Herbstlicher Trost für Trauernde
Ich hasse den Tod, aber ich liebe den Herbst. Frische, knackige Herbstluft und leuchtende, herrliche Farben ziehen sich wie das leise Flüstern lang erwarteter Veränderung durch unsere Welt. Herbst bedeutet aber auch Tod – das Ende eines neuen Frühlings und langen Sommers. Selbst die Blätter neben uns fallen zu Boden, um dort begraben zu werden.
Sowohl durch die Trostlosigkeit als auch die Schönheit erfahre ich, dass meine Wertschätzung für den Wechsel der Jahreszeiten auch zu einer Wertschätzung für die Jahreszeiten des Lebens führen kann.
Wir freuen uns auf den jährlichen Herbst und feiern ihn aus denselben Gründen, aus denen wir auch in der Herbstzeit des Lebens Mut und Hoffnung schöpfen können.
Eine Erleichterung nach sengender Hitze
Ich freue mich über die ersten Herbstwochen wie über den ersten Stoß der Klimaanlage in einem Auto, das stundenlang in der prallen Sonne geparkt war. Ich frage mich, ob manche Menschen, die lange gelebt haben und sich in den letzten Zügen ihres ausgedehnten Lebens befinden, das Herannahen des Todes auch so empfinden mögen.
„Diejenigen, die in Christus sind, gehen von Tagen voller Schmerz und Leid auf dieser Erde weiter in die Gegenwart ihres Herrn. Sie kommen zu dem, der versprochen hat, alle Tränen von ihren Augen abzuwischen, und an einen Ort, wo es keinen Tod, keine Wehklage und keinen Schmerz mehr geben wird.“
Natürlich sterben viel zu viele Menschen viel zu jung. Ihr Tod ist wie das unerwartete Ende einer Geschichte, in der wir noch viele Kapitel erwartet hatten. Bei anderen Menschen mag der Tod in hohem Alter dem Wechsel der Jahreszeiten gleichen, der sie von einem trockenen, heißen Sommer hin zu der erfrischenden Brise des kühlen Windes führt. Diejenigen, die in Christus sind, gehen von Tagen voller Schmerz und Leid auf dieser Erde weiter in die Gegenwart ihres Herrn. Sie kommen zu dem, der versprochen hat, alle Tränen von ihren Augen abzuwischen, und an einen Ort, wo es keinen Tod, keine Wehklage und keinen Schmerz mehr geben wird (vgl. 2Kor 5,8; Offb 21,4). Mit diesen Heiligen freuen wir uns, auch wenn wir sie hier auf Erden vermissen.
Eine Ernte mit Danksagung
Der wichtigste Feiertag im Herbst ist das Erntedankfest – eine Zeit, um die Früchte von Gottes Segen zu ernten und seinen Überfluss an Gnade zu feiern, denn er versorgt uns nach seinem Reichtum in Herrlichkeit mit allem, was wir brauchen (vgl. Jer 5,24; Phil 4,19). Wenn wir uns über die Gaben freuen, ehren wir vor allem den Geber aller guten Gaben und jedes vollkommenen Geschenks (vgl. Jak 1,17), indem wir unsere Dankbarkeit und Abhängigkeit von ihm ausdrücken. Von ihm als dem Einen, der seine Hände öffnet und das Verlangen aller Lebewesen stillt (vgl. Ps 145,16). Im Alten Testament wurden die Menschen aufgefordert Dankopfer darzubringen (vgl. Ps 50,14; Ps 116,17). Ebenso bringen wir unser Leben als Dank für alles dar, was er getan hat und ist (vgl. Röm 12,11).
„Wenn das Gras verdorrt und die Blumen verwelken, erinnern wir uns daran, dass unser Gott und seine beständige Liebe von Ewigkeit zu Ewigkeit bleiben und dass sein Wort ewiglich ist.“
Wir erinnern uns, dass diese Welt mit einer großen Ernte enden wird (vgl. Mt 13,30; Offb 14,15). Gott ist der Herr der Ernte (vgl. Mt 9,38; Mt 13,39) und schickt uns als Arbeiter in diese Ernte (vgl. Lk 10,2) – nicht für verderbliche Speise, sondern damit Seelen nicht verderben. Somit kann uns jede Ernte auf dieser Erde an die große, ewige Ernte im neuen Himmel und der neuen Erde erinnern.
Die Gewissheit der Unvergänglichkeit
In einer Jahreszeit, in der so vieles vorübergehend und vergänglich erscheint, ist der Kontrast zu all dem, was ewig währt, besonders stark – und ermutigend. Wenn das Gras verdorrt und die Blumen verwelken, erinnern wir uns daran, dass unser Gott und seine beständige Liebe von Ewigkeit zu Ewigkeit bleiben (vgl. Ps 90,2; Ps 103,17) und dass sein Wort ewiglich ist (vgl. Jes 40,8). Auch wenn wir bemerken, dass alles um uns herum – unsere Gesundheit eingeschlossen – nachlässt und alles, worauf wir uns gestützt haben, bröckelt, haben wir doch keinen Grund uns zu fürchten. Schließlich ist Gott unser unumstößlicher Schutz und unser allgegenwärtiger Helfer (vgl. Ps 46,1–3). Trotz der ständigen Veränderungen im Leben werden wir, die wir in Christus sind, für immer mit unserem Herrn zusammen sein. Mit diesen Worten können wir auch andere ermutigen (vgl. 1Thess 4,17–18).
Die Hoffnung auf neues Leben
Der Herbst ist die Jahreszeit des Todes. Dieser Tod jedoch ist eine Voraussetzung für den kommenden Frühling. Das Versprechen von neuem Leben ist so sicher wie der Kreislauf der Jahreszeiten – auch dann, wenn wir voller Hoffnung einen dunklen Winter der Trauer und des Abschieds von geliebten Menschen durchstehen müssen. So wie heruntergefallene Eicheln im Herbst in die Erde sinken, ist auch die Beerdigung jedes einzelnen Gläubigen ein Pflanzen. Ein Same wird mit der Zuversicht in die Erde gesetzt, dass wir, wenn der letzte Feind besiegt ist (vgl. 1Kor 15,26), transformiert werden (vgl. 1Kor 15,51) – und zwar weil Jesus unsere Sünde am Kreuz auf sich genommen hat (vgl. 1Petr 2,24).
„Unser äußerer Mensch mag dahinschwinden und wir mögen schwere Leiden tragen, aber unser inneres Selbst wird täglich erneuert.“
Darum verlieren wir die Hoffnung nicht. Unser äußerer Mensch mag dahinschwinden und wir mögen schwere Leiden tragen, aber unser inneres Selbst wird täglich erneuert. Die Bürden sind vergänglich und leicht, verglichen mit dem ewigen Gewicht der Herrlichkeit, die Gott für uns bereitet hat (vgl. 2Kor 4,16–18). Auch wenn wir traurig sind, so freuen wir uns doch allezeit (vgl. 2Kor 6,10). Wenn diejenigen, die wir lieben, in den Todesschlaf fallen, trauern wir. Wir trauern jedoch nicht wie jene, die keine Hoffnung haben (vgl. 1Thess 4,13). Der Tod wird kommen, aber er wird für diejenigen, die in Christus sind, zum Leben führen. Jesus entschied sich aus Liebe zu uns für seinen eigenen Tod, und nun lebt er, damit der Tod stirbt.