Das Neue Testament als Vorbild für das gemeinsame Gebet

Artikel von Andy Davis
16. August 2016 — 5 Min Lesedauer

In der Bibel finden wir eine ganze Reihe beeindruckender Ereignisse, die uns Gottes gewaltige Macht vor Augen führen. Wie gerne hätte ich viele von ihnen „live“ miterlebt! Aber nicht nur Gottes Machtdemonstrationen, wie die Schöpfung der Welt, die Teilung des Roten Meeres und – am tiefgreifendsten – die Auferweckung seines Sohnes von den Toten, faszinieren mich. Mich beeindruckt auch, wie gegenwärtig Gott in den Gebetstreffen der ersten Christen war.

„Gott will Gebetstreffen gebrauchen, um die Kraft seines Heiligen Geistes wieder und wieder in unseren Gemeinden auszugießen.“
 

Denke ich an Gebetstreffen in der Kirchengeschichte, wäre ich gerne dabei gewesen, als die Kraft des Geistes in Apostelgeschichte 4,31 ausgegossen wurde: „Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren, und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit.“ Sowohl in der Apostelgeschichte, als auch in der Kirchengeschichte zeigt sich, dass Gott solche Gebetstreffen gebrauchen will, um die Kraft seines Heiligen Geistes wieder und wieder in unseren Gemeinden auszugießen.

Lernen von den ersten Christen

Hier sind neun Aspekte, wie uns die Gebetstreffen der ersten Christen inspirieren können, eine tiefere Gemeinschaft zu haben und kraftvoller zu beten. Dabei können wir sowohl von der Art und Weise, wie sie gebetet haben, als auch von dem, was sie gebetet haben, profitieren:

1) Kraft, das Evangelium zu predigen (Apg 2): Die Gemeinde traf sich regelmäßig zum Gebet. Die Gläubigen erwarteten die Gabe, die der Vater und der Sohn versprochen hatten. An Pfingsten wurde der Heilige Geist auf die Gemeinde ausgegossen – und die Christen gingen auf die Straßen Jerusalems, um die Welt zu verändern. Obwohl Pfingsten natürlich einmalig in Gottes Heilsgeschichte war, stellt dieses Ereignis eine Art Muster für jede Ortsgemeinde dar.

2) Mut, Verfolgung zu ertragen (Apg 4,23–31): Je mutiger und treuer eine Gemeinde Christus bezeugt, desto größer ist meist auch der Widerstand des Teufels. Das sollte die Gemeinde dazu bringen, sich regelmäßig zu treffen, um dafür zu beten, ein kraftvolles und unerschrockenes Zeugnis in der Welt zu sein.

3) Errettung aus Leid (Apg 12,1–17): Die bedrängten Gläubigen versammelten sich, um für die Freilassung des Petrus zu beten und der Herr erhörte ihr Gebet auf übernatürliche Weise. Wir können darin ein Gebetsmuster für Gemeindeversammlungen sehen, die für leidende und angefochtene Glaubensgeschwister beten. Zum Beispiel für solche, die an einer unheilbaren Krankheit leiden, für Pastoren, die im Gefängnis sitzen, für Gerichtsurteile, die eine Auswirkung auf den gesamten Leib Christi in einem Land haben, und so weiter.

4) Weisheit für den Dienst (Apg 13,1–4): Die Gemeinde in Antiochia versammelte sich zum Gebet und der Herr berief in der Folge Barnabas und Saulus durch die Kraft des Heiligen Geistes zu ihrer ersten Missionsreise. So kann sich auch heute eine Gemeinde zum Gebet versammeln und Gott um Weisheit und Wegweisung für ihren Dienst bitten.

5) Gründung neuer Gemeinden (Apg 16,13–15): Paulus und Silas begegneten ein paar Frauen bei einem Gebetstreffen am Fluss in Philippi. Das war der Startschuss für eine neue Ortsgemeinde! Gott kann Gebetstreffen gebrauchen, um neue Gemeinden entstehen zu lassen.

6) Geteiltes Leid (Apg 20,36–38): Der herzzerreißende Abschied zwischen Paulus und den Leitern der Gemeinde in Ephesus zeigt, wie Gemeinden sich in Zeiten von Leid und großer Bedrängnis gegenseitig Trost spenden können. Gemeinsame Gebetstreffen sind ein guter Ort, um „mit den Weinenden zu weinen“ (Röm 12,15).

7) Innige Gemeinschaft (Apg 21,1–6): Die Gemeinde in Tyrus versammelte sich am Strand, um Paulus vor seiner Abreise nach Jerusalem zu sehen und um ihn zu warnen, nicht dorthin zu gehen. Freies gemeinsames Gebet ist ein wunderbarer Weg, um Gemeinschaft zu stärken, vor allem in kleinen Gruppen, die sich wöchentlich treffen.

8) Erneuerung der Gemeinde (Offb 2,5; 3,2): Der Heilige Geist spricht zu den Gemeinden in Offenbarung 2–3. Von den meisten Gemeinden fordert er eine Erneuerung. Durch Gebetstreffen kann eine sterbende Gemeinde die Gemeindeglieder stärken, die übrig geblieben sind.

9) Vergebung von Sünde (Jak 4,1–10): Gemeinden sollten sich immer wieder Zeiten für ein gemeinsames Sündenbekenntnis, Fasten und Buße nehmen. Dies kann während der öffentlichen Gottesdienste geschehen, aber eine noch größere Kraft hat das Sündenbekenntnis, wenn es mit etwas mehr Zeit in einem geschlossenen Kreis gläubiger Christen geschieht.

Praktische Anregungen

Es gibt viele Möglichkeiten, wie sich solche Gebetstreffen in heutigen Gemeinden gut entwickeln können. Am gängigsten sind kleine Gebetsgruppen, die sich wöchentlich zum Bibellesen, Beten und für eine tiefere Gemeinschaft treffen. Dadurch, dass sich die Mitglieder immer besser kennenlernen und füreinander einstehen, können diese Gebetstreffen sehr wertvoll sein. In unserer Kleingruppe beten die Männer und Frauen auch separat, weil sie sich so oft besser öffnen können.

„Dadurch, dass sich die Mitglieder immer besser kennenlernen und füreinander einstehen, können Gebetstreffen sehr wertvoll sein.“
 

Zwei bis dreimal im Jahr führen wir ein „Gebets-Konzert“ durch, bei dem die ganze Gemeinde speziell für Gebet zusammen kommt. Die Gemeindeleiter teilen die Zeit in kleine Zeitabschnitte ein, in denen man für ein bestimmtes Anliegen der Gemeinde oder für die Mission betet. Damit sich Leute beim Beten wohler fühlen, finden wir es sehr hilfreich, die Gemeinde in kleinere Gruppen aufzuteilen. Auch sorgen wir dafür, dass einer diese Zeiten mit Gebet beginnt und auch beendet, um den Abend zu strukturieren.

Vor kurzem haben wir angefangen, jährlich ein „Gebetsmahl“ zu veranstalten. Dabei essen wir zusammen eine einfache Mahlzeit und schließen uns danach in kleineren Gruppen zusammen, um zu beten. Auch hier ist es hilfreich, wenn Leiter Themen vorbereiten und durch den Abend führen, damit die Leute nicht teilnahmslos, sondern ganz bei der Sache sind. Ich kenne aber auch andere Gemeinden, die lieber eine etwas freiere Gestaltung mit weniger Vorbereitung wählen.

Beten mit Fokus

Anfang dieses Jahres rief ich die Gemeinde dazu auf, mit mir fokussiert für lokale Evangelisation zu beten. Der klare Zeitrahmen (8 Wochen lang, immer Mittwoch morgens für eine Stunde) motivierte mehr als 30 Leute, sich Zeit fürs Gebet zu nehmen. Es war eine bereichernde Zeit ehrlichen und aufopferungsvollen Gebets und wir durften bereits Früchte unserer Gebete sehen.

Diese Zeiten des informellen Gruppengebets sind wunderbare Wege, Gottes Segen als Gemeinde zu erleben. Sie ergänzen den kraftvollen Gebetsdienst der Ältesten, den sie Sonntags von der Kanzel aus tun. Ich wünsche dir, dass Gott dich reich segnet, wenn du im Gebet die Kraft seines Heiligen Geistes zum Bau seines Reiches erbittest.