Warum der Arianismus heute noch relevant ist
Die Zeugen Jehovas
Im Mittelpunkt vieler verbreiteter häretischer Lehren steht die Frage: „Wer ist Christus?“ Wenn wir eine verzerrte Version von Christus zulassen, laufen wir Gefahr, gleichzeitig unser Verständnis davon zu verzerren, wie wir als sündige Menschen mit dem absolut heiligen Gott versöhnt werden können. Die Entstellung der Identität und Göttlichkeit Christi ist nichts Neues und wird in der Geschichte immer wieder bezeugt. Der Eifer, mit dem die Gemeinde die Wesensart Christi verteidigt, verdeutlicht, wie wichtig es ist, ein richtiges Verständnis dafür zu entwickeln. Ein solcher Fall war die Kontroverse um den Arianismus im 4. Jahrhundert.
Diese Debatten sind keineswegs nur etwas für Geschichtsbücher oder Hörsäle. Viele moderne Irrlehren sind nur die Wiederholungen alter Irrlehren. Wie wir weiter unten sehen werden, gilt dies insbesondere für den Arianismus und die Zeugen Jehovas. Ich hoffe, mit dieser Argumentation nicht nur diesen wohlbekannten Zusammenhang aufzuzeigen, sondern davon zu überzeugen, dass das Wissen um Irrlehren vor destruktiver Theologie schützt.
Was glaubten die frühen Christen über Christus? Glaubten sie, er sei Gott? Die ersten 300 Jahre des Christentums waren nicht frei von Kontroversen über die Wesensart Jesu. Im Mittelpunkt dieses Artikels steht der Konflikt zwischen dem alexandrinischen Lehrer Arius (256–336 n.Chr.) und dem Bischof von Alexandria, Alexander (250–326 n.Chr.).
Der Sohn Gottes im Arianismus
Arius und Alexander waren sich einig, dass Jesus der Sohn Gottes war. Auch stimmten sie darin überein, dass er Gott war und das Universum erschuf. Ihre Kontroverse entzündete sich an der Frage, was sie über Gott, den Sohn, im Verhältnis zu Gott, dem Vater, dachten. Man könnte die Frage folgendermaßen formulieren: In welchem Sinne war Christus Gott? Für Arius war Jesus Christus ein erschaffenes Wesen. Obwohl er der Erstgeborene der Schöpfung war, war Christus seinem Verständnis nach nicht ewig.
Ausgehend von Kolosser 1,15 vertrat Arius die Auffassung, dass Gott, der Sohn, die erste Schöpfung des Vaters sei und dass der Vater durch den Sohn alles andere erschaffen habe. Dies verschaffte dem Sohn zwar eine einzigartige Stellung unter Gottes Schöpfung. Aber er war dennoch erschaffen und daher nicht ewig. Deswegen lehrte Arius, dass die Göttlichkeit des Vaters größer sei als die des Sohnes. Er schrieb: „Wenn der Vater den Sohn gezeugt hat, so hat die Existenz des Geborenen einen Anfang, und deshalb leuchtet es ein, dass es eine Zeit gegeben hat, in welcher der Sohn nicht war.“
Die Antwort der Kirche in Nicäa
Alexander widerlegte die Position von Arius und argumentierte, dass Christus gezeugt und nicht geschaffen worden sei. Damit war und ist der Sohn dem Vater völlig gleichgestellt. Um den Begriff „gezeugt“ zu verstehen, müssen wir zunächst wissen, dass er auf das griechische Wort monogenes zurückgeht. Dieses Wort wird üblicherweise mit „eingeboren“ oder „einzig“ übersetzt. Das Wort beschreibt die einzigartige Beziehung eines Kindes zu seinen Eltern. Die Betonung lag also immer auf der Beziehung und nicht auf der physischen Zeugung.
Weil dieser Konflikt zu beträchtlicher Uneinigkeit im römischen Reich führte, berief Kaiser Konstantin im Jahr 325 n.Chr. das Konzil von Nicäa ein. Es setzte sich aus zwei führenden Persönlichkeiten zusammen: Alexander von Alexandrien, der von Athanasius begleitet wurde, und Arius. Obwohl Athanasius an der Abfassung des Glaubensbekenntnisses von Nicäa nicht beteiligt war, verteidigte er dennoch aktiv seine Theologie gegen die Häretiker, die auf dem Konzil von Nicäa den Arianismus lehrten. Mehr als 300 Bischöfe waren anwesend.
Es war eine hitzige Debatte, deren Ergebnis schließlich die vorläufige Fassung des Glaubensbekenntnisses von Nicäa war. Dieses Glaubensbekenntnis bekräftigt mit der Aussage, dass der Sohn „eines Wesens mit dem Vater“ ist, sowohl die Göttlichkeit als auch die Ewigkeit Christi. Der Arianismus wurde verurteilt.
Warum war dies ein so wichtiger Streitpunkt?
Wenn Jesus Christus nicht Gott ist, ist die Erlösung unmöglich.
„Wenn Jesus Christus, unser Erlöser, nicht der menschgewordene Gott ist, gibt es auch keine Erlösung.“
Der Arianismus griff den Kern des Christentums an: Christus selbst. Die grundlegende Frage ist: Wie kann jemand, der nur ein Geschöpf ist, Sünder retten? Wie kann ein Geschöpf andere Geschöpfe vor dem Zorn eines unendlich heiligen Gottes erlösen? Athanasius fragte: „Welche Hilfe können die Geschöpfe von einem Geschöpf erhalten, das selbst der Erlösung bedarf?“
Seit dem Sündenfall war die Schöpfung Gottes durch Sünde korrumpiert. Daher ist kein Geschöpf Gottes in der Lage, das perfekte Opfer für unsere Sünde zu sein. Ein Schlüsselvers in dieser Angelegenheit ist 2. Korinther 5,21: „Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm zur Gerechtigkeit Gottes würden.“ Wenn Jesus Christus, unser Erlöser, nicht der menschgewordene Gott ist, gibt es auch keine Erlösung.
Arianismus heute: Die Zeugen Jehovas
Obwohl die arianische Irrlehre verurteilt wurde, besteht sie bis heute fort. Die Zeugen Jehovas, die im späten 19. Jahrhundert von Charles Taze Russell gegründet wurden, lehren, dass Jesus ein erschaffenes Wesen, nicht ewig und nicht Gott ist. Sie lehren auch, dass Jesus Christus der Erzengel Michael war. Die Bibel lehrt jedoch eindeutig, dass Jesus Gott ist (vgl. Hebr 1,8; Joh 1,1, 14; 20,26–18; Apg 20,28; Röm 9,5; 2Petr 1,1).
Um ihre falsche Lehre zu untermauern, bestehen die Zeugen Jehovas auf ihrer Neue-Welt-Übersetzung (NWÜ) der Bibel, die sowohl Auslassungen als auch Zusätze enthält. Zum Beispiel heißt es in Johannes 1,1: „[D]as Wort war ein Gott.“ Ihre ungerechtfertigte Hinzufügung des unbestimmten Artikels („ein“) verändert die Bedeutung des Textes radikal und macht den Sohn zu einem untergeordneten, geringeren Gott.
„Irrlehren, die die Göttlichkeit und Menschlichkeit Christi ablehnen, lehnen auch sein vollendetes Werk am Kreuz ab. Sie machen die Erlösung unmöglich.“
Ein weiteres Beispiel findet sich in Kolosser 1,15–17. Die NWÜ gibt diese Verse wie folgt wieder: „Alles andere ist durch ihn und für ihn erschaffen worden.“ Aber das Wort „andere“ kommt im griechischen Original nicht vor; es wurde hinzugefügt, um die arianische Lehre der Zeugen Jehovas zu rechtfertigen. Wie Arius behaupten sie, dass Jesus der Erste war, der von Jehova geschaffen wurde, bevor alle anderen Dinge durch ihn geschaffen wurden.
Ungerechtfertigte Änderungen an der Heiligen Schrift sind nicht nur falsch; sie werden ihre Anhänger ins Verderben führen. Der Apostel Petrus drückte es so aus:
„Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die heimlich verderbliche Sekten einführen, indem sie sogar den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen; und sie werden ein schnelles Verderben über sich selbst bringen.“ (2Petr 2,1)
Christologie ist entscheidend
Um das Christentum in seinem Kern zu verstehen, sind die Person und das Werk Christi von entscheidender Bedeutung. Irrlehren, die die Göttlichkeit und Menschlichkeit Christi ablehnen, lehnen auch sein vollendetes Werk am Kreuz ab. Sie machen die Erlösung unmöglich. Wir müssen uns vor falschen Lehren hüten, wann immer sie auftauchen. Wie Paulus in 1. Thessalonicher 5,21–22 mahnt: „Prüft alles, das Gute behaltet! Haltet euch fern von dem Bösen in jeglicher Gestalt!“