Gute Gründe, an die Auferstehung zu glauben

Artikel von Glen Scrivener
1. April 2024 — 8 Min Lesedauer
„Alice lachte. ‚Es hat keinen Sinn, es zu versuchen‘, sagte sie. ‚Etwas Unmögliches kann man nicht glauben.‘

‚Du wirst darin eben noch nicht die rechte Übung haben‘, sagte die Königin. ‚In deinem Alter habe ich täglich eine halbe Stunde darauf verwendet. Zuzeiten habe ich vor dem Frühstück bereits bis zu sechs unmögliche Dinge geglaubt.‘“[1]

Für viele ist die Weiße Königin aus dem Kinderbuchklassiker Alice hinter den Spiegeln ein Paradebeispiel für das, was Glauben ausmacht. Ihre Phantasie hat ihren Verstand übernommen. Gleich einem Alchemisten hat sie mit viel Übung die Fähigkeit entwickelt, phantastische Vorstellungen in Tatsachen zu verwandeln. Ein solches Talent würde so mancher Mensch gerne haben, doch andere machen sich eher darüber lustig.

Einige meiner Freunde ähneln Alice; mich hingegen halten sie für die Weiße Königin. Ihrer Ansicht nach habe ich es geschafft, meine rationalen Fähigkeiten auszuschalten bzw. zumindest so weit beiseitezudrängen, dass ich Raum für eine Unmöglichkeit wie die Auferstehung geschaffen habe. Als hätte ich eines Tages klein beigegeben: „Na gut, wenn das der intellektuelle Preis ist, den ich für mein Christsein zahlen muss, dann werde ich meinen Bestand an unpopulären Meinungen eben um ein Element erweitern: eine Leiche, die an einem Sonntagmorgen wiederbelebt wurde – schon erledigt!“

„Christen sind nicht die Einzigen, die an etwas Unwahrscheinliches glauben. Wir alle leben in einer herrlichen Absurdität namens Existenz.“
 

Um es klarzustellen: So funktioniert der Osterglaube nicht. Wenn du wissen möchtest, wie er funktioniert, dann gestatte mir, dir eine Führung geben. Alle, die wie Alice bereit sind, in den Kaninchenbau hinabzusteigen, sind eingeladen, an dieser Reise zum Glauben teilnehmen. Dazu muss man keine Weiße Königin sein – vernunftbegabte Menschen wie du können durchaus an die Auferstehung glauben. Wie das geht? Ich schlage vor, dass wir uns konkret mit drei Aspekten beschäftigen: dem Universum, den historischen Tatsachen und dem Sieger.

Das Universum

Drei Kennzeichen unseres Universums sind schon österlich. Sie haben bereits die Gestalt eines Lebens, das aus dem Tod hervorgeht. Zwar sind sie keine hieb- und stichfesten Beweise für Gott, doch deutliche Hinweise auf ihn.

Alles ist aus dem Nichts entstanden. Christen sind nicht die Einzigen, die an etwas Unwahrscheinliches glauben. Wir alle leben in einer herrlichen Absurdität namens Existenz. Hier sind wir. Wir müssten nicht hier sein. Alles entstand aus dem Nichts. Aus Leere entstand Leben. Das ist unfassbar österlich.

„Allen Widerständen zum Trotz entstand ein Kosmos, kein Chaos.“
 

Ordnung ging aus dem Chaos hervor. Die Bedingungen für Leben sind komplex; das Universum muss ausgeklügelt konstruiert sein, um Leben zu ermöglichen und zu erhalten. Beispielsweise müssen die physikalischen Kräfte exakt so sein, wie wir sie vorfinden – wer möchte, kann einmal recherchieren, was es mit der „Feinabstimmung des Universums“ auf sich hat, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie unwahrscheinlich ein lebensfreundliches Universum ist. Doch allen Widerständen zum Trotz entstand ein Kosmos, kein Chaos. Dabei ist jedoch nicht nur die erstaunliche physikalische Ordnung bemerkenswert, sondern auch die Entstehung biologischer Systeme.

Das Leben entstand aus dem Nicht-Leben. Als Christ glaube ich, dass am Ostersonntag der nicht-lebende Jesus lebendig wurde. Aus Leblosigkeit und Entropie brach eine außergewöhnliche Lebenskraft hervor. Das ist zweifellos ein Wunder. Stellt man allerdings unseren Ursprung aus rein biologischer Sicht dar, so ist die Geschichte, die man dann erzählt, weit außergewöhnlicher. Gemäß der naturalistischen Erklärung ist schließlich alles Leben aus Nicht-Leben hervorgegangen – und das, ohne dass ein Gott der Auferstehung dieses Wunder hätte wirken können.

Alle diese Vorgänge machen das Wesen unseres Universums aus, wo Leben aus dem Tod hervorgeht. Daher muss man sich die Frage stellen, ob der Glaube an den Gott der Auferstehung diese Tatsachen eher mehr absurd erscheinen lässt oder weniger.

Doch nicht nur das Universum weist uns den Weg zum Osterglauben – auch die historischen Ereignisse weisen in diese Richtung.

Historische Tatsachen

Schauen wir uns einmal die Geschichte des 1. Jahrhunderts und einige bedeutende Entwicklungen seither genauer an.

Das 1. Jahrhundert: Trotz der bescheidenen Verhältnisse, in denen er lebte, betrachtete sich Jesus von Nazareth als König des himmlischen Königsreichs, als zentrale Figur der Geschichte und als Richter, der über die göttliche Zukunft entscheidet. Die jüdische Obrigkeit befand ihn der Gotteslästerung für schuldig, und die Römer ließen ihn wegen seines Anspruchs auf das Königtum hinrichten. Er starb an einem Kreuz und wurde in ein Grab gelegt, dessen Lage allgemein bekannt war. Drei Tage später war das Grab leer, und seine Anhänger begegneten dem auferstandenen Jesus. Diese Begegnungen geschahen über einen Zeitraum von vierzig Tagen und hörten zu dem Zeitpunkt auf, an dem Jesus laut dem Zeugnis der Christen in den Himmel zurückkehrte. Der Leichnam wurde nie gefunden, und alle Augenzeugen hielten an ihrer Aussage fest, auch wenn sie dafür mit dem Tod bestraft wurden.

„Es geht darum, dass die anderen Erklärungen absurder sind als der Glaube an die Auferstehung.“
 

Das sind die historischen Fakten. An dieser Stelle setzen die Erklärungen ein – von denen es nicht wenige unterschiedliche gibt. Ein Christ nun ist jemand, der die ganzen alternativen Theorien abwägt – Jesus ist gar nicht gestorben, sein Leichnam wurde gestohlen, die Jünger haben die Auferstehung bloß vorgetäuscht, oder sie haben halluziniert – und diese Theorien insgesamt deutlich weniger zufriedenstellend findet als eine tatsächliche Auferstehung. Es ist also nicht so, dass sich Christen zwingen würden, die unwahrscheinlichste Erklärung zu glauben. Vielmehr geht es darum, dass die anderen Erklärungen absurder sind als der Glaube an die Auferstehung.

Seit dem 1. Jahrhundert: Die Frage, die sich jeder stellen sollte, ist, wie es dazu kam, dass wir überhaupt von Jesus gehört haben. Warum starb das Christentum nicht mit Christus an Karfreitag, um dann nie wieder aufzuerstehen? Ganz im Gegenteil! Es ist, mit den Worten des Historikers Tom Holland, die umwälzendste, einflussreichste und dauerhafteste Revolution der Geschichte geworden.[2] Das ist sehr außergewöhnlich, wenn man bedenkt, wie das Christentum begann.

Rein menschlich gesehen war Jesus ein mittelloser Prediger, der in einer abgelegenen Gegend eines längst untergegangenen Reiches lauthals seine Botschaft verkündete. Er war von Verlierern und hoffnungslosen Fällen umgeben. Mit Anfang 30 wurde er schmachvoll gekreuzigt. Dennoch ist er der berühmteste Mann, der je auf diesem Planeten gelebt hat. Durch ihn hat sich unsere Welt zu der Welt entwickelt, in der wir heute leben.[3] Selbst wenn man nicht glaubt, dass Jesus Wasser in Wein verwandelte, kann man ein anderes Wunder kaum leugnen: Jesus hat es nach seiner gottverlassenen Hinrichtung zu einer Weltmacht gebracht. Wie konnte das geschehen? Christen haben eine Erklärung dafür. Das Christentum ist von den Toten auferstanden, weil Christus von den Toten auferstanden ist. Dieser Osterglaube wird, um es noch einmal zu sagen, nicht vorgebracht, um als ein absurdes Ereignis akzeptiert zu werden. Er wird vorgebracht, um eine Absurdität zu erklären.

Zu guter Letzt: Wenn jemand die Reise zum Osterglauben vollenden will, dann muss diese Reise zu einer Person führen.

Der Sieger

Comic-Fans diskutieren gern über das Kräfteverhältnis ihrer Superhelden. So überlegen sie zum Beispiel, wer bei einem Kampf zwischen Iron Man und Batman gewinnen würde. Christen betrachten den ultimativen Kampf von Jesus gegen den Tod in ähnlicher Weise.

Nach 1. Korinther 15 ist der Tod der unangefochtene Weltmeister im Schwergewicht. Er ist der „letzte Feind“. Wenn es keine Auferstehung gäbe, wäre der Tod der Herr. Wenig später steht in der angeführten Bibelstelle jedoch, dass der Tod von Jesus bezwungen wurde. Als Christen wissen wir, dass Könige, Armeen und Weltreiche vom Tod verschlungen wurden. Doch wir sind dem Jesus der Heiligen Schrift begegnet, und wir sind davon überzeugt, dass er der Herr ist.

Was auch immer es ist, das alles aus dem Nichts hervorbringt, Ordnung aus dem Chaos, Leben aus dem Nicht-Leben; was auch immer diese schöpferische Kraft sein mag – in Jesus nimmt sie Gestalt an. Als er in Raum und Zeit Mensch wurde, kam er, um eine Welt, die in Nichts, Chaos und Tod versunken war, zu erlösen und zu erneuern. Mit anderen Worten: Jesus ist „die Auferstehung und das Leben“ (Joh 11,25). Wenn er dieser Gott der Auferstehung ist, dann hat er natürlich auch den Tod besiegt. Wenn er der Herr ist, dann wäre es wirklich merkwürdig, wenn er in irgendeinem Grab in Jerusalem verrotten würde .

Christen sind nicht wie die Weiße Königin. Der Glaube an den auferstandenen Jesus ist nicht eine weitere Unmöglichkeit, die man vor dem Frühstück geglaubt haben muss. Im Gegenteil, ein Christ schaut auf das Universum und auf die historischen Ereignisse und findet in dem Sieger die größte Erfüllung. Der Osterglaube gibt der Welt einen Sinn – einer Welt, die ohne diesen Osterglauben viel, viel absurder wäre. Wenn du wie Alice „nicht an Unmögliches glauben kannst“, dann lade ich dich ein, stattdessen an Jesus zu glauben.


1Lewis Caroll, Alice hinter den Spiegeln, Hildesheim: Gerstenberg Verlag, 2015.

2Vgl. Tom Holland in der Einleitung zu Tom Holland (Hg.), Revolutionary: Who was Jesus? Why does he Still Matter?, London: SPCK Publishing, 2020: „Two thousand and twenty years after the birth of Christ, we remain the children of the Christian revolution: the most disruptive, the most influential and the most enduring revolution in history.“

3Siehe Glen Scrivener, The Air We Breathe: How We All Came to Believe in Freedom, Kindness, Progress, and Equality, Epsom: The Good Book Company, 2022.