Treu und gewöhnlich
Vater von Kindern mit Behinderung und Pastor zugleich – geht das?
Es ist immer herausfordernd, ein Pastor zu sein, und dasselbe gilt für das Vatersein. Aber manche Situationen können schwieriger sein als andere. Ich bin Pastor einer kleinen Gemeinde und Vater von Kindern mit Behinderungen, und beides kann äußerst entmutigend sein.
Alle, die im selben Boot sitzen wie ich, möchte ich besonders ermutigen, in den ganz gewöhnlichen Aspekten des Lebens und Dienstes treu zu sein und beständig zum Herrn zu gehen, der ihnen diese immense Verantwortung übertragen hat. Darüber hinaus habe ich noch ein paar weitere Dinge über das Glaubensleben gelernt.
Ein treues, gewöhnliches Leben
Ja, du bist Pastor. Ja, du bist Vater. Aber vergiss nie: Du bist auch ein Jünger – und einfach ein Mensch. Also hab acht auf dich selbst (vgl. Apg 20,28).
Wann immer es dir möglich ist, achte auf guten Schlaf und gutes Essen, treibe Sport und finde Wege, um dich zu entspannen. Kümmere dich um deine eigene Seele und pflege Freundschaften. Pflege die Beziehung zu deinen Mitältesten, anderen örtlichen Pastoren oder anderen weisen christlichen Freunden. Du musst regelmäßig daran erinnert werden, dass du nicht allein bist.
Bei alledem vergiss nicht, dich um deine Frau zu kümmern. Sie trägt eine besondere Last, während du den Pastorendienst ausübst. Gib ihr jede Gelegenheit, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, um sich zu erholen und aufzutanken. Versuch immer, Rücksicht auf sie zu nehmen (vgl. 1Petr 3,7).
„Finde selbst an den dunkelsten und schwierigsten Tagen Freude.“
Sowohl deine Gemeinde als auch deine Familie werden darunter leiden, wenn du und deine Frau Probleme haben. Nimm dir unter allen Unterständen ein paar Minuten Zeit, um deiner Frau in die Augen zu sehen, sie deiner Liebe zu versichern, Konflikte zu lösen und auf derselben Seite zu bleiben.
Meine Frau und ich zitieren gelegentlich eine Zeile aus dem Musical Hamilton, wenn wir das Gefühl haben, „das Unvorstellbare zu erleben“. Die Emotionen und Spannungen in unserem Haus kochen hoch, vor allem abends. Wenn du irgendetwas tun kannst, um die Situation zu entspannen, dann wird dir das helfen, deiner Familie zu dienen. Die Erziehung von Kindern mit Behinderungen wird dich und deine Ehefrau entweder auseinanderbringen oder zusammenführen. Tu alles, was in deiner Macht steht, um Letzteres zu erreichen.
Wenn dir jemand anbietet, dich auf konkrete Weise zu segnen – sei es mit einem Geschenkgutschein, Karten für ein Sportevent oder Babysitting –, dann danke Gott und lass dir dienen. Finde selbst an den dunkelsten und schwierigsten Tagen Freude.
Treues, gewöhnliches Pastor-Sein
Mach die Leitung einer Gemeinde nicht komplizierter als nötig. Du bist nicht allwissend und auch nicht allgegenwärtig. Vergleich dich nicht mit Menschen, die Energie, Kompetenz und Einfluss in außergewöhnlichem Maß besitzen. Vielleicht musst du deine Erwartungen an dich selbst zurückschrauben und dich auf das Wesentliche beschränken: predigen, beten und mit gutem Beispiel vorangehen.
Aufgrund von Herausforderungen zu Hause reise ich nur selten. Es ist einfach zu viel für meine Familie. Ich kann nicht jedes Fach unterrichten, in jedem Vorstand mitarbeiten, jedes Mitglied besuchen oder an jeder Veranstaltung in der Gemeinde teilnehmen, auch wenn ich das sonst gerne tun würde. Wenn ich kann, arbeite ich im Voraus, denn wir wissen nie, wann ein Zeitblock, den ich für die Arbeit reserviert habe, durch dringende Bedürfnisse zu Hause unterbrochen wird.
„Ich bin nur eine Person, die versucht, Gottes Werk treu zu tun – und letztlich hängt dieses Werk nicht von mir ab.“
Wir haben uns auch dafür entschieden, unserer Gemeinde gegenüber so offen wie möglich über unser Privatleben zu sprechen, während wir gleichzeitig die Privatsphäre und Würde unserer Kinder schützen. Gelegentlich berichten wir von den Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Wir erzählen so viel, dass die Gemeinde zum Beispiel versteht, warum sie einen Teil unserer Familie nicht so oft sieht, wie sie es vielleicht erwartet. Unsere Gemeindefamilie ist sehr verständnisvoll und hilfsbereit. Ich stütze mich regelmäßig auf meine Ältestenkollegen, unsere Diakone und Freiwilligen. Wenn jemand anders eine Aufgabe übernehmen kann, lasse ich ihn, auch wenn ich mich gern mehr engagieren würde. Ich erinnere mich selbst ständig daran: Ich bin nur eine Person, die versucht, Gottes Werk treu zu tun – und letztlich hängt dieses Werk nicht von mir ab.
Treues, gewöhnliches Vater-Sein
Meine Frau und ich gingen nicht mit der Erwartung in die Ehe, dass wir einmal Kinder mit Behinderungen großziehen würden. Ich habe mir oft gedacht – und manchmal auch laut gesagt: „Das habe ich mir nicht ausgesucht.“ Ein Freund erinnerte mich vor ein paar Jahren daran, dass auch unsere behinderten Kinder sich das nicht ausgesucht haben. Wahrscheinlich ist die emotionale Belastung, die sie empfinden, für sie in jeder Hinsicht gravierender als für mich und meine Frau.
Sobald ich versuchte, das Leben mit ihren Augen zu sehen, wuchs mein Mitgefühl für sie, und mein Selbstmitleid begann zu schwinden. Ich unterstellte seltener geistliche Motive für die fast täglichen Gefühlsausbrüche unserer Kinder. Ja, sie sind Sünder und bedürfen der Buße und Erlösung. Ich bin schnell dabei, sie zur Hoffnung auf Christus allein aufzurufen. Aber sie haben auch weniger Spielraum für die normalen Herausforderungen des Lebens in einer gefallenen Welt, und sie neigen dazu, ihre Frustration auf eine Art und Weise auszudrücken, die für andere Kinder in ihrem Lebensalter nicht typisch ist. Das wirkt sich darauf aus, wie oft wir Menschen zu uns nach Hause einladen können, wie wir Geburtstage und Feiertage feiern, und was wir unseren Kindern sonntags zumuten können. Wir versuchen also, wie der Herr selbst zu sein: „barmherzig und gnädig…, geduldig und von großer Güte“ (Ps 103,8).
Wir haben versucht, dem Herrn für die Art und Weise zu danken, mit der er uns in unseren Tälern begegnet ist. Manchmal bedeutet das, dass wir für den medizinischen Fortschritt danken. Wie viel schwieriger wäre das noch vor fünfzig Jahren gewesen? Wir sind dankbar für Menschen, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, Menschen wie unseren Kindern zu dienen. Wir preisen Gott für das Geschenk der allgemeinen Gnade – die Tatsache, dass selbst nicht wiedergeborene Sünder Schönheit, Würde und Wert in unseren Kindern sehen.
„Wir vertrauen auf die Güte unseres souveränen Königs.“
Bei alledem haben wir uns bemüht, Demut zu bewahren – wir sind gebrochene Menschen, die die Gaben eines liebevollen Erlösers brauchen. Die Menschen werden unser Versagen als Eltern sehen, mein Versagen als Pastor, meine Unfähigkeit, es allen Menschen recht zu machen. Sie werden erfahren, dass wir zerbrechlicher sind, als uns lieb ist, dass wir vom Leben und vom Dienst erschöpfter sind, als wir zugeben wollen, dass wir weniger in der Lage sind, normale Familiengottesdienste zu feiern, als wir es uns je hätten vorstellen können. Aber wir versuchen es weiter. Wir setzen einen Fuß vor den anderen. Wir vertrauen auf die Güte unseres souveränen Königs. Und wir behalten die Hoffnung auf die Auferstehung vor Augen.
Fazit
Vor ein paar Jahren schrieb ich in einer schrecklich dunklen Nacht 2. Korinther 1,8–9 auf einen Notizzettel:
„Denn … wir hatten übermäßig schwer zu tragen, über unser Vermögen hinaus, sodass wir selbst am Leben verzweifelten; ja, wir hatten in uns selbst schon das Todesurteil, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt.“
In der Tat, wir sind mit unseren Kräften am Ende. Wir haben am Leben selbst verzweifelt. Manchmal haben wir das Gefühl, dass Gott uns ein Todesurteil auferlegt hat. Aber wir wissen auch, dass er derjenige ist, der uns von den Toten auferwecken wird.
Ja, die Erziehung von Kindern mit Behinderungen ist anstrengend. Eine kleine Gemeinde zu leiten ist überwältigend. Aber diese Herausforderungen lassen uns nach dem guten Hirten rufen, dessen Güte und Barmherzigkeit uns alle Tage unseres Lebens begleiten, und der uns den ganzen Weg nach Hause führen wird.