Being the Bad Guys

Rezension von Matthias Lohmann
13. September 2021 — 6 Min Lesedauer

Die westliche Welt erlebt einem dramatischen Kulturwandel, der sich in nie dagewesener Geschwindigkeit vollzieht. Viele Christen bemerken das, können aber gar nicht einordnen, warum ihre klassisch christlichen Positionen plötzlich in weiten Teilen der Gesellschaft als böse und gefährlich gebrandmarkt werden. Es ist noch nicht lange her, da waren christliche Positionen vielleicht nicht beliebt, aber sie wurden als grundsätzlich gut angesehen. Während das Evangelium schon immer für viele Menschen anstößig war, fand die biblische Ethik gemeinhin Anerkennung. Christen waren die „Guten“. Doch das hat sich geändert. Innerhalb weniger Jahre wurden aus den „Guten“ die „Bösen“. Und so verstehen viele Christen die so plötzlich und so radikal veränderte Welt nicht mehr.

Weil Stephen McAlpine’s Buch Being the Bad Guys uns diese neue Welt verständlich macht, ist es eine absolute Leseempfehlung. Doch nicht nur das – McAlpine hilft Christen auch dabei, ihren Platz in dieser Welt zu finden. Er ruft sie dazu auf, diese neue Rolle anzunehmen und darum bemüht zu sein, die „besten Bösen“ zu sein, die sie sein können. Dem entsprechend hat er sein Buch in drei Teile gegliedert:

  1. „How Did We Get to Be the Bad Guys?”
  2. „What Being the Bad Guys Looks Like?“
  3. „Being the Best Bad Guy You Can Be“

Wie kam es dazu, dass wir plötzlich die Bösen sind?

Teil 1 liefert einen kurzen Rückblick auf die Entwicklungen der letzten Jahre bzw. Jahrzehnte. Christen geben sich dabei gelegentlich der Illusion hin, dass die nach-christliche, säkulare Gesellschaft ein neutraler Ort sei, an dem man über alles offen und unvoreingenommen reden kann. Dem ist aber nicht so, denn die nach-christliche Gesellschaft hat bestimmte Dogmen uneingeschränkt akzeptiert, die dazu führen, dass wesentliche Aspekte der biblischen Lehre nicht mehr toleriert werden. Individualismus, sexuelle Freiheit und das Streben nach Selbstverwirklichung und Lustgewinn sind zu einer Art neuer Religion geworden, die nicht durch biblische Lehren infrage gestellt werden kann, ohne erheblichen Widerstand dafür zu erfahren. Biblische Positionen, die im Widerspruch zur Genderideologie oder der LGBT-Agenda stehen, werden heute als böse und gefährlich klassifiziert. Deswegen sind Christen in den Augen ihrer Mitmenschen eben häufig nicht mehr die „Guten“, sondern inzwischen die „Bösen“. Doch so dramatisch die Entwicklungen auch sein mögen, sollten sie uns Christen eigentlich nicht überraschen. Jesus und die Apostel haben schließlich angekündigt, dass Christen damit rechnen müssen, bedrängt und verfolgt zu werden. Was wir erleben ist also einfach eine „Normalisierung“ hin zu dem, was uns die Bibel angekündigt hat. Darüber hinaus lehrt die Bibel sogar, dass wir uns als Christen freuen sollten, wenn wir um Christi Willen leiden müssen. Manches Leid basiert hingegen auch darauf, dass Christen sich im Namen des christlichen Glaubens und der Bibeltreue versündigen. McAlpine ermahnt seine Leser darum, darauf bedacht zu sein und zum Beispiel lieblose, spitze Bemerkungen in sozialen Medien zu vermeiden.

„Christen geben sich gelegentlich der Illusion hin, dass die nach-christliche, säkulare Gesellschaft ein neutraler Ort sei, an dem man über alles offen und unvoreingenommen reden kann.“
 

Der Autor zeigt dabei, dass er zugleich ein sehr wacher Beobachter gesellschaftlicher Entwicklungen, wie auch ein sorgfältiger Ausleger der Heiligen Schrift ist. Seine klarsichtige, humorvolle und leicht lesbare Gesellschaftsanalyse wird sicher vielen Lesern eine große Hilfe sein, den vor sich gehenden Kulturwandel zu verstehen, ihn biblisch richtig einzuordnen und darauf in angemessener Weise zu reagieren.

Was bedeutet es, die Bösen zu sein?

Im zweiten Teil des Buches zeigt McAlpine auf, was es für Christen bedeutet, zu den „Bösen“ zu gehören. Dabei spricht er konkrete Bereiche an, in denen Christen auf dem falschen Fuß erwischt werden und oftmals auch falsche Erwartungen haben. In der westlichen Welt sind Christen daran gewöhnt, zur gesellschaftlichen Mehrheit zu gehören und folglich Einfluss und etwas zu sagen zu haben. Wenn sie nun feststellen, dass sie diese Position nicht mehr haben, kann es zu falschen Reflexen kommen. Manche Christen wollen Einfluss zurückerobern, andere beklagen ihre Opferrolle. Doch McAlpine lenkt unseren Blick woanders hin, wenn er daran erinnert, dass die christliche Hoffnung nicht darauf gerichtet ist, den Kulturkampf zu gewinnen. Unsere Hoffnung ruht vielmehr auf dem, der die wahren Feinde bereits besiegt hat. Inmitten der Individualisierung und Säkularisierung der Gesellschaft sollten sich Christen darauf vorbereiten, für die vielen kaputten und verletzten Menschen da zu sein, die diese Gesellschaft hervorbringen wird. Schließlich sind es doch wir Christen, die diesen Menschen das bezeugen können, was diese Welt braucht: einen tieferen Sinn, eine in Christus ruhende Identität und Vergebung.

„McAlpine macht Mut, biblische Positionen zu verteidigen. Aber vor allem ermutigt er dazu, dem Beispiel Jesu zu folgen, der vollkommen authentisch darin war, auf das Wohl anderer Bedacht zu sein.“
 

Unsere Gesellschaften werden zunehmend geprägt durch ein sehr individualistisches Verständnis von persönlicher Authentizität. Dabei wird Identität zunehmend über Sexualität definiert. Manche Christen lassen sich durch diese unbiblischen Sichtweisen mitreißen. Andere schwimmen gegen den Strom und werden dafür angefeindet. McAlpine macht Mut, biblische Positionen zu verteidigen. Aber vor allem ermutigt er dazu, dem Beispiel Jesu zu folgen, der vollkommen authentisch darin war, auf das Wohl anderer Bedacht zu sein. Wir sollten wahre Liebe vorleben. Das wird mehr bewirken, als einfach nur gegen den Kulturwandel anzukämpfen.

Wie können wir die besten Bösen sein?

Wie schon der Übergang vom ersten zum zweiten Teil ist auch jener zum letzten Teil des Buches eher fließend. Aufbauend auf den Ermutigungen aus dem Mittelteil ruft McAlpine abschließend dazu auf, die „besten Bösen“ zu sein, die wir je sein können. Dabei spielt christliche Gemeinschaft eine zentrale Rolle. In der Ortsgemeinde können wir der Welt etwas vorleben von Fürsorge und Liebe, die in dieser Welt immer weniger zu finden sind. Gleichzeitig sollten Christen viel und oft von Jesus reden, sodass unsere Mitmenschen erkennen können, dass wir wirklich begeistert von ihm sind. Der Kulturwandel bringt für den Glauben große Chancen mit sich, die es zu nutzen gilt.

Im Hinblick auf die Arbeitswelt erinnert McAlpine an Daniel. Er zeichnete sich durch Treue, Fehlerlosigkeit und Furchtlosigkeit aus. Diese Tugenden sollten Christen dringend entwickeln, sodass sie – wie einst Daniel – auch unter Bedrängnis vorbildlich leben.

Fazit: Lesen und Umsetzen

Beim Lesen hätte ich mir gewünscht, dass dieser dritte Teil noch etwas konkreter wird. Andererseits wurde mir klar, dass das, was McAlpine mich im ständigen Rückbezug auf biblische Wahrheiten gelehrt hat, ohnehin nur dadurch konkret wird, dass ich es in meinem Leben konkret werden lasse.

Also, lies dieses Buch, lerne dadurch die Welt, in der du lebst (aber auch Gottes Weg für uns Christen) besser zu verstehen und lebe als Christ so vorbildlich, dass diese Welt ins Staunen darüber gerät.

Stephen McAlpine: Being the Bad Guys ist eine absolute Leseempfehlung.

Buch

Stephen McAlpine, Being the Bad Guys: How to Live for Jesus in a World That Says You Shouldn’t, The Good Book, 2021, 143 Seiten, ca. 12,00 Euro.