dennoch ist es auch ein Werk, zu dem er uns durch seinen Geist einlädt, uns mit einzubringen (1 Kor 3,10–17).

Die zweite offensichtliche Verbindung zum Evangelium liegt in Serubbabel. Er ist der treue Nachkomme Davids, der das Volk beim Wiederaufbau des Tempels anleitet. Obwohl Serubbabels Großvater Jehojachin (der auch Konja genannt wird) zuvor vom Herrn wie ein ausrangierter Siegelring verworfen worden war, wird in Serubbabel der Status der Davidischen Linie als Auserwählte wieder hergestellt (Hag 2,19–23). Serubbabel war einer der Vorfahren Christi (Mt 1,12) und eine Vorausschattung von Christi treuem Eifer, Gottes Haus zu bauen (Joh 2,17).