Eine Kultur des Jüngermachens

Buchauszug von Mark Dever
9. November 2022 — 5 Min Lesedauer

Unsere gemeinsame und unsere persönliche Verantwortung verschmelzen letztlich zu einer Kultur des Jüngermachens. Wir lesen gemeinsam das Wort Gottes und reden darüber. Wir verbringen Zeit miteinander, beten für die Ältesten und füreinander. Wir lieben. Wir geben. Wir freuen uns auf die wöchentlichen Versammlungen und das gemeinsame Gebet. Wir kommen vorbereitet und pflügen zuvor unsere Herzen, um bereit zu sein, das Wort Gottes aufzunehmen. Wir folgen dem Beispiel unserer Ältesten in ihrer Nachfolge Christi. Sofern sie uns nicht in die falsche Richtung führt, ordnen wir uns der weisen Führung der Leiterschaft unter. Wir respektieren die Verantwortung, die die Gemeinschaft über uns hat. Wir beraten, ermutigen und warnen einander. „Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe“ (Eph 4,29).

„Es sollte normal sein, Gemeindeglieder geistlich wachsen und reifen zu sehen.“
 

Geistliches Wachstum und geistliche Gesundheit sollten im Gemeindeleben die Norm sein. Es sollte normal sein, Gemeindeglieder geistlich wachsen und reifen zu sehen. Tatsächlich ist geistliches Wachstum nicht bloß eine Option – es ist ein Indikator für Leben. Was Leben in sich trägt, das wächst auch. Tote Dinge wachsen nicht. Gott hat uns Älteste und einander gegeben, damit die Gemeinde wächst. Innerhalb dieses Beziehungsgeflechts von Gemeindegliedern und Gemeindehirten, die alle verbindlich zusammengehören, finden wir den idealen Nährboden (neben der christlichen Familie), auf dem Jüngerschaft (über)natürlich gedeihen kann. Unsere Lehre und unser Leben erhalten ihre Gestalt durch die Lehre und das Leben der Gemeinde. Das ist eine Kultur des Jüngermachens.

  • Hadern Sie mit der persönlichen Evangelisation? Dann hoffe ich, dass Sie auf die Hilfe, Gebete und Zeugnisse der anderen Glieder Ihrer Gemeinde hören.
  • Genießen Sie Ihre Ehe oder durchleben Sie momentan eine Krise? Die Ortsgemeinde ist der Ort, an dem Sie Ermutigung und Rat finden sollten. Hier bekommen und geben wir Unterweisung, wenn wir einander zu Jüngern machen.
  • Wie können ältere Christen nach einer schweren Operation in der Nachfolge Christi ausharren? Dazu trägt auch die Ermutigung und Liebe der Gemeinde bei.
  • Wie kann ein junger Christ seine Entmutigung und Zweifel überwinden, wenn ein Freund sich vom Glauben abgewandt hat? Durch die Unterstützung und den Rat der Gemeinde.
  • Wie können wir einen Partner finden und eine Familie gründen oder ein zuverlässiger Arbeitnehmer und ein guter Nachbar sein? Durch die Unterweisung und Jüngerschaft, die wir in unserer Ortsgemeinde empfangen.
  • Wie wurden andere Gemeinden gegründet und gefestigt? Wie wurden christliche Familien gegründet und unterstützt? Wie bringt man sich als Mitarbeiter ein und findet Gelegenheit zum Dienen? Wie werden die Schwachen gestärkt, die Verirrten wiedergefunden und die Evangelisten ermutigt? Alles durch die Ortsgemeinde!
„Gemeinden brauchen nicht so sehr Programme, als vielmehr eine Jüngerschaftskultur – eine Kultur, in der jedem Gemeindeglied die geistliche Gesundheit des anderen wichtig ist.“
 

Auf diese und viele andere Weisen helfen wir einander, Jesus nachzufolgen. Wir machen einander zu Jüngern. Gemeinden brauchen nicht so sehr Programme, als vielmehr eine Jüngerschaftskultur – eine Kultur, in der jedem Gemeindeglied die geistliche Gesundheit des anderen wichtig ist. Jedem wurde eine Gabe zum allgemeinen Nutzen und zum Aufbau des Leibes gegeben, und jeder sollte seine Gabe auch einsetzen:

„Es bestehen aber Unterschiede in den Gnadengaben, doch es ist derselbe Geist; auch gibt es unterschiedliche Dienste, doch es ist derselbe Herr; und auch die Kraftwirkungen sind unterschiedlich, doch es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt. Jedem wird aber das offensichtliche Wirken des Geistes zum allgemeinen Nutzen verliehen.“ (1Kor 12,4–7)

Ich bete und arbeite für solch eine Kultur in meiner eigenen Gemeinde. Ich bete, dass wir durch meinen eigenen Lehrdienst wie auch durch den Dienst aller Gemeindeglieder ermutigt werden, das Evangelium unseren Mitmenschen weiterzugeben, die Lasten des anderen zu tragen, Gottes Werk finanziell zu unterstützen, ernsthaft auf das Wort Gottes zu achten und für die Einheit derjenigen zu beten und zu arbeiten, die abgesehen von Christus kaum etwas gemeinsam haben.

Die Ortsgemeinde eignet sich am besten

Die Ortsgemeinde – dieser vom Vater geplante, von Jesus autorisierte und vom Heiligen Geist mit Gaben ausgestattete Leib – ist weit besser für die Jüngerschaftsarbeit ausgerüstet, als Sie und Ihr einzelner Freund allein es je sein könnten. Jesus hat niemals verheißen, dass Sie und Ihr Freund den Pforten der Hölle standhalten werden – das hat er der Gemeinde verheißen. Sie können nicht sich allein als dafür begabt und berufen ansehen, Gottes Wort zu lehren, zu taufen und das Abendmahl zu feiern; dieses Mandat obliegt der örtlichen Gemeinde.

Stellen Sie sich vor, dass ein befreundeter Nichtchrist, der in einer anderen Stadt lebt und für den Sie seit Jahren gebetet haben, morgen zum Glauben kommt und anfängt, eine bibeltreue Gemeinde in seiner Stadt zu besuchen. Wie sollte die Gemeinde Ihren geliebten Freund Ihrer Meinung nach aufnehmen? Vermutlich wünschen Sie sich, dass die Gemeinde als Ganze Verantwortung für ihn übernimmt, dass die Ältesten ihn unterweisen, dass einzelne Gläubige sich besonders um ihn kümmern und ihn unter ihre Fittiche nehmen, um ihn zu einem Jünger zu machen. Sie würden sich von diesen einzelnen Christen wünschen, dass sie ihn belehren und ihm ein Vorbild darin sind, was es heißt, die Bibel zu studieren, gottesfürchtig zu leben, zu evangelisieren, ein christlicher Ehepartner und Vater oder Mutter zu sein, vor der Welt einen christlichen Standpunkt zu vertreten und andere zu Jüngern zu machen. Wie würden Sie sich freuen, wenn diese Gemeinde auf diese Weise Verantwortung für Ihren Freund übernimmt!

Wie steht es nun aber mit Ihnen? Nehmen Sie neue Glieder in Ihrer Gemeinde genauso auf und machen sie zu Jüngern? Haben Sie anderen in der Nachfolge Christi geholfen? Sind Sie die Gebetserhörung von Christen aus anderen Städten?

Falls nicht, geraten Sie nicht in Panik. Ich bitte Sie nicht, Dutzende von Jüngerschaftsbeziehungen aufzubauen. Ich möchte stattdessen, dass Sie an eine andere Person Ihrer Gemeinde denken – nur eine. Denken Sie an eine Person, für die Sie es sich wünschen würden, dass sie Jesus mehr nachfolgt. Und jetzt beten Sie für diese Person …

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Dieser Buchauszug stammt aus Wachstum durch Jüngerschaft: Wie man anderen hilft, Jesus nachzufolgen von Mark Dever (S. 64–67).
Das Buch kann auch direkt beim Verlag bestellt werden.