Dienstanweisung für einen Unterteufel

Rezension von Joseph Kohm Jr.
26. Dezember 2022 — 4 Min Lesedauer

C.S. Lewis befürchtete, sein Buch Dienstanweisung für einen Unterteufel würde heimlich, still und leise in leere Schlafzimmer verbannt werden, um dort ein ungestörtes Leben zu führen. Aber das Buch verkaufte sich gut, und auch 80 Jahren nach der Veröffentlichung stehen die Briefe des Oberteufels Screwtape an seinen Untergebenen Wormwood regelmäßig auf christlichen Bestsellerlisten.

Die Idee für Dienstanweisung für einen Unterteufel kam Lewis, als er in der Kirche saß. In einem Brief, den er 1940 an seinen Bruder Warnie schrieb, sagt Lewis:

„Noch ehe der Gottesdienst vorbei war … war ich völlig von der Idee für ein Buch eingenommen, von dem ich denke, dass es höchst nützlich und unterhaltsam sein wird. Es könnte heißen Von einem Teufel an den anderen und würde die Briefe eines älteren, pensionierten Teufels an einen jüngeren Teufel enthalten, der gerade angefangen hat, an seinem ersten ‚Patienten‘ zu arbeiten.“

Lewis machte von der höchst wirksamen Mischung des Nützlichen mit dem Unterhaltsamen Gebrauch. So schuf er ein Buch, das sowohl Lehrreiches für das alltägliche Leben als Nachfolger Christi enthält als auch den Leser durch die aufgeblasene und prahlerische Persönlichkeit Screwtapes zum Schmunzeln bringt.

Sympathisch für weltliche Leser

Bevor sie als Buch erschien, wurde Dienstanweisung für einen Unterteufel als 31-teilige Serie in der wöchentlich erscheinenden religiösen Zeitschrift The Guardian (die nichts zu tun hat mit der modernen britischen Tageszeitung gleichen Namens) veröffentlicht. Der erste Brief erschien am 2. Mai 1941. Der Gesamtband mit allen 31 Briefen kam dann im Februar 1942 heraus.

„Lewis glaubte, der Erfolg des Buches beruhe darauf, „dass es den gewöhnlichen Leser unter dem Vorwand, eine Art Scherz zu sein, zu ernsthafter Selbsterkenntnis lockt.““
 

Obwohl Dienstanweisung für einen Unterteufel von Anfang an gut bei den Lesern ankam, verstanden einige das zugrundeliegende Konzept nicht wirklich. Ein Landpfarrer bestellte sein Abonnement ab, weil er die Ratschläge Screwtapes an Wormwood „nicht nur irreführend, sondern schlichtweg diabolisch“ fand. Aber ungeachtet der Verwirrung dieses Geistlichen glaubte Lewis, der Erfolg des Buches beruhe darauf, „dass es den gewöhnlichen Leser unter dem Vorwand, eine Art Scherz zu sein, zu ernsthafter Selbsterkenntnis lockt.“

Beispielsweise mag es dem Leser ein Schmunzeln entlocken, wenn sich der frustrierte Screwtape spontan in einen riesigen Tausendfüßler verwandelt. Aber Lewis verfolgt ein Ziel damit, wie er den Dämon humorvoll einsetzt, um die Wahrheit sarkastisch zu verdrehen. Die Leser sollen in Screwtapes Erfolgen ihr eigenes Spiegelbild erkennen, auch wenn der Anblick schmerzlich ist. „Vor allem den weltlichen Leser “, sagt Lewis, „möchte ich damit erreichen“.

Lehrreich für Christen

Ob die Leserschaft der Dienstanweisung sich auf die „weltliche“ beschränkt, die Lewis anfänglich im Auge hatte, ist ungewiss. In einer zunehmend säkularen Kultur ist es wahrscheinlicher, dass die Leser des Buches hauptsächlich der christlichen Tradition entstammen (oder ihr zumindest zugeneigt sind). Aber für die christlichen Leser ist Dienstanweisung für einen Unterteufel heute relevanter als je zuvor.

In Matthäus 24,12 macht Jesus uns darauf aufmerksam, dass die Gesetzlosigkeit zunehmen wird, wenn die Zeit auf ihr Ende zusteuert. Wir leben in einer Welt voller Versuchungen. In dieser Beziehung leistet das Buch den Christen von heute einen großen Dienst. Es gibt uns das Drehbuch des Teufels in die Hand, sodass wir die Fallen, die er uns stellt, vermeiden können.

„Wer von uns ist nicht den realen Versuchungen ausgesetzt, die hier so weitsichtig beschrieben werden?“
 

Eine dieser Fallen, die im Buch immer wieder auftaucht, ist die Art und Weise, wie Screwtape objektive Wahrheit verdreht. Es ist nicht nur so, dass der Dämon betrügt. Er weiß, dass eine Lüge viel stärker wirkt, wenn man ihr ein bisschen Wahrheit untermischt. Screwtape unterweist seinen Schützling, dass es okay ist, seinen Patienten zum Heiraten zu ermutigen – er muss nur jemanden heiraten, der Gott nicht nachfolgt. Auch Gottesdienstbesuch ist okay, wenn die Gemeinde lehrmäßig korrumpiert ist: „Eine gemäßigte Religion ist für uns genauso gut wie gar keine – aber viel amüsanter.“ Sogar Ermutigung zum Christsein kann akzeptabel sein, wenn es im Leben des Patienten eine nebensächliche Rolle spielt und nicht die Hingabe des ganzen Lebens bedeutet.

Wer von uns ist nicht den realen Versuchungen ausgesetzt, die hier so weitsichtig beschrieben werden?

Wenn du Dienstanweisung für einen Unterteufel noch nie gelesen hast oder es schon lange her ist, dann bietet der Anlass des 80. Jahrestages einen guten Grund, das Buch in die Hand zu nehmen. Wenn du das tust, kannst du wieder eine von Screwtapes Fallen umgehen, wie er sie Wormwood beschreibt: „Es ist zu komisch, dass die Sterblichen sich immer vorstellen, wir würden ihnen Dinge in den Kopf setzen: In Wirklichkeit erzielen wir die besten Ergebnisse, indem wir Dinge daraus fernhalten.“

Buch

Clive Staples Lewis, Dienstanweisung für einen Unterteufel, Freiburg: Herder, 2022, 224 Seiten, ca. 14,00 Euro.