Mehr Bildung ist die Lösung. Nur welche Bildung?

Artikel von Daniel Vullriede
24. Mai 2024 — 29 Min Lesedauer

Die Peanuts bringen mich regelmäßig zum Schmunzeln – so auch letztens. Peppermint Patty sitzt im Unterricht. Wer die Comics von Charles M. Schulz ein wenig kennt, weiß: Dieses Mädchen hat große Mühe in der Schule. Aber sie ist nicht auf den Kopf gefallen. So sitzt sie nun im Unterricht, aufrecht hinter ihrem Tisch, und fragt die Lehrerin: „Wissen Sie, was Oscar Wilde gesagt hat, Fräulein?“

Ich wundere mich: Will sie wirklich ein Schriftstellerzitat aus der Tasche zaubern? „Er sagte: ‚Nichts, das es wert ist, gelernt zu werden, kann gelehrt werden.‘ – Nicht persönlich nehmen, Fräulein …“ Auf dem letzten Bild des Comics ist nicht ganz klar, ob sie innerlich triumphiert oder stille Resignation ausstrahlt. Ihre einzige Bemerkung an die Lehrerin lautet: „Weiter im Text.“[1]

Ich musste mir das Zitat mehrmals durchlesen. Was wollte Charles M. Schulz als der eigentliche Autor hier unterstreichen? Kritisiert er mit Peppermint Patty geschickt den staubtrockenen Unterricht, der an vielen Kindern völlig vorbeigeht? Oder will er sagen: Formale Bildung hat ihre Grenzen, auf eigenständige Erfahrungen kommt es an? Vielleicht steckt ja in jedem von uns ein kleiner Überflieger, der nur darauf wartet, mutig auf die Bühne des Lebens zu treten. Oder laden Oscar Wildes Worte in Wirklichkeit zum Nihilismus ein, weil uns die wirklich wichtigen Dinge des Lebens sowieso verschlossen bleiben?

Das mag ich an den Peanuts: Nicht nur liegen ein „Haha“ und ein „Aha“ oft nah beieinander. Peppermint Patty weckt Sympathie und manche Erinnerungen. Nicht wenige würden wahrscheinlich rückblickend zugeben: Ja, einige engagierte Lehrer gab es damals schon. Ja, da waren einige tolle Freundschaften und Momente, an die man sich noch gerne erinnert. Aber ansonsten war die Schule eher etwas, das man ertragen musste. Gute Bildung sah irgendwie anders aus – und hörte zum Glück nicht mit der Schule auf.

Ein altes, neues Problem

Genau genommen sind wir schon mitten im Thema. Nicht erst seit den letzten Pandemie-Einschränkungen und PISA-Ergebnissen sehen wir ein, wie schlecht es um die Bildung steht. Und daran haben wir als ganze Gesellschaft zu knabbern, nicht erst mittelfristig, sondern schon jetzt. Während sich viele mit Ach und Krach durch den Alltag kämpfen, ringen Betriebe mit dem Mangel an ausgebildeten Fachkräften, und Politiker mit der Ratlosigkeit. Ganz zu schweigen von all denen, die im pädagogischen Bereich arbeiten. Gefühlt ist jeder Sektor halb im Notfallmodus und verlangt besondere Lösungen, die aber auch das Ganze im Blick behalten sollen.

Die Situation ist nicht neu. Ein Klassiker der Pädagogik formulierte vor zwei Jahrhunderten nüchtern: „Was will denn eigentlich die ältere Generation mit der jüngeren?“ Das ist tatsächlich eine Schlüsselfrage, mit der sich jede Gesellschaft auf die eine oder andere Weise, ganz grundsätzlich, auseinandersetzen muss. Dann wiederum stellen uns die heutigen Zeiten aber doch vor ganz neue, ja, gewaltige Herausforderungen. Und ähnlich gewaltig scheinen die Erwartungen an die junge Generation. Ob Klimawandel, Kriege oder künstliche Intelligenz – unausgesprochen steht doch fest: Die junge Generation kann und soll, ja, muss es in der Zukunft richten. Fragt sich nur, wie wir es anstellen, sie auf das alles vorzubereiten. Und ob sie sich darauf einlassen.

Mehr Bildung ist die Lösung. Nur welche Bildung? Die nachfolgenden Abschnitte sind kein politisches Manifest. Es geht eher um Impulse zur Bildung – zum Hinterfragen, Weiterdenken und Weiterdienen. Das Themenfeld ist komplex und an einem bestimmten Punkt habe ich aus Neugier etwas mehr als ein Dutzend Christen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis gefragt, wie sie die Dinge wahrnehmen. Eine professionelle Familienberaterin, zwei Pastoren und jemand aus der Kinder- und Jugendhilfe waren dabei. Der Rest der Befragten arbeitet als Lehrkräfte in Grund-, Haupt-, Realschulen oder am Gymnasium, in der Regel sind sie selbst Mütter und Väter. Natürlich ist meine private Umfrage nicht repräsentativ. Aber sie hat mich nachdenklich gemacht.

Der Fokus der nächsten Abschnitte liegt auf fünf Fragen, mit denen sich diese Personen beschäftigt haben, und welche Schlüsse man aus ihren Antworten ziehen kann. Der Grundgedanke dahinter lautet: In der heutigen Zeit dürfen Christen und Gemeinden wieder neu für sich klären, wie sie zum Thema Bildung stehen, welche Rolle der Glaube dabei spielt, und was sie mit Gottes Hilfe in der Praxis daraus machen. Darauf folgen einige kritische Anfragen und Vorschläge. Nicht alle Impulse werden jeden überzeugen. Aber am Ende kommt hoffentlich mehr heraus als nur ein „Weiter im Text“.

Besondere Herausforderungen

Bei der Frage nach Bildung geht es nicht um Maschinen, die es richtig zu programmieren gilt. Auch nicht um Ressourcen, die man rein wirtschaftlich einsetzen kann. Nein, vielmehr geht es um Menschen, die gefördert und freundlich gefordert werden wollen. Hindernisse und Schwierigkeiten gibt es da aber zuhauf. So lautete die erste Frage an meine Freunde und Bekannten: Was ist deiner Meinung nach heutzutage eine besondere Herausforderung für Kinder, Teens und Jugendliche, wenn es um Bildung geht?

Bei beinahe allen stand die Digitalisierung an erster Stelle. Allerdings war das Problem nicht, dass wir zu wenig davon haben.[2] Wie können junge Menschen z.B. einen gesunden Umgang mit dem Smartphone erlernen?[3] Dass digitale Medien für sich genommen hochgradig hinderlich für die eigene Impulskontrolle, die Persönlichkeitsentwicklung und das Miteinander sind, ist kein Geheimnis. Doch während die alltägliche Aufmerksamkeitsspanne im Durchschnitt immer geringer wird, die psychische Belastbarkeit abnimmt und selbst die Bundesregierung eine offizielle Strategie gegen Einsamkeit beschließen muss[4], kleben die Augen von Millionen Menschen weiter an dem hochwertigen OLED-Display zwischen ihren Fingern.

Pauschale Kulturkritik bringt allerdings niemanden weiter. Auch Kirchen und Gemeinden sollten sich hinterfragen: Wo haben wir in den letzten Jahren echte Begegnungen und die geistliche Verantwortung füreinander unweise ausgelagert? Wo sind wir ausgefeilten Algorithmen in der Annahme gefolgt, digital wäre alles besser, bequemer und effizienter? Und grundsätzlich: Mit welcher Vorstellung vom Leben, von der Welt und von Gott lassen wir uns prägen, während wir digitale Technologien faktisch zu unserem persönlichen Betreuer machen?

Keine Frage, neue Technologien machen vieles einfacher, und Menschen leisten dadurch zum Teil Großartiges. Dennoch braucht es mehr kritisches Nachdenken darüber, wie heutzutage eine robuste, christliche Medienpädagogik aussehen kann. Die sollte nicht nur praktisch und alltagsrelevant sein, sondern tiefer gehen, nämlich mit Blick auf „Weisheit und Selbstbeherrschung, um guten Rat zu verstehen und Bildung zu erlangen, einen Sinn für Gerechtigkeit, Recht und Aufrichtigkeit“ (Spr 1,2–3). Liebe Eltern und Großeltern, christliche Akademiker, liebe Jugendmitarbeiter und Gemeindeleiter, hier seid ihr gefragt und mitverantwortlich!

Das ungeklärte Wozu

Eine weitere Herausforderung für junge Menschen, die in Sachen Bildung heraussticht, liegt in der Frage nach dem Wozu.[5] Eltern beobachten einen stärkeren Leistungsdruck bei Kindern, Teens und Jugendlichen. Ein befreundeter Lehrer hat die Lage mit einem zu heiß aufgedrehten Gasgrill verglichen: Es ist viel Druck und Hitze unter der Haube und das Steak ist äußerlich schon mehr als durch. Aber innen ist es unfertig und maximal halbgar. Ein starkes Bild.

Wie viel gibt es in dieser Welt zu wissen und zu entdecken! Doch mehr Unterrichtsstoff in kürzerer Zeit ist heutzutage nicht etwa Teil eines verbesserten Bildungsprozesses. Und es verleitet Schüler wie Eltern pragmatisch dazu, auf möglichst effizienten Wegen zum „besten Ergebnis“ zu kommen. Aber wenn es am Ende nur noch darum geht, im richtigen Moment die richtigen Informationsfetzen wiederzugeben, dann sind bleibendes Wissen und nachhaltiges Verstehen bestenfalls optional – im schlimmsten Fall lästig bis unerwünscht.

Doch wozu soll das alles nun gut sein? Für ein paar gute Noten, einen guten Ausbildungs- oder Studienplatz, einen passenden Job und eine Karriere, für ein Leben in Sicherheit und Stabilität, mit etwas Genuss und Komfort? Wenn das alles sein soll, wozu junge Menschen in die Schule gehen, dann fördert das sicherlich ihre Employability, also ihren wirtschaftlichen Nutzwert. Aber existentiell gesehen, aus christlicher Sicht, ist es vom Ende her gesehen doch „vergebliche Mühe, eine fruchtlose Beschäftigung“ (Pred 4,8).

Keine Frage: Wenn es um Bildung geht, stehen junge Menschen heute vor zahlreichen Herausforderungen. Hier brauchen sie definitiv Unterstützung. Doch wenn das Wozu ihres Lebens und Lernens nicht geklärt ist, dann wird sich jeglicher Aufwand als eine „Jagd nach Wind“ (Pred 4,4) herausstellen. Wo sind die Menschen, die das Hungergefühl der Existenzkrise kennen, aber um eine größere Geschichte wissen und danach leben? Wo sind die Menschen, die mit Gottes Hilfe nicht nur äußerlich Vorbilder sind, sondern auch die Mühe auf sich nehmen, geduldige Förderer und Wegbegleiter zu sein? Erst wenn junge Menschen das Wozu des Lebens für sich klären, ergeben Schule und Bildung wirklich Sinn. Wer wird ihnen dabei helfen?

Von Lehrermangel und Familien in der Zwickmühle

Eine zweite Frage habe ich gestellt, nämlich: Was wünschst du dir von Lehrern und für Lehrer, wenn du an ihre Arbeit denkst? Wenn man dem allgemeinen Frust an den Schulen in Deutschland lauscht, könnte man meinen, es läge nur an mangelndem Personal. Mehr Menschen einstellen, gegebenenfalls Quereinsteigern die Tür öffnen – und schon kehren wir zu den guten alten Zeiten zurück?! Zusätzlich zur dünnen Personaldecke ist die Beziehung zwischen Lehrkräften und Eltern oftmals recht angespannt, selbst bei gut ausgestatteten Schulen.

Hierzu passt eine Doppelfrage, die in meiner Umfrage eigentlich erst an vierter Stelle kam: Welche besondere Last tragen Eltern heutzutage in Sachen Schule und Bildung? Welche Verantwortung haben sie deiner Meinung nach? Das sind heikle Punkte. Gerade Alleinerziehende und ihre Kinder finden sich in schwierigen Umständen wieder. Klassische Familien sind aber auch immer wieder hart am Kämpfen, wenn beide Elternteile berufstätig sind. Hier sollen dann die Profis einspringen.

Dass man die Bildung, Erziehung und Pflege von Kindern und Jugendlichen zu einem großen Teil an andere delegiert, kann allerdings zu paradoxen Situationen führen: Manche Erziehungsberechtigte scheinen herzlich wenig Interesse am Leben ihrer Kinder zu haben und vermeiden jegliche Berührungspunkte mit der Schule. Andere hingegen neigen zum neurotischen Überbehüten. Kein Wunder, wenn es da schneller zu Konflikten kommt. Die Lehrkräfte und Eltern, die ich dazu befragt habe, waren sich eigentlich ziemlich einig. Das hat mich wiederum gefreut. Denn fast einstimmig hieß es: Natürlich hat jedes Kind und jeder Jugendliche seine besonderen Stärken und Lernfelder. Gerne würden sie noch stärker zusammenarbeiten.

Gerne würden Eltern ihre Kinder noch mehr auf der Beziehungsebene und charakterlich fördern. Gerne würden professionelle Pädagogen mehr Zeit dafür einsetzen, stärker auf Einzelne einzugehen und ihnen nachhaltig weiterzuhelfen – egal welche Herkunft, Prägung und Probleme sie mitbringen. Manche mögen das als Idealismus verspotten. Ich finde, hier spürt man etwas von der alten Leidenschaft des Lehrerberufs, von der Schönheit stabiler Familien und nicht zuletzt auch etwas vom positiven kulturellen Erbe des Christentums.

Ein System mit falschen Prioritäten

An dieser Stelle wendet sich der Blick weg von den Schülern, Lehrkräften und Eltern hin zu den Rahmenbedingungen. Ergänzend zum vorherigen Gedankengang wollte ich drittens wissen: Welche Dinge übersieht das Schulsystem heutzutage deiner Meinung nach? Das war etwas ernüchternd. Die meisten haben sich anscheinend damit abgefunden, dass die Schulämter und Kultusministerien bürokratisch träge sind, dass Bundesministerien bei Problemlagen entweder politische Scheinlösungen oder gute Ansätze mit kurzer Halbwertszeit präsentieren. Nicht überall mag das zutreffen, und viele Beamte tun ihr Möglichstes – aber die Grundstimmung ist hier doch eher negativ.

Das ist schade und verständlich. Auf der einen Seite sind da überbordende Lehrpläne, zu uneinheitliche und unsinnig große Klassen, marode Ausstattungen und Sparzwang – und auf der anderen Seite der bereits erwähnte Druck auf Schüler und Schule, „gute Bildung zu machen“. Kann das funktionieren? Nicht, wenn auf die Lehrkräfte allerlei zusätzliche Aufgaben warten, die eigentlich in Richtung Familienberatung, Erziehungshilfe oder Suchtprävention gehen.

Somit wirkt das Schulsystem für alle Beteiligten stellenweise wie ein altgedientes Maultier. Nur soll dieses arme Maultier angesichts der vielen Herausforderungen nun plötzlich noch alle Leistungsmerkmale eines Tesla Model Y aufbringen. Nein, das kann nicht funktionieren. Ein Freund meinte dazu treffend: „Bildung darf doch etwas kosten. Wenn uns die Zukunft der Kinder und Jugendlichen wirklich wichtig wäre, sollten hier mehr Geld und Energie reinfließen.“ Recht hat er. Aber es liegt nicht nur an fehlendem Geld oder Plänen ohne Langzeitperspektive.

Bloße Worthülsen?

Der letzte Punkt in meiner Umfrage mag im ersten Moment unpraktisch klingen. Doch kommen wir damit bei den vielen tausend Detailfragen dem Kern der Diskussion vielleicht etwas näher: Welche Vorstellung von Bildung tragen wir eigentlich mit uns herum?

Das Wort „Bildung“ hat in Deutschland eine ganz besondere Geschichte, es weckt Vorstellungen, die es in anderen Ländern in dem Maße nicht gibt.[6] Sozialer Aufstieg und Anerkennung, Sicherheit und Selbstverwirklichung im Kleinen sind nur einige der Dinge, die wir mit dem Wort verbinden und uns davon erhoffen. Hinzu kommen die Herausforderungen einer demokratischen, globalisierten Gesellschaft mit einer stark nach-christlichen, säkularen Grundhaltung. Die verleiht dem Ganzen noch einmal eine eigene, oft paradoxe Richtung.[7]

Wenn das der Rahmen ist, in dem wir leben und uns bewegen, dann kommt es heute umso mehr auf den Inhalt an: Was bedeutet Bildung und was soll sie können? Würden wir darüber bei Kaffee und Kuchen diskutieren, unser allgemeines Fazit könnte folgendermaßen klingen: Echte Bildung umfasst nicht weniger als Wissen und Kompetenzen, aber doch viel mehr als das. Auch Werte und Charakter gehören dazu. Bildung umfasst etwas anderes als Erziehung oder Sozialisation, ist aber nicht davon zu trennen. Außerdem umfasst Bildung eine Beziehung und persönliche Verantwortung gegenüber mir selbst, meinen Mitmenschen und gegenüber der Welt, in der ich lebe. Das klingt doch ganz gut, oder? Nicht ganz.

Dieses Fazit beschreibt zwar näher, welche Stoßrichtung Bildung haben kann, und welche Dimensionen dazu gehören. Trotzdem scheint es mir nicht weit genug zu gehen. Es bleibt vorsichtig bis stur in der Beschreibung stecken. Es vermeidet echte Vorgaben, Ziele oder Aussagen über die Realität, in der Bildung geschehen kann oder sollte. Ohne solche transparenten Vorgaben bleibt ein Bildungsbegriff nur eine Worthülse mit versteckten Folgen für die Praxis, so neutral und differenziert sie auch formuliert sein mag.

Vom christlichen Glauben her ließe sich hier noch viel mehr darüber sagen, was es bedeutet, als Geschöpfe des Schöpfers in einer guten, aber gefallenen Schöpfung zu leben. Man käme auf Gottes allgemeine Gnade, auf seine besondere Offenbarung und Heilsgeschichte zu sprechen, wie er unsere Welt radikal hinterfragt, und ihr dennoch souverän mit Gnade und Wahrheit nachgeht. Man würde dann über das Wesen und den Wert des Menschen sprechen, über seine Berufung nachdenken, über seine Gottesebenbildlichkeit und seine Erlösungsbedürftigkeit – und noch über vieles mehr.

Fest steht: Der dreieinige Gott ist real. Er lebt und ist nah, er handelt und redet. Das rückt unser Leben in ein vollkommen anderes Licht. Er lässt sich noch heute finden und stellt sich uns im Evangelium in den Weg: „Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht“ (Joh 3,16 NGÜ). Das sind keine bloßen Worthülsen.

Stellen wir uns also diese Frage noch einmal aufs Neue im Licht von Gottes Wahrheit und Realität: Was verstehen wir heute eigentlich unter „Bildung“, und wo sollten wir umdenken? Es kann gut sein, dass wir noch immer an einem alten Ideal und kulturellen Wert hängen, und dass diese unsere Hoffnungen eigentlich schon seit Jahrzehnten so nicht mehr erfüllen können – und dem weder eine stoische Anpassungsfähigkeit noch ein säkular-pluralistisches Upgrade helfen werden.

Christen und Gemeinden sollten hier nicht stehenbleiben, sondern aktiv weiterdenken und fragen: Wie können lebenslanges Lernen und eine christliche Bildung aussehen, die vom Evangelium her auf Jüngerschaft ausgerichtet sind; die ein realistisches Selbstbild, Weltbild und Gottesbild vermitteln; die Menschen miteinander verbinden, sie bodenständig für das Leben vorbereiten und zugleich eine reale und wahre Ewigkeitsperspektive bieten? Erst wenn das geklärt ist, sind die praktischen Fragen nach der Umsetzung sinnvoll.

Heraus aus der Sackgasse

Auch auf die Gefahr hin, wie einer dieser hochnäsig-unbarmherzigen Restaurant-Tester zu wirken, die eine mittelmäßige Gaststätte bewerten sollen, so möchte ich doch die finale Frage stellen: Sind Familien, Lehrkräfte und Schulen unter den aktuellen Bedingungen wirklich in der Lage, gute Bildung zu bieten und zu fördern? In meinen Augen lautet die Antwort „Nein“.

„In der heutigen Zeit sollten Christen und Gemeinden wieder neu für sich klären, wie sie zum Thema Bildung stehen, welche Rolle der Glaube dabei spielt, und was sie dann mit Gottes Hilfe in der Praxis daraus machen können.“
 

Solange politische Verantwortungsträger unter Druck stehen, Wahlversprechen zu geben, die sie bei allem guten Willen höchstens teilweise halten können; solange Schulen darauf konzentriert sind, einen maximal mittelguten Lehrbetrieb irgendwie am Laufen zu halten; solange Eltern und Familien auf sich selbst gestellt sind und deshalb die Förderung der jungen Generation hauptsächlich mit der Vollzeitschulpflicht verbinden – ja, solange werden alle Beteiligten überfordert und enttäuscht sein. Daran können auch Reform- und christliche Privatschulen grundsätzlich erst einmal wenig ändern; sie sind ja Teil derselben Gesellschaft mit denselben Herausforderungen.

Noch eingehender über christliche Bildung, ihre biblischen Grundlagen und historischen Entwicklungen[8] oder kulturelle Entwicklungen[9] nachzudenken – das wäre hilfreich und spannend. Es würde aber den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Weil das Christentum im positiven Sinne eine Bildungsreligion ist[10], lautet mein Plädoyer schlichtweg: In der heutigen Zeit sollten Christen und Gemeinden wieder neu für sich klären, wie sie zum Thema Bildung stehen, welche Rolle der Glaube dabei spielt, und was sie dann mit Gottes Hilfe in der Praxis daraus machen können.

Denn auch wenn die Erwartung bei vielen Menschen noch immer hartnäckig im Hintergrund mitschwingt, so steht doch fest: Letztlich können der Staat und die öffentlichen Regelschulen trotz unverzichtbarer Leistungen und leidenschaftlicher Lehrkräfte keine echte und umfassende Bildung liefern. Weil das so ist, bringt aber nicht der passive Rückzug ins Private die Lösung. Die Lösung liegt, meiner Überzeugung nach, im kreativ-tatkräftigen Miteinander von Christen und Ortsgemeinden. Und das entspricht nicht zuletzt auch einer gesunden und robusten Zivilgesellschaft, die ja nicht Gleichförmigkeit einfordert, sondern die freie Initiative ihrer Bürger wertschätzt.[11] Wie könnte das nun praktisch aussehen?

Gemeinsam kreativ und aktiv

  • Selbstdiagnose: Der Anspruch und die Einladung einer christlichen Bildung gilt zunächst uns selbst. Zuallererst dürfen gläubige Erwachsene über ihre eigene Bildungsbiographie, über Gutes und Mühsames in ihrem Leben nachdenken. Dazu gehört auch, dass sie sich fragen, in welchen Verantwortungsbereichen sie stehen und wo sie mit Gottes Hilfe selbst noch dazulernen können. Das kann geistlich und lehrmäßig sein, in Überzeugungen und Gewohnheiten, charakterlich, in der Beziehung zu anderen, oder mit Blick auf bestimmte Themen und sinnvolle Fähigkeiten. Also: Was ist eine konkrete Sache, die ich im Lauf der nächsten drei Monate mit Gottes Hilfe angehen möchte? Wo will und muss ich dazulernen?
  • Gemeinschaft: Eine nachhaltige christliche Bildung geschieht nie im Alleingang. Niemand ist eine Insel. Anstatt dass alle ihr eigenes Leben möglichst perfekt organisieren, dürfen Christen wieder neu lernen, ihre Masken abzulegen und die Lasten des Alltags miteinander zu teilen. Gerade hier beweist sich eine Christus-gemäße Liebe (vgl. Joh 13,34–35), die mehr als nur gute Tipps zu bieten hat. Gläubige Eltern können sich über die eigene Kernfamilie hinaus ganz praktisch gegenseitig unter die Arme greifen: abwechselnde Kinderbetreuung, Lerngruppen und gegenseitige Hausaufgabenhilfe, regelmäßiges Gebet miteinander und füreinander, ehrliche Diskussionen über dringliche Themen und auch mancherlei Ressourcen teilen – sei es Zeit, Geld, gute Bücher oder sogar Autos.
  • Austausch: Anhand seiner Gemeinde zeigt sich Gottes Weisheit (vgl. Eph 3,9–11). Hier kommen die unterschiedlichsten Menschen zusammen, weil sie als Gottes Kinder in Christus gerechtfertigt sind, weil sie von seinem Heiligen Geist verändert werden, und weil sie gemeinsam auf Jesu Rückkehr bzw. auf ihre Verherrlichung mit ihm warten. Bis dahin helfen sie einander, als Kinder Gottes zu wachsen und das Evangelium in ihrem Umfeld leuchten zu lassen. Wie wäre es also, wieder öfter die Pastoren und Gemeindeältesten um Rat und Gebet zu bitten, um Lösungen für geistlich-praktische Herausforderungen zu finden? Oder wie wäre es, wenn Familien sich mit dem pädagogischen Fachpersonal in ihrer Gemeinde zum freundlichen Austausch träfen, oder mit Glaubensgeschwistern aus der älteren Generation?
  • Fokus: Die Selbstdiagnose, die unterstützende Gemeinschaft und der zielgerichtete Austausch mit anderen Christen helfen, etwas mehr Orientierung zu finden. Noch hilfreicher könnte es sein, einmal schriftlich festzuhalten: Worauf kommt es aus Gottes Sicht im Leben wirklich an? Und davon dann praktisch abgeleitet: Wie soll das herrliche und heilige Evangelium meine Familie, meine Freundschaften oder meine Arbeit prägen? Was möchten wir als Familie uns bewusst vornehmen und einüben? Der Knackpunkt ist: Wenn diese Dinge einmal geklärt sind, lässt sich zu vielen Dingen leichter „Nein“ sagen, einfach weil wir bewusst „Ja“ zu dem sagen, was langfristig als Priorität dran und der Mühe wert ist. Anstatt sich alle Optionen offenzuhalten, anstatt sich allein oder ziellos durch die Mühlen des Alltags zu kämpfen, dürfen wir unser Leben in Abhängigkeit von Gott verantwortungsvoll gestalten.
  • Weitblick: Neben einem starken Miteinander in der Familie, zwischen Familien und innerhalb der Gemeinde ist der Blick über den Tellerrand aber noch nicht zu Ende. Es lohnt sich, z.B. Vorträge von säkularen Fachleuten oder öffentliche Diskussionsrunden mit Verantwortlichen aus der Politik zu besuchen. Sie bieten einen direkten und lehrreichen Einblick in das, was unsere Gesellschaft aktuell und vor Ort beschäftigt, worüber wir frühzeitig und zukünftig nachdenken sollten. Und was ist mit den vielen Menschen, die sich professionell pädagogisch engagieren? Sei es im Kindergarten, in der Schule, in der sozialen Arbeit, in Fördervereinen, im Ausbildungsbetrieb und an der Uni? Sie leisten oft mehr als nur das Notwendige, um junge Menschen voranzubringen. Nehmen wir sie ernst und fragen wir sie nach ihrer Meinung! Erklären wir ihnen überzeugend unsere Sichtweisen und stehen zu unserer Verantwortung. Hören wir zu, wenn sie ihre Lasten mit uns teilen. Zeigen wir ihnen unseren Respekt, freundliche Offenheit und beten wir für sie!
  • Initiative: Peppermint Patty hat uns am Anfang daran erinnert, dass Bildung zeitlich, räumlich und inhaltlich nicht auf die Schule beschränkt ist. Echte Bildung geht über das formale Lernen hinaus. Wie viele Möglichkeiten gibt es doch, auf non-formale oder informelle Weise zu lernen und Bildung zu fördern![12] Hier können und sollten Christen und Gemeinden aktiv werden und, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, einfach unterschiedliche Dinge ausprobieren. Wie wäre es, wenn sich Familien gewissermaßen zu Lern-Clustern zusammentäten, um gemeinsame Projekte zu entwickeln oder sogar einen eigenen kleinen Bildungsplan umzusetzen? Beispielsweise könnten Familien eine Lesegruppe für Literaturklassiker starten, gemeinsam finanzierte Ausflüge unternehmen, zusammen neue Dinge lernen, ergründen, verstehen, entdecken und ausprobieren. Aber anstatt sich auf ein Tutorial-Video zu verlassen, könnte man dazu andere Gläubige (bewusst auch Singles und kinderlose Paare) aus der Ortsgemeinde anfragen. Der Hobby-Imker, die Künstlerin, der Handwerker, die Köchin, der Musiker, die Ärztin, der Bibellehrer und Apologet, die Tierpflegerin, der Informatiker, die Steuerberaterin, der Polizist – alle können etwas weitergeben und im Miteinander lernen, sei es geistlich, persönlich oder fachlich. So fragt sich nur noch: Wen in meiner Gemeinde lade ich demnächst ein, damit wir etwas Neues für unser Leben und unseren Glauben lernen?
  • Jüngerschaft: Die bisherigen Vorschläge bauen auf der Annahme auf, dass Familien, Lehrkräfte und Schulen unter den aktuellen Bedingungen leider nicht in der Lage sind, gute Bildung zu bieten und zu fördern. Einfach nur „Weiter im Text“ führt in eine Sackgasse. Die freien Initiativen von gläubigen Familien können ohne Probleme darauf aufbauen, was Schule an Gutem zu bieten hat, sollten es aber kreativ, längerfristig und tatkräftig weiterführen.

Ortsgemeinden wiederum werden merken, dass der Schwerpunkt auf bestimmte Programme und Events, auf bestimmte Ziel- und Altersgruppen nur bedingt weiterhilft. Auch hier lohnt es sich, weiterzudenken und zusammenzuarbeiten.[13] Wie wäre es, wenn sich Gemeinden in einer Stadt zusammentun, um mit vereinten Kräften einen richtig guten Konfirmations- bzw. biblischen Unterricht zu bieten? Oder um Wochenend- und Ferienfreizeiten zu organisieren, die neben Spiel und Spaß noch bewusster auf christliche Bildung setzen? Oder um lokale Konferenzen zu organisieren? Oder um eine Familien- und Hausaufgabenhilfe für benachteiligte Kinder im Stadtteil zu starten?

Bei alledem geht es nicht einfach nur um mehr Bildung, sondern um eine ausdrücklich christliche Bildung. Ja, Christen sollen mit beiden Beinen im Leben stehen und dort aufblühen, wo Gott sie hingepflanzt hat. Sie dürfen als Geschöpfe des Schöpfers in der Schöpfung leben, diese verantwortungsvoll genießen, bewahren und bebauen. Das gilt für jede Generation, zu jeder Zeit aufs Neue. Gleichzeitig dreht sich die Weltgeschichte und unser eigenes Leben um Christus, nicht um die eigene Bildung. Sonst wäre das nur eine weitere Form individualistischer Selbstverwirklichung. Denn am Ende ist das unser einziger Trost im Leben und im Sterben: „Dass wir nicht uns selbst gehören, sondern mit Leib und Seele im Leben und im Sterben unserem Gott und unserem Erlöser Jesus Christus.“[14] Denn er ist der König des Universums, der Richter der Menschheit, der Retter für Verlorene, das Haupt der Gemeinde und, eines Tages, der Erneuerer dieser Welt.

Und so wird christliche Bildung nicht nur die Gaben und das Potential von Menschen in den Blick nehmen, sondern immer auch ihr Gottvertrauen, ihre Gotteserkenntnis und den Glaubensgehorsam, der in kleinen Schritten daraus erwächst. Christliche Bildung hat im Kern mit Jüngerschaft zu tun – für Junge und Alte, Männer und Frauen, Wohlhabende und Benachteiligte, für Einheimische und Zugezogene, für hochbegabte und einfache Menschen. Christliche Bildung zielt darauf ab, dass du und ich als Jünger Jesu unterwegs sind und in ihm wachsen.

Eine leise Hoffnung

Alles fing mit einem kleinen, klugen, aber frustrierten Mädchen an, das die Schule hinterfragt. Peppermint Patty hat uns bei einem sehr komplexen Thema geholfen zu verstehen: Mehr Bildung ist die Lösung. Nur welche Bildung?

„Christliche Bildung hat im Kern mit Jüngerschaft zu tun und zielt darauf ab, dass du und ich als Jünger Jesu unterwegs sind und in ihm wachsen.“
 

Die verschiedenen Fragen und Überlegungen in diesem Beitrag sollten zeigen: Unter den aktuellen Bedingungen sind Familien, Lehrkräfte und Schulen leider nicht in der Lage, gute Bildung zu bieten und zu fördern. Aber weil das so ist, bringt nicht der passive Rückzug ins Private die Lösung, geschweige denn ein kaltes „Weiter im Text“. Vielmehr sollten Christen und Gemeinden wieder neu für sich klären, wie sie zum Thema Bildung stehen, welche Rolle der Glaube dabei spielt, und was sie mit Gottes Hilfe in der Praxis daraus machen. Die verschiedenen Hinweise und Vorschläge waren als Impulse zum Hinterfragen, zum Weiterdenken und zum Weiterdienen gedacht. Wollen wir uns an diese große Aufgabe, an dieses Abenteuer der christlichen Bildung heranwagen? Was hält uns noch auf?

„Dem, der so unendlich viel mehr tun kann, als wir erbitten oder erdenken, und der mit seiner Kraft in uns wirkt, ihm gebührt die Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus von Generation zu Generation in alle Ewigkeit. Amen.“ (Eph 3,20–21 NeÜ)

1Charles M. Schulz, Peanuts für alle Lebenslagen, Ditzingen: Reclam, 2023, S. 87.

2Vgl. Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Problematische Mediennutzung im Kindes- und Jugendalter in der post-pandemischen Phase: Ergebnisbericht 2023, Hamburg: DZSKJ, 2024; Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, JIM-Studie 2023 (Jugend, Information, Medien): Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger, Stuttgart: MPFS, 2023; Rudolf Kammerl/ Michaela Kramer/ u.a., Förderung von exzessivem Nutzungsverhalten bei Games: Gutachten für die Kommission für Jugendmedienschutz, Berlin: ALM GbR, 2023.

3Neben dem praktischen Umgang mit Technologie gibt es noch weitere Lernbereiche in einer digitalisierten Gesellschaft. Dazu zählen z.B. (1) lebensweltliches und nicht-lebensweltliches Orientierungswissen, (2) Fachwissen, (3) ein Kanon an Allgemeinwissen als funktionales, gemeinsames Hintergrundwissen, (4) Urteilskraft, sowie (5) Persönlichkeitsbildung. Vgl. Julian Nida-Rümelin/ Nathalie Weidenfeld, Digitaler Humanismus: Eine Ethik für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz, München: Piper, 2018, S. 150-163.

4Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2023: https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/strategie-gegen-einsamkeit-2248862.

5Für eine fundierte Studie zur Orientierungslosigkeit der jungen Generation im Globalen Westen, vgl. William Damon, The Path to Purpose, New York: Simon and Schuster, 2009.

6Vgl. Georg Bollenbeck, Bildung und Kultur: Glanz und Elend eines deutschen Deutungsmusters, Berlin: Suhrkamp, 1996, S. 20-30.

7Vgl. Rebecca McLaughlin, Das neue Credo: Fünf säkulare Glaubenssätze im Test, Dillenburg: CV, 2023, S. 13: „In unseren westlichen Ohren des 21. Jahrhunderts klingen die Vorstellungen von Liebe über ethnische und kulturelle Grenzen hinweg, von Gleichwertigkeit von Männern und Frauen und davon, dass die Armen und Unterdrückten und am Rande Stehenden moralische Ansprüche gegenüber den Starken, Reichen und Mächtigen geltend machen können, wie die Grundlagen des gesunden, moralischen Menschenverstands. Das sind sie jedoch nicht. Diese Wahrheiten sind durch das Christentum zu uns gekommen. Wenn Sie dieses Fundament herausreißen, werden Sie keine bessere Grundlage für Gleichberechtigung und Menschenrechte freilegen. Sie werden einen Abgrund freilegen, der Ihnen nicht einmal sagen kann, was ein Mensch überhaupt ist.“

8Vgl. Robert W. Pazmiño, Foundational Issues in Christian Education, Grand Rapids: Baker Academic, 2008; Hanniel Strebel, Eine Theologie des Lernens: Systematisch-theologische Beiträge aus dem Werk von Herman Bavinck, Bonn: Verlag für Kultur und Wissenschaft, 2014; Armin Wunderli, Freikirchliche Religionspädagogik: Ein Entwurf, Nürnberg: VTR, 2018; David S. Dockery/ Christopher W. Morgan, Christian Higher Education: Faith, Teaching, and Learning in the Evangelical Tradition, Wheaton: Crossway, 2018; David I. Smith, Vom Bekenntnis zur Praxis: Wie Glaube das Unterrichten prägt, Dillenburg: CV, 2023.

9Vgl. Karl Gabriel, Die vielen Gesichter der Religion: Religionssoziologische Analysen jenseits der Säkularisierung, Frankfurt: Campus, 2022; Christopher Watkin, Biblical Critical Theory, Grand Rapids: Zondervan Academic, 2022; Carl R. Trueman, Fremde neue Welt, Bad Oeynhausen: Verbum Medien, 2023.

10Vgl. Thomas Söding, Das Christentum als Bildungsreligion: Der Impuls des Neuen Testaments, Freiburg: Herder, 2016, S. 9: „Das Christentum ist eines gewiss nicht: eine Religion nur für die Gebildeten. Aber es ist eine Religion, die auf Bildung setzt. Denn es ist eine Religion des Glaubens. Es setzt darauf, dass Menschen vom Glauben überzeugt werden und die Sache Gottes – unter guter Anleitung, aber aus freien Stücken – zur Sache ihres Lebens machen. Es zielt auf eine Formung des gesamten Lebens, die von den Einsichten und Erfahrungen des Glaubens geprägt ist. Es setzt auf die Weitergabe des Glaubens durch Lehren und Lernen, von Generation zu Generation. … Es formt ein Bekenntnis, das nicht nur für die Lippen, sondern mit dem Herzen gesprochen werden soll. Es äußert sich in einer Praxis, die Nächsten- und Gottesliebe vereint und darin nicht nur Tradition ist, sondern Ausweis und Antrieb eines neuen Denkens. Als Religion des Glaubens setzt das Christentum notwendig auf Bildung.“

11Vgl. Abraham Kuyper, On Education, Bellingham: Lexham Press, 2019, S. xxxv.

12Vgl. Christiane Hof, Lebenslanges Lernen: Eine Einführung, Stuttgart: W. Kohlhammer, 2022, S. 68-95.

13Für eine kritische Sicht auf Gemeinde als Organisation und Organismus, vgl. Colin Marshall/ Tony Payne Das Spalier und der Weinstock: Umdenken, damit die Gemeinde geistliches Wachstum hervorbringt, Oerlinghausen: Betanien, 2015, S. 17: „Das Ziel der Gemeindearbeit ist … recht simpel und auf gewisse Weise messbar: Gewinnen wir echte Jünger Christi und schulen wir sie? Die christliche Gemeinde neigt immer zu Institutionalisierung und Verweltlichung. Das Hauptaugenmerk verlagert sich dahin, traditionelle Programme und Strukturen zu bewahren, und das Ziel des Jüngermachens verliert man aus den Augen. Der Auftrag zum Jüngermachen ist der Prüfstein dafür, ob unsere Gemeinde sich in der Mission Christi engagiert. Machen wir echte Jünger Jesu Christi? Unsere Aufgabe ist es nicht, Gemeinde- oder Vereinsmitglieder zu machen, sondern echte Jünger Jesu. Oder, um wieder auf unser Gleichnis zurückzukommen: Unsere Aufgabe ist es, für das Wachstum des Weinstocks zu sorgen und nicht für das des Spaliers.“

14New City Katechismus: 52 Fragen und Antworten für Herz und Verstand, Bad Oeynhausen: Verbum Medien, 2023, S. 17.