Geistliches Wachstum und Heiligung

Wachstum ist nicht optional

Es ist ein zentrales Merkmal einer gesunden Gemeinde, dass ihr das Wachstum der Gemeinde am Herzen liegt, und zwar Wachstum, wie es die Bibel definiert. Das bedeutet zuerst, dass die einzelnen Mitglieder im Glauben wachsen; und anschließend folgt das zahlenmäßige Wachstum der Gemeinde.

Man scheint heute gelegentlich der Ansicht zu sein, dass jemand sein ganzes Leben lang ein „Kleinkind“ im Glauben bleiben könne. Wachstum wird dabei als reine Option für besonders eifrige Christen angesehen. Dabei wird außer Acht gelassen, dass Wachstum ein grundlegendes Merkmal des Lebens ist – und nichts weniger! Wenn ein Baum lebendig ist, dann wächst er. Ist ein Tier lebendig, so wächst es. Zu leben bedeutet zu wachsen, und wachsen bedeutet an Reife zuzunehmen und voranzuschreiten, zumindest so lange, bis der Tod dem Wachstum ein Ende setzt.

„Man scheint heute gelegentlich der Ansicht zu sein, dass jemand sein ganzes Leben lang ein ‚Kleinkind‘ im Glauben bleiben könne. Wachstum wird dabei als reine Option für besonders eifrige Christen angesehen.“

 

Paulus hoffte, dass die Korinther im Glauben wachsen würden (vgl. 2Kor 10,15) und dass die Epheser „in allem zu ihm hin wachsen, der das Haupt ist, Christus“ (Eph 4,15; vgl. Kol 1,10; 2Thess 1,3). Petrus ermunterte seine Leser: „Seid wie neugeborene Kinder, begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch – damit ihr durch sie wachset zur Rettung“ (1Petr 2,2).

Es kann eine Versuchung für Pastoren wie Mitglieder gleichermaßen sein, ihre Gemeinden auf leicht zu handhabende Statistiken über den Gottesdienstbesuch, die Anzahl der Taufen, die Höhe der Kollekte und die Mitgliederzahlen zu reduzieren. Diese Art von Wachstum bezieht sich auf Dinge, die wir sehen und messen können. Allerdings werden sie niemals dem gerecht werden, was die Bibel als Wachstum beschreibt und wonach Gott verlangt.

Ein aussagekräftiges Kennzeichen

Woran erkennen wir also, dass ein Christ in der Gnade wächst? Wir erkennen es nicht daran, dass jemand begeistert wirkt, sich einer religiösen Ausdrucksweise bedient oder die Schrift zunehmend besser kennenlernt. Auch, dass er sich immer mehr zur Gemeinde hingezogen fühlt oder eine starke Glaubensüberzeugung an den Tag legt, ist kein verbindlicher Beweis dafür, dass ein Christ wächst. Noch nicht mal eine nach außen beobachtbare Begeisterung von Gott ist ein sicheres Zeichen für geistliches Wachstum. All dies können Hinweise auf tatsächliches geistliches Wachstum eines Christen sein. Doch eines der aussagekräftigsten und zugleich viel zu wenig beachteten Kennzeichen echten geistlichen Wachstums ist die zunehmende Heiligung, hervorgebracht durch eine christusgemäße Selbstverleugnung (vgl. Jak 2,20–24; 2Pet 1,5–11). Dies ist Wachstum, das uns Gott ähnlicher macht, und daher sollten ihm unsere Gemeinden wieder mehr Aufmerksamkeit widmen.

„Eine Vernachlässigung der Heiligung führt, ähnlich einer Vernachlässigung der Gemeindeerziehung, zu Nachfolgern mit Wachstumsschwierigkeiten.“

 

Eine Vernachlässigung der Heiligung führt, ähnlich einer Vernachlässigung der Gemeindeerziehung, zu Nachfolgern mit Wachstumsschwierigkeiten. Gemeinden, die ein unheiliges Verhalten einfach tolerieren, kultivieren in weiterer Folge Menschen, die verwirrt sind und aus den Augen verlieren, was es heißt zur Ehre Jesu zu leben. Diese Gemeinden gleichen einem Garten, in dem niemals Unkraut gejätet und nie etwas Gutes angepflanzt wird.

Die Gemeinde ist aber dazu berufen, Gottes Werkzeug zu sein, damit Menschen in der Gnade wachsen. Gereifte und nach Heiligung strebende Menschen, die in einem Bund mit Gott stehen, sind heilige Werkzeuge in seiner Hand, damit durch sie wiederum andere Menschen geformt werden. Darum: Je mehr Gottes Volk geformt wird und gemeinsam in der Heiligkeit und in selbstloser Liebe wächst, desto mehr sollte es auch nach der Fähigkeit streben, Gemeindeerziehung zu üben und zur Jüngerschaft zu ermutigen.

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Dies ist ein Auszug aus dem Buch Was ist eine gesunde Gemeinde? von Mark Dever. Weitere Infos und eine Bestellmöglichkeit gibt es hier.