Gay Girl, Good God

Rezension von Bernice Stolz
24. November 2022 — 6 Min Lesedauer

Das Thema Homosexualität ist in der heutigen Gesellschaft aktueller denn je und die Meinung weit verbreitet, dass Homosexualität unveränderlich sei. Durch das nun auch auf Deutsch erschienene Buch Gay Girl, Good God von Jackie Hill Perry wird der Leser jedoch herausgefordert, diese Meinung kritisch zu reflektieren. Jackie durfte selbst erleben, dass es durch die Kraft des Evangeliums möglich ist, Veränderung zu erleben. Sie erzählt in ihrem Buch die Geschichte dessen, wer sie war und wer Gott immer gewesen ist.

Eine Lesbe findet das wahre Leben

Das Buch ist in drei Teile gegliedert, wovon die ersten beiden autobiographischer Natur sind. Unverblümt beschreibt die Autorin eine Zeit, die ihrem alten Leben angehört. Durch sexuellen Missbrauch und väterlichen Liebesentzug verankerten sich tiefe Verletzungen in ihr, die nicht folgenlos blieben. Jackie erzählt außerdem von ihren Erfahrungen als Lesbe. Trotz ihres starken Verlangens nach anderen Frauen und der Freude, in der homosexuellen Szene anerkannt zu sein, redete Jackies Gewissen stets zu ihr. Mit 19 Jahren rief Gott sie und zeigte ihr, dass sie sein geliebtes Kind ist. Jackie wollte Gott zunehmend gefallen, und zwar nicht nur mit ihrer Sexualität, sondern mit ihrem ganzen Leben. Ehrlicherweise verschweigt die Autorin allerdings nicht, dass sie auch als Christin noch mit gleichgeschlechtlicher Anziehung und damit einhergehenden Versuchungen zu kämpfen hat. Gleichzeitig betont sie, wie die Kraft des Evangeliums ihr hilft zu widerstehen und ihr sündiges Verlangen Gottes gutem Willen unterzuordnen. Durch Gottes Gnade ist Jackie heute mit ihrem Mann Preston verheiratet und die beiden haben vier Kinder.

Im dritten Teil des Buches geht die Autorin intensiver auf das Thema homosexueller Empfindungen im Licht der Bibel ein. Dabei konzentriert sie sich auf drei Hauptpunkte mit folgenden Titeln:

  • „Gleichgeschlechtliche Anziehung und Identität“
  • „Gleichgeschlechtliche Anziehung und Durchhaltevermögen“
  • „Gleichgeschlechtliche Anziehung und das ‚heterosexuelle Evangelium‘“

Warum dieses Buch?

Jackie hat dieses Buch aus Liebe geschrieben. Es geht ihr nicht darum, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, auch wenn der Großteil des Buches von ihrer eigenen Geschichte handelt. Es ist bemerkenswert, wie viel Raum die Bibel innerhalb ihrer Geschichte einnimmt. Man merkt der Autorin ihre Leidenschaft für Gottes Wort förmlich an. Es geht ihr um Gott und seine Gnade. Jackies Wunsch ist es, dass der Leser am Ende des Buches Gott dafür lobt, wer er ist und was er – im wahrsten Sinne des Wortes – für wundervolle Taten vollbringt.

Die richtige Balance

Ich schätze an dem Buch sehr, dass es ausgeglichen ist. Auf der einen Seite schreibt die Autorin in ihrer Einleitung: „Viele werden beim Lesen nicht verstehen, dass Homosexualität etwas ist, über das man in der Vergangenheitsform reden kann. Es ist ihrer Ansicht zufolge entweder das, was man ist, oder das, was man nie gewesen ist. Dem stimme ich nicht zu. Die einzige Konstante in dieser Welt ist Gott. Homosexualität kann hingegen nur dann eine unerschütterliche Identität sein, wenn das Herz nicht bereit ist, sich zu beugen“ (S. 13). Damit zeigt Jackie auf, dass gleichgeschlechtliche Empfindungen nicht statisch sind, auch wenn Menschen ein Leben lang damit zu kämpfen haben können. Gott tut heute noch Wunder und kann – wie im Leben von Jackie – die Gefühle für das gleiche Geschlecht verändern.

„Im Evangelium geht es in erster Linie um die Versöhnung mit Gott und die Vergebung von Schuld.“
 

Auf der anderen Seite kritisiert die Autorin das sogenannte „heterosexuelle Evangelium“ als das Maß aller Dinge: „Das ‚heterosexuelle Evangelium‘ ermutigt Männer und Frauen mit [gleichgeschlechtlicher Anziehung], zu Jesus zu kommen und heterosexuell zu werden“ (S. 159). Leute gehen auf Menschen mit homosexuellem Empfinden zu und verheißen ihnen, dass ihre gleichgeschlechtlichen Empfindungen auf jeden Fall aufhören, wenn sie zu Jesus kommen – als ob darin das oberste Ziel der Errettung läge. Auch wenn Gott dies bewirken kann, ist es falsch, dies einfach anzunehmen, denn im Evangelium geht es in erster Linie um die Versöhnung mit Gott und die Vergebung von Schuld. Der Prozess der Heiligung folgt dann darauf.

Die Autorin schafft es also einerseits, zu betonen, dass gleichgeschlechtliche Anziehung nichts Unveränderliches ist, auf dem man sich „ausruhen kann“, dass Gott Veränderung schenken kann und es sich lohnt zu kämpfen. Andererseits wird ebenfalls betont, dass Christsein auch bedeuten kann, ein Leben lang mit gleichgeschlechtlichen Gefühlen zu kämpfen zu haben. Immerhin können Christen auch mit anderen Arten von Sünde wie etwa Gier, Stolz oder Wut zu kämpfen haben, solange sie noch auf dieser gefallenen Erde sind.

Ein aktuelles und relevantes Buch

Homosexualität und Genderideologie sind große Themen in unserer Gesellschaft. Mit Gay Girl, Good God trifft Jackie Hill Perry den Nerv unserer Zeit und stellt ihr das heilsame Evangelium entgegen. So ist dieses Buch sowohl für Nicht-Christen geschrieben, die möglicherweise denken, dass unsere sexuelle Identität das ist, was uns ausmacht und sich nicht ändern lässt. Sie können in diesem Buch das wunderbare Evangelium Gottes kennenlernen.

„Unsere Identität liegt in Christus, wir sind mehr als unsere Sexualität und die Ehe hier auf Erden ist nicht der Höhepunkt des christlichen Glaubens.“
 

Für Christen, die mit homosexuellen Gefühlen zu kämpfen haben, ist dieses Buch eine Ermutigung weiterzukämpfen, da Gott Wunder tut. Aber auch für Christen, die heterosexuell empfinden, bietet es einen Anlass, „über etwas Unbekanntes nachzudenken“ (S. 13) und zu lernen, sensibler mit dem Thema umzugehen.

Mehr als eine Geschichte

Ich schätze besonders, dass das Buch nicht nur Jackies spannende Geschichte erzählt, sondern im dritten Teil des Buchs auch praktische Tipps enthält, die vorrangig – aber nicht ausschließlich – für Christen mit homosexuellen Empfindungen von Bedeutung sind. Dieser Teil gründet auf biblischen Wahrheiten, wie z.B. jenen, dass unsere Identität in Christus liegt, dass wir mehr als unsere Sexualität sind und dass die Ehe hier auf Erden nicht der Höhepunkt des christlichen Glaubens ist. Nein, noch erwarten wir die finale und herrlichste Ehe, die ewig gilt. Jackie schweigt aber auch nicht zum Thema Sünde und zeigt mit zahlreichen Bibelstellen das Wesen der Sünde auf und wie man gegen sie ankämpfen kann und soll.

Fazit

Meiner Meinung nach ist Gay Girl, Good God ein sehr gelungenes, ausgeglichenes und empfehlenswertes Buch. Mit rund 170 gut geschriebenen Seiten ist es sicherlich nicht oberflächlich – ganz im Gegenteil: Es geht tiefe Themen des Herzens an, und zwar auf eine Weise, die den Leser über Gottes Größe staunen lässt.

Buch

Jackie Hill Perry, Gay Girl, Good GodBielefeld: CLV, 2022, 176 Seiten, ca. 9,90 Euro.