Fünf Dinge, die du für deinen Pastor tun kannst

Artikel von Joseph McMahon
19. November 2021 — 11 Min Lesedauer

Ich gebe zu: Das ist ist eine etwas ungewöhnliche Idee für einen Artikel. Ich möchte dir heute nämlich zeigen, wie du deiner Gemeindeleitung auf ganz praktische Weise dienen kannst. Doch wie komme ich überhaupt darauf, dass du etwas für deinen Pastor oder deine Gemeindeleitung[1] tun sollst? Im 1. Thessalonicherbrief gibt es eine Stelle, die mir vor einer Weile ins Auge gesprungen ist:

„Wir bitten euch aber, ihr Brüder, dass ihr diejenigen anerkennt, die an euch arbeiten und euch im Herrn vorstehen und euch zurechtweisen, und dass ihr sie umso mehr in Liebe achtet um ihres Werkes willen.“ (1Thess 5,12–13)

Paulus fordert die Gemeinde in Thessaloniki dazu auf, ihre Leiter anzuerkennen, indem sie sie „umso mehr in der Liebe achten“. Anscheinend hat diese Gemeinde ihre Ältesten nicht wirklich wertgeschätzt. Dieser Vers ist mir ins Auge gesprungen, weil sich meine Perspektive in diesem Bereich verändert hat. Ich bin jetzt seit fünf Jahren Pastor einer Gemeinde. Davor war ich zehn Jahre lang „normales“ Mitglied einer anderen Gemeinde. Als ich darüber nachgedacht habe, dass Paulus hier zur Liebe für die Gemeindeleitung aufruft, ist mir aufgefallen, dass ich früher oft eine fordernde Haltung gegenüber der Gemeindeleitung hatte. Ich war schnell in Kritik und langsam in Anerkennung. Es gibt viele Dinge, die ich – wenn ich sie ändern könnte – ganz anders gehandhabt hätte. Paulus ermahnt uns hier: Liebt eure Gemeindeleitung! Deshalb möchte ich eine einfache Frage stellen: Wie liebt man seine Gemeindeleitung? Im Neuen Testament ist Lieben nicht primär ein Gefühl, sondern etwas, dass man tut. Lieben heißt Handeln. Deshalb möchte ich dir hier einige konkrete und praktische Überlegungen mitgeben, wie du deinen Pastor und die Ältesten in deiner Gemeinde lieben kannst.

1. Bete

Dein Pastor und die anderen Ältesten deiner Gemeinde brauchen dein Gebet. Paulus nennt den Ältestendienst in 1. Timotheus 3,1 ein „schönes Werk“ – und das stimmt. Mitglied der Gemeindeleitung zu sein ist eine wunderbare Aufgabe. Es ist aber auch eine große Verantwortung. In 1. Thessalonicher 5,12 sagt Paulus, dass die Ältesten der Gemeinde „im Herrn vorstehen“. Das bedeutet nicht nur, dass sie als die Hirten der Gemeinde die Richtung vorgeben und als Vorbilder vorangehen, sondern auch, dass sie die Verantwortung für ihre Herde tragen. Die Bibel spricht in Hebräer 13,17 sogar davon, dass die Ältesten eines Tages Rechenschaft abgeben werden über diejenigen, für die sie verantwortlich waren. Bete also für sie! Damit dienst du ihnen auf eine großartige Weise.

Wenn du dafür eine praktische Hilfe brauchst, dann empfehle ich dir, dich mit den Stellen des Neuen Testaments zu befassen, wo es um die Ältesten in der Gemeinde geht. Diese kannst du dann auch als Gebetsgrundlage benutzen. Zum Beispiel schreibt Petrus in 2. Petrus 5,2–3: „Hütet die Herde Gottes bei euch, indem ihr nicht gezwungen, sondern freiwillig Aufsicht übt, nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern mit Hingabe, nicht als solche, die über das ihnen Zugewiesene herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid!“ Bete also dafür, dass deine Ältesten ihre Aufgabe mit Freude und Demut wahrnehmen und gute Vorbilder sind. In vielen Gemeinden werden die Ältesten für eine bestimmte Zeit von der Gemeinde bestätigt. Es ist aber nicht so wie in der Politik, dass man seine Stimme bei der Wahl abgibt und dann wieder einige Jahre Ruhe hat. Als Mitglied einer Gemeinde bist du dazu berufen, deine Stimme immer wieder neu zu erheben und für deine Gemeindeleitung zu beten.

2. Repariere etwas

Die Aufgaben in der Gemeinde hören nie auf. Für deinen Pastor gibt es immer irgendetwas zu tun, jemanden zu treffen, die nächste Predigt vorzubereiten, usw. Deshalb kann es schon passieren, dass manche praktischen Aufgaben in seinem Privatleben liegen bleiben. Kannst du dir vorstellen, was für ein Segen es wäre, wenn du deinen Pastor anrufst und ihm folgendes Angebot machst? „Hi! Ich wollte einfach mal rein hören: Gibts bei euch zuhause irgendwelche Dinge, die kaputt sind oder einfach nicht so richtig rund laufen? Klemmt das Garagentor, gibt es kaputte Schubladen oder muss das Lüftungsgitter vom Kühlschrank mal sauber gemacht werden? Schreib mir einfach eine Liste und ich komme vorbei und übernehme das für dich.“ So funktioniert praktische Liebe und Dienstbereitschaft. So wie es Petrus in 1. Petrus 4,10 schreibt: „Dient einander, jeder mit der Gnadengabe, die er empfangen hat, als gute Haushalter der mannigfaltigen Gnade Gottes.“ Petrus beschreibt hier ein einfaches Prinzip: Wir haben unfassbar viel Gnade von Gott empfangen und deshalb können wir auch Gnade weitergeben. Du kannst hier einen wunderbaren Liebesdienst erweisen, wenn du dich konkret dafür anbietest. Unsere Fähigkeiten und unsere Zeit sind Geschenke Gottes, die wir weiter schenken können.

3. Übernimm Verantwortung

Wenn es eines gibt, das oft gesucht wird, dann sind es Mitarbeiter: Für das Putzteam und die Technik, für die Gemeinde-Webseite und den Kaffee nach dem Gottesdienst, für Social Media und für bestimmt 100 andere kleine und große Bereiche des Gemeindelebens… Die allermeisten davon landen früher oder später auf dem Schreibtisch des Pastors oder tauchen unter „Sonstiges“ auf der Tagesordnung der Gemeindeleitung auf. Diese Dinge fressen schnell Zeit auf, die man lieber an anderer Stelle investieren würde. Es gibt kaum einen größeren Segen für einen Pastor, als Gemeindeglieder, die bereit sind, umfassend Verantwortung für etwas zu übernehmen - vor allem, wenn es um die kleinen Dinge geht. Unterschätze nicht all die kleinen, organisatorischen Aufgaben des Gemeindealltags! Stell dir vor, wie deine Gemeindeleitung reagieren würde, wenn sie von dir folgende Nachricht erhält? „Liebe Gemeindeleitung! Mir ist etwas aufgefallen: Für die Begrüßung am Eingang werden immer wieder Mitarbeiter gesucht und der Plan füllt sich nur schleppend. Ich möchte mich hiermit anbieten die Verantwortung für diesen Arbeitsbereich komplett zu übernehmen. Ihr müsstet euch dann nicht länger darum kümmern.“ Ich garantiere dir, deine Gemeindeleitung wird darüber jubeln und Gott danken. Natürlich ist es großartig, wenn du in deiner Gemeinde mit anpackst oder mal eine Aufgabe übernimmst. Noch viel hilfreicher ist es, wenn du zuverlässig Verantwortung für etwas übernimmst. Gerade für die kleineren Aufgaben im Gemeindealltag ist das goldwert.

„Es gibt kaum einen größeren Segen für einen Pastor, als Gemeindeglieder, die bereit sind, umfassend Verantwortung für etwas zu übernehmen.“
 

Dieses Prinzip sehen wir auch, wenn wir die Berufung der ersten Diakone ansehen. In Apostelgeschichte 6,1–7 werden nicht einfach Menschen gesucht, die mithelfen, weil die Arbeit gerade mehr geworden ist. Vielmehr werden Menschen gesucht, die dauerhaft und zuverlässig die Verantwortung für die Witwenversorgung übernehmen können, damit sich die Leitung auf die Lehre und das Gebet konzentrieren kann.

4. Sei anwesend

Ist dir schon mal aufgefallen, dass die Teilnahme am Gemeindeleben und das Ermutigen der anderen zusammen gehören? Logisch: Nur wer da ist, kann die anderen Anwesenden auch ermutigen. Aber das meine ich gar nicht. Schau mal, wie es in Hebräer 10,24–25 formuliert wird: „Lasst uns aufeinander achtgeben, damit wir uns gegenseitig anspornen zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unsere eigene Versammlung nicht verlassen, wie es einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr den Tag herannahen seht!“ Wir spornen uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Werken an, indem wir unseren Versammlungen nicht fernbleiben. Das bedeutet, dass deine bloße Anwesenheit bereits eine Ermutigung für die anderen Anwesenden darstellt. Das gilt auch für die Gemeindeleitung. Für die Gemeindeleitung ist es ein echter Segen, wenn es Menschen gibt, mit denen sie grundsätzlich rechnen können. Sie sind einfach da, weil der Gottesdienst als zentrale Gemeindeveranstaltung eine hohe Priorität in ihrem Leben hat.

„Wir spornen uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Werken an, indem wir unseren Versammlungen nicht fernbleiben. Das bedeutet, dass deine bloße Anwesenheit bereits eine Ermutigung für die anderen Anwesenden darstellt.“
 

Das gleiche gilt auch für andere Gemeindeveranstaltungen. Bist du Teil eines Hauskreises oder eines Jugendkreises? Gibt es ein Gebetstreffen? Dann sei anwesend. Das ist ein wunderbarer Liebesdienst für die anderen Teilnehmer und die Verantwortlichen. Die Teilnahme am Gemeindeleben gehört zu den essentiellen Bausteinen des christlichen Lebens. Deshalb sagt Jesus auch, dass die Welt uns an unserer Liebe untereinander erkennt. Wenn deine Gemeinde Woche für Woche darum werben muss, dass du erscheinst, dann läuft irgendetwas schief.

„Mach die unsichtbare Frucht des Dienstes deiner Ältesten für sie sichtbar.“
 

Im Jahr 2021 kann man nicht über Anwesenheit im Gottesdienst schreiben und dabei die Live-Streams einfach ignorieren. Die meisten Gemeinden übertragen ihre Gottesdienste inzwischen, sodass man bequem von zuhause aus zuschauen kann. Und genau das ist es, was wir dann machen: Wir schauen zu, aber nehmen nicht teil. Wenn du die Wahl zwischen echter Anwesenheit und dem Live-Stream hast, wähle die echte Anwesenheit! Es gibt unzählige gute Gründe dafür – einer davon lautet: Deine Anwesenheit ist eine Ermutigung.

5.  Mach Unsichtbares sichtbar

Mir hat jemand mal gesagt: „Das Schweigen ist das Lob der Gemeinde.“ Das ist leider allzuoft war. Wenn wir mit einer Predigt zufrieden waren, schreiben wir dem Prediger keine Email, aber wenn uns etwas nicht gepasst hat, dann werden die Großbuchstaben ausgepackt. Hast du einem Prediger schon mal nach einer Predigt eine Nachricht geschrieben, in der du dich für die Predigt bedankt hast? Wenn ich so zurückschaue muss ich persönlich zugeben, dass ich mehr Emails aus Frust über eine schlechte Predigt geschrieben habe, als aus Dank für eine gute. Das finde ich sehr merkwürdig, weil ich in meinem Leben sehr viel mehr gute Predigten gehört habe, als schlechte. Ich möchte hier nicht einfach für mehr Dankbarkeit und Wertschätzung werben. Diese Dinge sind wichtig und ein Ausdruck echter Liebe. Du wirst deiner Gemeindeleitung sicherlich damit dienen, wenn du ihnen für ihren Dienst dankst und Lob aussprichst, aber wofür ich dich sensibilisieren möchte ist etwas anderes: Mach die unsichtbare Frucht ihres Dienstes für sie sichtbar. Paulus spricht in 1. Thessalonicher 5,12 davon, dass die Gemeindeleitung an der Gemeinde „arbeitet“. Wie ein Gärtner, der Unkraut entfernt, die Tomaten züchtet und alle Blumen gießt. Deine Gemeindeleitung arbeitet daran, dass du im Glauben wachsen kannst. Die Frucht deines Wachsens ist für sie aber oft nicht sichtbar. Wo sie jedoch sichtbar wird, wartet eine tiefe Freude und Ermutigung auf sie. Hast du eine Gebetserhörung erlebt? Eine ermutigende Zeit mit der Bibel gehabt? Mit deinem Kollegen über Jesus gesprochen? Du wirst dir vielleicht nicht viel dabei denken, wenn du das während eines kurzen Gespräches mit einem deiner Ältesten erwähnst, aber er wird sich unheimlich freuen und ermutigt sein.

Was wirst du tun?

Hast du schon mal ein einzelnes Salzkorn gegessen? Ich habe das unseren Jugendlichen vor einer Weile als Aufgabe gegeben. Dabei habe ich einen Salzstreuer herumgegeben und jeder musste genau ein Salzkorn essen. Ein Salzkorn reicht aus und der ganze Mund wird salzig. Danach habe ich ihnen erklärt, dass es oft die kleinen Dinge im Leben sind, die einen großen Unterschied machen. Sich etwas großartiges vorzunehmen und es nicht in die Tat umzusetzen ist nutzlos, aber etwas Kleines wirklich zu machen, ist großartig. Wie wäre also, wenn du etwas Kleines aus diesem Artikel in die Tat umsetzt? Ein kleiner Liebesdienst für deine Gemeindeleitung…


[1] Ich verwende die Begriffe „Pastor“, „Gemeindeleitung“ und „Älteste“ austauschbar, da sie grundsätzlich das gleiche beschreiben.