Als Gemeinde Mission fördern

und was wir dabei vermeiden sollten

Artikel von Zane Pratt
24. Januar 2022 — 8 Min Lesedauer

Der Missionsbefehl ist ein klares Gebot Jesu an seine Gemeinde. Eine evangeliumszentrierte Gemeinde zu sein heißt unter anderem, die Verkündigung des Evangeliums unter jenen Menschen zu fördern, die es noch nie gehört haben. Das war während eines Großteils der Kirchengeschichte gleichbedeutend damit, Langzeitmissionare auszusenden, sie finanziell zu unterstützen und für sie zu beten. Ohne Flugreisen und Internet gab es schlichtweg nicht viel mehr, was eine westliche Ortsgemeinde tun konnte.

Doch heute sind die Möglichkeiten, wie man sich direkt für die Außenmission engagieren kann, zahlreich. Wie kann eine Gemeinde angesichts so vieler Möglichkeiten entscheiden, was sie tun soll? Da ich selbst jahrzehntelang Erfahrung auf der anderen Seite (nämlich als Auslandsmissionar) sammeln konnte, habe ich auf dieser Grundlage hier eine Liste von Dingen zusammengestellt, die deine Gemeinde NICHT tun sollte, wenn sie überlegt, wie sie sich an der Erfüllung des Missionsbefehls beteiligen kann.

1. Ignoriert den Missionsauftrag nicht.

Man kann eine Menge Ausreden dafür finden, nichts für die Weltmission zu tun, außer vielleicht hin und wieder einer Spende. Den Unerreichten das Evangelium zu bringen ist teuer, unbequem, beschwerlich und manchmal sogar gesundheitsschädlich oder gefährlich. Es gibt so viele Verlorene direkt vor eurer Haustür. In eurer eigenen Gemeinde gibt es so viele Nöte. Und so weiter.

All diese Dinge sind wahr – und nichts davon ist eine gute Entschuldigung. Jesus hat euch nicht dazu aufgerufen, sicher, gemütlich und bequem zu leben. Er hat euch aufgerufen, euer Kreuz auf euch zu nehmen und zu sterben. Es gibt sehr wohl viele Verlorene im direkten Umfeld eurer Gemeinde, aber ihr seid ja vor Ort und könnt ihnen das Evangelium verkündigen. Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit haben in der Nähe keine Gemeinde, keine Gläubigen, keinen Zugang zum Evangelium. Sie werden das Evangelium nie hören, wenn keiner zu ihnen geht. Ihr solltet euch selbstverständlich um die Nöte derer kümmern, die zu eurer Gemeinde gehören. Aber es gibt einen Unterschied zwischen echten Nöten und Wünschen. Die meisten Gemeinden im Westen haben mehr als genug, um sich sowohl um die echten Nöte in ihren eigenen Reihen zu kümmern als auch das Evangelium den Unerreichten zu bringen. Sicherlich kann das ein gewisses Maß an Opfern aus unserem Überfluss erfordern, aber wir sollten es trotzdem tun. Ignoriert den Missionsauftrag nicht. Widmet ihm mehr als ein Lippenbekenntnis. Befasst euch ernsthaft mit der Verlorenheit dieser Welt.

2. Bleibt nicht allein.

Es stimmt, dass die Verantwortung für die Weltevangelisation bei der Ortsgemeinde liegt. Trotzdem können Missionsgesellschaften und Partner vor Ort eine enorme Hilfe sein, um dieser Verantwortung nachzukommen. Missionsgesellschaften haben Erfahrung mit der Aussendung und Unterstützung von Langzeit- und Kurzzeitmissionaren und können einschätzen, was zu tun ist und wie es zu tun ist.

Ebenso verfügen Missionare draußen vor Ort über Erfahrung, Beziehungen und Wissen. Das kann von unschätzbarem Wert für eine Ortsgemeinde sein, die sich stärker einbringen möchte. Doch die Ortsgemeinde sollte zunächst ihre Hausaufgaben machen, wenn es um Missionsgesellschaften und Partner im Ausland geht. Sie muss sicherstellen, dass theologisch und in der Missionsphilosophie eine wirkliche Übereinstimmung besteht zwischen der Gemeinde und denjenigen, mit denen sie zusammenarbeiten wird. Wenn das gewährleistet ist, wird die Gemeinde feststellen, dass die Beteiligung an der Missionsarbeit mit guten Partnern leichter zu bewältigen und auch fruchtbarer ist.

3. Versucht nicht, die Sache an euch zu reißen.

Wenn ihr mit Missionaren oder einer Organisation auf dem Missionsfeld zusammenarbeitet, dann sollte eure Ortsgemeinde im Westen nicht versuchen vorzugeben, was dort vor Ort zu geschehen hat. Kulturen, Menschen und Situationen sind auf dieser Welt sehr unterschiedlich. Die Leute vor Ort kennen diese Gegebenheiten auf eine Weise, wie ihr sie nicht kennt. Wenn ihr ein Team für einen Kurzzeiteinsatz aussenden wollt, dann sendet es aus, um das zu tun, was aus Sicht der Missionare getan werden sollte – nicht das, was den Kurzzeitlern auf der Reise Spaß machen wird oder ihnen ein gutes Gefühl gibt. Geht mit einem Geist der Demut und der Dienstbereitschaft, nicht mit einer Anspruchshaltung. Haltet euch an die Sitten und Regeln, die euch eure Gastgeber ans Herz legen, auch wenn sie euch nicht besonders sinnvoll erscheinen. Achtet darauf, dass das, was ihr tut, zur Langzeitstrategie des Teams vor Ort passt. Lasst euch im Hinblick auf Geld vom Wissen und der Erfahrung der örtlichen Mitarbeiter leiten, wenn ihr entscheidet, was man unterstützen sollte und was nicht. Falls ihr euren Partnern vor Ort nicht in diesem Maß vertrauen könnt, habt ihr die falschen Partner. Denkt einfach daran, dass sie mit den Folgen eures Handelns leben müssen, wenn ihr schon lange wieder weg seid.

4. Versucht nicht, alles überall auf einmal zu tun.

Wenn Gemeinden von neuer Leidenschaft erfüllt sind, die Unerreichten zu erreichen, dann verfallen sie oft auf einen Schrotflinten-Ansatz für die Weltmission. Sie wollen gern überall hingehen, und manchmal versuchen sie das wirklich. Sie entsenden ein Kurzzeit-Team an einen Ort und einen Langzeitmissionar an einen anderen, während sie ein Projekt an einem dritten Standort finanziell unterstützen und sich verpflichten, für eine vierten Ort zu beten. Dieser Eifer ist zwar lobenswert, aber nicht besonders hilfreich. Es ist wesentlich besser, anfangs einen klaren Schwerpunkt auf die Partnerschaft mit einem Missionar oder Missionsteam zu legen oder auf eine Volksgruppe oder einen bestimmten Ort. Mit der Zeit wird die Kapazität der Gemeinde vielleicht wachsen, so dass weitere Völker oder Orte mit einbezogen werden können. Aber ihr werdet eurer Gemeinde wie auch dem Missionsfeld weitaus mehr Gutes tun, wenn ihr euch zu Beginn auf eine oder sehr wenige, langfristig angelegte Partnerschaft(en) konzentriert.

5. Vergesst eure Missionare nicht, wenn sie ausgereist sind.

Viel zu oft haben Auslandsmitarbeiter das Gefühl, sie seien „aus den Augen, aus dem Sinn“. Angesichts der Möglichkeiten moderner Kommunikationstechnologien gibt es dafür an den meisten Orten dieser Welt aber gar keinen Grund.

Bleibt als sendende Gemeinde mit euren Missionaren in Kontakt. Sorgt dafür, dass eure Gemeindeglieder von ihnen hören, über sie Bescheid wissen und regelmäßig für sie beten. Nennt es als wichtiges Gebetsanliegen, wenn die Missionare besondere strategische Aktionen in Angriff nehmen. Achtet ebenso darauf, für die profanen Dinge ihres Lebens zu beten. Schickt ihnen so oft wie möglich Postkarten und Päckchen. Falls machbar, kommt dafür auf, dass sie mindestens einmal pro Term von einem Pastor besucht werden. Bleibt intensiv genug im Gespräch, um von ihren Kämpfen und ihren Erfolgen zu wissen. Heißt sie herzlich willkommen, zeigt ihnen eure Liebe und hört ihnen zu, wenn sie für einen kurzen Heimataufenthalt zurückkommen. Lasst nicht zu, dass Missionare sich fühlen, als hätte man sie vergessen.

6. Überlasst Mission nicht dem Zufall.

Oft reagieren Ortsgemeinden eher als dass sie agieren. Man bestätigt Missionskandidaten, die von sich aus den Eindruck haben, berufen zu sein. Man unterstützt missionarische Projekte, auf die zufällig jemand aus der Gemeinde aufmerksam geworden ist. Aber eigentlich sollte die Gemeinde von sich aus Gelegenheiten für den kulturübergreifenden Dienst anbieten und dabei beobachten, bei wem in diesem Bereich Gaben sichtbar werden. Diese Leute sollte man zum Missionsdienst ermutigen und sie schulen, wie sie selbst zu Jüngern werden und kulturübergreifend andere zu Jüngern machen können. Auch bei ihrem eigenen Engagement für die Mission sollte die Gemeinde überlegt und strategisch vorgehen und dabei jene als vorrangig betrachten, die das Evangelium noch nicht gehört haben. Zudem sollte sie sich auf ihre langfristigen Auslandspartner konzentrieren. Ortsgemeinden sollten für ihr Engagement in der Mission beten, Schwerpunkte setzen und sorgfältig planen.

7. Lasst Mission nicht zu einem Spezialthema unter vielen werden.

Mission muss in alle normalen Bereiche des Gemeindelebens integriert sein. Diesem Ziel sollte sich der Hauptpastor von ganzem Herzen widmen und die Richtung vorgeben. Gebet für die Mission und Zeugnisse rund um Mission sollten Teil des Hauptgottesdienstes sein, und ebenso in den Kleingruppentreffen und allen sonstigen regelmäßigen Aktivitäten der Gemeinde vorkommen. Der Pastor sollte über Mission und Gottes Herz für die Nationen predigen, wann immer das im Predigttext auftaucht – nicht nur einmal im Jahr bei einem besonderen Missionsgottesdienst. Jedes Gemeindeglied sollte im Bereich Mission geschult werden, nicht nur eine kleine Gruppe besonders Interessierter. Spenden für die Mission sollten im Gemeindebudget eine hohe Priorität haben und es sollte betont werden, dass dies ein normaler Bestandteil der Jüngerschaft ist. Die weltweite Ausbreitung des Evangeliums ist nicht nur ein Nischenthema, bei dem es genügt, wenn sich eine kleine Elite innerhalb der Gemeinde dafür interessiert. Jeder Gläubige hat teil an dieser Verantwortung, und die gesamte Gemeinde muss mobilisiert werden, um die Gute Nachricht all denen zu bringen, die sie noch nicht gehört haben.