Liebe Eltern, geht einfach zum Gottesdienst
In einem großen Unternehmen wie Amazon oder Volkswagen beanspruchen viele verschiedene Anforderungen und Interessen die Zeit und Ressourcen des Betriebs. Eine Führungskraft muss dabei zwischen unterschiedlichen Optionen wählen und die richtigen Prioritäten setzen. Christliche Eltern befinden sich in einer ähnlichen Situation. Für die (geistliche) Erziehung von Kindern gibt es ein riesiges Angebot: Andachtsbücher, Katechismen und Leitfäden für den Familiengottesdienst. Eltern sind wie gelähmt, wenn sie mit all den guten Möglichkeiten konfrontiert werden. Wo soll man bloß anfangen?
Ich rate euch eins: Beginnt damit, dass ihr zum Gottesdienst geht. Ja, ich ermutige euch, mit euren Kindern zu beten. Lest als Familie gemeinsam in der Bibel. Versucht auch, einen Familiengottesdienst zu etablieren. Verwendet einen Katechismus. Das sind alles ausgezeichnete Disziplinen. Aber wenn ihr euch nur für eine Disziplin entscheiden könntet, dann geht zum Gottesdienst. Macht die Teilnahme am gemeinsamen Gottesdienst zur obersten Priorität für eure Familie. Ihr könnt nichts Besseres für eure Kinder tun, als jede Woche am gemeinsamen Gottesdienst in eurer Gemeinde teilzunehmen.
Der Gemeindegottesdienst gibt den Ton für euer Leben an
Ein Familienvater in unserer Gemeinde sagte einmal etwas, das mich überraschte: „Der gemeinsame Gottesdienst ist für meine Familie von entscheidender Bedeutung. Er ist das Zentrum unseres Familienlebens.“ Ich kenne diese Familie. Sie praktizieren auch Familiengottesdienste und lesen Andachten, aber dieser Vater sagte, dass die gemeinsame Anbetung im Gemeindegottesdienst die größte Priorität im Leben seiner Familie ist. Wie kommt er dazu?
„Der gemeinsame Gottesdienst ist das ganze christliche Leben in destillierter und konzentrierter Form.“
Die Einstellung dieses Vaters steht im Einklang mit der Bibel, die die gemeinsame Anbetung im Gottesdienst in den Vordergrund stellt. Gott ist der Mittelpunkt unseres Lebens. Im Gemeindegottesdienst machen wir gerade das deutlich. Wir empfangen Gottes Gnade durch Wort, Sakrament und Gebet. Wir antworten auf Gottes Gnade mit Lob, Dank und Liebe. Wir haben Gemeinschaft mit ihm unter seinem Wort und durch seine Gnade. Aus dieser Gemeinschaft heraus dienen wir, beten wir an und blühen wir auf. In dieser Hinsicht ist der gemeinsame Gottesdienst das ganze christliche Leben in destillierter und konzentrierter Form.
Gott befiehlt seinem Volk, sich wöchentlich zum Gottesdienst zu versammeln (vgl. 5Mose 5,12; Hebr 10,25). Das ist keine Option oder eine Frage der Vorliebe – vielmehr drückt sich darin Gottes Barmherzigkeit uns gegenüber aus. Gott weiß, wie dringend wir all die Vorzüge brauchen, die diese Zusammenkunft bietet. Gott braucht unsere Anbetung nicht. Wir hingegen brauchen den gemeinsamen Gottesdienst umso dringender, um unser Leben auf den Herrn auszurichten und zu ordnen.
Es ist schwer, zum Gottesdienst zu gehen – und genau darum geht es
Nichts kann einen auf die Mühe vorbereiten, die es bedeutet, kleine Kinder am Sonntagmorgen aus dem Haus und in den Gottesdienst zu bekommen. Ich weiß nicht, ob es am geistlichen Kampf oder an den Turbulenzen eines Wochenendes liegt, aber kleine Kinder anzuziehen und sie ins Auto zu laden ist eine Plackerei. Selbst bei Teenagern gibt es Tage, an denen sie sich allem widersetzen, was Eltern ihnen nahelegen. Es ist schwer, zum Gottesdienst zu gehen. Aber u.a. deshalb ist der wöchentliche Gottesdienstbesuch so wertvoll. Er gibt den Ton an für das tägliche Ringen des Christen, in einer persönlichen Beziehung zu Christus zu leben.
Die tägliche Gemeinschaft mit dem Herrn und der Dienst für ihn erfordern ein zielgerichtetes, bewusstes Vorgehen. Es ist nicht leicht, morgens aufzustehen, um zu beten und in der Bibel zu lesen. Gott in Zeiten des Schmerzes und der Trauer zu loben, kann ein Kampf sein. Konflikte auszufechten, Buße zu tun und sich auf Versöhnung einzulassen, erfordert Anstrengung, Zielstrebigkeit und Geduld. Aber wie schwierig diese Bemühungen auch sein mögen, wir finden dadurch Leben und Frieden. Die bewusste Anstrengung, die wir unternehmen, um jede Woche am gemeinsamen Gottesdienst teilzunehmen, schafft in unseren Kindern ein Muster von Zielstrebigkeit und Ausdauer, die für ein erfülltes und fruchtbares christliches Leben notwendig sind.
Seid ein Vorbild im regelmäßigen Gottesdienstbesuch
Als ich ein Kind war, gingen wir jede Woche in den Gottesdienst, sogar im Urlaub. Ich beschwerte mich oft darüber (obwohl ich die Donuts mochte, die es in der Sonntagsschule gab). Ich fragte meinen Vater: „Warum können wir nicht mal eine Woche frei machen?“ Mein Vater – ein Mann der alten Schule – antwortete immer in demselben schroffen Südstaaten-Dialekt: „Sohn, Gott gibt uns sieben Tage in der Woche. Da können wir einen Morgen für ihn opfern.“ Die einzige andere „religiöse Sache“, die wir in unserem Haushalt praktizierten, war das Tischgebet vor dem Essen. Doch dieser Grundsatz meines Vaters und unser regelmäßiger Gottesdienstbesuch haben einen starken Eindruck hinterlassen.
Als ich das College verließ, war dieses Muster tief in meinem Leben verankert. Ich war i.d.R. die einzige Person auf meinem Flur, die sonntags in den Gottesdienst ging, aber ich stand auf und ging. Wenn ich auf Reisen war und den Gottesdienst am Sonntagmorgen verpasste, ging ich am Abend zu einem Gottesdienst auf dem Campus.
„Gott braucht unsere Anbetung nicht. Wir hingegen brauchen den gemeinsamen Gottesdienst umso dringender.“
Der verbindliche Besuch des Sonntagsgottesdienstes in meiner Familie hat mir wichtige Wahrheiten vermittelt: Gott ist das Zentrum des Lebens. Gott ist des Lobes und der Anbetung würdig. Das christliche Leben erfordert Opfer und Disziplin. Mein Vater hat mit mir nur selten über geistliche Themen gesprochen; ich glaube nicht, dass er für solche Gespräche das entsprechende Vokabular besaß. Und trotzdem hat er das christliche Leben gut vorgelebt, vor allem durch seine feste Entscheidung, jeden Sonntag in den Gottesdienst zu gehen.
Wenn du dich unfähig fühlst, deine Kinder geistlich zu führen, dann geh einfach zum Gottesdienst. Wenn es dir zu kompliziert erscheint, Strategien für eine christliche Erziehung zu entwickeln, dann geh einfach zum Gottesdienst. Wenn du dir ein paar Sonntage zu oft freigenommen hast, dann geh einfach zum Gottesdienst. Wenn dir das alles zu schwierig erscheint, bitte Gott, dir die Gnade zu geben, diese konsequente Disziplin im Leben deiner Familie zu etablieren. Der treue Besuch des Gottesdienstes kann einen ewigen Einfluss auf deine Kinder haben.