Gottes Treue im Buch Josua

Artikel von Rhett Dodson
23. April 2024 — 4 Min Lesedauer

Im Buch Josua geht es in erster Linie um die Treue Gottes

Fragt man Christen, was sie über das Buch Josua wissen, erhält man als Antwort häufig die Schlacht von Jericho. Die Geschichte von den einstürzenden Mauern dieser Stadt bildet einen Höhepunkt in der Erzählung von der Eroberung des Landes Kanaan. Das Buch Josua schildert den militärischen Sieg und die anschließende Aufteilung des von Israel eroberten Landes. Aber im Grunde geht es in Josua vor allem um Gott und seine Treue. Gott versprach Abraham das Land Kanaan, doch obwohl zwischen der ursprünglichen Verheißung und dem Besitz Kanaans eine beträchtliche Zeitspanne verging, blieb kein einziges Wort des Herrn aus (vgl. Jos 23,14).

„Im Grunde geht es in Josua vor allem um Gott und seine Treue.“
 

Keine Stelle fasst die Kernaussage des Buches treffender zusammen als die Schlussworte von Kapitel 21, nachdem Gott Israel das ganze versprochene Land gegeben hat: „Es fehlte nichts an all dem Guten, das der HERR dem Haus Israel verheißen hatte; alles war eingetroffen“ (Jos 21,45). Neben Josua spielen auch andere vorbildliche Persönlichkeiten wie Kaleb und Eleasar eine wichtige Rolle in dem Buch. Es enthält zudem spektakuläre Schlachten, die einen bedeutenden Platz in der Geschichte der Kriegsführung einnehmen. Aber im Wesentlichen geht es in dem Buch um Gott und seine Treue.

Die Vernichtung der Kanaaniter war kein Ausdruck ethnischer Überlegenheit, sondern Gottes Gericht über die Sünde

Die wichtigste moralische Frage in Josua ist die Vernichtung der Kanaaniter. Als die Israeliten beispielsweise die Trümmer der Mauern von Jericho überwanden, verschonten sie in der Stadt niemanden, weder Mensch noch Tier. Die einzige Ausnahme bildete Rahab mit ihrer Familie, die die Spione Israels versteckt hatte. Viele Kritiker haben die Brutalität Israels oder, schlimmer noch, den Blutrausch eines unbarmherzigen „alttestamentlichen Gottes“ angeprangert, der diese Tötungen forderte (vgl. 5Mose 20,16–18). Auch wenn die weitreichenden Zerstörungen, die Israel anrichtete, nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollten, müssen wir uns mit den ernsten theologischen und moralischen Gründen auseinandersetzen, die diesem Ereignis zugrunde liegen. Im Gegensatz zu den uns bekannten Völkermorden wie dem Holocaust oder dem Völkermord in Ruanda tötete das Volk Gottes seine Feinde nicht aus einem Gefühl der rassischen oder ethnischen Überlegenheit heraus. Die Soldaten Israels benutzten ihre Schwerter als Werkzeuge des Gerichts durch den einzig wahren Gott.

Der Gott Israels ist heilig und kann nicht zulassen, dass Sünde ungestraft bleibt. In seiner Geduld verschonte er das Volk von Kanaan jahrhundertelang, aber schließlich war das Maß der Sünden der Amoriter voll (vgl. 1Mose 15,16) und so verschonte er sie nicht mehr. In gleicher Weise bedeutete die Heiligkeit Gottes für Israel, dass ihnen dieselbe Strafe drohte, wenn sie nicht nach Heiligkeit und Hingabe an Gott strebten (vgl. 2Mose 22,19). Einem Israeliten und seiner Familie widerfuhr tatsächlich das gleiche Schicksal wie den Kanaanitern. Als Achan den ausdrücklichen Befehl Gottes missachtete und einen Teil der Beute von Jericho entwendete, führte er Tod und Verderben für sich und seine Familie herbei, sowie eine Niederlage für die Nation (vgl. Jos 7). Die Ereignisse, die im Buch Josua geschildert werden, sind ein deutliches Zeugnis dafür, dass Gott mit Sünde nicht leichtfertig umgeht.

Wenn wir weiter in der Heiligen Schrift lesen, entdecken wir, dass die Vernichtung der Kanaaniter ein Vorbote des Endgerichts war, das stattfinden wird, wenn Christus wiederkommt (vgl. Offb 6,12–17; 19,15–16; 19–21). Die einzige Hoffnung für jeden Menschen an diesem Tag besteht darin, Jesus zu kennen, denjenigen, der die Strafe Gottes für uns getragen hat (vgl. 1Petr 2,24).

Die Landverteilung weist auf etwas viel Größeres hin

Der Autor widmet einen großen Teil des Buches Josua der Beschreibung von Einzelheiten über das Land, das unter den Stämmen Israels aufgeteilt wurde. Die Lektüre der Kapitel 13–19 kann mühsam sein, denn der Autor beschreibt den Uferbereich des einen Flusses, die Mitte jenes Tals und den Aufstieg dieses Hügels. Die geographischen Einzelheiten des Landes waren Gott jedoch wichtig; und weil das Land wertvoll für ihn war, gab er uns eine ausführliche, inspirierte Beschreibung davon. Warum war dieses Land für Gott so wertvoll? Weil es der von ihm gewählte Ort war, um die Herrlichkeit Christi und die seiner neuen Schöpfung darzustellen.

Wie viele andere Elemente aus dem Alten Testament, beispielsweise die Stiftshütte und das Opfersystem, war das Land ein Typus oder ein Bild für die Wahrheit des Evangeliums. Als Adam und Eva sündigten, vertrieb Gott sie aus ihrem irdischen Paradies und verfluchte die Erde. Das bedeutete jedoch nicht, dass damit seine Pläne für eine gute Schöpfung verfielen. Wenn Jesus wiederkommt, wird er den Himmel und die Erde erneuern (vgl. 2Petr 3,10–13; Offb 21,1). Kanaan lag zwischen dem Garten Eden und der neuen Schöpfung als Vorgeschmack auf das Paradies, ein Land, in dem Milch und Honig fließen, sozusagen als Erinnerung und Anzahlung auf das kommende ewige Paradies.