Bei den Teenagern mithelfen? Kann ich nicht!
Drei Reflexionen über die Arbeit mit Jugendlichen und Teenagern
„Könntest du dir vorstellen, ab dem Sommer das Mitarbeiter-Team für unseren Teenkreis zu leiten?“ Diese Anfrage wurde Mitte des Jahres 2019 an mich herangetragen. Da saß ich also und überlegte mir, welche Rückmeldung ich geben sollte. Schließlich entschied ich mich dazu, die Anfrage anzunehmen und mich dafür zur Verfügung zu stellen. Nach mittlerweile fast vier Jahren in diesem Dienst darf ich nun zurückschauen und staune darüber, wie Gott sich als überaus treu erwiesen und diese Entscheidung gesegnet hat.
Drei konkrete Reflexionen über meine damalige Entscheidung sowie über das, was Gott mich in dieser Zeit über den Dienst mit Teenagern lehrte, möchte ich im Folgenden teilen. Ich denke, dass diese Punkte sehr grundlegend sind. Sie sind grundlegend für einen fröhlichen Dienst, der Gott gefällt und für junge Menschen zum Segen wird. Wenn du also aktuell mit Teenagern oder Jugendlichen arbeitest, dann möchte ich dich mit diesen Zeilen für deinen Dienst ermutigen und vielleicht auch herausfordern. Falls du nicht aktiv in diesem Bereich involviert bist, ist es meine Hoffnung, dass auch du für deinen Dienst ermutigt wirst und den einen oder anderen Gedankenanstoß bekommst, wie du die Mitarbeiter im Teenager- und Jugendbereich deiner Gemeinde ermutigen und unterstützen kannst.
1. Abhängig dienen
„Kann ich das überhaupt?“ – Das war die größte Frage, die ich mir damals stellte. Mir wurde jedoch bewusst, dass dies nur teilweise die richtige Frage war. Selbstverständlich sollte man sich selbst zunächst fragen, ob man von Gott die elementaren Gaben für einen solchen Dienst bekommen hat. Wenn jemand mich zum Beispiel zum Dekorieren des Gemeindehauses anfragt, könnte ich schnell sagen, dass ich für diesen Dienst nicht geeignet bin. Wer keinen Ton richtig trifft, sollte nicht gerade den Gemeindegesang anleiten. Meistens können Geschwister in der Gemeinde, die uns näher kennen, aber recht gut einschätzen, ob wir grundsätzlich für eine Aufgabe geeignet sind oder nicht (manchmal wahrscheinlich besser als wir selbst). Dennoch hatte ich große Bedenken. Ich hatte noch nie eine ähnliche Leitungsaufgabe übernommen. Überhaupt hatte ich noch nie regelmäßig als Mitarbeiter in der Teen-/Jugendarbeit gedient und bin auch ich nicht gerade vom Typ „hipper, cooler Jugendleiter“. Wie würde ich mit den Teenagern klarkommen? Gäbe es nicht andere, die bei den Teenagern viel besser ankommen würden?
„Es kommt nicht so sehr darauf an, dass ich alles perfekt kann. Vielmehr durfte ich erkennen, dass es zuallererst auf den perfekten Gott ankommt, dem ich diene.“
Im Gespräch mit anderen Christen und durch Nachdenken und Beten wurde mir allerdings immer mehr bewusst, dass es nicht so sehr darauf ankommt, dass ich alles perfekt kann. Vielmehr durfte ich erkennen, dass es zuallererst auf den perfekten Gott ankommt, dem ich diene. Wenn er mich gebrauchen möchte, wird er das auch tun! Dieses Wissen half mir gerade an den Tagen, an denen ich mich mit meiner Aufgabe überfordert fühlte. Du und ich, wir sind ganz und gar abhängig von ihm. „Wenn der HERR nicht das Haus baut, dann arbeiten umsonst, die daran bauen; wenn der HERR nicht die Stadt behütet, dann wacht der Wächter umsonst.“ (Ps 127,1) Wenn der Herr nicht die Treffen der Teenager segnet, dann arbeiten die Mitarbeiter umsonst. Gute Planung und Vorbereitung sind wichtig, und es ist gut, sich Gedanken darüber zu machen, was wir besser machen können. Aber ohne Gottes Segen ist jedes Planungstreffen nur verschwendete Zeit und alle Absprachen vollkommen wertlos. Wir brauchen ihn mehr als alles andere. Wenn wir nach ihm fragen und unseren Dienst an ihm ausrichten, dann dürfen wir im Vertrauen darauf dienen, dass er seinen Segen schenken wird.
2. Vertrauensvoll dienen
„Was macht ihr so im Teenkreis? Was für ein Konzept habt ihr?“ Diese Frage hat mich immer wieder leicht überfordert. Offen gestanden, habe ich mich manchmal geschämt zu sagen, dass wir uns „einfach nur“ treffen, Lieder singen, eine Andacht über eine Bibelstelle oder ein biblisches Thema haben, teilweise noch mit Vertiefung in Kleingruppen und ein oder zwei Spiele spielen. Den größten Teil der Zeit nimmt in der Regel die Andacht ein. Es klingt so banal, irgendwie auch ein wenig altmodisch. Kann man das heute denn noch so machen? Ist das überhaupt cool genug? Langweilen wir die Teenager damit nicht? Müssen wir Teenagern nicht mehr bieten, um sie in der Gemeinde zu halten?
Sicherlich ist es gut zu überlegen, wie wir unser Programm so gestalten, dass die Teenager Spaß daran haben und gern kommen. Selbstverständlich wollen wir Zeit und Raum für Gemeinschaft, Spiel und Spaß einräumen, sodass gute Freundschaften untereinander entstehen können. Wenn wir aber versuchen, in Sachen „Spaß“ mit den Dingen, die die Welt zu bieten hat, mitzuhalten, können wir nur verlieren. Vergnügung und Spaß kann die Welt besser! Stattdessen dürfen und sollen wir „einfach nur“ im Vertrauen auf die Kraft seines Wortes dienen. Ich durfte ganz konkret erleben, wie Gott dies segnet. Gottes Wort ist wirklich lebendig und wirksam (vgl. Hebr 4,12) – Teenager stellen hier keine Ausnahme dar! Angesichts dessen besteht unser Konzept hauptsächlich darin, Gott und seinem Wort im Leben der Teenager Raum zu geben. Es besteht darin, das biblische Evangelium unermüdlich zu predigen, sodass Verlorene gerettet und Gerettete geheiligt werden.
Unser Vertrauen ruht nicht auf unserem Planen und Tun, sondern auf dem Wirken Gottes durch sein Wort. Das gilt auch dann, wenn manch einer „gar keinen Bock“ auf das Wort Gottes hat (egal ob ausgesprochen oder unausgesprochen).
„Wenn wir aber versuchen, in Sachen ‚Spaß‘ mit den Dingen, die die Welt zu bieten hat, mitzuhalten, können wir nur verlieren. Unser Konzept besteht darin, das biblische Evangelium unermüdlich zu predigen, sodass Verlorene gerettet und Gerettete geheiligt werden.“
Unter Umständen bedeutet das, dass wir manche Teenager deshalb nur selten oder ab einem Punkt auch gar nicht mehr sehen. Auch wenn das stets sehr entmutigend und schmerzhaft ist, können und sollen wir trotzdem und gerade dort weiter vertrauensvoll dienen. Dies können wir tun, weil unser Herr durch die Torheit seines Wortes zu seinem Ziel kommen wird (vgl. 1Kor 1,18). Davon bin ich zutiefst überzeugt. Und durch Gottes Gnade durfte ich in der Vergangenheit auch schon manchen kleinen Einblick bekommen, wie er auf wundersame Weise in Situationen, die scheinbar nichts als Entmutigung zu bieten haben, sein Werk tut. Er ist vollkommen vertrauenswürdig, deshalb können wir vertrauensvoll dienen.
3. Gemeinsam dienen
Ich muss nicht alles können – auch nicht als Teamleiter! Ich kann gar nicht alles können. Deshalb ist es so genial, in einem Team gemeinsam zu dienen. Ein Team, in dem man sich durch verschiedene Gaben ergänzt. Ein Team mit unterschiedlichen Charakteren, unterschiedlichen Herangehensweisen, unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Soweit möglich, war bei uns jeden Freitag jeder aus dem Team anwesend, sodass wir uns fast jede Woche sahen und so auch sehr intensiv und eng als Team unterwegs waren. Es ist sicher kein Zufall, dass Jesus seine Jünger nicht allein, sondern jeweils in Zweierteams aussandte (vgl. Mk 6,7).
Die Arbeit im Team kann natürlich manchmal auch herausfordernd sein. Gemeinsame Entscheidungen können zum Beispiel bedeuten, dass ich mich nicht immer durchsetzen kann. Kommunikation im Team kann anstrengend sein. Wo verschiedenartige Menschen zusammenkommen, gibt es auch immer Konfliktpotential. Dennoch überwiegt der Vorteil von enger Zusammenarbeit innerhalb eines Teams mit unterschiedlichen Charakteren bei Weitem! Meine eigenen Schwächen können ausgeglichen werden, mehr Köpfe bedeuten zugleich mehr (gute) Ideen, und zumindest für mich selbst kann ich sagen, dass der Dienst so auch einfach deutlich mehr Freude macht.
Auch kann man sich in einem Team gegenseitig ermutigen. Du bist entmutigt in deinem Dienst? Dann sprich mit deinem ganzen Team oder zumindest mit einzelnen Team-Mitgliedern darüber. Immer wieder durfte ich erleben, wie Gott diese Geschwister gebraucht hat, um mir die Augen für sein Wirken in unserem gemeinsamen Dienst zu öffnen. Ich durfte neuen Mut schöpfen im Vertrauen darauf, dass unser Dienst wirklich nicht vergeblich ist (vgl. 1Kor 15,58). Selbst wenn die anderen auch entmutigt sein sollten, ist es meistens trotzdem hilfreich, sich darüber auszutauschen. Die Last wird einfacher zu tragen, wenn man weiß, dass man damit nicht allein ist, sondern sie gemeinsam tragen darf. Auch wenn das selbstverständlich wichtig ist, muss ich nicht alles nur im Gebet zwischen mir und Gott ausmachen.
Also, falls du bisher allein dienst, dann möchte ich dich aufrichtig dazu ermutigen, dir andere Geschwister aus der Gemeinde zu suchen, die ebenfalls ein Anliegen für die jüngere Generation haben und sich in junge Menschen investieren möchten. Selbst wenn du Teil eines Mitarbeiter-Teams bist, aber in der Praxis eigentlich trotzdem allein stehst, weil dein Team eher ein Zusammenschluss von Einzelkämpfern ist, dann wäre es sicher gut zu überlegen, wie ihr mehr gemeinsam dienen könnt. Das kann bedeuten, dass ihr statt einer Person zwei Personen für jeden Bereich einteilt. Oder, wie ich es von uns beschrieben habe, dass ihr euch dazu entscheidet, bei jedem Termin als gesamtes Team dabeizusein.
Ich danke Gott von ganzem Herzen für das Mitarbeiter-Team, in dem ich in den letzten Jahren dienen durfte. Es war und ist mir eine große Ermutigung, dass ich in einem Team dienen durfte, in dem wir alle die Auswirkung des Evangeliums Christi im Leben der Teenager sehen wollten. Es war und ist mir eine große Freude, dass ich mit Geschwistern dienen durfte, die über die Zeit zu Freunden wurden. Es war und ist mir ein großes Privileg, dass ich in einem Team dienen durfte, in dem wir stets eine große Einmütigkeit hatten. Das erleben zu dürfen, kann ich jedem nur wünschen. Gottes Treue zeigt sich nicht zuletzt durch die Geschwister, die er uns in unserem Dienst zur Seite stellt.
Fazit
Vor einigen Wochen war es so weit: Wir fuhren mit den Teenagern gemeinsam auf eine Freizeit. Mehrere Tage gefüllt mit Gemeinschaft, Andachten, Spiel, Spaß und Sport. Fußballspielen im Licht der Straßenlaternen, Übernachten im 11er-Zimmer, Spaziergang im Grünen, Lagerfeuer und Teenager, die am liebsten die ganze Nacht durchmachen würden. Dann kam der Sonntag. Da mein Abschied aus München bevorstand, musste ich mich mit dem Ende der Freizeit auch von den Teenagern und dem Mitarbeiter-Team verabschieden. Für mich war das ein Moment, der mit vielen verschiedenen Emotionen gefüllt war, auch die eine oder andere Träne wurde vergossen.
Was in diesem Moment jedoch überwog, war tiefe Dankbarkeit für Gottes Wirken. Mir wurde besonders bewusst, welch ein großes Vorrecht es ist, mit und an Teenagern dienen zu dürfen. Wir dürfen sie begleiten in einer Phase ihres Lebens, in der sich extrem viel für sie verändert. Die Rolle der Eltern ändert sich, sie werden unabhängiger. Damit geht einher, dass sie sich mehr und mehr ihre eigenen Gedanken über Gott und die Welt machen. Durch die Schule, den Sportverein, sonstige Hobbys, (nichtchristliche) Freunde und natürlich die sozialen Medien werden ihnen viele verschiedene Lebensentwürfe und Werte präsentiert und vorgelebt. Vieles davon entspricht nicht dem, was die Bibel lehrt. Das heißt, sie fragen und hinterfragen: Ist der Glaube einfach nur das, was Mama und Papa glauben, oder kann auch ich persönlich auf diesen Glauben mein Leben bauen? Sie suchen nach Orientierung für ihr Leben, nach passenden Vorbildern, an denen sie sich orientieren können. Wie schön, wenn wir (neben ihren Eltern) für sie als Ansprechpartner dienen dürfen und Antworten aus Gottes Wort geben können! Die Welt hat keine tragfähigen Antworten zu bieten. Diese finden wir allein bei Gott. Wie schön, wenn Menschen das bereits in jungem Alter erkennen, und wenn sie schon früh in ihrem Leben vom Evangelium der Gnade Gottes ergriffen werden und ihr Leben davon prägen lassen.
„Was wir gehört und gelernt haben und was unsere Väter uns erzählt haben, das wollen wir ihren Kindern nicht vorenthalten, sondern den Ruhm des HERRN erzählen dem späteren Geschlecht, seine Macht und seine Wunder, die er getan hat. Denn er hat ein Zeugnis aufgerichtet in Jakob und ein Gesetz gegeben in Israel; und er gebot unseren Vätern, es ihren Kindern zu verkünden, damit das spätere Geschlecht es wisse, die Kinder, die noch geboren werden sollten, damit auch sie aufständen und es ihren Kindern erzählten; damit diese auf Gott ihr Vertrauen setzten und die Taten Gottes nicht vergäßen und seine Gebote befolgten und nicht würden wie ihre Väter, ein trotziges und widerspenstiges Geschlecht, ein Geschlecht, das kein festes Herz hatte, und dessen Geist nicht treu war gegen Gott.“ (Ps 78,3–8)
Möge Gott dich und mich gebrauchen, um ihm mit diesem Ziel als treue Knechte weiter zu dienen – in Abhängigkeit von ihm, voll Vertrauen auf ihn und gemeinsam mit anderen, die er uns zur Seite stellt.