Mit Kindern über den Tod sprechen – aber wie?

Artikel von Jeff Robinson
16. März 2023
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Es war einer der ersten Gedanken, die mir durch den Kopf gingen: Wie sage ich es den Kindern?

Der Arzt hatte soeben die harte, nackte Wahrheit verkündet: „Dein Freund Ken ist verstorben.“ Ken war ein guter Freund der Familie. Ein Mann, den meine Kinder verehrten. Ein langjähriger Mitarbeiter in der Gemeinde, in der ich Pastor war. Er war ganz unerwartet während seiner Arbeitszeit im Kirchengebäude gestorben. Ein Herzanfall hatte ihn an diesem wolkigen Herbstmorgen von einem Moment zum anderen in die Arme seines Erlösers befördert. Ich war geschockt. Unsere Mitarbeiter waren geschockt. Die Gemeinde war geschockt. Meine Kinder, die ihm immer wieder in der Kirche „helfen“ durften, während ich in Besprechungen saß, Seelsorgegespräche führte und Predigten vorbereitete, würden am meisten von allen geschockt sein. Daher plante ich mein Gespräch mit ihnen sehr sorgfältig und überbrachte am Abend die traurige Neuigkeit.

Der Tod kommt erneut zu Besuch

In der letzten Woche musste sich unsere Familie mit dem plötzlichen Ableben meines Stiefvaters erneut dem Tod stellen. So wie Ken liebte er Jesus und lebte, um ihm zu gefallen. Wir sind dankbar, dass wir nicht wie jene trauern, die ohne Hoffnung sind (vgl. 1Thess 4,13). Als wir davon erfuhren, standen meine Frau und ich erneut vor der Herausforderung, unseren Kindern im Alter von sieben bis dreizehn Jahren die traurige Neuigkeit mitzuteilen.

„Wenn Eltern schlechte Nachrichten grundsätzlich vermeiden, werden ihre Kinder unangemessene Erwartungen entwickeln und große Enttäuschungen erleben.“
 

Als Pastor habe ich das Überbringen schlechter Nachrichten schon immer als besonders schwierig empfunden. Komplizierter ist es noch, wenn es um junge Herzen geht, deren Fähigkeit, den Tod und die damit einhergehenden Konsequenzen zu erfassen, limitiert sind. Verweichlichen wir den Tod, indem wir in vagen, harmlosen Worten darüber sprechen? Oder reden wir geradeheraus wie mit einem Erwachsenen?

Meine Frau und ich empfanden beide Wege als wenig hilfreich. Natürlich werden der Umfang und der Inhalt deiner Aussagen je nach Alter des Kindes variieren, aber doch gibt es grundlegende biblische Wahrheiten, die alle kennen sollten.

Hier sind fünf fundamentale Wahrheiten, die wir unseren Kindern erklärten, als der Tod uns so nahekam.

1. Wir alle gehen Tod und Gericht entgegen.

Leider ist der Tod Teil unserer gefallenen Welt. Die Bibel bezeugt uns diese Wahrheit ganz klar. In Psalm 139 sagt Gott, dass unsere Tage gezählt sind. Da die Schrift diese Wahrheit nicht als „zu negativ“ ansieht, sollten wir das auch nicht.

Wir hatten mal Freunde, die mit ihren Kindern niemals über negative Nachrichten wie beispielsweise Naturkatastrophen oder 09/11 sprachen. Sie hatten die feste Regel, niemals über den Tod zu sprechen. Ich glaube, dass das nicht weise ist. Wenn Eltern schlechte Nachrichten grundsätzlich vermeiden, werden ihre Kinder unangemessene Erwartungen entwickeln und große Enttäuschungen erleben. Dieser Zugang kommuniziert auf subtile Weise, wenn auch unbewusst, dass das Leben hier auf der Erde endgültig ist. Am schlimmsten daran ist, dass es keine logische Begründung dafür liefert, warum das Evangelium eine wirkliche gute Nachricht ist. Jeder Tag bringt uns dem letzten Tag ein Stück näher, und das sollte unseren Kindern bewusst sein.

Am Ende wartet ein Gericht auf jeden von uns (vgl. Hebr 9,27). R.G. Lee (1886–1978), der bekannte Prediger der Südlichen Baptisten (die größte evangelikale Denomination in den USA; Anm. d. Red.), drückte es so aus, dass der „Zahltag einmal“ für unser Leben hier auf der Erde kommen wird (vgl. 2Kor 5,10). Das sollen auch meine Kinder wissen.

2. Der Tod sollte nicht sein.

Diese biblische Wahrheit macht den Tod so traurig. Sag deinen Kindern, dass der Tod ein Eindringling auf unserer Erde ist und dass der erste Adam die Tür öffnete, durch die der Fluch des Todes in unser Leben kam. Cornelius Plantingas Buch Not the Way It’s Supposed to Be (deutsch etwa: Anders als gedacht) ist eine fesselnde Quelle und Hilfestellung (für Erwachsene), um dem Gerippe dieser Lehre mehr biblisches Fleisch hinzuzufügen.

Erzähl deinen Kindern, dass wir deswegen traurig sind, wenn jemand stirbt. In unserer Trauer bestätigen wir mit unseren Tränen, dass der Tod niemals natürlich ist, sondern eine Abweichung von dem, wie es eigentlich sein sollte.

3. Für einen Christen bedeutet der Tod, bei Jesus zu sein.

Im ersten Kapitel des Philipperbriefes schwankt Paulus hin und her und überlegt, was besser ist: diese Welt zu verlassen und bei Jesus zu sein oder hier zu bleiben, um das Evangelium zu verkünden. Und dann schreibt er: „Denn Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn“ (Phil 1,21).

In einer Kultur, die alles dafür tut, jeden Hinweis auf das Altwerden und den Tod zu verdrängen, ist dies eine zutiefst gegenkulturelle Ansicht. Für den Gläubigen aber ist das Überqueren des kalten Todesflusses der Pfad zum Paradies und zu unaussprechlichen Freuden.

4. Der Tod wird eines Tages sterben.

Teile mit deinen Kindern die unfassbar gute Nachricht aus 1. Korinther 15,26: „Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.“ Wenn das „noch nicht“ durch das „jetzt aber“ ersetzt wird, ist der Tod Geschichte. Das ist Grund zur Freude. Das ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, deinen Kindern Jesus ans Herz zu legen, sie zu ermutigen, zum Kreuz zu eilen, an dem der Tod besiegt und Gnade gefunden wird.

5. Wir alle müssen über den Tod nachdenken.

Ich möchte weder, dass meine Kinder vom Tod besessen sind, noch dass sie vor dem Ausmaß der Ewigkeit vor Angst erstarren. Vor diesem Hintergrund bietet Jonathan Edwards, Theologe und Pastor im 18. Jahrhundert, ein exzellentes Beispiel für die Wichtigkeit des Nachsinnens über den Tod, auch im jungen Alter. (Zugegeben, Edwards war beim Schreiben dieser berühmten Beschlüsse um einiges älter als meine kleinen Kinder.) Im siebten seiner Beschlüsse schreibt er: „Entschlossen, viel über die Endlichkeit des Lebens nachzudenken und darüber, wie kurz das Leben ist“ (vgl. Ps 90,17).

Edwards verstand, dass das Leben nur ein Hauch ist und dass uns der Tod motivieren sollte, für eine andere Welt zu leben. Sag deinen Kindern, dass für diejenigen, die in Christus sind, das spätere Leben das bessere ist.

Wie ist es mit dem Tod von Ungläubigen?

Was aber sagen wir unseren Kindern über diejenigen, die vermutlich im Unglauben verstorben sind? Das ist sicher noch herausfordernder, bietet aber auch die Gelegenheit, über die Ewigkeit zu sprechen, sowohl über den Himmel als auch über die Hölle. Wir sollten ebenso klar über die Hölle sprechen, wie es der Herr tat, der in den Evangelien weit mehr über das Gericht als über das Paradies sprach.

„Für den Gläubigen ist das Überqueren des kalten Todesflusses der Pfad zum Paradies und zu unaussprechlichen Freuden.“
 

Ob ich nun mit Erwachsenen oder Kindern spreche, ich vermeide es, mich in die ewige Bestimmung eines Menschen einzumischen, der womöglich im Unglauben verstorben ist. Natürlich stelle ich klar, dass jeder, der gerettet werden möchte, durch einen lebendigen Glauben zu Gott kommen muss. Aber wir haben unseren Kindern (und Familienangehörigen von Ungläubigen) immer gesagt, dass die verstorbene Person in Gottes Händen ist – einem rechtschaffenen und gerechten Richter, der immer das Richtige tut. Das tue ich nicht, um die Realität von Gottes Zorn zu minimieren oder zu leugnen. Vielmehr vermeide ich dadurch, mich auf den Richterstuhl des ewigen Richters zu setzen.

Man könnte natürlich noch viel mehr über den Tod sagen, aber unsere Kinder sollten in einer altersgemäßen Art auf eine Welt vorbereitet werden, die in Gefangenschaft von Sünde und Tod liegt. Ihnen muss gezeigt werden, dass die gute Nachricht von Gottes Rettungsaktion in Christus und sein siegreicher Krieg mit dem Tod auf Golgatha in der Tat eine gute Nachricht ist.

Wertvolle Ressource

Passend zum Thema hat Verbum Medien in der Reihe Gute Nachricht für kleine Leute ein Buch herausgebracht, das Kindern und Eltern bei der kindgerechten Gesprächsführung unterstützt.

Moritz nimmt Abschied erzählt vom kleinen Igel Moritz, dessen Haustier stirbt. Moritz bleibt traurig zurück und wird von seiner Familie und seinen Freunden ermutigt und getröstet.

Eltern finden am Ende des Buches eine Doppelseite mit biblischen Ratschlägen, um ihren Kindern dabei zu helfen, richtig mit Verlust und Trauer umzugehen.