Ein Schatz, der größer ist als unser Zuhause
Das Zuhause existiert für Christus. Unsere Ehen, unsere Kinder, ja, selbst unsere materiellen Räume sind allesamt Mittel einer freudigen Antwort auf ihn. Durch das Zuhause drücken wir unsere Wertschätzung Christus gegenüber aus und zeigen anderen, wie sie ihn ebenfalls wertschätzen können (Tit 2,3–5; Spr 31,10–31).
Doch allzu oft bewerten wir unser Zuhause höher als Christus. Infolgedessen wird das, was er als Segen und Mittel der Heiligung gegeben hat, zu einem Mittel der Leistung oder Errungenschaft – zu einem Ort, an dem unsere guterzogenen Kinder oder unsere organisatorischen Fähigkeiten etwas über unseren Wert und unsere Rechtschaffenheit verraten sollen. Unser Zuhause wird ein Grund des Stolzes, der Selbstbewertung oder des Vergleichs. Und wir klammern uns an unserem Schatz fest, weil wir meinen, dass das Zuhause unter unserer Kontrolle steht, dass es uns gehört und dass wir damit etwas Besonderes geschaffen haben.
Die Versuchung, das eigene Zuhause überzubewerten, ist besonders groß an guten Tagen, wenn die Kinder schön miteinander spielen, wenn es zwischen unserem Ehemann und uns harmonisch zugeht oder wenn das Haus blitz und blank und alles aufgeräumt ist.
Aber wie sieht es an den schlechten Tagen aus? Wenn ein Kind einen Wutanfall bekommt, wenn es einen Erwachsenen nicht respektiert oder wenn die Kommunikation aus dem Ruder läuft? Wenn die Spülmaschine undicht ist und das Wasser den Küchenboden überschwemmt oder wenn ein Termin vergessen wird? Wenn ein hartes Wort ausgesprochen wird oder Prioritäten über den Haufen geworfen werden? Was ist mit den Tagen, an denen das Leben völlig aus den Fugen gerät?
Wenn uns unser Zuhause wichtiger ist als Christus und unser Selbstwert von den Umständen unseres Zuhauses abhängt, dann sind die schlechten Tage niederschlagend, ja sogar verheerend.
An den schlechten Tagen können wir beobachten, dass sich das Zuhause ähnlich wie das Gesetz verhält:
- Unser Schatz, das Zuhause, richtet dringliche, ständige wechselnde und unaufhörliche Perfektionsansprüche an uns, denen wir nie gerecht werden können (vgl. Gal 3,10).
- Unser Schatz, das Zuhause, veranlasst uns, das zu schätzen und uns dem anzupassen, was anderen gefällt oder ihren Respekt verdient, statt dem, was Gott gefällt (vgl. Kol 2,20–22).
- Unser Schatz, das Zuhause, mit seinen perfektionistischen, imagepflegenden Zwängen, kann unsere Herzen und unsere Familien nicht mit Leben erfüllen (vgl. Gal 3,21).
Wenn wir unser Zuhause als unsere Gerechtigkeit ansehen, bringen wir unseren Kindern unterschwellig bei, dass Verhalten wichtiger ist als die Einstellung des Herzens, dass ein ordentliches Zuhause wichtiger ist als Beziehungen, dass wir anderen überlegen sind oder dass wir an den Dingen, die wir lieben, festhalten und sie kontrollieren müssen, anstatt sie Gott anzuvertrauen.
Die gute Nachricht ist, dass selbst dann, wenn wir unser Zuhause mehr geschätzt haben als Christus, unsere Schwächen uns zu Christus, dem wahren Schatz, führen und uns zeigen, dass wir ohne ihn nicht fähig sind, gerecht zu sein (vgl. Gal 3,24). Durch unsere Fehler erkennen wir, dass wir auf eine Hilfe angewiesen sind, die außerhalb von uns selbst liegt, nämlich die Gnade und Kraft Christi. Nur so können wir unser Zuhause so gestalten, wie Gott es sich gedacht hat.
Wenn Christus unser Schatz ist, dann ist unser Zuhause von Liebe, Gnade und von völliger Abhängigkeit vom Heiligen Geist geprägt. Dann jagen wir nicht der Selbstgerechtigkeit nach oder klammern uns an Schätze, die trotz all ihrer positiven Aspekte verloren gehen können. Stattdessen klammern wir uns an den einzigen Schatz, der weder gestohlen werden kann noch matt wird: Christus selbst.