„Halte im Gedächtnis Jesus Christus, der aus den Toten auferstanden ist“

Artikel von Wolfgang Wegert
9. April 2023 — 9 Min Lesedauer

Hat eine Braut jemals zu ihrer Hochzeit das Brautkleid vergessen? Natürlich nicht. Noch viel weniger sollte ein Christ seinen Gott vergessen. Dennoch sagt Gott: „Aber mein Volk hat mich vergessen!“ (Jer 18,15). Auch der Prophet Jesaja klagt: „Denn du hast den Gott deines Heils vergessen und nicht gedacht an den Felsen deiner Stärke“ (Jes 17,10). Wir wissen, dass das wahr ist, denn wie oft verlieren wir unseren Herrn aus den Augen! Es kann die Hektik des Alltags sein, die Sorge um das tägliche Leben, aber auch so manche Liebhaberei, die unseren Herrn in den Hintergrund drängt. Darum ermahnt uns der Psalm: „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat!“ (Ps 103,2).

Darum schrieb auch Paulus seinem geistlichen Sohn Timotheus: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, aus dem Samen Davids, der aus den Toten auferstanden ist nach meinem Evangelium“ (2Tim 2,8). Halte Christus fest im Fokus, bewahre ihn dir im Herzen! Vergiss die historische Tatsache der Auferstehung zu keiner Zeit! Erinnere dich nicht nur sporadisch an den Auferstandenen, sondern beständig und immerfort.

„Nur durch die Kraft der Auferstehung kann ein Mensch vom Tod zum Leben durchdringen.“
 

Warum sollen wir Jesus Christus gerade als den Auferstandenen fest im Gedächtnis halten? Warum legt Paulus uns Ostern besonders ans Herz? Warum nicht Weihnachten oder Pfingsten? Weil die Auferstehung für den Durchbruch steht, für den Sieg über Sünde, Tod und Teufel, für den Sieg über alles, was gegen Gott und Sein Volk steht. Nur durch die Kraft der Auferstehung kann ein Mensch vom Tod zum Leben durchdringen. Aber auch hinsichtlich aller Bereiche unseres täglichen Lebens ist die Auferstehung Christi Sieg und Kraft für uns. Vier Situationen möchte ich herausgreifen:

1. Erinnere dich in Widrigkeiten

Paulus schreibt: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, … der aus den Toten auferstanden ist … in dessen Dienst ich Leiden erdulde“ (2Tim 2,8–9; Hervorh.d.Verf.). Ich durchlaufe Leiden und Widrigkeiten, aber ich erinnere mich: Christus hat den Tod überwunden. Darum können mich die Schwierigkeiten des Lebens nicht mürbe machen. Jesus ist nicht tot, sondern er lebt. Deshalb hat er Macht und Kraft genug, mich durch meine Nöte hindurchzubringen. Wenn nicht einmal der Tod ihn festhalten konnte, wie sollte dann Leichteres mich festhalten können?

Wir erinnern uns an Hiob, der lange vor dem historischen Ereignis der Auferstehung Christi lebte, der aber im festen Glauben vorausschauend auf die Auferstehung seines Herrn mitten in der Schwärze seiner Leiden rief: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub erheben“ (Hiob 19,25). Hiob tat genau das, was Paulus uns heute empfiehlt: Er hielt Jesus Christus, der aus den Toten auferstanden ist, fest im Gedächtnis. Wenn du dich also in Widrigkeiten und Leiden befindest, dann erinnere dich bewusst an Ostern und predige dir selbst: „Ich behalte fest im Gedächtnis, dass Jesus lebt. Weil er lebt, darum hat er auch meine Schmerzen absolut unter seiner Kontrolle. Weil er lebt, wird er mir meine Niederlage in Sieg verwandeln!“

„Denn ich bin überzeugt, daß die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll.“ (Röm 8,18)

Hast du eine Operation durchzumachen, eine Krankheit zu erleiden, einen Verlust zu erdulden, Ungerechtigkeit zu ertragen oder die Irrwege deiner Lieben zu beklagen? Dann rufe dir jeden Tag Ostern in Erinnerung und predige dir die Worte: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, der aus den Toten auferstanden ist!“

2. Erinnere dich in Verfolgung

Paulus hatte aber nicht nur mit generellen Lebensschwierigkeiten zu kämpfen, sondern musste auch unter Verfolgung leiden, wie er in Vers 9 hinsichtlich seines Dienstes bezeugt: „… in dessen Dienst ich Leiden erdulde, sogar Ketten wie ein Übeltäter – aber das Wort Gottes ist nicht gekettet!“ Mit Ketten gebunden zu sein wie ein Verbrecher, ist schon eine Nummer schwerer als nur allgemein Lebenswidrigkeiten zu ertragen. Aber auch hier erinnert sich der Apostel: Christus ist auferstanden. Darin fand er Kraft, sogar die schwersten Ketten zu erdulden. Er hielt Jesus Christus, der aus den Toten auferstanden ist, fest im Gedächtnis! Er sagte sich: Wer immer mich wegen meines Glaubens verfolgt, was immer man mir auch um Jesu willen antut – ich habe einen Trost, einen Halt, eine Gewissheit: Jesus lebt. Er spricht das letzte Wort. So wie der Vater seinen Sohn aus dem Tod herausgeholt hat, wird er auch mich herausholen und zum Leben führen. Darum schreibt er auch in Vers 11: „Glaubwürdig ist das Wort: Wenn wir mitgestorben sind, so werden wir auch mitleben.“ Hatte der Herr doch gesagt: „[W]eil ich lebe, sollt auch ihr leben!“ (Joh 14,19).

„Christus hat den Tod überwunden. Darum können mich die Schwierigkeiten des Lebens nicht mürbe machen.“
 

Verfolgte Christen haben sich durch die Jahrhunderte hindurch an der Osterbotschaft aufgerichtet. Märtyrer bekannten auf dem Scheiterhaufen, dass sie den erhöhten Christus sehen werden, und starben glaubensvoll mit ihm im Gedächtnis!

Die Botschaft des Paulus war also: Ich bin zwar verfolgt, ja sogar gekettet. Aber was macht das schon? Das Evangelium ist schließlich nicht gekettet. Ich halte auch in dieser Situation Jesus Christus, der aus den Toten auferstanden ist, fest im Gedächtnis. Das soll auch uns ermutigen in einer Zeit, in der es immer schwerer wird, Jesus Christus zu bekennen. „Gott? Ja!“, sagen viele, die der Meinung sind, dass alle Religionen doch den gleichen Gott haben. Wer aber am biblischen Jesus festhält, an Christus, der aus den Toten auferstanden ist, der stört den Frieden. Der ist ein Fundamentalist, ein Extremist, ein Biblizist. Der wird bekämpft.

Aber wir sind getrost, denn Jesus ist zur Rechten Gottes, des Vaters. Er lebt und ist nicht auf dem Rückzug, sondern auf dem Vormarsch. Jesus Christus kommt wieder in Kraft und Herrlichkeit! Wenn Sorgen über uns kommen wollen, was angesichts der zunehmenden Säkularisierung aus dem christlichen Glauben wird, dann rufen wir einander zu: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, der aus den Toten auferstanden ist!“

Vielleicht gehen kirchliche Institutionen zugrunde, aber die Gemeinde der Wiedergeborenen wird nie zugrunde gehen. Auch die Schrift geht nicht verloren. Stattdessen werden wir sehen: Je mehr Bedrängnis über die Christen kommt, desto lebendiger wird ihr Glaube. Je schwieriger es für sie wird, desto mehr werden sie an Zahl. Die Gemeinde Jesu kann nicht untergehen! Auch dann nicht, wenn – wie der Publizist und Herausgeber des Handelsblattes geschrieben hat – zurzeit hundert Millionen Christen auf der ganzen Welt akut verfolgt werden und alle fünf Minuten ein Christ wegen seines Glaubens stirbt. Wörtlich heißt es im Handelsblatt:

„Die gefolterten und geschundenen, die hingerichteten und vergewaltigten, die massenermordeten Christen sind ein Fanal unserer Zeit. Bei diesem Völkermord einfach wegsehen, wäre nicht bloß eine Bankrotterklärung Europas vor der eigenen Moral und Geschichte. Es wäre auch ein Stück Kapitulation.“

Was machen solche Nachrichten mit uns? Ganz gewiss erschüttern sie uns! Aber werden sie das Evangelium ausrotten? Nein, niemals! Jesus ist doch auferstanden. Wenn er im Grabe geblieben wäre, wenn er nur durch seine Lehren weiterleben und nur durch sein Vorbild weiter existieren würde, wenn seine Auferstehung nur eine Metapher wäre, ein Gleichnis, dann hätte ich keine Hoffnung für die Christen. Aber die Auferstehung ist Fakt, Jesus Christus lebt, und darum hat der christliche Glaube seine größte Zukunft noch vor sich. Jesus kommt wieder – als Herr aller Herren, als König aller Könige. „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen“ (Mt 6,13).

3. Erinnere dich in der Mission

Das Gleiche gilt für die Weltmission. Sie ist ein gewaltiges Wunder. Jesus ließ ein paar eingeschüchterte und von den Osterereignissen verwirrte Jünger zurück. Aber er erschien ihnen und erklärte, dass alles so kommen musste und von den Propheten vorhergesagt worden war. Dann gab er ihnen den Auftrag:

„Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen.“ (Mt 28,18–20)

Woher dürfen wir die Kraft für die Weltmission nehmen? Woher wissen wir, dass sie kein Fehlschlag wird? Weil Christus auferstanden ist. Deshalb rufen wir allen Missionaren zu, allen, die im Weinberg des Herrn arbeiten: „Fürchtet euch nicht, seid nicht besorgt, wie viel Erfolg oder Misserfolg ihr habt. Arbeitet einfach, geht im Namen des Herrn in die nächste Stadt. Haltet nur im Gedächtnis Jesus Christus, der aus den Toten auferstanden ist. Ihr habt es mit einem lebendigen Herrn zu tun, der den Tod überwunden hat. Er hat Ohren, die hören, Augen, die sehen, und Hände, die retten!“

4. Erinnere dich in deiner Schwäche

Und noch eins. Auch hinsichtlich unserer persönlichen Heiligung ist die Osterbotschaft ein herrlicher Trost. Fühlen wir uns hier nicht oft sehr schwach? Uns fehlen Geduld, Zufriedenheit, Liebe, Langmut, Glaube, Disziplin. Aber auch hier gilt: Denk daran und vergiss an keinem Tag der Woche – Jesus hat Sünde, Tod und Teufel überwunden! Er hat auch unsere Trägheit überwunden, unsere Schläfrigkeit und sündhaften Neigungen. Er lebt und hat Kraft, uns definitiv zu verändern!

Paulus schreibt:

„Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird derselbe, der Christus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.“ (Röm 8,11)

Das heißt, er wird unser müdes Fleisch überwinden, er wird uns im Geist erfrischen, sodass wir die Sünde mehr und mehr ablegen und ihr sterben und den Weg der Nachfolge bis zum Ende gehen können. Wenn die Heiligung also ins Stocken gerät, wenn wir versagen, dann geben wir nicht auf und resignieren, sondern wir rufen unserem eigenen Herzen zu: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, der aus den Toten auferstanden ist!“ Das gilt auch dann, wenn es für uns zum Sterben geht. Auch und gerade dann dürfen wir uns des Auferstandenen erinnern, der zu Martha sagte:

„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.“ (Joh 11,25–26)

Unsere frohe Devise zu allen Zeiten und in allen Lagen lautet also: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, der aus den Toten auferstanden ist!

Das rufen wir einander und unserer eigenen Seele zu.