Betlehem

Kleine Stadt mit großer Bedeutung

Artikel von Kaitlin Miller
23. Dezember 2022 — 6 Min Lesedauer

Vor einigen Jahren besuchte ich das Heilige Land zum ersten Mal. Die Reise bestärkte meine feste Überzeugung, dass unser christlicher Glaube nicht auf menschlichen Philosophien oder Legenden beruht, sondern auf historischen Begebenheiten, die an Orten geschahen, die heute noch existieren.

Eine sehr tiefgreifende und besondere Erkenntnis hatte ich in Betlehem. In Weihnachtsliedern wird sie als „kleine Stadt“ besungen, aber Betlehem ist ein realer Ort mit einer wichtigen biblischen Geschichte. Es ist von größter theologischer Bedeutsamkeit. Anhand der Erwähnungen von Bethlehem in der Heiligen Schrift können wir sehen, wie Jesus sich als Lamm Gottes, als König-Hirte und als Brot des Lebens offenbart und erwiesen hat.

Das Lamm Gottes

Die erste Erwähnung von Betlehem in der Bibel findet sich in 1. Mose 35,19–21 als Ort, an dem Rahel begraben wurde. Rahel war die Frau von Jakob, einem der Patriarchen aus der Geschlechterlinie Jesu. Ihr Name bedeutet „Aue“, also ein weibliches Schaf oder Lamm. Durch diese Bibelstelle erfahren wir außerdem, dass Rahel bei Migdal Eder begraben wurde – aus dem Hebräischen übersetzt: „Turm der Herde“. Gemäß der jüdischen Überlieferung war Migdal Eder der Ort in Betlehem, an dem erstgeborene männliche Lämmer ohne Makel auf die Welt kamen. Anschließend wurden sie in Tücher gewickelt und nach Jerusalem als Opfer für das Passahfest in den Tempel gebracht – eine außergewöhnliche Vorausdeutung auf das Lamm Gottes, das kommen sollte.

„Für diejenigen von uns, die ihr Vertrauen in Jesus, das Lamm Gottes, setzen, lässt sein Blut über unseren Leben Gottes Zorn aus Gnade für alle Ewigkeit an uns vorübergehen.“
 

Weiter hinten im Alten Testament verkündet Micha, dass ein König zum „Turm der Herde“ kommen wird (Mi 4,8). Es handelt sich dabei um den wahren König Jesus, der der Welt von Johannes dem Täufer vorgestellt wurde als „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1,29).

Dieser Jesus wurde in Betlehem geboren, in Tücher gewickelt und schließlich während des Passahfestes nach Jerusalem gebracht. Dies war der Ort, an dem er „ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht hat, das für immer gilt“ (Hebr 10,12) – genau wie die makellosen, männlichen Lämmer in Tücher gewickelt von Migdal Eder nach Jerusalem als Opfer gebracht wurden.

Jesus kam nicht, um das Gesetz aufzulösen, sondern um es zu erfüllen (vgl. Mt 5,17). Hier sehen wir, wie er das Gesetz bezüglich des Passahlamms erfüllt – ein Opferlamm, in Betlehem geboren, das die Sünde von Gottes Volk trug, indem es stellvertretend in Jerusalem starb.

Wegen des Blutes von Lämmern an den Türbalken der Israeliten in Ägypten ging Gottes Zorn aus Gnade an ihnen vorüber. Und für diejenigen von uns, die ihr Vertrauen in Jesus, das Lamm Gottes, setzen, lässt sein Blut über unseren Leben Gottes Zorn aus Gnade für alle Ewigkeit an uns vorübergehen.

Der König-Hirte

Betlehem ist in der Schrift vielleicht am besten als Stadt Davids bekannt. David war der unscheinbare Hirtenjunge, der einen Riesen besiegte und später König wurde. Die Schrift sagte voraus, dass aus der Linie Davids ein Sohn hervorkommen wird, dessen Haus und Königreich für immer bestehen (vgl. 2Sam 7,12–16).

Dieser Sohn war Jesus, ein biologischer Nachfahre Davids durch die Linie seines Vaters Joseph. Die Bibel beschreibt ihn als „den großen Hirten der Schafe“ (Hebr 13,20), der die Riesen namens Tod, Sünde und Schuld besiegte und seinen Platz als der wahre König von Gottes Volk eingenommen hat.

Diesem König hat Gott den Thron seines Vaters David gegeben, um für alle Ewigkeit zu regieren (vgl. Lk 1,31–33). Auch in diesem Moment herrscht und regiert er an der Seite seines Vaters wie ein Lamm, das geschlachtet wurde. Vor ihm fallen alle, die um den Thron stehen, in Anbetung nieder und verkünden: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebührt das Lob und die Ehre und der Ruhm und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Offb 5,6–14).

Brot des Lebens

Eines Tages werden wir uns denen anschließen, die um den Thron herum das Lamm Gottes und den König-Hirten lobpreisen, und uns in unserer ewigen Heimat für immer an ihm erfreuen. Bis dahin verspricht er, uns Tag für Tag mit allem zu versorgen, was wir brauchen, sozusagen mit täglichem Brot. Betlehem bedeutet „Haus des Brotes“, und aus diesem Haus kam der Eine, der sich selbst als das Brot des Lebens offenbarte (vgl. Joh 6,35).

„Betlehem bedeutet ‚Haus des Brotes‘, und aus diesem Haus kam der Eine, der sich selbst als das Brot des Lebens offenbarte.“
 

Am vor uns liegenden Weihnachten, sowie an jedem anderen Tag auch, werden wir versucht sein, unsere Zufriedenheit in kurzzeitigen Vergnügungen und den vergänglichen Besitztümern dieser Welt zu suchen. Dabei werden wir feststellen, dass wir immer noch nach der Erfüllung unserer tiefsten Bedürfnisse hungern: nach beständiger Liebe, dauerhaftem Frieden, fortwährender Freude, unerschütterlicher Hoffnung, bleibendem Sinn, erlösender Gerechtigkeit, überfließender Gnade und einer Herrlichkeit, die unsere eigene übersteigt.

Jesus lädt uns stattdessen ein, unsere Herzen und Hoffnungen auf ihn auszurichten – das Brot des Lebens, geboren im Haus des Brotes. Er kam vom Himmel herab und schenkt der Welt Leben, weil die, die zu ihm kommen, nie mehr hungern und sterben werden (vgl. Joh 6,33–35). Das sind gute Nachrichten; das bedeutet große Freude. Im Haus des Brotes, der Stadt Davids, wurde uns ein Retter geboren. Er ist Christus, der Herr (vgl. Lk 2,10–11).

Verpasse ihn nicht

Der emotionalste Moment meiner Reise ereignete sich in Betlehem, als ich vor den Toren der Stadt beobachtete, wie ein kleiner Junge sein Lämmchen trug. Er wurde von der geschäftigen Menschenmenge nicht beachtet – genau wie Jesus damals und noch heute im Durcheinander unseres Lebens und dem Weihnachtstrubel.

„Jesus lädt uns ein, unsere Herzen und Hoffnungen auf ihn auszurichten – das Brot des Lebens, geboren im Haus des Brotes.“
 

Auch wenn erschöpfte, selbst-zentrierte und von der Welt eingenommene Menschen am in Betlehem geborenen Lamm Gottes vorbeieilen: Wir erinnern uns an die Engel, die sangen, an die Hirten, die kamen, und an die Weisen, die vor dem Lamm Gottes, dem König-Hirten, dem Brot des Lebens niederknieten.

Wenn wir all dies in unseren Herzen bewahren (vgl. Lk 2,19), dann preist unsere Seele den Herrn und unser Geist jubelt (vgl. Lk 1,46–49). Von der kleinen Stadt Bethlehem bis dorthin, wo wir uns an Weihnachten befinden, hat er Großes für uns getan.