Dir kann vergeben werden!

Die Weihnachtsbotschaft für Sünder

Artikel von Marshall Segal
22. Dezember 2023 — 10 Min Lesedauer

Ich kann mir vorstellen, wie seine Tränen flossen, als er endlich wieder sprechen konnte.

Wie oft hatten er und seine Frau schweigend zusammengesessen und geweint? Wie oft hatten sie die gleichen schmerzhaften Gespräche geführt? Wie oft hatten sie über Namen gesprochen? Wie oft hatten sie das Neugeborene von anderen im Arm gehalten? Wie oft hatten sie gedacht, dass sie schwanger sein könnte? Wie oft hatten sie für ein Kind gebetet?

Und hier war er nun und lag in ihren Armen. Der Traum, den sie schon aufgehört hatten zu träumen. Der Sohn, von dem sie dachten, dass sie ihn nie kennenlernen würden.

Wie viele Väter, die zum ersten Mal Vater werden (mich eingeschlossen), fand der Mann nicht die richtigen Worte. In diesem Fall jedoch konnte er buchstäblich nicht sprechen. Als Zacharias endlich ein Sohn geboren wurde, blieb ihm nichts anderes übrig, als um eine Schreibtafel zu bitten. Acht Tage lang konnte er den Namen des Jungen nicht mit seinen eigenen Lippen aussprechen. Ich erinnere mich noch lebhaft an die erste Begegnung mit unserem Erstgeborenen. Ich kann mir nicht vorstellen, all das, was in jenen Tagen in mir vorging, in der Stille zu erleben. Allein der Versuch hätte mich schon überfordert.

Warum also hatte Gott Zacharias stumm werden lassen? Als der Engel Gabriel kam, um Zacharias zu sagen, was Gott vorhatte, konnte der alte Mann sich nicht dazu durchringen, es zu glauben. „Woran soll ich das erkennen? Denn ich bin alt und meine Frau ist hochbetagt“ (Lk 1,18). Dem Engel missfiel sein mangelnder Glaube.

„Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt, mit dir zu reden und dir dies zu verkündigen. Und siehe, du wirst verstummen und nicht reden können bis zu dem Tag, an dem dies geschehen wird, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die erfüllt werden sollen zu ihrer Zeit.“ (Lk 1,19–20; Hervorh.d.Verf.)

Zacharias war stumm, als er seinen langersehnten Sohn in den Armen hielt, weil er sich gegen den Gott versündigt hatte, der seiner Frau den Mutterschoß geöffnet hatte. Er – ein Priester – hatte Gottes Wort keinen Glauben geschenkt und es abgelehnt. Und so schenkte Gott ihm neun stille, schmerzhafte Monate. Jedes Mal, wenn er versuchte zu sprechen, wurde er daran erinnert, wie er versagt hatte. Seine Sprachlosigkeit sagte, was sonst niemand hören konnte: „Ich habe gesündigt.“

Und dann, so leicht wie er Zacharias Mund geschlossen hatte, öffnete Gott ihn auch wieder.

Ein Geschmack von Vergebung

Wenn ein Mann fast ein Jahr lang geschwiegen hat und dann endlich spricht, horchen alle auf. Was sagte Zacharias in diesem emotionalen Moment, als er seine Sprache wiederfand?

„Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils im Hause seines Dieners David.“ (Lk 1,68–69)

Und dann, ein paar Verse später, sagt er direkt zu seinem Sohn:

„Und du, Kindlein, wirst Prophet des Höchsten heißen. Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk in der Vergebung ihrer Sünden, durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes“. (Lk 1,76–78)

Hatte sich Gottes Gnade für Zacharias jemals zärtlicher und realer angefühlt als in dem Moment, als er sein erhörtes Gebet in den Armen hielt und endlich wieder sprechen konnte?

„Gott vergibt, mein Sohn. Gott vergibt wirklich. Er vergibt Sündern wie mir. Er ist wirklich barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Liebe und Treue. Er bewahrt Gnade für Tausende, vergibt Ungerechtigkeit und Übertretung und Sünde. Geh und sag ihnen, dass Vergebung möglich ist, weil Gott gekommen ist.“

Wie passend, dass der Junge den Namen Johannes erhielt – „von Gott begnadet“. Das galt auch für Zacharias. Und es gilt ebenfalls für uns.

Wer kann Sünden vergeben?

Kurze Zeit später wurde Johannes lang erwarteter Cousin geboren. Ein noch wundersameres Kind. Die leibhaftige Vergebung.

„Diese Vergebung wurde nicht nur einigen besonders trotzigen Sündern zuteil. Sie ist das tiefe und tägliche Bedürfnis jeder menschlichen Seele.“
 

Als Jesus seinen Dienst antrat, erklärte er, dass er gekommen sei, um Vergebung zu verkünden und diese zu erwerben. Als er eines Tages lehrte und heilte, versammelte sich eine Menschenmenge – eine Menschenmenge, die so groß war, dass eine Gruppe von Männern mit ihrem gelähmten Freund nicht nahe genug herankommen konnte. Entschlossen öffneten die Männer ein Loch im Dach und ließen ihren Freund zu Jesus hinunter. Was hätte Jesus nicht alles sagen können, doch wie reagierte er? „Und als er ihren Glauben sah, sprach er: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben“ (Lk 5,20).

Die Schriftgelehrten und Pharisäer, die ihn hörten, waren wütend: „Wer ist der, dass er Gotteslästerungen redet? Wer kann Sünden vergeben als allein Gott?“ (Lk 5,21). Sie stellten die richtige Frage, zogen aber die falsche Schlussfolgerung. Jesus korrigierte sie auf unvergessliche Weise:

„Was denkt ihr in euren Herzen? Was ist leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat auf Erden, Sünden zu vergeben – sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim!“ (Lk 5,22–24)

Und der gelähmte Mann tat, was er seit wer weiß wie langer Zeit nicht mehr getan hatte: „Und sogleich stand er auf vor ihren Augen und nahm das Bett, auf dem er gelegen hatte, und ging heim und pries Gott“ (Lk 5,25). Seine Worte waren wunderschön, aber er hätte nichts sagen brauchen. Seine Beine sagten alles. „Dieser Mann hat meinen geschwächten Körper geheilt. Viel mehr als das; er hat meiner eigensinnigen Seele vergeben. Er vergibt. Gott vergibt wirklich.“

Vergib uns unsere Sünden

Diese Vergebung wurde nicht nur einigen besonders trotzigen Sündern zuteil. Sie ist das tiefe und tägliche Bedürfnis jeder menschlichen Seele. Als seine Jünger ihn fragten, wie man betet, war die Antwort von Jesus auffallend kurz, einfach und auf den Punkt gebracht. Jesus sagte:

„Wenn ihr betet, so sprecht:
Vater! Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme.
Gib uns unser täglich Brot Tag für Tag
und vergib uns unsre Sünden;
denn auch wir vergeben jedem, der an uns schuldig wird.
Und führe uns nicht in Versuchung.“ (Lk 11,2; Hervorh.d.Verf.)

Machen wir uns bewusst, dass Jesus viel betete, aber nie diesen Teil des Gebets. Nein, er wusste einfach, was alle anderen jeden Tag am meisten brauchten. Wie er brauchten sie Nahrung für den Tag und Bewahrung vor Versuchung; im Gegensatz zu ihm brauchten sie Vergebung, wenn sie versagten. Und versagen würden wir, immer und immer wieder (vgl. 1Joh 1,8). Jeder von uns wurde in Schuld geboren und in Sünde empfangen (vgl. Ps 51,5). Und obwohl unser alter Mensch starb, als wir anfingen zu glauben, müssen wir uns ihm immer noch jeden Tag stellen.

Jesus sündigte nie, aber er wusste, wie verführerisch Sünde sein konnte (vgl. Hebr 4,15). Er wusste, wie viel ihn die Sünde kosten würde. Er kam, um die Sünde zu tilgen, und so lehrte er uns, um Vergebung zu bitten.

Vergebung in Fleisch und Blut

Bis zum Karfreitag war die Vergebung ein Versprechen – real, aber unsichtbar. Doch als die Nägel eingeschlagen wurden und die Balken in die Höhe ragten, rückte die Vergebung in greifbare Nähe. Sie war rot und für alle sichtbar. Jesus wurde ohne Haftbefehl ergriffen, sie stellten ihn vor ein Gericht ohne Gerechtigkeit und schlugen ihn unbarmherzig. Doch selbst als sie ihn mit Feindseligkeit überschütteten, betete er für sie. Und was betete er? „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34; Hervorh.d.Verf.).

Und dann, inmitten der Schwäche und Demütigung des Kreuzes, mit kaum genug Sauerstoff zum Atmen, sprach er diese Vergebung einer sehnsüchtigen Seele zu. Einer der Verbrecher neben ihm sagte: „Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst“ (Lk 23,41–42). Vergib mir meine Sünden. Und mit einem seiner letzten Atemzüge antwortete Jesus: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43). Ist das Angebot der Vergebung jemals deutlicher geworden? Ist das Wunder der Vergebung jemals so ins Auge gestochen? Von den Nägeln der Folter hinein ins Paradies durch nur einen Satz – Vergebung.

Und in den nächsten Augenblicken bezahlt er schließlich für diese undenkbare Begnadigung: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“ (Lk 23,46). Nicht der Tod gab ihm die Befugnis zu vergeben – die hatte er schon vor Anbeginn der Welt. Nein, das Sterben rechtfertigte das, was seit dem Garten geschehen war (vgl. Röm 3,25). Gott hatte den Menschen schon immer durch den Glauben vergeben; jetzt hatte er das Blut, um es zu bestätigen.

Durch diesen Mann

Nachdem Jesus aus dem Grab auferstanden war, erschien er seinen Jüngern und aß mit ihnen. Während sie sich unterhielten, blickte er mit ihnen auf Mose, die Propheten und die Psalmen zurück, um ihnen zu zeigen, wie jeder Teil auf ihn hinweist. Und dann fasste er die Lektion zusammen und sagte:

„So steht es geschrieben, und so musste der Christus leiden und am dritten Tag aus den Toten auferstehen, und in seinem Namen soll Buße und Vergebung der Sünden verkündigt werden unter allen Völkern, beginnend in Jerusalem. Ihr aber seid Zeugen hiervon!“ (Lk 24,46–48)

Versprochene Vergebung. Erworbene Vergebung. Und jetzt die gepredigte Vergebung weit und breit auf der ganzen Welt.

„Gott hatte den Menschen schon immer durch den Glauben vergeben; jetzt hatte er das Blut, um es zu bestätigen.“
 

Und genau das hat die Gemeinde getan. Was sagte der Apostel Petrus, als an Pfingsten Wind und Feuer vom Himmel kamen? „Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes“ (Apg 2,38). Denk daran, dass Petrus den Reichtum der Barmherzigkeit Gottes am eigenen Leib erfahren hatte – „Ich kenne ihn nicht ... Ich kenne ihn nicht ... Ich kenne ihn nicht.“ Und als Gott ihn später zum Hauptmann sandte, um die Nationen endlich und vollständig in der Gemeinde willkommen zu heißen, was sagte er da? „Von diesem bezeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen“ (Apg 10,43). Und was sagte Paulus, als er in der Synagoge von Antiochia die Juden aufforderte, umzukehren und sich Christus zuzuwenden? „So sei euch nun kundgetan, ihr Männer, liebe Brüder, dass euch durch ihn Vergebung der Sünden verkündigt wird“ (Apg 13,38). In der folgenden Woche versammelte sich die ganze Stadt, um mehr zu erfahren. Konnte diese Vergebung wahr sein?

In einer Welt, die in Sünde und Schande gefangen war, wurde die Gemeinde zu einem Leuchtturm der Vergebung. Tausende tauschten die Last der Schuld gegen die Freude der Ruhe ein. Unzählige Millionen haben sich ihnen seitdem angeschlossen. Wie Zacharias sind sie mit dem Schrecken ihrer Sünden gegen Gott konfrontiert worden. Sie haben die bitteren Folgen zu spüren bekommen. Und sie haben Vergebung gefunden – sie lag in einer Krippe, arbeitete in Nazareth, hing am Kreuz, verließ das Grab und ist jetzt Herr über alles.

Als er geboren wurde: Vergebung. Als er starb: Vergebung. Als er auferstand: Vergebung. Als er in den Himmel auffuhr: Vergebung. Und als wunderbares Vermächtnis: Vergebung. Fragst du dich an diesem Weihnachtsfest immer noch, ob dir vergeben werden kann?