Palmsonntag lehrt uns Vertrauen
In einer turbulenten Welt Autorität und Fürsorge erfahren
Wir sind tagtäglich von Ängsten umgeben. Was macht dir zurzeit Angst?
Technologische Fortschritte, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz, sind vielversprechend, bergen aber auch Risiken – so warnt einer der KI-Pioniere vor einer potenziellen „Übernahme“ durch die Technologie. In der Politik wachsen die Zweifel, ob Demokratien als Regierungsform Bestand haben werden – eine besonders drängende Frage in einem Wahljahr. Weltweit lodern Konflikte, die die Sorge wecken, dass wir uns am Rande eines weiteren Weltkriegs befinden. Hinzu kommen die allgegenwärtigen Auswirkungen der Sünde, die wir in unseren Gemeinschaften und unserem persönlichen Leben spüren.
Vertrauen ist entscheidend, um mit unseren Ängsten umzugehen. Es gibt uns Halt im Chaos. Doch genau dieses Vertrauen scheint uns immer mehr zu fehlen. Ironischerweise ist es unser eigener Selbstschutz, der uns auf einen Pfad des Misstrauens führt. Wir fürchten, dass Vertrauen uns verletzlich macht, und begegnen deshalb anderen mit Skepsis – besonders Institutionen und Regierungen.
Doch dieses wachsende Misstrauen schadet am Ende uns selbst und unseren Gemeinschaften. Die Skepsis, die wir wie eine schützende Hecke um uns errichten, wird zum Gefängnis. Wir bleiben isoliert und ängstlich zurück, während die Welt scheinbar unaufhaltsam auf den Abgrund zurast.
Jesu triumphaler Einzug am Palmsonntag lehrt uns, dass wir ihm vertrauen können – ganz gleich, wie instabil und bedrohlich die Welt erscheint.
Zwei wesentliche Voraussetzungen für Vertrauen sind Kompetenz und Fürsorge. Wir vertrauen einem guten Installateur, weil er sein Handwerk beherrscht und sich um uns kümmert. Fehlt ihm die nötige Kompetenz, sollten wir ihm nicht vertrauen – selbst wenn er sich um uns sorgt. Doch auch wenn er sein Handwerk perfekt beherrscht, aber keine Fürsorge zeigt, hat er nicht unser Bestes im Sinn und könnte versuchen, uns auszunutzen.
Kompetenz und Fürsorge sind gleichermaßen entscheidend für Vertrauen. Fehlt eines von beidem, ist gesunde Skepsis angebracht – schließlich mahnt Jesus seine Jünger, „klug wie die Schlangen“ (Mt 10,16) zu sein.
Jesu Autorität
Die Zeit vor Palmsonntag war für die Jünger Jesu geprägt von Angst. Sie fürchteten die Rückkehr nach Jerusalem, denn beim letzten Besuch entkam Jesus dort nur knapp einer Steinigung (vgl. Joh 11,8). Die Spannung war greifbar, zumal sich die Stadt mit Pilgern zum Passahfest füllte.
Dennoch behielt Jesus die Kontrolle über die Situation und wies seine Jünger an:
„Geht in das Dorf, das vor euch liegt, und sobald ihr dort hineinkommt, werdet ihr ein Füllen angebunden finden, auf dem nie ein Mensch gesessen hat; bindet es los und führt es her! Und wenn jemand zu euch sagt: Warum tut ihr das?, so sprecht: Der Herr braucht es!, so wird er es sogleich hierher senden.“ (Mk 11,2–3)
Jesu Vorhersage und ihre Erfüllung machten seinen Jüngern deutlich, dass er der Situation nicht hilflos ausgeliefert war. In der Karwoche spitzten sich die Spannungen zu, als seine Kompetenz bzw. Autorität mit der der weltlichen Machthaber kollidierte. Bei seiner Verhaftung flohen seine Jünger aus Angst, selbst verfolgt zu werden.
Doch Jesu Worte zeigten ihnen eine zentrale Wahrheit: Auch wenn alles aus den Fugen zu geraten scheint, behält er die Kontrolle. Als König regiert er kompetent bis ins kleinste Detail!
Während seines Wirkens bewies Jesus seine Autorität über Krankheiten, Naturgewalten, dämonische Kräfte und den Tod. Sein Einzug in das chaotische, feindselige Jerusalem unter den Palmzweigen war eine klare Botschaft: „Habt keine Angst, ich habe die Kontrolle.“ Der Theologe James Edwards bringt es auf den Punkt: „Jesus zieht nicht als unwissendes Opfer in Jerusalem ein, sondern mit ... Vorherwissen und Souveränität“ – oder, anders gesagt, mit Kompetenz und Autorität.
Jesu Fürsorge
Vielleicht zweifeln wir nicht an Jesu Autorität, aber wir hinterfragen seine Fürsorge. Denn wenn er die Kontrolle hat, warum ist die Welt (oder mein Leben) voller Schmerz? Palmsonntag zeigt uns, dass Jesus auch die zweite notwendige Zutat für Vertrauen besitzt: Fürsorge.
Sacharja 9 beschreibt einen gerechten und demütigen König auf einem Esel, der Erlösung nach Jerusalem bringt. Sein Frieden soll sich bis an die Enden der Erde erstrecken. Falls Jesu dreijähriger Dienst noch Zweifel an seiner Gnade offenlassen sollte, spricht sein Einzug auf einem Lasttier umso deutlicher von seiner Erlösung und Fürsorge.
Lukas berichtet zudem ein ergreifendes Detail: Jesu Tränen (vgl. Lk 19,41). Jesus weinte über die Zurückweisung Jerusalems. Er war nicht zornig, sondern voller Schmerz. Nicht lange zuvor weinte er über den Tod von Lazarus (vgl. Joh 11,35). In beiden Fällen war es nicht sein eigenes Leid, sondern das der anderen, das ihn zu Tränen rührte. Er ist der König, der sich sorgt.
Doch sind Jesu Autorität und Fürsorge stark genug für die Gefahren, die uns bedrohen? Atomkrieg, Wirtschaftskrisen, Pandemien, KI, eine instabile Demokratie, Mobbing, ein tyrannischer Chef, eine schwierige Ehe, hartnäckige Sünde?
Stellen wir uns einen Taucher vor, der in ein Haifischbecken steigt. Wie kann er das wagen? Er hat einen Schutzkäfig, der jedem Angriff standhält.
Palmsonntag zeigt uns: Jesu kompetente Autorität und Fürsorge sind dieser Schutz. Sie sind stärker als jede Bedrohung. Ihm zu vertrauen gibt uns Halt in einer chaotischen Welt. Während die Welt, das Fleisch und der Teufel gegen uns anstürmen, ist unsere Zuflucht der mächtige König auf dem Esel!