Auf den Punkt gebracht – die Johannesbriefe
Die Bibel ist voll von verborgenen Schätzen, und viele davon finden sich in ihren kleineren Büchern. Während die meisten Christen aber mit den „großen Büchern“ (wie Genesis, den Psalmen, Jesaja, dem Johannesevangelium, Römer und Epheser) einigermaßen gut vertraut sind, bleiben die kürzeren, z.B. Joel, Haggai, Zephanja und auch die drei Johannesbriefe, für viele allerdings weniger gut bekannt.
In diesem Artikel werden wir drei wesentliche Aspekte aus den Johannesbriefen näher betrachten:
1. Obwohl diese Bücher kurz sind, spielen sie eine wichtige Rolle für das geistliche Wachstum und die Reife eines Christen
Nach vierzig Jahren pastoraler Arbeit habe ich gelernt, nicht davon auszugehen, dass Christen heutzutage ihre Bibeln so gut kennen wie frühere Generationen. Biblische Bildung und Auslegungspredigten sind nicht mehr so verbreitet wie früher. Die allgemeine Aufmerksamkeitsspanne selbst von gläubigen Menschen ist vom Zeitgeist infiziert, und das gute Bestreben, kulturrelevant zu dienen, hat oft zu Predigten geführt, die eher thematisch als auslegend sind. All das hat ergeben, dass Christen die Fülle und Tiefe von Gottes Wort nicht mehr in ihrer Gesamtheit erfassen.
Paulus erinnerte Timotheus: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet“ (2Tim 3,16–17). Paulus hat diese Wahrheit diesem jungen Mann Gottes besonders eingeprägt, damit er Gottes geschriebenes Wort in seiner Gesamtheit annimmt und damit es sein Leben und seinen Dienst prägt. Was für Timotheus galt, gilt sicher nicht weniger für jeden Christen.
Wir sollten also 1., 2. und 3. Johannes kennen, damit wir in der Gerechtigkeit unterwiesen werden und reife Christen sind, ausgerüstet zu jedem guten Werk.
2. Die drei Johannesbriefe wurden vor dem dunklen Hintergrund von Irrlehren geschrieben, die die Reinheit, den Frieden und die Mission der Gemeinde bedrohten
Neu waren diese Irrlehren schon zur Zeit des Johannes nicht. Satan lässt sie regelmäßig wieder aufleben, um die Gemeinde Jesu zu erschüttern, sie zu vereinnahmen und sie ihres Glaubens an das Evangelium zu berauben. Zu Beginn seines ersten Briefes schreibt Johannes:
„Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, dass Gott Licht ist und in ihm gar keine Finsternis ist. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit; wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde. Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.“ (1Joh 1,5–10; Hervorhebungen hinzugefügt)
Beachte den Dreiklang: „Wenn wir sagen, dass ...“ (1Joh 1,6.8.10). Aus welchem Grund schreibt er das? Nun, einige Menschen in der Gemeinde behaupteten, sie hätten Gemeinschaft mit Gott, lebten aber in Unmoral bzw. unbußfertiger Sünde. Später, in 1. Johannes 2,19, schreibt Johannes: „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns“. Als treuer Seelsorger warnt Johannes seine „lieben Kinder“, wie er sie nennt, sich vor falschen Lehren zu hüten, weil „Gott Licht ist und in ihm gar keine Finsternis ist“ (1Joh 1,5; vgl. 1Joh 2,22; 4,1–3).
Der zweite und dritte Johannesbrief geben uns noch mehr Einblicke in das Anliegen des Apostels, seine lieben Kinder vor Irrlehren zu bewahren. In 2. Johannes 7 lesen wir: „Denn viele Verführer sind in die Welt hineingekommen, die nicht bekennen, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist – das ist der Verführer und der Antichrist.“ In 3. Johannes 9 warnt Johannes seine lieben Kinder sogar vor einem bestimmten Mann: „Diotrephes, der bei ihnen der Erste sein möchte“. Johannes weiß nur zu gut, dass ein schlechter Charakter sich ebenso tödlich auf das Volk Gottes auswirkt wie eine falsche Lehre.
3. Die drei Johannesbriefe sind ein Beispiel für die Liebe, das Mitgefühl und den Mut, die in jedem Seelsorger und auch in jedem Christen zu finden sein sollten
Ein Dienst, der Gott verherrlicht und die Schafe nährt, hat seine Wurzeln in Predigten, die nicht nur korrekt und orthodox sind, sondern auch reich an Mitgefühl, Mut und Zärtlichkeit. Es fällt auf, wie oft Johannes seine Leser als seine „Kinder“ bezeichnet (1Joh 2,1.12.28; 3,18; 4,4; 5,21). Seine Lehre an sie entspringt seiner Liebe zu ihnen. Wie verändert wären viele unserer Gemeinden, wenn ihre Mitglieder wüssten und fühlten, dass ihre Pastoren sie im Herzen tragen und ihr Wohl über das eigene Leben stellen würden!
Die drei Briefe des Johannes sind Schätze des Evangeliums. Lies sie, denke über sie nach und lerne sie vielleicht sogar auswendig, damit du weiter in der Gnade Gottes wachsen kannst.