Maleachi – die Brücke zwischen AT & NT

Artikel von Jared Wilson
20. Juli 2021 — 2 Min Lesedauer

Am Ende der alttestamentlichen Erzählung werden wir noch einmal Zeugen dessen, wie Finsternis und Licht aufeinandertreffen. Im Buch Maleachi zeichnet sich das Volk Gottes mal wieder durch Ungehorsam und Missachtung des Namens Gottes aus. Sie haben seinen Bund entweiht. Die Priester bringen verunreinigte Opfergaben. Die Anbetung des Volkes Judas ist nur noch halbherzig, träge und ohne Emotionen. Sie sind begierig und unaufrichtig (Mal 3,6–9). Selbst dann, wenn sie in ihrem „Gottesdienst“ in emotionale Erregung geraten, durchschaut Gott ihre Sünden, die sie immer wieder unter den Teppich zu kehren versuchen (2,13–14). Sie fordern Gerechtigkeit, doch nicht weil sie Gottes Heiligkeit anbeten, sondern weil sie fälschlicherweise glauben, er hätte sie vergessen (2,17).

Aufgrund dieser Missstände gibt Gott durch seinen Propheten Maleachi (3,2–3) eine der schrecklichsten Warnungen der Heiligen Schrift: Er verkündigt seine feurige Rache. Doch selbst inmitten der drohenden Verdammung zeichnen sich für den aufmerksamen Leser die wunderbaren Verheißungen des Evangeliums ab. Maleachis gesamte Prophezeiung beginnt mit einer Zusage Gottes: „Ich habe dich geliebt“ (1,2). Warum spricht Gott hier in der Vergangenheitsform? Er möchte, dass ihm sein Volk aus Ehrfurcht gegenüber seiner historischen Treue gehorcht. Er möchte, dass sein Volk ihn in Erinnerung an seine Liebe und seine Segnungen ehrt und verherrlicht. Dies ist der Ursprung allen anbetenden Gehorsams in der Gegenwart: der Glaube an Gottes historische Liebe.

Für uns heute ist diese historische Liebe das Evangelium von Jesus Christus. Für Gottes Volk zur Zeit Maleachis waren es der Bund Abrahams, der Auszug aus Ägypten und viele andere Ereignisse, die von Gottes treuer Versorgung seiner Kinder zeugen. Zwischen den Warnungen im Buch Maleachi finden sich Verheißungen der Befreiung und des Segens, aber mit dem Ende des Buches gehen auch die Zukunftsprophezeiungen für Gottes Volk zu Ende.

„Es scheint, als habe Gott die Tür zu seinem Volk geschlossen. Doch die Tür bleibt einen Spalt breit geöffnet und durch diesen Spalt hindurch strahlt etwas Licht: Der Tag des Herrn kommt.“
 

Das Ende dieses Buches markiert den Beginn eines 400 Jahre langen Schweigens Gottes: Keine Propheten treten in dieser Zeit auf, keine inspirierte Schrift wird verfasst. Es scheint, als habe Gott die Tür zu seinem Volk geschlossen. Doch die Tür bleibt einen Spalt breit geöffnet und durch diesen Spalt hindurch strahlt etwas Licht: Der Tag des Herrn kommt, ein Tag, der Gericht für die Bösen bedeuten wird, aber Heilung, Freude und Sieg für diejenigen, die den Namen Gottes fürchten. Elia wird zurückkehren, um diesen Tag anzukündigen, und der Herr selbst wird kommen und mit sich die Versöhnung bringen. Vierhundert Jahre später wird ein Prophet aus der Wüste kommen, um den Anbruch der Gnade Gottes und die gute Nachricht der Wiederherstellung zwischen Mensch und Gott, Mensch und Mensch und Schöpfung und Gott zu verkünden. Dann wird die Tür weit aufschwingen.