Pastorenwechsel – ein Übergang mit Tücken

Artikel von William Spink
23. Oktober 2024 — 5 Min Lesedauer

Im Lebenszyklus jeder Gemeinde gibt es eine Reihe von denkwürdigen Meilensteinen. Einer davon ist die Übergangsphase zwischen zwei Pastoren. Je länger ein Pastor eine Gemeinde geleitet hat, desto schwieriger kann der Übergang sein. Deshalb ist es wichtig, sorgfältig darüber nachzudenken, wie man mit dieser Zeit umgeht.

Ich wurde im Alter von 27 Jahren Pastor meiner früheren Gemeinde. Umgeben von einer starken Gruppe von Ältesten diente ich der Gemeinde die darauffolgenden 39 Jahre lang. Obwohl ich es mir nur schwer vorstellen konnte, wusste ich, dass ich irgendwann zurücktreten musste, damit die Gemeinde unter neuer Leitung gedeihen konnte. Aber wie sollte ich das anstellen?

Prioritäten für den Übergang

Wenn ich über unseren Übergangsprozess nachdenke, dann kristallisieren sich einige wichtige Grundsätze heraus.

„Mit Gottes Gnade wollte ich aktiv bis zur Ziellinie laufen, anstatt einfach nur dorthin zu trudeln. Ich wollte, dass meine letzten Jahre fruchtbar sind und keine selbstverliebte ‚Siegesrunde‘.“
 

Erstens war ich entschlossen, „gut abzuschließen“. Mit Gottes Gnade wollte ich aktiv bis zur Ziellinie laufen, anstatt einfach nur dorthin zu trudeln. Ich wollte, dass meine letzten Jahre fruchtbar sind und keine selbstverliebte „Siegesrunde“.

Zweitens gab ich der Gemeinde viel Zeit, den Übergang gut zu planen. Ich präsentierte dem Ältestenrat einen Plan für meine letzten zwei Jahre, sodass eine Findungskommission gebildet, ein Gemeindeprofil formuliert und potentielle Kandidaten gesucht werden konnten.

Ein dritter Grundsatz war der schrittweise Transfer der Leitungsaufgaben von mir als Hauptpastor auf den Ältestenrat. Durch Gottes Vorsehung übernahm der Schriftführer die Verantwortung für die Leitung der Sitzungen, sodass diese weniger von mir abhingen.

Eine letzte wichtige Priorität war die Notwendigkeit offener und ständiger Kommunikation mit der Gemeinde. Älteste werden häufig für den vermeintlichen Mangel an Kommunikation zwischen Leitung und Mitgliedern kritisiert. Die Übergangszeit zwischen Pastoren kann in den Herzen der Gemeindemitglieder große Ängste auslösen. Indem wir die Gemeinde regelmäßig und sorgfältig auf dem Laufenden hielten, versuchten wir, sie mit so vielen Informationen wie möglich zu versorgen.

Erkenntnisse aus der Übergangsphase

Wenn ich über die Übergangszeit in meiner Gemeinde nachdenke, frage ich mich natürlich: „Was würde ich anders machen, wenn ich alles noch einmal machen müsste?“ Einiges hätte besser laufen können.

Ich hätte zum Beispiel öfter andere predigen lassen können, als mein Dienst zu Ende ging. Hätte es die Gemeinde besser auf einen neuen Prediger vorbereitet, wenn sie meine Stimme in meinen letzten Jahren etwas seltener gehört hätte? Möglicherweise, aber es war mir auch wichtig, den Dienst in diesen letzten beiden Jahren so „normal wie möglich“ durchzuführen. Außerdem wollten wir den Anschein vermeiden, dass verschiedene Prediger für die Stelle „vorsprachen“, bevor die Findungskommission aktiv auf der Suche war.

„Für die Gemeinde bestand kein Anlass zu Angst vor der Zukunft, denn Gott führt seine Gemeinde treu.“
 

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt war für mich die Betonung von Gottes Gegenwart und Treue im Leben der Gemeinde. 39 Jahre lang war mein Name mit der Gemeinde verbunden gewesen, aber es war nicht „meine“ Gemeinde. Es ist Gottes Gemeinde, und sie ist durch Gottes Kraft aufgebaut worden (vgl. 1Kor 3,6–9). Für die Gemeinde bestand kein Anlass zu Angst vor der Zukunft, denn Gott führt seine Gemeinde treu. Diese Botschaft musste immer wieder verkündet werden, um zu vermeiden, dass die Gemeindemitglieder der Zukunft mit Zweifeln entgegensahen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Übergangsphase ist die Beziehung der Gemeinde zu ihrem scheidenden Pastor und seiner Frau. Die Mitglieder ringen mit ihren Gefühlen – so können sich manche vielleicht zurückgewiesen fühlen, andere sind ängstlich, viele sind traurig. Es kann gut sein, dass man an den liebgewordenen Gesichtern die verschiedenen Phasen der Trauer ablesen kann. Und auch der Pastor und seine Frau erleben vielleicht ihre eigenen emotionalen Herausforderungen.

Es ist wichtig, sich diese emotionale Dynamik einzugestehen und sie anzusprechen. Sich gegenseitig auf das Evangelium und seine Verheißungen hinzuweisen, ist ein wirksamer Balsam für kranke Herzen. Ein Übergang sollte in geordneter und angemessener Weise vonstatten gehen, aber er sollte auch emotionale Ermutigung und biblischen Rat für die Mitglieder bieten, die sich Sorgen um die Zukunft der Gemeinde machen und sie lieben.

Die Geschichte geht weiter

Im Januar 2020 reichte ich offiziell meinen „Rücktritt“ als Hauptpastor ein. Die Gemeinde überstand die Coronakrise, die das Gemeindeleben eine Zeit lang erschwerte. Die Findungskommission arbeitete fleißig und fand schließlich einen neuen Pastor, der die Gemeinde seither mit spürbarem Wachstum und Segen vorangebracht hat.

Auf Anraten weiser Ratgeber zogen meine Frau und ich für fünf Monate fort, damit die Gemeinde den Übergang verarbeiten konnte, ohne dass wir ständig zugegen waren. Ich glaube, dass diese Trennungszeit für alle Beteiligten von Vorteil war.

Nach meiner Rückkehr wurde ich Interimsprediger für eine andere Gemeinde in unserem Gebiet. Meine Frau und ich genossen es, dieser Gemeinde fast vier Jahre lang zu dienen. Dieser Auftrag beantwortete die wichtige Frage, wo wir nach unserer Rückkehr in die Heimat den Gottesdienst besuchen würden.

Durch Gottes Vorsehung wurde ich kürzlich von unserer ehemaligen Gemeinde berufen, als Pastor im Ruhestand in die Gemeinde zurückzukehren. Der derzeitige Pastor unterstützt diese Berufung mit Begeisterung, und es war für uns ein Segen, in die Gemeinde zurückzukehren, die wir so sehr lieben. Ich fühle eine große Verantwortung, diese Rolle demütig und treu auszuüben, um nicht mit dem neuen Hauptpastor zu konkurrieren oder seinen Dienst zu behindern.

Der Lebenszyklus der Gemeinde hat sich geschlossen. Als wir 1981 hierher kamen, ahnten meine Frau und ich nicht, dass wir 39 Jahre lang der gleichen Herde dienen würden. Wir hatten auch nicht erwartet, dass wir in unseren Siebzigern als Pastor im Ruhestand mit Ehefrau zurückkehren würden. Gott segnet die Gemeinde, die er mit dem Blut seines Sohnes erkauft hat, überaus reichlich.