Buße ist kein religiöser Neujahrsvorsatz

Buchauszug von Michael Lawrence
16. Januar 2024 — 4 Min Lesedauer

Um Christ zu werden, musst du für deine Sünden Buße tun. Der Grundgedanke bei der Buße ist, umzukehren. Beachte, wie die Apostelgeschichte das Wort Buße und den Gedanken der Umkehr parallel verwendet:

„So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden.“ (Apg 3,19)

„[Ich] verkündigte denen …, Buße zu tun und sich zu Gott zu bekehren, indem sie der Buße würdige Werke vollbrächten.“ (Apg 26,20)

Ebenso beschreibt Paulus, wenn er von der Bekehrung der Thessalonicher spricht, eine radikale Umkehr oder Neuorientierung: „Ihr [habt] euch von den Götzen zu Gott bekehrt, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen“ (1Thess 1,9). Aber ihre Umkehr betraf nicht nur ihre Moral und ihr Verhalten. Sie war eine neue Zielrichtung der Anbetung. Ihre Herzen hatten sich von der Anbetung von Götzen abgewandt, hin zur Anbetung Gottes.

Ein Götze ist jede Sache und jeder Mensch, ohne die man nicht glücklich und erfüllt sein kann. Wir können aus fast allem einen Götzen machen: Sex, Geld, unser Ansehen bei anderen Menschen, Sicherheit, Macht, Bequemlichkeit. Aber unser absoluter Lieblingsgötze ist das eigene Ich. Ich selbst bin mein Lieblingsgötze und du bist dein Lieblingsgötze. Und wir wollen, dass auch andere unseren Lieblingsgötzen verehren.

Wir sind geschaffen zur Anbetung, und wenn wir nicht Gott anbeten, dann werden wir etwas anderes anbeten.

„Wir sind geschaffen zur Anbetung, und wenn wir nicht Gott anbeten, dann werden wir etwas anderes anbeten.“
 

Die Menschen zur Buße zu rufen bedeutet also, sie zu einer neuen Zielrichtung der Anbetung aufzurufen. Also: Wen oder was außer Gott beten wir an? Was beansprucht unsere Zeit und Kraft, unsere Finanzen und unsere Freizeit? Was macht uns wütend? Was gibt uns Hoffnung und Trost? Was sind unsere Hoffnungen für unsere Kinder?

Götzen machen viele Versprechungen, die sie nicht halten können.

Falsche Buße

Buße zu tun bedeutet, unsere Götzen gegen Gott einzutauschen. Bevor eine Änderung im Verhalten stattfinden kann, muss es eine Änderung in der Anbetung geben. Das ist ganz anders, als wir uns oft landläufig Buße vorstellen.

Allzu oft betrachten wir Buße als einen Aufruf, unser Leben ins Reine zu bringen. Wir tun Gutes, um das Schlechte wettzumachen. Wir versuchen, die Waagschalen ins Gleichgewicht zu bringen oder sogar die gute Seite schwerwiegender zu machen. Manchmal sprechen wir von Buße, als wäre sie ein wirklich ernst gemeinter religiöser Neujahrsvorsatz.

  • Ich werde nicht mehr vor meinen Kindern aus der Haut fahren.
  • Ich werde mir nie wieder Pornographie ansehen.
  • Ich werde nie wieder bei der Zeitabrechnung auf meiner Arbeitsstelle betrügen.
  • Ich werde aufhören, über meinen Chef hinter seinem Rücken zu reden.

Aber selbst wenn wir unser Verhalten in dem einen oder anderen Bereich verbessern, können unsere Herzen immer noch unseren Götzen geweiht sein.

Wir sehen das bei den Pharisäern. Sie waren die besterzogenen Leute in Palästina, die Art von Menschen, die man sich als Nachbarn gewünscht hätte. Sie ließen niemals zu, dass ihre Kinder ihre Fahrräder in die Vorgärten der anderen warfen. Sie schmissen keine wilden Partys und ließen keine Zigarettenkippen in fremden Blumenbeeten zurück. Sie sammelten immer den Dreck hinter ihren Hunden auf. Sie waren aufrichtige Menschen. Und trotzdem nannte Jesus sie getünchte Gräber: außen sauber, innen verdorben (vgl. Mt 23,27). Der Punkt ist, dass nicht nur böse Menschen Götzendiener sind. Die guten, moralischen, ja sogar die religiösen Menschen sind ebenfalls Götzendiener. Buße ist nämlich nicht dasselbe wie moralische Entschlossenheit.

Manchmal sprechen wir von Buße, als wäre sie nur Reue über unser Verhalten. Wir fühlen uns schuldig, wenn wir erwischt werden. Wir fühlen uns schuldig, wenn wir nicht erwischt werden. Wir fühlen uns schuldig, wenn wir jemand anderen oder uns selbst im Stich gelassen haben. Es steht außer Frage, dass für echte Buße die Erkenntnis der eigenen Schuld notwendig ist. Aber du kannst dich schuldig fühlen und trotzdem die Sünde lieben, mit der du dich schuldig machst. Jeder, der schon mal der Lust nachgegeben hat, kann ein Lied davon singen. „Wie ein Hund, der zurückkehrt zu seinem Gespei: so ist ein Tor, der seine Narrheit wiederholt“ (Spr 26,11).

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Dieser Auszug stammt aus Bekehrung: Wie Gott sich ein Volk schafft von Michael Lawrence (S. 46–48). Das Buch kann hier bestellt werden.