Mehr Tiefgang bei Familientreffen

Artikel von Cheryl Marshall  und Caroline Newheiser
20. Dezember 2023 — 8 Min Lesedauer

Die Weihnachtsfeiertage nutzen viele als Gelegenheit, um als ganze Familie zusammenzukommen. In der Idealvorstellung gibt es gutes Essen, Gelächter, ein authentisches Miteinander und alles ist fröhlich. Das sind ziemlich hohe Erwartungen, und wir wissen alle, dass sie selten zur Gänze erfüllt werden. Vielleicht hoffst du, dass es dieses Jahr wenigstens ein paar bedeutsame Gespräche gibt, wenn ihr als ganze Familie zusammen seid. Womöglich ist es ein schwieriges Jahr für einen geliebten Menschen gewesen, und nun möchtest du sein verletztes Herz verstehen und ihn ermutigen. Für jemand anderen war es vielleicht ein großartiges Jahr, und du möchtest erfahren, wie ihn diese Erfahrung hat wachsen lassen. Möglicherweise möchtest du hören, wie es allen wirklich geht, wie ihr Glaube wächst oder was sie von gesellschaftlichen Entwicklungen denken und wie diese sie beeinflussen.

„Lege das Fundament schon vor den Feiertagen, indem du für die Begegnungen und Gespräche betest.“
 

Als engagiertes Familienmitglied sehnst du dich nach tiefen Gesprächen, wenn du deine Lieben von Angesicht zu Angesicht siehst. Die Vorbereitungen für diese Familienzusammenkunft beinhalten Einkaufen, Dekorieren und das Planen der Mahlzeiten. Daneben braucht es aber auch die Vorbereitung des Herzens, besonders wenn du dir tiefere Gespräche beim Familientreffen erhoffst. Wir haben sieben Vorschläge, die deine Gespräche im Kreis deiner Lieben bereichern und dir helfen sollen, dich mit jedem Wort, das du sprichst, vom Herrn abhängig zu machen.

1. Bete

Lege das Fundament schon vor den Feiertagen, indem du für die Begegnungen und Gespräche betest. Erkenne im Gebet, dass du vom Herrn abhängig bist, wenn deine Worte Gott ehren und andere segnen sollen. Bitte den Herrn, deine Aufmerksamkeit auf die tieferliegenden Nöte deiner Verwandten zu richten. Bete, dass deine Worte voll Güte und Selbstbeherrschung sind und gleichzeitig die Liebe Christi widerspiegeln und seinen Namen ehren. Bringe jeden deiner Lieben in die Fürbitte vor Gott. Bitte ihn um besondere Momente, in welchen du mit jeder Person ehrlich in Verbindung treten kannst. Auch um Weisheit für den bestmöglichen Umgang mit deiner (Gesprächs)zeit solltest du bitten (vgl. Eph 5,16).

2. Sei vorbereitet

Die Bibel lobt jene, die sich vorbereiten: „Die Überlegungen des Fleißigen sind nur zum Vorteil“ (Spr 21,5). Damit du beim Zusammenkommen ausreichend Gesprächsstoff hast, überlege dir doch schon vorher einige Gesprächsthemen. Was könnte deine Familie interessieren? Gibt es Themen, die ein Segen für alle wären? Bereite Gedankenanstöße für Diskussionen als Gruppe vor, aber auch Ermutigungen und Wertschätzungen, die du am Tisch teilen kannst. Vielleicht gab es einen unerwarteten Segen im vergangenen Jahr, oder ihr sprecht über die Hoffnung für das neue Jahr. Denke auch im Vorhinein über spezifische Fragen für einzelne Familienmitglieder nach, denn es werden sich ein paar Gelegenheiten für Einzelgespräche ergeben. Zieh ihre persönlichen Interessen und Sorgen in Betracht (vgl. Phil 2,4).

3. Sei barmherzig

Die Zeit mit deiner Familie sollte von einem gnädigen Blick füreinander geprägt sein. Das zeigt sich vor allem durch die Art der Gespräche, die stattfinden. Epheser 4,29 macht dies deutlich: „Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe.“ Da wir die Güte Christi empfangen haben, sind wir dazu angehalten, destruktive Sprache zu vermeiden und stattdessen Gespräche zu führen, die zu passender Zeit geschehen und ein Segen für alle Beteiligten sind.

„Da wir die Güte Christi empfangen haben, sind wir dazu angehalten, destruktive Sprache zu vermeiden und stattdessen Gespräche zu führen, die zu passender Zeit geschehen und ein Segen für alle Beteiligten sind.“
 

Manchmal dominiert ein Familienmitglied die Gespräche oder – was noch schlimmer ist – beendet einen freundlichen Dialog durch Worte der Bitterkeit, des Zorns, des Ärgers, des lauten Protestes, durch Lästereien oder Schadenfreude (vgl. Eph 4,31). Das sabotiert den offenen Austausch. Gespräche können schnell unangenehm und oberflächlich werden – oder sogar angespannt und hitzig. Achte darauf und lenke Diskussionen gnädig um, indem du andere einbeziehst oder das Thema wechselst. Strebe danach, Gespräche sanft hin zu gegenseitiger Erbauung und Ermutigung zu lenken.

4. Sei rücksichtsvoll

Um Gespräche mit Tiefgang zu haben, solltest du die individuellen Umstände berücksichtigen, in denen deine Angehörigen leben. Freut euch mit den Fröhlichen, aber tragt auch die Lasten derer, die entmutigt und voller Sorge sind (vgl. Röm 12,15). Teile die Freude über eine Verlobung, ein neugeborenes Baby oder eine Beförderung im Beruf mit authentischer Begeisterung. Sei aber auch einfühlsam, wenn jemand Trost und Abstand braucht, weil er vielleicht gerade eine Trennung durchmacht, keine Kinder bekommen kann oder finanzielle Schwierigkeiten hat.

Vielleicht trauert deine Familie um einen geliebten Menschen, der zum ersten Mal nicht mit am Tisch sitzt. Manche sprechen dann gern über diese Person, weil sie damit ausdrücken, dass sie nicht vergessen ist. Andere könnten emotional so herausgefordert sein, dass sie nicht einmal den Namen des Verstorbenen hören wollen. Sei sensibel für die vielfältigen Gefühle am Tisch. Beim Betrachten aller Bedürfnisse kann es von Nutzen sein, bestimmte Gespräche in eine kleinere Runde umzulenken. Du wirst andere damit segnen, wenn du die unterschiedlichen Bedürfnisse deiner Angehörigen bei solchen Gesprächen in Demut berücksichtigst (vgl. Phil 2,3).

5. Sei aufmerksam

Erinnere dich bei den Gesprächen mit deinen Lieben daran, dass die fruchtbarsten Gespräche ein echtes Zuhören erfordern (vgl. Jak 1,19). Höre mit dem Ziel zu, dein Gegenüber zu verstehen. Lass ihm zunächst Raum zum Sprechen. Genauso wie man Verkehrsteilnehmer beim Einfädeln auf der Autobahn vorlässt, gewähre anderen die Vorfahrt in deinen Gesprächen. Unterbrich andere Gesprächsteilnehmer nicht in einer Diskussion und funke nicht in einen guten Austausch hinein, den du zwischen anderen Familienmitgliedern wahrnimmst. Falls du etwas einwirfst, stelle sicher, dass es zum Fortsetzen und Vertiefen der Diskussion beiträgt.

Stelle außerdem gute Fragen, um die Wünsche und Freuden jedes Gastes hervorzulocken: „Tiefes Wasser ist das Vorhaben im Herzen eines Mannes; ein verständiger Mann aber schöpft es aus“ (Spr 20,5). Benutze Fragen, die dir ermöglichen, das Warum und Wie hinter den Erfahrungen eines anderen zu verstehen, nicht nur das Was und Wann. Sei besonders sensibel gegenüber den ruhigeren oder schüchternen Familienmitgliedern. Versuche, diese Personen mit einer passenden Frage und einem fokussierten, aufmerksamen Ohr in die Gespräche einzubeziehen. Bedenke, dass ein tiefgehendes Gespräch mit diesen Verwandten möglicherweise nicht am Tisch, sondern eher beim Aufräumen in der Küche oder beim Ausruhen am Kamin stattfindet.

6. Sei dankbar

Reflektiere die geführten Gespräche nach dem Familientreffen und danke dem Herrn für die Gespräche, die er ermöglicht hat, sowie für die Art und Weise, wie er deine Gebete erhört hat (vgl. Ps 66,19–20). Selbst wenn einige der Gespräche nicht so reibungslos verliefen oder so bedeutsam waren, wie du es dir erhofft hast – sei dankbar für die Schritte hin zu tieferem Austausch. Danke Gott für die Gelegenheiten, die er deiner Familie zum Zusammenkommen gegeben hat. Gib Gott Dank für jedes einzigartige Familienmitglied und die Gespräche, die du mit ihnen hattest. Erkenne im Gebet Gottes Gegenwart und Hilfe bei deinen Gesprächen an. Lobe den Herrn für seine freundliche Fürsorge während der gemeinsamen Zeit mit deiner Familie.

7. Handle vorausschauend

Wenn du über die Gespräche nachdenkst, die du im Kreis der Familie hattest, bedenke bereits die zukünftigen, die sich ergeben könnten. Nimm dir Zeit, über die individuellen Bedürfnisse und Interessen nachzudenken, die du während des Familientreffens entdeckt hast oder an die du erinnert worden bist. Möglicherweise hast du bemerkt, dass jemand leidet oder mit einer Sorge belastet ist und sich über ein weiterführendes Gespräch, eine Nachricht oder sonst ein Zeichen von dir freuen würde. Biete ein offenes Ohr an, teile einen ermutigenden Bibelvers und lass die Person wissen, dass du für ihre Situation betest.

„Sei offen für das, was der Herr erreichen kann, indem du deine Familie genauso liebst, wie Christus dich geliebt hat.“
 

Ein anderes Familienmitglied ist vielleicht einsam und freut sich über eine Einladung zu einem weiteren Essen. Vielleicht würde jemand anders gern ein Gespräch fortsetzen, das beim Treffen begonnen hat. Sei offen für das, was der Herr erreichen kann, indem du deine Familie genauso liebst, wie Christus dich geliebt hat (vgl. Eph 5,2). Sei bereit, aufopferungsvoll zu lieben, während du deine Zeit, dein eigenes Wohlbefinden und deine Interessen zurückstellst, um bedeutsame Begegnungen mit deiner Familie zu pflegen. Du weißt nie, wie der Herr dich und deine Worte gebrauchen kann.