Vor allen Dingen: Freude
Aus dem Leben von Athanasius (298–373 n.Chr.)
Dem Kirchenvater Athanasius wurde der Beiname contra mundum gegeben – Athanasius gegen die Welt.
Der Titel ist auf Athanasius’ lebenslangen Kampf zurückzuführen, der zum Ziel hatte, die Gottheit Christi zu erklären und zu verteidigen, als es so schien, als sei die ganze Welt von der Orthodoxie abgedriftet. Athanasius hielt dieser gewaltigen Abkehr von der Orthodoxie stand, auch wenn die Stunde des Triumphes erst am Ende seines Lebens schlug.
Arius’ Häresie
Der Konflikt entbrannte im Jahr 319 n.Chr., als ein in Alexandria lebender Diakon namens Arius (geboren 256 n.Chr.) Bischof Alexander einen Brief überreichte. Darin behauptete er, dass der Sohn Gottes, wenn er wirklich ein Sohn gewesen sei, einen Anfang gehabt haben müsse. Es müsse also eine Zeit gegeben haben, in der er nicht existiert habe.
Athanasius (geboren 298 n.Chr. in Ägypten) war zu diesem Zeitpunkt etwas älter als 20 und somit über 40 Jahre jünger als Arius (eine Lektion darüber, wie eine jüngere Generation bibeltreuer sein kann als eine ältere Generation). Athanasius stand im Dienst von Alexander, dem Bischof von Alexandria. Über seine Jugend ist so gut wie nichts bekannt.
Im Jahr 321 n.Chr. wurde in Alexandria eine Synode einberufen, auf der Arius seines Amtes enthoben und seine Ansichten als Häresie verurteilt wurden. Athanasius schrieb im Alter von 23 Jahren die Amtsenthebung, und darin bestand für die folgenden 52 Jahre seine Aufgabe: Er schrieb, um die Herrlichkeit des menschgewordenen Sohnes Gottes zu verkünden. Arius’ Absetzung löste einen 60-jährigen ekklesialen und reichsweiten politischen Konflikt aus.
Eusebius von Nikomedia (das heutige Izmit in der Türkei) griff Arius’ Theologie auf und wurde „zum Haupt und Zentrum der arianischen Sache“.[1] In den darauffolgenden Jahren war der östliche Teil des Römischen Reichs (gemessen vom heutigen Istanbul Richtung Osten) überwiegend arianisch, obwohl das berühmte Konzil von Nicäa im Jahr 325 n.Chr. die volle Gottheit Christi bejahte. Hunderte von Bischöfen unterzeichneten es und formulierten es anschließend so um, dass der Arianismus tatsächlich in den Wortlaut von Nicäa passte.
Der Brennpunkt des Imperiums
Als Athanasius’ Mentor Alexander, der Bischof von Alexandria, am 17. April 328 n.Chr. starb (drei Jahre nach dem Konzil von Nicäa), gingen die Verantwortung für Ägypten und die Sache der Orthodoxie auf Athanasius über. Am 8. Juni desselben Jahres wurde er zum Bischof geweiht. Dieses Bistum war nach Rom das zweitgrößte der Christenheit. Es war für alle Bischöfe in Ägypten und Libyen zuständig. Unter Athanasius starb der Arianismus in Ägypten vollständig aus, und von Ägypten aus übte Athanasius seinen Einfluss im Kampf um die Gottheit Christi auf das ganze Reich aus.
Bereits zwei Jahre nach seinem Amtsantritt als Bischof von Alexandria wurde Athanasius zum Brennpunkt einer Kontroverse. Die meisten der Bischöfe, die das Glaubensbekenntnis von Nicäa unterschrieben hatten, wollten niemanden als Ketzer bezeichnen, auch wenn sie mit dieser grundlegenden Aussage über die Gottheit Christi nicht einverstanden waren. Sie wollten Athanasius und seinen Eifer für diese Angelegenheit loswerden. Also wurde Athanasius beschuldigt, illegale Steuern zu erheben. Unter anderem wurde ihm vorgeworfen, dass er bei seiner Ordination zu jung gewesen sei, dass er Magie einsetze und dass er verräterische Personen unterstütze. Auch Konstantin gefiel Athanasius’ harte Linie nicht und er bestellte ihn deshalb im Jahr 331 n.Chr. nach Rom, um sich der Anklage der Bischöfe zu stellen. Angesichts der Fakten wurde er freigesprochen, aber seine Verteidigung der Gottheit Christi fand zunehmend weniger Rückhalt.
Athanasius wurde schließlich verurteilt und floh mit vier Bischöfen nach Konstantinopel. Die Ankläger verwarfen ihre bisherigen Anklagen und erfanden eine neue Anklage mit falschen Zeugen: Athanasius habe versucht, Konstantins Hauptstadt auszuhungern, indem er Weizenlieferungen aus Alexandria verhindert habe. Für Konstantin war das zu viel, und obwohl keine belastenden Beweise vorlagen, ließ er Athanasius nach Trier verbannen. Am 8. Februar 336 n.Chr. ging Athanasius ins Exil.
Siebenjährige Abwesenheit
Im folgenden Jahr starb Konstantin und das Reich wurde unter seinen drei Söhnen Konstantius (Osten), Konstans (Italien und Illyricum) und Konstantin II. (Gallien und Afrika) aufgeteilt. Eine der ersten Amtshandlungen Konstantins II. war die Wiedereinsetzung von Athanasius in sein Amt in Alexandria am 23. November 337 n.Chr.
Zwei Jahre später überzeugte Eusebius (der Anführer der Arianer) Konstantin davon, Athanasius loszuwerden. Er übernahm die kirchliche Macht, erklärte Gregor zum Bischof von Alexandria, setzte seinen eigenen weltlichen Statthalter in der Stadt ein und bemächtigte sich gewaltsam der Bischofsquartiere und der Kirchen. Athanasius war gezwungen, die Stadt zu verlassen, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden.
Dies war der Beginn seines zweiten Exils und die längste Zeit, die er von seiner Herde getrennt war. Er ging am 16. April 339 n.Chr. ins Exil und kam erst am 21. Oktober 346 n.Chr. wieder zurück. Konstantins andere Söhne unterstützten Athanasius und beriefen das Konzil von Serdica (das heutige Sophia in Bulgarien) ein, das ihn im August 343 n.Chr. rehabilitierte. Es dauerte jedoch drei Jahre, bis die politischen Voraussetzungen für seine Rückkehr gegeben waren. Nach sieben Jahren der Abwesenheit kehrte Athanasius schließlich unter großem Jubel zu seinem Volk zurück.
Aus den Fängen des Teufels
Am 18. Januar 350 n.Chr. wurde Konstans ermordet. Dies ermöglichte es Konstantius, seine Macht zu festigen und Athanasius ungehindert anzugreifen. Die Einwohner Alexandrias wehrten im Jahr 355 n.Chr. einen bewaffneten Angriff des kaiserlichen Sekretärs Diogenes auf die Stadt ab. Im darauffolgenden Jahr schickte Konstantius jedoch seinen militärischen Befehlshaber Syrianus, um kaiserliche Kontrolle in Alexandria auszuüben.
Am 8. Februar 356 n.Chr. drangen Soldaten in die größte Kirche Alexandrias ein, als Athanasius die Gläubigen gerade auf das Abendmahl am nächsten Morgen vorbereitete. Während die Soldaten eindrangen, nahm Athanasius seinen Platz ein und wies den Diakon an, mit der Gemeinde Psalm 136 zu beten. Jedes Mal, wenn die Gemeinde antwortete: „Denn seine Gnade währt ewiglich“, rückten die Soldaten etwas weiter auf Athanasius zu. Dieser weigerte sich, der Aufforderung des Bischofs zu folgen und zu fliehen, solange nicht alle Menschen in Sicherheit waren. Schließlich ergriff eine Gruppe von Mönchen und anderen Anführern Athanasius und entfernte ihn inmitten der verwirrten Menge vom Geschehen. Die nächsten sechs Jahre sollte er von seinem Volk getrennt bleiben.
Doch in der dunkelsten Stunde für Athanasius und die Sache der Orthodoxie bahnte sich das Morgengrauen an. Dieses dritte Exil erwies sich als das fruchtbarste. Unter dem Schutz einer treuen Schar von Wüstenmönchen konnte niemand Athanasius finden, und er verfasste seine bedeutendsten Werke: Die Geschichte der Arianer, Die vier Reden gegen die Arianer, Die vier Briefe an Serapion und Über die Konzile von Ariminum und Seleucia. Es ist eine dieser typischen Ironien der göttlichen Vorsehung, dass der Triumph über den Arianismus größtenteils durch das Wirken eines Flüchtigen zustande kam, der nur knapp vor seinem Tod lebte und schrieb.
Am 21. Februar 362 n.Chr. kehrte Athanasius durch eine weitere Ironie nach Alexandria zurück. Der neue, offensichtlich heidnische Kaiser Julian hob Konstantius’ Verbannungen alle auf. Die Gunst währte nur acht Monate. Doch während dieser Zeit berief Athanasius eine Synode in Alexandria ein und gab den Errungenschaften, die er in den letzten sechs Jahren seiner Schreibarbeit erreicht hatte, eine formellere Gestalt und einen Abschluss. Die Synode hatte einen gewaltigen Einfluss auf den wachsenden Konsens in der Kirche zugunsten der nizänischen Orthodoxie. Hieronymus sagte, dass diese Synode „die ganze Welt aus den Fängen des Satans gerissen hat“, und Archibald Robertson nennt sie „die Krone der Karriere des Athanasius“. [2]
Die von dieser Synode im Jahr 362 n.Chr. ausgehende Stärkung der Orthodoxie ermöglichte es den vereinigten Kräften der östlichen Christenheit, dem politischen Arianismus unter Kaiser Valens, der von 364 bis 378 n.Chr. regierte, zu widerstehen.
Das Ende der Exile
Im Oktober 362 n.Chr. wurde Athanasius erneut seines Amtes enthoben, als Julian voller Zorn erkannte, dass Athanasius sein Christsein so ernst nahm, dass er bereit war, die heidnischen Götter abzulehnen. Und so verbrachte Athanasius die darauffolgenden fünfzehn Monate erneut bei den Wüstenmönchen. Die Geschichte besagt, dass er durch die Prophezeiung eines Mönchs, wonach Julian an diesem Tag in einer Schlacht in Persien gefallen sei, zur Rückkehr bewegt wurde. Die Prophezeiung bewahrheitete sich, und Athanasius wurde am 14. Februar 364 n.Chr. wieder in sein Amt eingesetzt.
Anderthalb Jahre später ordnete Kaiser Valens an, dass alle Bischöfe, die bereits unter Julian vertrieben worden waren, von den zivilen Behörden wieder entfernt werden sollten. Am 5. Oktober 365 n.Chr. stürmte der römische Präfekt die Kirche in Alexandria und durchsuchte die Wohnungen des Klerus. Doch der siebenundsechzigjährige Athanasius war gewarnt worden und entkam ein letztes Mal – sein fünftes Exil. Es war kurz, weil Valens einen gefährlichen Aufstand unter der Führung von Prokopius niederschlagen musste. Daher hielt er es für nicht angebracht, die Unzufriedenheit des Volkes im Athanasius-begeisterten Alexandria weiter schwelen zu lassen. Athanasius wurde am 1. Februar 366 n.Chr. zurückgebracht.
Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er damit, seine Berufung als Pastor und Supervisor von Pastoren zu erfüllen. Er führte eine umfangreiche Korrespondenz und förderte und unterstützte das Anliegen der Orthodoxie im ganzen Reich. Am 2. Mai 373 n.Chr. starb er.
Vor allen Dingen: Freude
Was können wir aus Athanasius’ Leben bezüglich der heiligen Berufung der Kontroverse lernen?
Athanasius bot mörderischen Eindringlingen in seiner Kirche die Stirn. Er stand vor Kaisern, die ihn ebenso leicht hätten töten können, wie ihn ins Exil zu schicken. Er riskierte den Zorn der Eltern und anderer Geistlicher, indem er junge Menschen bewusst dazu ausbildete, sich ganz Christus hinzugeben, einschließlich des Martyriums. Er würdigte die Frucht seines Dienstes mit diesen Worten:
„In der Jugend sind sie zurückhaltend, in den Versuchungen beharrlich, in den Mühen ausdauernd, wenn sie beleidigt werden, sind sie geduldig, wenn sie beraubt werden, lassen sie es über sich ergehen; und, so wunderbar es ist, sie verachten sogar den Tod und werden zu Märtyrern Christi“ – Märtyrer, die nicht töten, sondern lieben, wenn sie sterben.[3]
Athanasius contra mundum sollte jeden Pastor dazu inspirieren, sich demütig und mutig zu behaupten, wenn eine biblische Wahrheit auf dem Spiel steht. Aber achte darauf, dass du deine Gegner in der Freude immer übertriffst. Wenn es sich lohnt, für etwas zu kämpfen, dann ist es auch wert, sich darüber zu freuen. Und die Freude ist im Kampf von entscheidender Bedeutung, denn es gibt nichts, wofür es sich zu kämpfen lohnt, was nicht unsere ewige Freude in Gott vergrößert.
Der Mut im Konflikt muss einhergehen mit der Freude an Christus. Dies war Teil der Kampfstrategie von Athanasius gegenüber seinen Gegnern:
„Lasst uns mutig sein und uns immer freuen … Lasst uns bedenken und beherzigen, dass, solange der Herr mit uns ist, unsere Feinde uns nichts anhaben können … Wenn sie aber sehen, wie wir uns im Herrn freuen, wie wir die zukünftige Glückseligkeit vor Augen haben, wie wir an den Herrn denken, wie wir alles in seiner Hand sehen … – dann werden sie beunruhigt und wenden sich ab.“[4]
Athanasius würde sich wünschen, dass wir diese Lektion aus seinem Leben und dem Leben seiner Helden lernen: Auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als seien wir allein contra mundum, lasst uns mutig sein und unsere Gegner in der Freude übertreffen.
1 Philip Schaff, Nicene and Post-Nicene Fathers, Bd. 4, Cosimo, Inc., 2007, S. 16.
2 Ebd., S. 58.
3 Ebd., S. 65.
4 Ebd., S. 207.