Messias, Sohn Davids und Nachkomme Abrahams

Artikel von Mark Ross
18. Juni 2024 — 5 Min Lesedauer

Der erste Vers im Matthäusevangelium sagt uns drei wichtige Dinge über Jesus, die einen großen Teil der darauffolgenden Ausführungen zusammenfassen.

1. Matthäus handelt von Jesus, dem Christus

Matthäus ist ein Buch über Jesus, „den Christus“, das heißt, den verheißenen Gesalbten des Alten Testaments, den Messias (vgl. 1Sam 2,10; Ps 2,2; Dan 9,25; Mt 1,16–18; 2,4; 16,16.20; 22,42; 23,8–10). Das Matthäusevangelium setzt die im Alten Testament offenbarte Heilsgeschichte fort und ist sozusagen unsere Eingangstür in das Neue Testament. Matthäus bezieht sich immer wieder auf das Alte Testament und schreibt sogar in seinem Stil.[1]

Matthäus ist jedoch mehr als nur eine Fortsetzung dieser Geschichte; vielmehr handelt es sich um ihre Erfüllung – ein Punkt, der mit großem Nachdruck hervorgehoben wird. Zehnmal weist Matthäus darauf hin, dass das, was im Leben Jesu geschah, die Vollendung dessen war, was die Propheten gesagt hatten (vgl. Mt 1,22; 2,15.17.23; 4,14; 8,17; 12,17; 13,35; 21,4; 27,9). In ähnlicher Weise gibt es in den Kapiteln 8 und 9 zehn Wunder, die zeigen, dass Jesus die vollständige Macht hat, seinem Volk die Heilung und Erlösung zu bringen, die von den Propheten versprochen wurde (vgl. Mt 8,17; Jes 53,4; 35,5). Matthäus unterstreicht dies durch seine unverwechselbare Art, über Jesu Wunder zu berichten. Er schreibt, dass Jesus „alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk“ heilte (Mt 4,23; 9,35; 10,1). Es reicht ihm nicht aus, nur zu sagen: „alle Krankheit und Gebrechen“, denn er wollte unterstreichen, dass nichts seine Macht vereiteln konnte – also wiederholt er das Adjektiv zweimal: „[Jesus] heilte alle Krankheit und alles Leiden.“ Durch die häufige Verwendung des Namens „Sohn Davids“ in Verbindung mit Heilungen, die von Jesus durchgeführt wurden (vgl. Mt 9,27; 12,23; 15,22; 20,30), zeigt er, dass sein Reich ein Reich der vollständigen Segnung und Befreiung für sein Volk ist. Er ist wirklich der gesalbte Diener (vgl. Mt 12,18–21; Jes 42,1–3), der Christus, der lang erwartete Messias, die Erfüllung von allem, was die Propheten vorausgesagt haben.

2. Matthäus handelt von Jesus, dem Sohn Davids

Jesus Christus ist auch der verheißene Sohn Davids, dessen Königreich kein Ende haben wird (vgl. 2Sam 7,13; Ps 89,3; Jes 9,7). Matthäus zeichnet Jesu königliches Geschlechtsregister auf (vgl. Mt 1,2–17) und verfolgt seine Abstammung in drei Stufen von Abraham bis David, von David bis Jechonja und seinen Brüdern zur Zeit der Wegführung nach Babylon und dann von Jechonja bis Joseph, dem Sohn Davids, der der Ehemann Marias war, von der Jesus geboren wurde. Durch die besondere Betonung der Wegführung nach Babylon, die er zweimal erwähnt (vgl. Mt 1,11–12), zeigt Matthäus, dass die Verheißungen Gottes an David mit der Wegführung nach Babylon nicht zu Ende waren. Matthäus greift daher die letzten Worte von 2. Könige auf, die uns zeigen, dass die Linie Davids (trotz der Ermordung der fünf Söhne Zedekias) während des Exils in Babylon durch Jechonja (vgl. Jer 24,1; 2Kön 24,6–17; 25,27–30) bewahrt wurde. Am Ende von 2. Könige wird die Herrschaft des Messias implizit angekündigt: Jojachin wurde aus dem Gefängnis entlassen und erhielt einen Sitz über allen anderen Königen, die in Babylon waren. Matthäus endet mit der Erfüllung dieser Passage und zeigt, dass Jesus, dem Sohn Davids, alle Autorität im Himmel und auf Erden gegeben ist (vgl. Mt 28,18).

3. Matthäus handelt von Jesus, dem Sohn Abrahams

Matthäus sagt uns, dass Jesus der Sohn Abrahams ist, womit er nicht nur meint, dass Jesus ein Nachkomme Abrahams ist, sondern dass er der verheißene Same Abrahams ist, in dem alle Nationen der Erde gesegnet werden würden (vgl. 1Mose 22,18; 26,4). Diese „alle Nationen“-Reichweite der Erlösung, die Jesus bringt, wird subtil im Geschlechtsregister angedeutet (vgl. Mt 1,2–6), indem vier Frauen erwähnt werden: Drei von ihnen sind Nichtjuden (Tamar, Rahab und Ruth) und die letzte von ihnen ist die Frau eines Nichtjuden (Uria, der Hetiter; vgl. 2Sam 11,3). Dann, nach der Geburt Jesu, stellen wir fest, dass Gott heidnische Weisen durch einen Stern rief, um den Einen anzubeten, der als König der Juden geboren wurde (vgl. Mt 2,1–12; Jes 60,1–7). Als es für diesen König an der Zeit ist, seinen öffentlichen Dienst zu beginnen, geschieht dies in „Galiläa der Heiden“, denn es ist eine „Erlösung aller Nationen“, die er bringt (vgl. Mt 4,12–17; Jes 9,1–2).

„Matthäus endet mit der Erfüllung dieser Passage und zeigt, dass Jesus, dem Sohn Davids, alle Autorität im Himmel und auf Erden gegeben ist.“
 

Zu den allerersten Wundern Jesu gehört die Heilung des Knechtes eines römischen Hauptmanns (vgl. Mt 8,5–13) und später der Tochter einer kanaanäischen Frau, die schlimm von einem Dämon besessen ist (vgl. Mt 15,21–28). Die Speisung der Viertausend (die in der Dekapolis auf der östlichen Seite des Sees von Galiläa stattfand, wie in Markus 7,31 berichtet wird) zeigt, dass Jesus unter den Heiden tat, was er für die Juden bei der Speisung der Fünftausend getan hatte (vgl. Mt 14,13–21; 15,32–38). In der Rede vom Ölberg offenbart Jesus, dass das Evangelium vom Reich Gottes in der ganzen Welt als Zeugnis für alle Nationen verkündet werden muss, bevor das Ende kommt (vgl. Mt 24,14). Das Buch schließt mit dem Auftrag Jesu an seine Apostel, alle Völker zu Jüngern zu machen, was uns auf die Erfüllung der Verheißung an Abraham hinweist (vgl. Mt 28,18–20).

Jesus ist der Messias, der Sohn Davids und der Sohn Abrahams – das sind drei Dinge, die du über das Evangelium nach Matthäus wissen solltest.


1 Zum Beispiel verwendet Matthäus das griechische Wort idou mehr als 60 Mal. Es erscheint mehr als 1.000 Mal im griechischen Alten Testament und wird üblicherweise im Deutschen mit „siehe“ übersetzt. Lukas schreibt in ähnlicher Weise, aber Markus und Johannes verwenden es nicht so häufig. Es ist eine der Arten, wie die Bibel einen Punkt betont. Matthäus zeigt damit, wie tief die Sprache des Alten Testaments in sein Denken eingedrungen war. Beachte, dass er es erstmals (vgl. Mt 1,20) kurz vor einem Zitat aus dem Alten Testament benutzt, das es auch verwendet (vgl. Mt 1,23).