Ein überraschendes Ziel der Auferstehung Christi

Artikel von Elliot Clark
10. April 2023 — 6 Min Lesedauer

Warum ließ Gott Jesus von den Toten auferstehen? Die Frage wirkt auf den ersten Blick einfach und die Antwort erscheint so offensichtlich, dass wir sie als einfache Kinderquizfrage für den Ostersonntag abtun könnten. Ebenso könnten wir auch versucht sein, die Auferstehung nur im Hinblick auf ihre zukünftige Bedeutung zu betrachten. Aber im 1. Petrusbrief finden wir einen unerwarteten Hinweis auf ein Ziel der Auferstehung Jesu, das uns im Hier und Jetzt unseres Leidens und unserer Schmach helfen soll.

Der erste Brief des Petrus beginnt mit der Anerkennung des gegenwärtigen Leidens. Seine Leser wurden von verschiedenen Schwierigkeiten heimgesucht (vgl. 1Petr 1,6). Sie wurden für ihren Glauben geschmäht und wegen ihrer Moral verachtet (vgl. 1Petr 4,4). Sie erlebten ständig Ablehnung und soziale Ausgrenzung. Was sie in Reinheit und Güte taten, wurde von ihren Gegnern als böse bezeichnet. Sie litten zu Unrecht und hatten endloses Leid zu ertragen. Sie wurden um des Namens Christi willen beschimpft. Sie waren Ausgestoßene. Anstatt diese Schwierigkeiten herunterzuspielen und sie als vorübergehend oder trivial abzutun, erkennt Petrus ihre Feuerproben als Verstoßene an.

Als Antwort auf dieses Leiden – eine Art „sanfte“ Verfolgung, wie wir sie zunehmend in Nordamerika erfahren – spricht Petrus ein Wort der Hoffnung. Allerdings ist es vielleicht nicht die Art von Hoffnung, nach der wir als erstes suchen. Petrus deutet an, dass die Leiden durch „feurige“ Prüfungen nicht lediglich eine vorübergehende Erscheinung auf unserem Lebensweg sind. Sie sollten uns nicht überraschen (vgl. 1Petr 4,12), sondern im Gegenteil: Verachtung und soziale Ausgrenzung sind die langfristige Prognose für einen Nachfolger Christi. Dennoch gibt es Hoffnung, denn wir kennen die Geschichte unseres Erlösers.

Das gewendete Blatt

Jesus war, wie Petrus uns erinnert, selbst ein erwählter Verstoßener. Er war der von Gott auserwählte Eckstein, der aber von den Menschen verworfen wurde (vgl. 1Petr 2,4–5). Obwohl er der kostbare, lang verheißene Sohn des Vaters war, erlebte er Schmach und Verachtung. Unter den Religiös-Konservativen war er genauso ein Außenseiter wie unter den mächtigen Politikern und sogar in seiner eigenen Familie. Sein Leben lang wurde er erniedrigt und hatte nicht einmal Platz, um sein Haupt hinzulegen. Vor seinem Tod wurde er geschlagen, bespuckt, verleumdet und geschmäht und schließlich auf schändliche Weise gekreuzigt. Für jeden Zeugen, der das alles beobachtete, schien er nicht nur von seinesgleichen und den Mächtigen abgelehnt, sondern auch von Gott verlassen zu sein.

„Wenn ich sehe, wie Jesus, mein König, mit Dornen gekrönt und ans Kreuz genagelt wird, und gleichzeitig mein eigenes Leben sich anfühlt wie ein Gang durch das Tal des Todesschattens, dann kann ich dennoch Hoffnung haben.“
 

Doch drei Tage später wendete sich das Blatt. Gott rechtfertigte seinen Sohn, indem er ihn von den Toten auferweckte. Und durch seine Auferstehung will Gott uns – dir und mir – eine lebendige Hoffnung geben, eine Hoffnung für heute, wenn wir manchmal mit unserer eigenen schwierigen und verzweifelten Geschichte konfrontiert sind (vgl. 1Petr 1,3).

Durch Jesus, so sagt es Petrus, kommen wir zum Glauben an Gott. Wir denken vielleicht nicht oft auf diese Weise über den christlichen Glauben nach. Wir sprechen in erster Linie über den Glauben an Jesus, was natürlich angemessen und biblisch ist. Aber in 1. Petrus 1,21 liegt die Betonung darauf, wie wir durch Jesus dazu kommen, unser Vertrauen auf Gott zu setzen. Wie ist das gemeint? Wenn wir weiterlesen, sehen wir, dass Gott Jesus auferweckt und ihm die Herrlichkeit gegeben hat, damit unser Glaube und unsere Hoffnung auf Gott gerichtet sind. Dies ist sicherlich ein unerwartetes Ziel der Auferstehung Jesu: Jesus wurde auferweckt, damit wir auf Gott, unseren himmlischen Vater, vertrauen und hoffen können.

Ich verstehe die Logik des Petrusbriefes folgendermaßen: Wenn ich sehe, wie mein Leben das Leben Jesu widerspiegelt und wie mein Leiden dem seinen ähnelt, wenn ich erkenne, wie er Leiden ertrug, indem er sich unserem treuen Vater anvertraute, wenn ich begreife, dass der auserwählte und kostbare Sohn von anderen abgelehnt wurde, dann überrascht es mich nicht, wenn ich dasselbe erlebe.

Wenn ich sehe, wie Jesus, mein König, mit Dornen gekrönt und ans Kreuz genagelt wird, und gleichzeitig mein eigenes Leben sich anfühlt wie ein Gang durch das Tal des Todesschattens im Angesicht vieler Feinde, dann kann ich dennoch Hoffnung haben. Ich kann auf unseren Vater vertrauen, weil ich weiß, was er für Jesus getan hat.

Gott hat ihn von den Toten auferweckt und ihn zu unvergleichlicher Ehre gebracht. Weil er das tat, kann ich – auch wenn meine eigene Geschichte gerade eine dunkle Wendung nimmt und ich mit Ablehnung, Spott und sogar körperlichem Leid konfrontiert werde – wissen, dass dies nicht das Ende ist. Denn ich weiß, wie Gott mit seinen Dienern umgeht. Ich weiß, wie der Vater seinen Sohn behandelt.

Der Weg zur Herrlichkeit

Dies ist eine unerwartete Antwort auf unsere Frage. Aber dieses eine „Warum“ von Jesu Auferweckung durch Gott ist der Grund, warum wir heute in unserer eigenen Bedrängnis Vertrauen zu ihm haben können. Wenn wir den Fußstapfen Jesu ins Leiden folgen, wissen wir, dass wir ihm auch den ganzen Weg zur Herrlichkeit folgen werden. Der Spott und die Verachtung der Welt werden nicht das letzte Wort haben, sondern wir werden erhöht und geehrt werden – und das von Gott selbst!

„Wenn wir den Fußstapfen Jesu ins Leiden folgen, wissen wir, dass wir ihm auch den ganzen Weg zur Herrlichkeit folgen werden.“
 

Wie Paulus in 1. Korinther 15,20 schreibt, ist Jesus die Erstlingsfrucht der Entschlafenen. Seine Auferstehung und Aufnahme in die Herrlichkeit sind nur der Anfang einer weltweiten Ernte. Er ist der Vorläufer für viele andere, die ihm im Glauben folgen und denselben Weg des Leidens und der anschließenden Herrlichkeit gehen werden. Petrus war Augenzeuge von Jesu schrecklichem Tod und seiner unvergleichlichen Herrlichkeit. Er wusste, dass diese Hoffnung auf künftigen Ruhm und Ehre bei Christi Wiederkunft uns heute dazu befähigt, scheinbar endlose Ablehnung zu ertragen. Er wusste, dass der Ausgleich für die Schmach und die Ausgrenzung hier die Ehre und das Zuhause bei Gott sein werden.

Dieser Petrus, der unter der Last der Verachtung zusammengebrochen war und seinen Herrn verleugnet hatte, hatte erfahren, wie die Hoffnung auf die Herrlichkeit unser Leben verändern und uns zum Zeugnis ermutigen kann. Diese Hoffnung befähigt uns zur persönlichen Heiligung und zu einem ehrbaren Leben in der Fremde. Diese Gewissheit in Gott – dass er uns mit Christus erhöhen und uns mit seiner Ehre beglücken wird – befähigt uns, andere zu ehren, sogar wenn sie sich uns entgegenstellen.

Eine solche Zukunftshoffnung öffnet uns auch den Mund, um das Evangelium heute mutig zu verkünden und dabei unsere Hemmungen und den Wunsch nach Anerkennung und Bestätigung zu überwinden. Wie Petrus erklärt, kann diese Zuversicht sogar andere für das Evangelium öffnen, wenn sie in uns eine ansteckende und lebendige Hoffnung sehen, die sie neugierig macht.