Glaubensüberzeugungen der Zeugen Jehovas

Artikel von Justin Taylor
13. September 2024 — 6 Min Lesedauer

Woran glauben Zeugen Jehovas? Nachfolgend wollen wir uns elf Punkte anschauen, über die wir informiert sein sollten, wenn Zeugen Jehovas vor der Tür stehen.

1. Der Name Gottes

Zeugen Jehovas glauben, dass der einzig wahre Name Gottes – der Name, mit dem er identifiziert werden muss – „Jehova“ ist.

In der Bibel wird Gott jedoch mit vielen Namen bezeichnet:

  • Gott (hebr. ‘elohim; vgl. 1Mose 1,1)
  • Gott, der Allmächtige (hebr. ‘el shadday; vgl. 1Mose 17,1)
  • Herr (hebr. ‘adonay; vgl. Ps 8,1)
  • Herr der Heerscharen (hebr. yhwh tseba’ot; vgl. 1Sam 1,3)

Im Neuen Testament bezeichnet Jesus Gott als „Vater“ (griech. patēr; vgl. Mt 6,9). Ebenso taten es die Apostel (vgl. 1Kor 1,3).

2. Die Dreieinigkeit

Zeugen Jehovas glauben, dass die Dreieinigkeit unbiblisch sei, weil das Wort nicht in der Bibel vorkommt und die Bibel betont, dass es nur einen Gott gibt.

„Die Lehre der Trinität findet große biblische Unterstützung.“
 

Biblisch gesehen ist es wahr, dass es nur einen Gott gibt (vgl. Jes 44,6; 45,18; 46,9; Joh 5,44; 1Kor 8,4; Jak 2,19). Aber es ist auch wahr, dass in der Schrift drei Personen Gott genannt werden:

  • der Vater (vgl. 1Petr 1,2)
  • der Sohn Jesus (vgl. Joh 20,28; Hebr 1,8)
  • der Heilige Geist (vgl. Apg 5,3–4)

Jeder dieser drei besitzt die Eigenschaften der Gottheit, darunter:

  • Allgegenwart (vgl. Ps 139,7; Jer 23,23–24; Mt 28,20)
  • Allwissenheit (vgl. Ps 147,5; Joh 16,30; 1Kor 2,10–11)
  • Allmacht (vgl. Jer 32,17; Joh 2,1–11; Röm 15,19)
  • Ewigkeit (vgl. Ps 90,2; Hebr 9,14; Offb 22,13)

Darüber hinaus ist jeder der drei an den göttlichen Werken beteiligt, z.B. an der Erschaffung des Universums:

  • der Vater (vgl. 1Mose 1,1; Ps 102,25)
  • der Sohn (vgl. Joh 1,3; Kol 1,16; Hebr 1,2)
  • der Heilige Geist (vgl. 1Mose 1,2; Hiob 33,4; Ps 104,30)

Die Bibel weist darauf hin, dass es in der Gottheit drei in einem gibt (vgl. Mt 28,19; 2Kor 13,14).

Die Lehre der Trinität findet somit große biblische Unterstützung.

3. Jesus Christus

Zeugen Jehovas glauben, dass Jesus von Jehova als Erzengel Michael erschaffen wurde, bevor die physische Welt existierte, und dass er ein kleinerer, wenn auch mächtiger Gott ist.

Biblisch gesehen ist Jesus jedoch von Ewigkeit her Gott (vgl. Joh 1,1; 8,58; 2Mose 3,14) und hat genau dieselbe göttliche Natur wie der Vater (vgl. Joh 5,18; 10,30; Hebr 1,3).

In der Tat setzt ein Vergleich zwischen dem Alten und dem Neuen Testament Jesus mit Jehova gleich (vgl. Jes 43,11 mit Tit 2,13; Jes 44,24 mit Kol 1,16; Jes 6,1–5 mit Joh 12,41).

Jesus selbst erschuf die Engel (vgl. Kol 1,16; Joh 1,3; Hebr 1,2 und 10) und wird von den Engeln angebetet (vgl. Hebr 1,6).

4. Die Inkarnation

Zeugen Jehovas glauben, dass Jesus, als er auf der Erde geboren wurde, nur ein Mensch war und nicht Gott in Menschengestalt.

Dies verstößt gegen die biblische Lehre, dass in dem menschgewordenen Christus „die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ wohnt (Kol 2,9; vgl. auch Phil 2,6–7).

Das Wort „Fülle“ (gk. plērōma) beinhaltet die Idee der Gesamtsumme. „Gottheit“ (griech. theotēs) bezieht sich auf die Natur, das Wesen und die Eigenschaft.

„Der menschgewordene Jesus war die Gesamtsumme der Natur, des Wesens und der Eigenschaften Gottes in leiblicher Gestalt.“
 

Daher war der menschgewordene Jesus die Gesamtsumme der Natur, des Wesens und der Eigenschaften Gottes in leiblicher Gestalt.

Jesus ist Immanuel, oder „Gott mit uns“ (vgl. Mt 1,23; Jes 7,14; Joh 1,1; 14,18; 10,30; 14,9–10).

5. Die Auferstehung

Zeugen Jehovas glauben, dass Jesus zwar geistig, aber nicht körperlich, von den Toten auferstand.

Biblisch gesehen behauptete der auferstandene Jesus jedoch, dass er nicht nur ein Geist war, sondern einen Körper aus Fleisch und Knochen hatte (vgl. Lk 24,39; Joh 2,19–21).

Bei mehreren Gelegenheiten nahm er Nahrung zu sich und bewies damit, dass er nach der Auferstehung einen echten physikalischen Körper hatte (vgl. Lk 24,30.42–43; Joh 21,12–13).

Dies wurde von seinen Anhängern bestätigt, die ihn körperlich berührten (vgl. Mt 28,9; Joh 20,17).

6. Das zweite Kommen

Zeugen Jehovas glauben, dass das zweite Kommen ein unsichtbares, geistiges Ereignis war, das im Jahr 1914 stattfand.

Biblisch gesehen wird das künftige zweite Kommen jedoch physisch und sichtbar sein (vgl. Apg 1,9–11; Tit 2,13) und von sichtbaren kosmischen Erschütterungen begleitet werden (vgl. Mt 24,29–30). Jedes Auge wird ihn sehen (vgl. Offb 1,7).

7. Der Heilige Geist

Zeugen Jehovas glauben, dass der Heilige Geist eine unpersönliche Kraft Gottes ist und keine eigenständige Person.

Biblisch gesehen hat der Heilige Geist jedoch die drei wichtigsten Eigenschaften einer Persönlichkeit:

  • Verstand (vgl. Röm 8,27)
  • Emotionen (vgl. Eph 4,30)
  • Willen (vgl. 1Kor 12,11)

Außerdem werden für ihn Personalpronomen verwendet (vgl. Apg 13,2). Und er tut Dinge, die nur eine Person tun kann, darunter:

  • Lehren (vgl. Joh 14,26)
  • Zeugnis geben (vgl. Joh 15,26)
  • Beauftragung (vgl. Apg 13,4)
  • Befehle erteilen (vgl. Apg 8,29)
  • Fürsprache einlegen (vgl. Röm 8,26)

Der Heilige Geist ist die dritte Person der Dreieinigkeit (vgl. Mt 28,19).

8. Erlösung

Zeugen Jehovas glauben, dass die Errettung den Glauben an Christus, die Verbindung mit Gottes Organisation (d.h. ihrer Religion) und den Gehorsam gegenüber ihren Regeln erfordert.

Aus biblischer Sicht wird jedoch das Evangelium zunichte gemacht, wenn man den Gehorsam gegenüber Regeln als Voraussetzung für die Errettung ansieht (vgl. Gal 2,16–21; Kol 2,20–23).

„Das Heil beruht ausschließlich auf Gottes unverdienter Gunst (Gnade), nicht auf der Leistung des Gläubigen.“
 

Das Heil beruht ausschließlich auf Gottes unverdienter Gunst (Gnade), nicht auf der Leistung des Gläubigen.

Gute Werke sind die Frucht oder das Ergebnis, nicht die Grundlage des Heils (vgl. Eph 2,8–10; Tit 3,4–8).

9. Zwei Gruppen von Erlösten

Jehovas Zeugen glauben, dass es zwei Völker Gottes gibt: Erstens, die gesalbte Klasse (144.000) wird im Himmel leben und mit Christus regieren. Zweitens, die „anderen Schafe“ (alle anderen Gläubigen) werden für immer auf einer paradiesischen Erde leben.

Biblisch gesehen erwartet jedoch alle, die an Christus glauben, eine himmlische Bestimmung (vgl. Joh 14,1–3; 17,24; 2Kor 5,1; Phil 3,20; Kol 1,5; 1Thess 4,17; Hebr 3,1), und diese Menschen werden auch auf der neuen Erde wohnen (vgl. 2Petr 3,13; Offb 21,1–4).

10. Keine immaterielle Seele

Die Zeugen Jehovas glauben nicht, dass der Mensch eine immaterielle Natur hat. Die „Seele“ ist einfach die Lebenskraft im Menschen. Beim Tod verlässt diese Lebenskraft den Körper.

Biblisch gesehen ist das Wort „Seele“ jedoch vielschichtig. Eine Hauptbedeutung des Begriffs ist das immaterielle Selbst des Menschen, das den Tod bewusst überlebt (vgl. 1Mose 35,18; Offb 6,9–10). Ungläubige befinden sich in bewusstem Leid (vgl. Mt 13,42; 25,41.46; Lk 16,22–24; Offb 14,11), während Gläubige in bewusster Glückseligkeit im Himmel sind (vgl. 1Kor 2,9; 2Kor 5,6–8; Phil 1,21–23; Offb 7,17; 21,4).

11. Die Hölle

Die Zeugen Jehovas glauben, dass die Hölle kein Ort ewigen Leidens ist, sondern vielmehr das gemeinsame Grab der Menschheit. Die Bösen werden vernichtet – für immer aus dem Bewusstsein gelöscht.

Biblisch gesehen ist die Hölle jedoch ein wirklicher Ort des bewussten, ewigen Leidens (vgl. Mt 5,22; 25,41.46; Jud 7; Offb 14,11; 20,10.14).

Weiterführende Links

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