Als Familie für die Mission beten
Mein 4-jähriger Sohn faltete die Hände und schloss die Augen ganz fest. Seinem Gesichtsausdruck sah man an, dass er sich stark konzentrierte. Mit seiner süßen kleinen Stimme betete er: „Gott, bitte sende Muslimen Träume über Jesus. Amen.“ Das letzte Wort sprach er mit Nachdruck.
Mein Herz hüpfte freudig. Es gibt nur wenige Dinge, die mir mehr Freude bereiten, als wenn ich höre, wie meine Jungs unaufgefordert für Menschen auf der ganzen Welt beten, die Jesus noch nicht kennen. Zwar empfinde ich es als eine Herausforderung, meinen Kindern das Gebet für die Mission beständig in einer guten Weise nahezubringen, doch ich staune darüber, was sich in ihren Herzen einprägt, selbst wenn ich nur kleine Schritte unternehme.
Es gibt reichlich Kinderbibeln, Andachtsbücher für Kinder und auch Materialien, um mit Kindern Bibelverse auswendig zu lernen, doch Ressourcen, um unsere Kinder mit dem Thema Mission vertraut zu machen, sind eher spärlich vorhanden. Wir brauchen allerdings auch keinen ausgefeilten Lehrplan, um unseren Kindern Gottes Herz für die Nationen nahezubringen. Es reicht schon, wenn wir uns ein wenig Mühe geben und ihnen durch Gebet eine globale Perspektive vermitteln.
Eine Vision von Gottes Größe
Bevor wir uns auf dieses Abenteuer begeben, ist es wichtig zu verstehen, warum wir unsere Kinder im Thema „Mission“ unterweisen sollten.
In der ganzen Schrift sehen wir, dass Gott möchte, dass die Nationen ihn kennen und anbeten. Beginnend mit der Verheißung Gottes, die Völker durch Abraham zu segnen (vgl. 1Mose 12,3), über die Einbeziehung der nicht-israelitischen Ruth in den Stammbaum Jesu (vgl. Mt 1,5) bis hin zu dem ausdrucksstarken Bild von Menschen aus der ganzen Welt, die unseren König im Himmel innig anbeten (vgl. Offb 7,9), offenbart die Schrift Gottes Plan, Menschen aus allen Nationen und Sprachen zu erlösen.
„Wenn es uns nicht gelingt, unseren Kindern eine Ahnung davon zu vermitteln, wie großartig Gott wirklich ist, wird ihnen ein wesentlicher Aspekt seines Charakters entgehen.“
Unser Gott ist nicht nur Gott für Amerika (oder Deutschland, die Schweiz, Österreich ...), sondern er ist Gott für alle Menschen in jedem Land. Er ist so groß, dass ihn jeder kennen und anbeten muss (vgl. Jes 49,6). Wenn es uns nicht gelingt, unseren Kindern eine Ahnung davon zu vermitteln, wie großartig Gott wirklich ist, wird ihnen ein wesentlicher Aspekt seines Charakters entgehen. Wir laufen Gefahr, klein über den Herrn zu denken und unbeabsichtigt unseren Kindern beizubringen, dass er eine lokale Gottheit ist und nicht der Herrscher über Himmel und Erde.
Wenn Gott der Anbetung von Menschen aus allen Sprachen, Stämmen und Nationen würdig ist und möchte, dass sein Heil bekannt gemacht wird, dann sollten wir uns als Christen freuen, uns dieser Aufgabe anschließen zu dürfen. Wir mögen nicht alle dazu berufen sein, unsere Lieben und unsere Heimat zu verlassen, um in einem anderen Land zu dienen, aber das Gebet ist ein wesentliches Mittel, mit dem sich jeder an Gottes globaler Mission beteiligen kann.
Das Familiengebet kultivieren
Ich möchte hier vier praktische Möglichkeiten anführen, wie man als Familie ein betendes Herz für die Nationen kultivieren kann. Mein Vorschlag ist, dass ihr eine davon auswählt, auf die ihr euch in den nächsten Monaten besonders konzentriert.
1. Legt eine konkrete Zeit fest, um für Ungläubige auf der ganzen Welt zu beten
Da meine Jungs Frühaufsteher sind, nehmen wir uns nach unserer morgendlichen Andacht Zeit, um für Menschen auf der ganzen Welt zu beten – bevor uns die Betriebsamkeit des Schulalltags in Anspruch nimmt. Seid kreativ und sucht euch für das Gebet für die Welt eine Zeit, die gut zum Terminplan eurer Familie passt. Das könnte beim abendlichen Tischgebet sein, an jedem Dienstag auf eurem Weg zur Schule oder bevor die Kinder ins Bett gehen.
„Die Gebete können kurz und knapp sein, doch wenn ihr dies praktiziert, wird es bleibenden Einfluss auf eure Kinder haben.“
Du kannst Ressourcen wie Einmal um die Welt beten: Infos und Geschichten zu Ländern und Völkern verwenden oder Informationen vom Joshua Project oder von Prayercast nutzen. Mit ihrer Hilfe könnt ihr besser verstehen, wie Gott an bestimmten Orten auf der ganzen Welt wirkt, und Bitten mit Bezug auf die Informationen in diesen Ressourcen könnt ihr dann in eure regelmäßigen Gebetszeiten mit aufnehmen. Außerdem könnt ihr eure Kinder ein Land auf einer Weltkarte oder einem Globus auswählen lassen. Die Gebete können kurz und knapp sein, doch wenn ihr dies praktiziert, wird es bleibenden Einfluss auf eure Kinder haben.
2. Ladet internationale Studenten zu euch nach Hause zu einem Familienessen ein
Vielleicht gibt es in eurer Ortsgemeinde internationale Studenten. Wenn nicht, hat eure Gemeinde möglicherweise Verbindungen zu internationalen Studentenorganisationen, mit denen ihr in Kontakt treten könnt. Ihr könntet euch auch an christliche Hochschulgruppen in eurer Nähe wenden, um mit Studenten in Kontakt zu kommen.
Selbst wenn ihr keine regelmäßige Einladung zum Essen aussprechen könnt, bieten Feiertage wie Weihnachten und Ostern eine ideale Gelegenheit, internationale Studenten zum Mitfeiern einzuladen. Stellt ihnen Fragen zu ihrer Familie und Kultur, wenn sie zu Besuch kommen. Schließt in eure Tischgebete auch den Dank für eure neuen Freunde und ihre Herkunftsländer ein.
Als ich im Ausland lebte, habe ich gemerkt, wie es die Entstehung geistlicher Gespräche fördern kann, wenn Menschen bei sich zu Hause Zeit miteinander verbringen. Dadurch, dass ihr einen internationalen Studenten als Gast habt, kann die Familie lernen, für einen anderen Teil der Welt zu beten. Zudem habt ihr bei euren Fürbitten einen konkreten Freund vor eurem inneren Auge.
3. Lest Bücher über andere Orte und Kulturen, einschließlich Biographien über Missionare, die speziell für Kinder geschrieben wurden
Durch das Lesen wird die Sicht eures Kindes auf die Welt erweitert. Auf diese Weise wird das Verständnis für Menschen und Orte gefördert, die sich von eurem Kontext unterscheiden. Zudem kann man beim Beten an diese Erzählungen anknüpfen. Wenn wir Geschichten aus der ganzen Welt lesen, sehen wir, wie Menschen aus jeder Kultur Gottes Ebenbild sind und wie Menschen aus jeder Kultur genau wie wir Erlösung brauchen. Das Lesen solcher Berichte kann uns vor Augen führen, welches Potenzial weltweit für die verwandelnde Kraft des Evangeliums besteht, und wir können informierter beten.
Wählt Bücher aus, in denen die Hauptfiguren aus einer anderen Kultur oder Religion oder einem anderen Land stammen. Wer zu Hause englischsprachige Kinderliteratur liest, kann z.B. auf eine Liste des International Missions Board mit Kinderbüchern zurückgreifen, die euch dabei helfen können, eure Kinder so zu erziehen, dass sie eine globale Sicht verinnerlichen. Dort finden sich auch Tipps zum Lesen mit einem Herz für die Mission. Auch die englischsprachige Hidden-Heroes-Serie könnte geeignet sein, um mit Kindern das Lesen von Missionsgeschichten zu beginnen. Auf deutsch gibt es bei CLV verschiedene Biografien, die teilweise bereits ab dem Teenageralter gelesen werden können.
4. „Adoptiert“ einen Missionar aus eurer Ortsgemeinde
Eure Ortsgemeinde unterstützt vielleicht bereits Missionare. Sucht euch eine Person oder Familie aus, die von eurer Gemeinde begleitet wird. Über das Land, in dem sie als Missionare dienen, und über dessen Religion und Kultur könnt ihr mehr erfahren, indem ihr Bücher über dieses Land aus der Bibliothek ausleiht, nach Rezepten aus dieser Region kocht und regelmäßig die Rundbriefe dieser Missionare lest.
Wenn ihr zusammen für die konkreten Anliegen der Missionare betet, kann eure Familie dadurch, dass ihr seht, wie Gott die Gebete erhört, ermutigt werden. Zu erkennen, wie Gott als Antwort auf eure Gebete wirkt, kann bei euch wiederum den Wunsch verstärken, eure Anliegen weiter vor ihn zu bringen. Sind die Missionare auf Heimaturlaub, dann ladet sie doch einmal zum Essen ein – und betet mit ihnen.
Wenn unsere Gebete über unseren Tellerrand und die Mauern unseres Zuhauses, unserer Kirchengemeinde, unserer Stadt und unseres Landes hinausreichen, bekommen wir einen Eindruck davon, wie groß unser Herr ist. Dies wird nicht nur unsere Kinder faszinieren, sondern auch unser eigenes Herz berühren.