Beste Freunde für immer

Artikel von Jonathan de Oliveira
20. April 2025 — 11 Min Lesedauer

Die wunderbare Tatsache der Auferstehung

Ich liebe 1. Korinther 15! Dieses Kapitel gehört neben Jesaja 53, Römer 8, Epheser 2 und einigen anderen zu jenen Stellen der Bibel, die den Kern des Glaubens auf wunderbare und majestätische Weise formulieren. In 1. Korinther 15 wird die Tatsache der Auferstehung behandelt und insbesondere, warum sie zum Kern des christlichen Glaubens gehört (und gehören muss!). In diesem Kapitel liefert uns Paulus den Grund, warum der Glaube an die Auferstehung Jesu (und infolgedessen unsere Auferstehung) so wichtig und notwendig ist. Die Auferstehung ist nämlich das Siegel auf seinem vollendeten Erlösungswerk und die Zuversicht für jeden Christen, dass er selbst den Tod eines Tages überwinden wird. Keine Auferstehung – keine Hoffnung; Ja zur Auferstehung – Ja zur Hoffnung! Dieses Kapitel liefert uns also wunderbare Argumente für die Geschichtlichkeit der Auferstehung Jesu, gibt uns Gewissheit in Bezug auf unsere zukünftige Auferstehung und krönt Gottes Geschichte mit der erlösten Menschheit! Was für eine Grundfeste christlicher Hoffnung!

Wenn du 1. Korinther 15 noch nie gelesen hast, dann leg diesen Artikel beiseite und öffne deine Bibel. Das wird deine Seele tiefer erfreuen, als ich das je für dich tun könnte. Hast du das Kapitel gelesen? Dann mache ich weiter.

Jesu Begründung der Auferstehung

Diese Einleitung war mir wichtig, um dem Text aus 1. Korinther 15 nichts von seinen kostbaren Wahrheiten zu nehmen. Allerdings möchte ich über eine andere Stelle und einen ganz anderen Grund reden, der die Auferstehung so wichtig und notwendig macht – und dieser Grund hat nichts mit Jesus und seiner Auferstehung zu tun (oder zumindest nicht direkt). Warte einen Augenblick, bevor du mich gedanklich zum Scheiterhaufen führst! Ich habe mir diese Begründung nicht selbst ausgedacht, sondern der Gedanke wurde zuerst von Jesus geäußert! Die Zusammenfassung lautet wie folgt: Die Auferstehung ist notwendig, weil der unveränderliche Gott sich denjenigen für alle Ewigkeit verpflichtet, die in einer Bundesbeziehung zu ihm stehen. Noch umgangssprachlicher kann man es so ausdrücken: Es liegt im Wesen Gottes, ein bester Freund für immer zu sein, und es ist sein Ziel, aus uns beste Freunde für immer zu machen.

Diese Begründung liefert uns Jesus in seiner einzigen überlieferten Rede, die die Tatsache der Auferstehung verteidigt (zu finden in Markus 12,26–27 und in den Parallelberichten in Mt 22,31–32 und Lk 20,37–38). Der Anlass für diese Verteidigung ist eine nicht ganz so seriöse Frage der Sadduzäer. Durch die Konstruktion eines äußerst unwahrscheinlichen „Problemfalls“ zielten sie darauf ab, den Glauben an eine Auferstehung ins Lächerliche zu ziehen und die Befürworter einer Auferstehung in die Bredouille zu bringen. Jesus nannte ihnen aber zwei Gründe, die ihren Irrtum aufzeigten. Zum einen waren sie der Auffassung, dass das ewige Leben einfach eine Fortsetzung der jetzigen Realität sei und deshalb Ehen, die in diesem Leben eigegangen worden sind, weiterhin gelten. Jesus zeigte ihnen, dass die Auferstehung eine ganz neue Realität mit sich bringt. Uns interessiert aber vor allem der zweite Grund. Jesus sagte:

„Was aber die Toten anbelangt, dass sie auferstehen: Habt ihr nicht gelesen im Buch Moses, bei [der Stelle von] dem Busch, wie Gott zu ihm sprach: ‚Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs‘? Er ist nicht der Gott der Toten, sondern der Gott der Lebendigen. Darum irrt ihr sehr.“ (Mk 12,26–27)

Ein Fehler in der Argumentation?

Jesus zitierte aus der Schrift, um seine Sicht zu verteidigen, und diese Gewohnheit ist uns gut bekannt und vorbildhaft. Aber bei diesem Zitat stehen wir ein Stück weit auf dem Schlauch. Warum diese Stelle? Klar, die Sadduzäer erkannten nur die Autorität der fünf Bücher Mose an, also zitierte Jesus daraus. Dennoch erscheint uns dieser Text auf den ersten Blick nicht so überzeugend. Handelt es sich um ein misslungenes Moment in Jesu sonst glänzender Auflistung von scharfsinnigen Argumentationen? Nein, wir reden über Jesus, der weiser war und die Schrift besser kannte als alle Schriftgelehrten seiner und unserer Zeit. Außerdem zeigt uns die Reaktion seiner Zuhörer, dass seine Antwort sehr überzeugend war, denn sie schwiegen. Demzufolge sind wir gezwungen, sein Argument näher zu betrachten. Wir müssen verstehen, warum die Auferstehung so notwendig ist –und zwar so notwendig, dass wir wie die Sadduzäer sehr irren würden, wenn wir nicht daran glaubten.

Ein häufiger Ansatz: die Zeitform des Verbs

Eine häufige Erklärung für diese Stelle dreht sich um die Zeitform, die Gott in seiner Vorstellung gebraucht: „Ich bin“ (Hervorhebung hinzugefügt). Die Argumentation ist wie folgt: Gott stellt sich im Präsens vor als der Gott von drei Männern, die schon seit Hunderten von Jahren tot waren. Wenn es für Abraham, Isaak und Jakob keine Auferstehung gäbe, dann müsste Gott sich korrekterweise anders vorstellen: „Ich war der Gott Abrahams und der Gott Isaaks …“. Diese Interpretation empfiehlt sich, weil sie an sich vernünftig ist. Das Problem ist nur: Sie funktioniert zwar auf Deutsch, aber nicht unbedingt im hebräischen oder griechischen Originaltext. Im Hebräischen gibt es in 2. Mose 3,6 kein Verb. Wortwörtlich übersetzt heißt es: „Ich der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams …“ In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments gibt es das Verb zwar, aber nur Matthäus übernimmt es in seiner Wiedergabe des Texts. Bei Markus und Lukas fehlt das Verb im griechischen Text ebenfalls. Also ist das wohl nicht der Punkt von Jesu Argument; wir müssen weitersuchen.

Die Lösung: Beziehung und Bund

Die Antwort liegt in dem Bibelabschnitt, den Jesus zitiert. In 2. Mose 3–4 stellt sich Gott Mose vor und kündigt an, dass er sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten retten wird. In diesem Gespräch betont Gott nicht weniger als viermal, dass er „der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ ist. Offensichtlich liegt der Fokus der Bibelstelle auf Gottes Beziehung mit den Erzvätern und insbesondere auf seinem Bund mit ihnen. Der Grund seiner Erscheinung zu Moses Zeit – die Rettung des Volks aus der Sklaverei – gründet auf diesem Bund. Überhaupt enthält 2. Mose 3–4 einige Anspielungen auf 1. Mose 15, wo davon berichtet wird, dass Gott einen Bund mit Abraham schließt. Indem Gott sich auch Jahrhunderte nach dem Tod von Abraham, Isaak und Jakob weiterhin mit ihnen identifiziert, zeigt er, dass er weiter an der Bundesbeziehung festhält, welche die Grundlage für die Errettung des Volkes aus der Sklaverei sein wird.

Nun war der Bund mit Abraham, Isaak und Jakob nicht nur auf das Volk bezogen, das aus ihnen hervorgehen sollte, sondern auch persönlich. Wenn wir Gottes Bundesworte an Abraham, Isaak und Jakob lesen, ist immer ausdrücklich zuerst von „dir“ und dann erst von „deinen Nachkommen“ die Rede (vgl. 1Mose 13,15; 26,3.24; 35,12; vgl. mit Röm 4,13). Ferner handelt es sich um einen ewigen Bund (vgl. 1Mose 17,7). Mit anderen Worten: Gott bleibt für immer der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. An Abraham, Isaak und Jakob müssen die Verheißungen persönlich erfüllt werden. Da die Verheißungen zu ihren Lebenszeiten aber nicht erfüllt wurden, kann das Ende von Abraham, Isaak und Jakob noch nicht gekommen sein. Genau diesen Punkt verfolgt der Autor des Hebräerbriefs in Kapitel 11:

„Diese alle sind im Glauben gestorben, ohne das Verheißene empfangen zu haben, sondern sie haben es nur von ferne gesehen und waren davon überzeugt, und haben es willkommen geheißen und bekannt, dass sie Gäste ohne Bürgerrecht und Fremdlinge sind auf Erden; denn die solches sagen, geben damit zu erkennen, dass sie ein Vaterland suchen. Und hätten sie dabei jenes im Sinn gehabt, von dem sie ausgegangen waren, so hätten sie ja Gelegenheit gehabt, zurückzukehren; nun aber trachten sie nach einem besseren, nämlich einem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden; denn er hat ihnen eine Stadt bereitet.“ (Hebr 11,13–16; Hervorhebungen hinzugefügt)

Achte besonders auf den letzten Satz und insbesondere darauf, wie der Autor zwei Aspekte zusammenbringt: Gott identifiziert sich mit den Erzvätern persönlich („Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden“) und er erfüllt seine Verheißung an die Erzväter persönlich („er hat ihnen eine Stadt bereitet“). Das bedeutet: Die Beziehung zu den Erzvätern geht weiter.

Kehren wir zu 2. Mose 3,6 zurück. Die Selbstidentifizierung Gottes mit den Erzvätern ist Bundessprache. Als Gott sich Mose als Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs vorstellt, weist er auf die persönliche und ewige Bundesbeziehung hin, die er weiterhin mit ihnen genießt. Als Jesus also diese Stelle zitiert, erinnert er seine Zuhörer an die persönliche und ewige Bundesbeziehung Gottes mit den Erzvätern. Der Rückschluss: Der Tod kann nicht das Ende sein. Deshalb schlussfolgert Jesus: „Er ist nicht der Gott der Toten, sondern der Gott der Lebendigen“ (Mk 12,27). Diejenigen, mit denen Gott in einer Bundesbeziehung steht und mit denen er sich deshalb identifiziert, leben weiter. Wir können das sogar noch stärker formulieren: Sie müssen weiterleben. Denn Gott geht mit Menschen, mit denen er in einem Bund steht, nur ewige Beziehungen ein. Einmal Freund Gottes, immer Freund Gottes! Gott überlässt seine Freunde nicht dem Tod, denn sie sind beste Freunde für immer.

Diese Wahrheit ist an unterschiedlichen Stellen im Alten Testament zu finden, aber insbesondere in den tief empfundenen Gebeten der Gläubigen in den Psalmen:

„Ich habe den HERRN allezeit vor Augen; weil er zu meiner Rechten ist, wanke ich nicht. Darum freut sich mein Herz, und meine Seele frohlockt; auch mein Fleisch wird sicher ruhen, denn du wirst meine Seele nicht dem Totenreich preisgeben und wirst nicht zulassen, dass dein Getreuer die Verwesung sieht.“ (Ps 16,8–10)
„Dieser ihr Weg ist ihre Torheit, und doch haben ihre Nachkommen Wohlgefallen an ihren Worten. (Sela.) Herdenweise sinken sie ins Totenreich hinab; der Tod weidet sie … Aber Gott wird meine Seele aus der Gewalt des Totenreichs erlösen; denn er wird mich aufnehmen! (Sela.)“ (Ps 49,14–16)
„Der du uns viel Not und Unglück hast sehen lassen, du machst uns wieder lebendig und holst uns wieder herauf aus den Tiefen der Erde.“ (Ps 71,20)

Gottes Beziehungen: Verpflichtung für alle Ewigkeit

Es gibt also einen noch grundsätzlicheren Grund für unsere Auferstehung als den, dass Jesus auferstanden ist. Warte wieder einen Augenblick, bevor du gedanklich einen Stein in meine Richtung wirfst! Ich möchte die Rolle Jesu in der Auferstehung keineswegs kleinreden. Ohne Jesus ist sicher keine Auferstehung möglich, denn nur in ihm stehen wir in einer Bundesbeziehung mit Gott. Nur in Jesus sind wir geheiligt und gelten als Heilige. Nur in Jesus werden alle Bundesverheißungen erfüllt. Dennoch begründet Jesus nicht die Auferstehung; er ermöglicht sie. Begründet wird die Auferstehung stattdessen durch Gottes Bundestreue und Liebe für diejenigen, die in einem Bund mit ihm stehen. Deshalb gilt: Schon bevor Jesus starb und auferstand, ja bevor er überhaupt auf die Erde kam, stand fest, dass es eine Auferstehung geben wird. Das war schon immer Gottes Plan und Wille. Er wollte schon immer ewig mit seinen Freunden leben.

Wenn das so ist, wird die Auferstehung nicht erst im 1. Jahrhundert durch Jesu Wirken notwendig. Gottes Natur als Bundesgott macht die Auferstehung notwendig! Wir können so weit gehen und sagen, dass diese Tatsache auch der Grund ist, warum Jesus selbst auferstand. Das lehrt uns Petrus in seiner Pfingstpredigt. Er behauptet, dass es „unmöglich war, dass Er [vom Tod] festgehalten würde“ (Apg 2,24), und begründet das mit Psalm 16,8–10. Mit anderen Worten: Weil Jesus als Mensch in vollkommener Beziehung mit Gott war, war es unmöglich für ihn, tot zu bleiben und die Verwesung zu sehen.

Kein Wunder also, dass Jesus keinen Bezug auf seine eigene bevorstehende Auferstehung nahm, als er mit den Sadduzäern sprach, denn für die Sadduzäer war der springende Punkt nicht, wie es möglich ist, dass Menschen auferstehen, sondern warum es die Auferstehung überhaupt braucht. In ihrem Weltbild (und vor allem in ihrem Gottesbild) bestand die Notwendigkeit gar nicht. Mit Jesu Antwort wird allerdings offenbar, dass die Sadduzäer Gott gar nicht kannten, denn wenn sie ihn gekannt hätten, hätten sie auch gewusst, dass Gott an seinen Beziehungen festhält. Und wenn das so ist, muss es ein Leben nach dem Tod geben.

Die Auferstehung ist nicht bloß ein schönes Add-On des christlichen Glaubens. Sie ist nicht bloß ein guter und passender Abschluss von Jesu Geschichte. Die Auferstehung ist auch nicht bloß eine Auswirkung oder Folge des Evangeliums. Tatsächlich geht sie dem Evangelium voraus, da Gottes Wunsch, für immer mit seinem gefallenen Volk zu leben, des Evangeliums bedurfte. Sie machte das Evangelium erst notwendig und ist gleichzeitig das Ziel des Evangeliums. Christ, du stehst in einer Bundesbeziehung mit Gott. Gott hat sich dir verpflichtet – von Anfang an und für alle Ewigkeit! Er ist der beste Freund für immer, und du bist sein bester Freund für immer. Deshalb hast du ewiges Leben.